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Ants Oras in den 1930er-Jahren

Ants Oras (früher Hans Gottfried Oras, * 25. Novemberjul. / 8. Dezember 1900greg. in Tallinn; † 21. Dezember 1982 in Gainesville (Florida)) war ein estnischer Literaturwissenschaftler, Kritiker und Übersetzer.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ants Oras machte 1919 in Tallinn Abitur und studierte von 1919 bis 1923 an der Universität Tartu Philologie. Nach seinem Magister-Abschluss setzte er sein Studium an den Universitäten Leipzig (1923–1924) und Oxford (1925–1928) fort. Er schloss es mit einer Dissertation über John Milton ab und war danach Dozent in Tartu und Helsinki. Ab 1934 war er Professor für Anglistik an der Universität Tartu.

Oras beschränkte sich jedoch keineswegs auf die englischsprachige Literatur, sondern wirkte als Kritiker und Herausgeber auch aktiv am literarischen Leben Estlands mit. Er stellte 1938 einen Band mit moderner zeitgenössischer Lyrik zusammen, dessen Titel Arbujad einer neuen Richtung der estnischen Lyrik ihren Namen gab.[1] 1943 verließ er Estland und gelangte über Finnland nach Schweden, wo er bis 1945 an der britischen Botschaft in Stockholm arbeitete. Von 1945 bis 1949 dozierte er in Oxford und Cambridge, ehe er einen Ruf an die University of Florida in Gainesville erhielt. Hier war er bis 1972 Professor für englische Literatur.[2]

Als Übersetzer sind von ihm Werke von Mark Twain, Edgar Allan Poe, Heinrich Heine, Alexander Sergejewitsch Puschkin und vielen weiteren Autoren auf Estnisch erschienen. Sein besonderes Interesse galt Shakespeare und Goethe, von dessen Faust er die erste vollständige estnische Übersetzung anfertigte (1955, 1962). Von Shakespeares Werk übersetzte er einen großen Teil.

Seit 2015 wird in Estland jährlich am 8. Dezember der Ants-Oras-Preis für Literaturkritik für die beste Rezension oder literaturwissenschaftliche Arbeit des Jahres vergeben. Gestiftet ist der Preis vom Verlag Kultuurileht, der die meisten estnischen Kulturzeitschriften herausgibt.

Bibliografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literaturwissenschaftliches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • The critical ideas of T. S. Eliot. Tartu: Universitas Tartuensis 1932. 118 S.
  • Estonian literature in exile. Lund: Eesti Kirjanike Kooperatiiv 1967. 88 S.
  • Laiemasse ringi. Uppsala: Vaba Eesti 1961. 391 S.
  • Marie Under. Lund: Eesti Kirjanike Kooperatiiv 1963. 64 S.
  • Blank verse and chronology in Milton. Gainesville: University of Florida Press 1966. 81 S.
  • Friedebert Tuglase ilukirjanduslik looming: kriitiline etüüd. Tartu: EÜS Veljesto Kirjastus 1997. 85 S.

Übersetzungen ins Deutsche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Acht estnische Dichter. Ausgewählt und übertragen von Ants Oras. Stockholm: Verlag Vaba Eesti 1964. 221 S.[3]
  • Aleksis Rannit: Verse an Wiiralt und an das geklärte Gleichnis. Aus dem Estnischen übertragen von Ants Oras (sowie Erich Müller-Kamp und Konrad Veem). Baden-Baden: Woldemar Klein Verlag 1960. 33 S.

Memoiren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Baltic Eclipse. London: Victor Gollancz 1948. 307 S. (Hiervon Übersetzungen ins Schwedische (1949), Norwegische (1949) und Isländische (1955) sowie eine erweiterte Ausgabe auf Finnisch (1958))

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur zu Ants Oras[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ivar Ivask: Ants Oras Goethe tõlkijana ja tõlgitsejana, in: Mana 3/1964, S. 188–199.
  • Estonian Poetry and Language. Studies in Honour of Ants Oras. Stockholm: Vaba Eesti 1965. 301 S. (Enthält auf den Seiten 13–24 ein Schriftenverzeichnis.)
  • Jaak Rähesoo: Ants Oras ja T. S. Eliot, in: Keel ja Kirjandus 1/1997, S. 6–18; 2/1997, S. 83–94.
  • Anne Lange: Ants Oras. Tartu: Ilmamaa 2005. 493 S.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Cornelius Hasselblatt: Geschichte der estnischen Literatur. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Berlin, New York: Walter de Gruyter 2006, S. 508.
  2. Eesti kirjanike leksikon. Koostanud Oskar Kruus ja Heino Puhvel. Tallinn: Eesti Raamat 2000, S. 387–388.
  3. Vgl. Cornelius Hasselblatt: Estnische Literatur in deutscher Übersetzung. Eine Rezeptionsgeschichte vom 19. bis zum 21. Jahrhundert. Wiesbaden: Harrassowitz 2011, S. 249–251.
  4. Honorary Degree Recipients (Memento vom 20. Dezember 2015 im Internet Archive) president.ufl.edu, abgerufen am 10. Januar 2021.