Berdjansk – Wikipedia

Berdjansk
Бердянськ
Wappen von Berdjansk
Berdjansk (Ukraine)
Berdjansk (Ukraine)
Berdjansk
Basisdaten
Oblast: Oblast Saporischschja
Rajon: Rajon Berdjansk
Höhe: 10 m
Fläche: 82,65 km²
Einwohner: 106.311 (1. Januar 2022)
Bevölkerungsdichte: 1.286 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 71100–71127
Vorwahl: +380 6153
Geographische Lage: 46° 45′ N, 36° 47′ OKoordinaten: 46° 45′ 25″ N, 36° 47′ 10″ O
KATOTTH: UA23020050010019935
KOATUU: 2310400000
Verwaltungsgliederung: 1 Stadt, 3 Dörfer, 1 Siedlung
Bürgermeister: Anatolij Stepanenko
Adresse: пл. 1 Бердянської Ради 2
71100 м. Бердянськ
Website: http://v-berdyanske.com/
Statistische Informationen
Berdjansk (Oblast Saporischschja)
Berdjansk (Oblast Saporischschja)
Berdjansk
i1

Berdjansk (ukrainisch Бердянськ; russisch Бердянск) ist eine Großstadt in der Ukraine mit rund 115.000 Einwohnern (2014). Die Stadt ist das Zentrum des gleichnamigen Rajons Berdjansk im Süden der Oblast Saporischschja am Ufer des Asowschen Meeres.

Berdjansk ist ein bedeutender Industriestandort und wegen seines Hafens auch Verkehrsknotenpunkt. Berdjansk gilt seit Ende des 19. Jahrhunderts auch als ein bedeutender Kur- und Badeort.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt liegt an der Fernstraße M 14/E 58, über die Melitopol nach 120 km in westliche Richtung zu erreichen ist. Das Oblastzentrum Saporischschja liegt 200 km nordwestlich der Stadt.

Nordöstlich des Ortes mündet der Fluss Berda ins Asowsche Meer; nach ihm wurde Berdjansk benannt. Die große Sandhalbinsel am Hafen ist Zentrum des Badebetriebs.

Verwaltungsgliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 28. November 2018 wurde die Stadt zum Zentrum der neugegründeten Stadtgemeinde Berdjansk (Бердянська міська громада/Berdjanska miska hromada). Zu dieser zählen auch die 3 in der untenstehenden Tabelle aufgelisteten Dörfer sowie die Ansiedlung Schowkowe[1], bis dahin bildete sie zusammen mit den Dörfern Nowowassyliwka und Rosa sowie der Ansiedlung Schowkowe die gleichnamige Stadtratsgemeinde Berdjansk (Бердянська міська рада/Berdjanska miska rada) welche direkt der Oblastverwaltung unterstand und im Südosten des ihn umschließenden Rajons Berdjansk lag.

Seit dem 17. Juli 2020 ist sie ein Teil des Rajons Berdjansk[2].

Folgende Orte sind neben dem Hauptort Berdjansk Teil der Gemeinde:

Name
ukrainisch transkribiert ukrainisch russisch
Asowske Азовське Азовское (Asowskoje)
Nowowassyliwka Нововасилівка Нововасилевка (Nowowassilewka)
Rosa Роза Роза
Schowkowe Шовкове Шёлковое (Schjolkowoje)

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blick in die Innenstadt

19. und 20. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1827 wurde die Stadt unter dem Namen Berdy gegründet. Sie erhielt 1835 die Stadtrechte und wurde 1841 in Berdjansk umbenannt. Am 3. September 1838 wurde am Zugang der Bucht der Leuchtturm in Betrieb genommen. Somit ist der Leuchtturm das älteste Gebäude von Berdjansk.

In den 1840er Jahren wurde die Deutsche Vorstadt angelegt, in der sich deutsch-mennonitische Familien aus der Kolonie Chortitza und Kolonie Molotschna niederließen.[3]

Die Stadt hieß von 1939 bis 1958 Ossipenko nach der dort geborenen Fliegerin Polina Denissowna Ossipenko. Sie war vom 7. Oktober 1941 bis zum 17. September 1943 von Truppen der deutschen Wehrmacht besetzt. Während dieser Zeit war Berdjansk Hauptort des Kreisgebietes Berdjansk innerhalb des Reichskommissariats Ukraine. Später gehörte die Stadt, als Teil der Ukrainischen SSR, wieder zur Sowjetunion und seit 1991 zur unabhängigen Ukraine. Das kulturelle Erbe der deutschen Einwohner wird in einem deutschen Kulturzentrum und einer Jugendorganisation aufrechterhalten.[3]

