Briefzentrum (Deutsche Post AG) – Wikipedia

Karte der Briefzentren der Deutschen Post AG

Ein Briefzentrum (BZ) ist ein von der Deutschen Post AG eingerichtetes Verteilzentrum für Briefe. Es dient vor allem der Rationalisierung der Briefbeförderung. Das Verteilsystem verarbeitet täglich 65 Millionen Briefe aus 140.000 Briefkästen in ganz Deutschland.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis in die 1990er Jahre gab es in Deutschland 1.000 Briefbearbeitungsstellen.

Im Rahmen des Konzepts „Brief 2000“ wurden zum 1. Juli 1993 fünfstellige Postleitzahlen eingeführt, die Briefgrößen standardisiert und Briefzentren errichtet. Das erste wurde am 29. August 1994 in Straubing (Briefzentrum 94), das letzte am 4. Dezember 1998 in Regensburg (Briefzentrum 93) in Betrieb genommen. Damit waren alle 83 vorgesehenen Briefzentren errichtet. Gleichzeitig mit dem Hochfahren der Briefzentren wurde die Beförderung von Briefen per Bahnpost zurückgenommen und 1997 ganz eingestellt. Heute gibt es 82 Briefzentren der Deutschen Post AG.[1]

Am 28. November 2003 wurde das Briefzentrum in Wuppertal (Briefzentrum 42) nach internen Auseinandersetzungen zwischen der BZ-Leitung und dem Betriebsrat geschlossen. Seither gibt es nur noch 82 Briefzentren.

Größeneinteilung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Briefzentren werden nach der Verarbeitung ihrer täglichen Briefsendungen in Größen eingeteilt:

  • S mit 450.000–750.000 Briefsendungen
  • M mit 750.000–1.500.000 Briefsendungen
  • L mit 1.500.000–2.250.000 Briefsendungen
  • XL mit 2.250.000–3.000.000 Briefsendungen
  • XXL mit 3.000.000–4.500.000 Briefsendungen
  • IPZ mit 3.000.000–5.000.000 Briefsendungen (Internationales Postzentrum)

Liste der Briefzentren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die nachfolgende Liste gibt den Größenstand bei Einführung der Briefzentren wieder. Das größte befindet sich in Frankfurt am Main.[2][3]

Seit den 2010er Jahren wurden die Kapazitäten durch neuere Verteilmaschinen erhöht. So ist beispielsweise das BZ Kempten (Allgäu) von S auf M aufgestiegen.

