Angolanische Streitkräfte – Wikipedia

Flagge von Angola Angolanische Streitkräfte
Forças Armadas Angolanas
Führung
Oberbefehlshaber
de jure:
Präsident der Republik Angola
Oberbefehlshaber de facto: Generalstabschef Egídio de Sousa Santos[1]
Sitz des Hauptquartiers: Ministério da Defesa Nacional, Rua 17 de Setembro, Luanda
Militärische Stärke
Aktive Soldaten: 107.000 (2022)[2]
Wehrpflicht: 24 Monate[3]
Wehrtauglichkeitsalter: 20. – 45. Lebensjahr (Männer und Frauen)
18. – 45. Lebensjahr (Männer freiwillig)[3]
Haushalt
Militärbudget: 981,45 Mio. US-$ (2021)[4]
Anteil am Bruttoinlandsprodukt: 1,1 % (2021)[4]
Geschichte
Gründung: 1991

Die angolanischen Streitkräfte (portugiesisch Forças Armadas Angolanas; kurz FAA) sind das Militär des südwestafrikanischen Landes Angola. Die angolanische Armee wurde 1991 gegründet. Generalstabschef der FAA ist Egídio de Sousa Santos.[1] Dank seines Erdölreichtums hat Angola die FAA systematisch hochgerüstet. Im Jahr 2022 wurden, bei ungefähr 107.000 Mann,[2] ca. 981,45 Mio. US-Dollar in die FAA investiert.[4]

Von Befreiungsarmee zur Militärstreitmacht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorgänger der FAA waren die FAPLA (Forças Armadas de Libertação de Angola), der bewaffnete Arm der Unabhängigkeitsbewegung MPLA, die seit 1975 als politische Partei die Macht im Lande hat. Während einer Unterbrechung des 27 Jahre dauernden Bürgerkriegs von 1975 bis 2002 wurden die FAA als überparteiliche Streitkräfte 1991 gegründet, als Angola vom Einparteien- zum Mehrparteienstaat überging. Sie standen zunächst jedoch ausschließlich im Dienst des MPLA; nach dem Ende des Bürgerkriegs nahmen sie erhebliche Kontingente von Militärs ihres Rivalen und Gegners UNITA auf, von den Mannschaftsgraden bis zum Generalsrang. Selbst der Generalstabschef ist ein ehemaliger UNITA-General.

Struktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt drei Teilstreitkräfte: Heer, Marine sowie Luftwaffe[5] und Luftabwehrkräfte, wovon das Heer zahlenmäßig mit 100.000 Soldaten bei Weitem die größte darstellt.[2] Militärisches Gerät stammte ursprünglich vor allem aus der ehemaligen Sowjetunion. Inzwischen gibt es eine militärisch-technische Zusammenarbeit mit der Volksrepublik China, die auch wirtschaftlich sehr stark in Angola engagiert ist.[6] Darüber hinaus wird jedoch zunehmend Ausrüstung aus westlichen Ländern gekauft, so aus Deutschland eine Reihe von kleineren Kriegsschiffen für die Küstenwache der Marine der FAA.[7]

Ab dem Jahr 2000 wurden achtzehn Su-27-Kampfjets aus Russland angeschafft. Eine Maschine wurde 2002 von der UNITA abgeschossen. Für die verschiedenen Aufgaben der Luftwaffe (Seeraumüberwachung, Luftraumüberwachung) stehen geeignete Flugzeuge bereit. Dies ist sehr ungewöhnlich für ein Land in dieser Region, das von der Bevölkerungszahl her noch nicht einmal sonderlich groß ist. Die Verfügbarkeit des militärischen Geräts soll allerdings zwischenzeitlich stark nachgelassen haben auf rund ein Drittel der beschafften Su-27. Im April 2019 war die Lieferung von zwölf Su-30-Kampfjets abgeschlossen, welche bei einem Besuch der russischen Verteidigungsministers 2013 vereinbart worden war.[8]

Vernachlässigbar ist die Marine. Denn obwohl Angola eine lange Küste hat, stehen nur ca. 1.000 Soldaten mit 19 Schiffen bereit.[2] Es gab laut Medienberichten im Jahr 2011 Pläne zur Lieferung von Patrouillenbooten aus Deutschland.[9]

Einsätze im Ausland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kleine Kontingente der FAA sind in der Republik Kongo und der Demokratischen Republik Kongo stationiert. Eine Präsenz während der Unruhen in der Elfenbeinküste, 2010/2011, wurden offiziell nicht bestätigt. Grundsätzlich ist Angola an der Beteiligung der FAA an Einsätzen der Afrikanischen Union interessiert und hat zu diesem Zweck Sondereinheiten gebildet.

