Aaron T. Beck – Wikipedia

Aaron Temkin Beck (* 18. Juli 1921 in Providence, Rhode Island; † 1. November 2021 in Philadelphia, Pennsylvania[1]) war ein amerikanischer Psychiater und Psychotherapeut. Er gilt als Vater der kognitiven Verhaltenstherapie und war Mitglied des Scientific Advisory Boards der False Memory Syndrome Foundation. Etwa gleichzeitig mit Albert Ellis veränderte er die klassische Verhaltenstherapie und ergänzte sie um kognitive Konzepte, die er vor allem auf die Psychotherapie der Depression anwandte.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beck entstammte einer jüdischen Familie. Die Vorfahren mütterlicher- und väterlicherseits wanderten Anfang des 20. Jahrhunderts aus Russland ein. In seiner Kindheit litt er unter schweren Krankheiten und versäumte dadurch einen Teil der frühen Schulbildung. Deshalb wurde der junge Aaron eine Zeitlang als dumm eingeschätzt, was er selbst zeitweilig übernahm.[2]

Er studierte bis 1942 an der Brown University und wechselte dann zur Yale University, wo er 1946 in Psychiatrie promovierte. Eine psychoanalytische Ausbildung am Philadelphia Psychoanalytic Institute schloss er 1958 ab.[3] Eine der frühesten Veröffentlichungen stammt aus dem Jahr 1953, aus Becks Beschäftigung als Psychiater in der US Army.[2] Er untersuchte fünf Soldaten, die nach der versehentlichen Erschießung von Kameraden in Korea psychotische depressive Symptome entwickelt hatten.[2] Manche Begriffe, die Beck in dem Artikel verwendete, wie „unbewusste Feindseligkeit“ oder „Abwehrmechanismen“, lassen noch seine Erfahrungen mit psychoanalytischen Denkmodellen erkennen.[2] 1954 wurde Beck Dozent an der University of Pennsylvania Medical School, wo er mehr als 40 Jahre lang arbeitete.[2] In der darauffolgenden Zeit entwickelte er der Psychoanalyse gegenüber eine skeptische Haltung.[2] 1959 war er bereits außerordentlicher Professor und versuchte anhand von Träumen skeptisch zu prüfen, ob depressive Patienten tatsächlich, wie im psychoanalytischen Konzept angenommen, das Bedürfnis zu leiden hätten.[2] Das Ergebnis veranlasste ihn, sich von der Psychoanalyse abzuwenden.[2]

Als Gegenentwurf schuf er das Modell der kognitiven Verhaltenstherapie, die auf der kognitiven Theorie der Depression basiert, vor allem auf der Beobachtung, dass Depressive bestimmte stereotype Muster der Wahrnehmung und des Schlussfolgerns aufweisen, die ihren Blick auf die Wirklichkeit trüben und sie in Selbstablehnung und Pessimismus gefangen halten. Beck selbst verortete die Ursprünge seiner Ideen in die Zeit zwischen 1960 und 1964.[2]

Während des Koreakrieges arbeitete er im Valley Forge Hospital. 1976/1977 war er Präsident der Society for Psychotherapy Research.[4]

Nachdem Beck psychotische Patienten bereits in den 1950er Jahren behandelt hatte, wurde er in den 1990er Jahren einer der Vordenker derjenigen Vertreter der kognitiven Verhaltenstherapie, die erkunden wollten, was diese Therapieform bei Schizophrenie und Psychose zu leisten vermag.[5] 2001 erhielt Beck einen Heinz Award, 2006 den Albert Lasker Award for Clinical Medical Research und den Gustav O. Lienhard Award for Advancement of Health Care, 2007 den Pasarow Award, 2008 den Anna-Monika Prize und 2011 den Prinz-Mahidol-Preis. Zudem war er ab 2007 Mitglied der American Academy of Arts and Sciences. Er war zuletzt Professor Emeritus am Psychopathologischen Institut der University of Pennsylvania. Seine Forschungsgebiete lagen in den Bereichen Psychotherapie, Psychopathologie, Suizidforschung und in der Entwicklung von Diagnoseverfahren.

Becks Tochter Judith S. Beck, eine Psychologin, veröffentlichte ebenso Bücher über die kognitive Verhaltenstherapie.[2]

Fragebögen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die von ihm entwickelten Fragebögen sind:[3]

Publikationen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Marjorie E. Weishaar: Aaron T. Beck. Sage, London/Thousand Oaks, CA 1993, ISBN 0-8039-8565-7.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Aaron T. Beck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Benedict Carey: Dr. Aaron T. Beck, Developer of Cognitive Therapy, Dies at 100. In: nytimes.com. 1. November 2021, abgerufen am 1. November 2021 (englisch).
  2. a b c d e f g h i j Frank Wills: Kognitive Therapie nach Aaron T. Beck (= Reihe therapeutische Skills kompakt. Band 7). Junfermann, Paderborn 2014, ISBN 978-3-87387-950-8, S. 11–18 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche – englisch: Beck's cognitive therapy. Übersetzt von Guido Plata).
  3. a b Gerhard Stumm, Alfred Pritz, Paul Gumhalter, Nora Nemeskeri, Martin Voracek: Personenlexikon der Psychotherapie. Springer-Verlag, 2006, ISBN 3-211-29396-5, S. 35–36 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Past Presidents. In: psychotherapyresearch.org. Abgerufen am 3. November 2021.
  5. David Kingdon, Douglas Turkington: The ABCs of Cognitive-Behavioral Therapy for Schizophrenia. In: Psychiatric Times. Volume 23, Nr. 7. MHi, 20. Juni 2006, ISSN 0893-2905 (englisch, psychiatrictimes.com [abgerufen am 19. März 2021]).