Militärische Eroberung 2022[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit dem 24. Februar 2022, dem ersten Tag des russischen Überfalls auf die Ukraine, erfolgte landesweit durch russische Streitkräfte die Bombardierung und Invasion durch teilweise Besetzung ukrainischen Territoriums. Die Stadt wurde Anfang März 2022 von russischen Truppen, die von der Krim vorrückten und bei einer amphibischen Landung abgesetzt wurden, eingenommen. Die ukrainische Marine meldete am 24. März 2022, sie habe ein im Hafen von Berdjansk vor Anker liegendes Projekt-1171-Schiff zerstört. Dieses Landungsschiff habe Schützenpanzerwagen und Ausrüstung nach Berdjansk gebracht.[4][5] Zunächst wurde angenommen, dass dies die Orsk (BDK-69) war; später wurde gemeldet, dass es die Saratow (BDK-65) war.[6] Die Zivilbevölkerung flüchtete auch noch im Mai aus der Stadt; große Teilen des Geschäftslebens kamen zum Erliegen.[7] In den Hafen liefen vor allem syrische Schiffe regelmäßig ein, da sich Schiffe aus anderen Staaten vor Sanktionen fürchteten; die syrischen Schiffe transportierten ukrainisches Getreide, das russische Truppen geraubt hatten, von „Firmen“, die nirgends registriert waren.[8]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung
1839 1897 1913 1923 1926 1939 1959 1970 1979 1989 2001 2005 2014 2015 2016
6.000 26.496 35.000 21.897 26.409 51.681 65.249 100.133 122.109 132.644 121.692 119.290 115.500 112.000 113.450

Quelle:[9]; 1913[10]

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch seine Lage konnte sich Berdjansk als bedeutender Hafen-, Kur- und Badeort etablieren. Zudem gab oder gibt es in Berdjansk mehrere große Kombinate („Asowkabel“, „Juschgidromasch“, „Asowselmasch“ u. a.).

Nach der Annexion der Krim 2014 kam es durch den Bau der Krim-Brücke und die russischen Kontrollen im Asowschen Meer zu wirtschaftlichen Einschränkungen für die dort gelegenen ukrainischen Häfen. Daher wurde 2018 in Berdjansk begonnen, einen kleinen Flottenstützpunkt für die Ukrainischen Seestreitkräfte einzurichten.[11] Dieser sollte ab 2020 zu einer vollständigen Marinebasis ausgebaut werden.[12][13]

Im Bereich des Tourismus waren dafür wieder Zuwächse zu verzeichnen. So kamen 2018 deutlich mehr Touristen als vor 2014.[11]

Im Ort endet auch die Bahnstrecke Berdjansk–Tschaplyne.

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter der Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Berdjansk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Відповідно до Закону України "Про добровільне об'єднання територіальних громад" у Запорізькій області на територіях Бердянського району та Бердянської міськради Азовська сільська рада Бердянського району, Нововасилівська сільська рада Бердянської міськради та Бердянська міська рада після надання згоди, рішеннями про добровільне приєднання від 26, 27 і 28 листопада 2018 року
  2. Верховна Рада України; Постанова від 17.07.2020 № 807-IX "Про утворення та ліквідацію районів"
  3. a b BERDJANSK , Stadt und Kreiszentrum der Ukraine. In: Neue illustrierte elektronische Enzyklopädie der Russlanddeutschen. Abgerufen am 7. Juli 2022.
  4. „Orsk“ lag vor Berdjansk: Ukrainische Armee zerstört russisches Kriegsschiff. In: n-tv.de. 24. März 2022, abgerufen am 24. März 2022.
  5. Ukraine zerstört offenbar russisches Schiff. In: tagesschau.de. 24. März 2022, abgerufen am 25. März 2022.
  6. https://www.cbc.ca/news/world/ukraine-russia-nato-1.6395749
  7. «Это праздник на костях. Вызывает ненависть.» Россия отметила День Победы в оккупированных украинских городах. «Медуза» узнала у местных жителей, как это было („Dies ist ein Fest auf Knochen. Es erzeugt Hass.“ Russland feierte den Tag des Sieges in den besetzten ukrainischen Städten. „Meduza“ erfuhr von örtlichen Einwohnern, wie es war). Meduza, 9. Mai 2022.
  8. How Russia secretly takes grain from occupied Ukraine, Financial Times, 30. Oktober 2022
  9. Demographie ukrainischer Städte auf pop-stat.mashke.org
  10. Bevölkerungsentwicklung auf Citypopulation.de
  11. a b Die ukrainischen Häfen im Asowschen Meer stecken im russischen Würgegriff fest. NZZ, 24. November 2018.
  12. New Ukrainian Naval Base ‘East’: A Countermeasure Against Russia’s Hybrid Strategies in the Sea of Azov? In: jamestown.org. 27. April 2020, abgerufen am 6. Mai 2022 (englisch).
  13. Ukraine to speed up construction of naval base in Sea of Azov – defence minister. In: reuters.com. 13. November 2021, abgerufen am 6. Mai 2022 (englisch).