Die angolanische Armee hat heute noch rund 29.000 eingeschriebene Mitglieder, die in den Reihen der FAA eingeschrieben bleiben und daher ein Gehalt erhalten.[10]

Übersicht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Heer besteht aus 100.000 Soldaten und verfügt schätzungsweise über folgende gepanzerte Fahrzeuge und Artillerie:[2]

Fahrzeuge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Typ Herkunft Funktion Version Anzahl
T-55 Sowjetunion Sowjetunion Kampfpanzer
Bergepanzer
AM2 200+
T-62 Sowjetunion Sowjetunion Kampfpanzer 50
T-72 Sowjetunion Sowjetunion Kampfpanzer M1 50
PT-76 Sowjetunion Sowjetunion Leichter Panzer 10
BRDM-2 Sowjetunion Sowjetunion Spähpanzer 600
Kaiman Belarus Belarus Spähpanzer 3+
BMP-1
BMP-2
Sowjetunion Sowjetunion Schützenpanzer 250
WZ551 China Volksrepublik Volksrepublik China Mannschaftstransporter PTL02 9+
MT-LB Sowjetunion Sowjetunion Mannschaftstransporter 31
BTR-60
BTR-80
BTR-152
Sowjetunion Sowjetunion Mannschaftstransporter ca. 200
Casspir Sudafrika Südafrika MRAP NG2000 45
T-54 Sowjetunion Sowjetunion Bergepanzer
Bozena Slowakei Slowakei Minenräumpanzer

Panzerabwehrwaffen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Typ Herkunft Funktion Anzahl
9K11 Maljutka Sowjetunion Sowjetunion Panzerabwehrlenkwaffe
B-10
B-11
Sowjetunion Sowjetunion Rückstoßfreies Geschütz 400
M40 Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Rückstoßfreies Geschütz 100
SU-100 Sowjetunion Sowjetunion Jagdpanzer

Artillerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Typ Herkunft Kaliber Funktion Anzahl
2S1 Gvozdika Sowjetunion Sowjetunion 122 mm Selbstfahrlafette 9+
2S3 Akatsiya Sowjetunion Sowjetunion 152 mm Selbstfahrlafette 4
2S7 Pion Sowjetunion Sowjetunion 203 mm Selbstfahrlafette 12
D-30 Sowjetunion Sowjetunion 122 mm Haubitze 523
D-20 Sowjetunion Sowjetunion 152 mm Haubitze 4
M-46 Sowjetunion Sowjetunion 130 mm Kanone 48
BM-21 Grad Sowjetunion Sowjetunion 122 mm Raketenwerfer 70
RM-70 Tschechoslowakei Tschechoslowakei 122 mm Raketenwerfer 40
BM-24 Sowjetunion Sowjetunion 240 mm Raketenwerfer
82 mm Mörser 250
120 mm Mörser 500

Flugabwehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Typ Herkunft Funktion
9K32 Strela-2 Sowjetunion Sowjetunion MANPADS
9K34 Strela-3 Sowjetunion Sowjetunion MANPADS
9K310 Igla-1 Sowjetunion Sowjetunion MANPADS
ZSU-23-4 Sowjetunion Sowjetunion Flugabwehrpanzer
ZPU-4 Sowjetunion Sowjetunion Maschinengewehr
ZU-23 2 Sowjetunion Sowjetunion Flugabwehrkanone
M1939 Sowjetunion Sowjetunion Flugabwehrkanone
S-60 Sowjetunion Sowjetunion Flugabwehrkanone

Marine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Festrumpfschlauchboot der angolanischen Marine

Die Angolanische Marine (port.: Marinha de Guerra Angolana, abgekürzt MGA), ist die Seestreitmacht der angolanischen Streitkräfte und hat eine Personalstärke von 1.000 Soldaten. Hauptaufgabe ist der Schutz der etwa 1600 Kilometer langen Küstenlinie Angolas. Befehlshaber ist seit 2021 Jorge Manuel dos Santos.[1]

Ausrüstung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(Quelle:[2])

Korvetten:

  • BR71 Mk II (Vereinigte Arabische Emirate) (Im Jahr 2023 bestellt)[11]

Schnellboote:

  • 3× HSI 32-Schnellboote (FrankreichFrankreich)
  • 5× Aresa PVC-170-Schnellboote (SpanienSpanien)

Ministerium für Fischerei:

  • Ngola-Kiluange-Klasse, Fischereischutzschiffe (Rumänien)
  • Rei Bula Matadi-Klasse, Fischereischutzboote (China Volksrepublik)
  • Mandume-Klasse, Patrouillenboote (SpanienSpanien)
  • 5× JL3000, Fischereischutzboote (China Volksrepublik)

Küstenverteidigung

Luftwaffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Luftwaffe besteht aus ca. 6.000 Soldaten[2] und verfügt über folgende Flugzeugtypen:[12]

Flugzeug Foto Herkunft Verwendung Version Aktiv Bestellt Anmerkungen
Kampfflugzeuge
EMB 314 Super Tucano Brasilien Brasilien Erdkampfflugzeug 6
MiG-21 Sowjetunion Sowjetunion Abfangjäger 23
MiG-23 Sowjetunion Sowjetunion Abfangjäger/Jagdbomber 22
Suchoi Su-22 Sowjetunion Sowjetunion Jagdbomber 14
Suchoi Su-25 Sowjetunion Sowjetunion Erdkampfflugzeug 12
Suchoi Su-30 Russland Russland Mehrzweckkampfflugzeug 12
Flugzeuge für Spezialmissionen
CASA C-212 Aviocar Spanien Spanien Seefernaufklärer 1
Cessna Citation I Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Seefernaufklärer 1
CASA C-295 Spanien Spanien Seefernaufklärer 2 [13]
Transportflugzeuge
Antonow An-12 Sowjetunion Sowjetunion Transportflugzeug 8
Antonow An-26 Sowjetunion Sowjetunion Transportflugzeug 1
Antonow An-32 Sowjetunion Sowjetunion Transportflugzeug 5
Antonow An-72 Sowjetunion Sowjetunion Transportflugzeug 6
CASA C-212 Aviocar Spanien Spanien Transportflugzeug 1
Iljuschin Il-76 Sowjetunion Sowjetunion Transportflugzeug 7
Xi’an MA60 China Volksrepublik Volksrepublik China Transportflugzeug 2
CASA C-295 Spanien Spanien Transportflugzeug 1 [13]
Daher Kodiak 100 Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Transportflugzeug 3
Embraer Legacy 600 Brasilien Brasilien Geschäftsreiseflugzeug 1
Schulflugzeuge
EMB 312 Tucano Brasilien Brasilien Schulflugzeug 12
K-8 Karakorum China Volksrepublik Volksrepublik China/ Pakistan Pakistan Schulflugzeug 12
Aero L-29 Delfín Tschechoslowakei Tschechoslowakei Schulflugzeug 6
Aero L-39 Albatros Tschechoslowakei Tschechoslowakei Schulflugzeug 4
Pilatus PC-7 Schweiz Schweiz Schulflugzeug 22
Pilatus PC-9 Schweiz Schweiz Schulflugzeug 4
Suchoi Su-27 Sowjetunion Sowjetunion Schulflugzeug 1
Hubschrauber
AgustaWestland AW109 Italien Italien Mehrzweckhubschrauber 2 4
AgustaWestland AW139 Italien Italien Mehrzweckhubschrauber 4
Bell 212 Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Mehrzweckhubschrauber 9
Mil Mi-8 Sowjetunion Sowjetunion Mehrzweckhubschrauber Mi-17
Mi-171
66
Mil Mi-24 Sowjetunion Sowjetunion Kampfhubschrauber 15
Aérospatiale SA-319 Frankreich Frankreich Mehrzweckhubschrauber SA-316
SA-319
SE-3160
21

Ehemalige Luftfahrzeuge: Aérospatiale SA-342[14]

Waffensysteme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Luftstreitkräfte verfügen über folgende Raketen und Flugabwehrwaffen:[2]

Luft-Luft-Raketen:

Panzerabwehrwaffen:

Luft-Boden-Raketen:

Flugabwehrraketensysteme:

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Streitkräfte Angolas – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Angola: Armed Forces Chief Calls On Navy for Commitment. all Africa, 5. Mai 2021, abgerufen am 25. Mai 2021.
  2. a b c d e f g h International Institute for Strategic Studies (Hrsg.): The Military Balance 2023. 123. Auflage. Taylor & Francis, 2023, ISBN 978-1-03-250895-5, S. 433–434.
  3. a b The World Factbook–Angola. Central Intelligence Agency, abgerufen am 3. März 2023 (englisch).
  4. a b c SIPRI Military Expenditure Database. Stockholm International Peace Research Institute, abgerufen am 3. März 2023.
  5. CH Aviation: Flotte der Força Aérea Nacional Angolana aufgerufen 6. August 2011 (en)
  6. Bericht Rádio Ecclesia (Memento vom 17. März 2012 im Internet Archive) (pt)
  7. Die Welt: Merkel erlebt wie schwierig Deals mit Schurken sind aufgerufen 14. Juli 2011
  8. Angola receives final Su-30K fighters, defenceweb.cz.za, 20. Mai 2019
  9. Die Welt: Heftige Kritik an Rüstungsgeschäften mit Angola aufgerufen 15. Juli 2011
  10. Radio Ecclesia: 18 anos das Forças Armadas Angolanas (Memento vom 17. März 2012 im Internet Archive) aufgerufen 7. August 2011 (pt)
  11. UAE shipbuilder inks deal to build a fleet of corvettes for Angola. In: www.military.africa. 21. Februar 2023, abgerufen am 3. März 2023 (englisch).
  12. World Air Forces 2023. (PDF) Flight International, abgerufen am 3. März 2023.
  13. a b Airbus C295 für Angola. Flug Revue, 22. April 2022, abgerufen am 22. April 2022.
  14. World Air Forces 2021. flightglobal.com, abgerufen am 19. März 2021.