Postleit-
Region
Bereich Standort Größe Betriebszeitraum
01 Dresden Ottendorf-Okrilla L 12. Jan. 1996
02 Bautzen Bautzen S 30. Apr. 1997
03 Cottbus Cottbus S 27. Okt. 1998
04 Leipzig Leipzig-Lützschena-Stahmeln XL 17. Apr. 1996
06 Halle (Saale) Hohenthurm L 31. Aug. 1995
07 Gera Gera-Tinz M 18. Nov. 1997
08 Zwickau Reinsdorf M 17. Apr. 1997
09 Chemnitz Chemnitz M 17. Aug. 1995
10/11 Berlin-Zentrum Berlin-Schöneberg XXL 26. Nov. 1997
12/15 Berlin-Südost Schönefeld XL 12. Jan. 1996
13/16[4] Berlin-Nord/-Südwest Hennigsdorf L 12. Jan. 1996
14[4] südwestliches Brandenburg Stahnsdorf XL 2. Mai 1996
17 Neubrandenburg Neubrandenburg M 29. Apr. 1998
18 Rostock Roggentin M 2. Mai 1996
19 Schwerin Schwerin M 3. Nov. 1997
20/22 Hamburg-Zentrum Hamburg XXL 13. Mai 1997
21 Hamburg-Süd Hamburg L 22. Apr. 1996
23 Lübeck Lübeck M 12. Jan. 1996
24 Kiel Kiel L 25. Apr. 1996
25 Elmshorn Elmshorn M 13. Nov. 1997
26 Oldenburg (Oldenburg) Oldenburg (Oldenburg) M 22. Nov. 1996
27/28 Bremen Bremen XL 19. Apr. 1996
29 Celle Celle S 25. Apr. 1997
30/31 Hannover Pattensen XXL 27. Nov. 1996
32/33 Herford Herford XL 25. Apr. 1996
34 Kassel Kassel M 24. Aug. 1995
35 Gießen Langgöns M 12. Nov. 1997
36 Fulda Eichenzell M 13. Nov. 1998
37 Göttingen Göttingen M 27. Nov. 1997
38 Braunschweig Braunschweig L 29. Nov. 1996
39 Magdeburg Sülzetal M 25. Apr. 1996
40[5] Düsseldorf Langenfeld (Rheinland) XXL 20. Nov. 1997
41 Mönchengladbach Mönchengladbach M 29. Nov. 1996
42 Wuppertal Wuppertal L 4. Mai 1998 bis 28. November 2003[5]
44 Dortmund Dortmund L 24. Apr. 1997
45[5] Essen Essen XL 7. Mai 1997
46/47 Duisburg Duisburg XL 12. Jan. 1996
48 Münster Greven L 26. Okt. 1994
49 Osnabrück Osnabrück M 25. Apr. 1996
50 Köln-West Frechen XXL 30. Apr. 1997
51 Köln-Ost Köln L 12. Jan. 1996
52 Aachen Aachen M 18. Nov. 1996
53 Bonn Troisdorf L 4. Dez. 1996
54 Trier Trier-Ehrang M 30. Apr. 1998[6]
55 Mainz Mainz-Hechtsheim M 16. Nov. 1998
56 Koblenz Koblenz M 12. Jan. 1996
57 Siegen Freudenberg M 8. Apr. 1998
58[5] Hagen Hagen L 17. Nov. 1997
59 Hamm Werl M 10. Nov. 1997
60/61 Frankfurt am Main Frankfurt am Main-Gutleutviertel XXL 27. Nov. 1996
62 Frankfurt am Main Flughafen Frankfurt am Main IPZ[7] 24. Sep. 1997
63 Offenbach am Main Offenbach am Main L 26. Mai 1997
64 Darmstadt Darmstadt M 11. Mai 1998
65 Wiesbaden Wiesbaden-Mainz-Kastel L 2. Dez. 1996
66 Saarbrücken Saarbrücken L 26. Apr. 1996
67 Ludwigshafen am Rhein Ludwigshafen am Rhein L 12. Dez. 1997
68/69 Mannheim Mannheim-Käfertal L 18. Nov. 1996
70/71 Stuttgart Waiblingen XXL 23. Mai 1997
72 Reutlingen Reutlingen L 14. Mai 1997
73 Göppingen Salach M 28. Nov. 1997
74 Heilbronn Heilbronn M 9. Dez. 1997
75 Pforzheim Pforzheim M 30. Nov. 1998
76 Karlsruhe Karlsruhe-Grünwinkel L 22. Nov. 1996
77 Offenburg Offenburg M 20. Nov. 1998
78 Villingen-Schwenningen Villingen-Schwenningen M 7. Mai 1997
79 Freiburg im Breisgau Freiburg im Breisgau L 12. Jan. 1996
80/81 München München-Neuhausen XXL 26. Juni 1998
82 Starnberg Starnberg M 22. Apr. 1998
83 Rosenheim Kolbermoor M 17. Apr. 1998
84 Landshut Landshut S 7. Mai 1998
85 Freising Flughafen München L 24. Apr. 1998
86 Augsburg Gersthofen M 12. Jan. 1996
87 Kempten (Allgäu) Kempten (Allgäu) S 12. Nov. 1998
88 Ravensburg Weingarten M
L
5. Mai 1997 bis 31. Mai 2010[8]
1. Juni 2010
89 Ulm Neu-Ulm M 8. Juni 1998
90/91 Nürnberg Nürnberg XXL 20. Mai 1997
92 Amberg Ebermannsdorf M 29. Nov. 1996
93 Regensburg Regensburg M 4. Dez. 1998
94 Straubing Straubing M 29. Aug. 1994
95 Bayreuth Bayreuth M 24. Okt. 1996
96 Bamberg Bamberg M 24. Nov. 1997
97 Würzburg Würzburg L 12. Jan. 1996
98 Suhl Suhl S 23. Apr. 1998
99 Erfurt Erfurt L 22. Nov. 1996

Die Briefzentren 80 bis 82 werden 2024 nach Germering umziehen.[9]

Technische Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Allgemein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Teilautomatisierte Briefordnerei (TaBo) zur manuellen Formattrennung und manuellen Stempelung von Groß- und Maxibriefen (GMBf) sowie zur automatischen Vereinzelung und Ausrichtung von Postkarten, Standard- und Kompaktbriefen (SKBf).
  • Aufstell- und Stempelmaschinen (AM) zur Erkennung der Freimachung (einschließlich Echtheits-Überprüfung der Briefmarken), Ausrichten der Briefe in eine einheitliche Lage und Stempelung mit dem Tagesstempel.
  • Standardbrief-Sortieranlage (SSA), zur automatischen Sortierung von SKBf. Diese Anlage besteht aus mehreren Anschriftenlesemaschinen (ALM), Videocodiermaschinen (VCM), integrierten Lese- und Videocodiermaschinen (ILVM) sowie Feinsortiermaschinen (FSM).
  • Gangfolge-Sortiermaschinen (GFSM) zur Sortierung von SKBf auf Gangfolge.
  • Großbriefsortieranlage (GSA) zur automatischen Sortierung von Großbriefen.
  • Image-Management-Modul (IMM) ist ein Rechnersystem zur zusätzlichen Verarbeitung der von ALM, VCM, ILVM und GSA erzeugten Bilder. Einerseits wird durch dieses System die Leserate erhöht, indem die von den maschineneigenen Lesecomputern (OCR) nicht gelesenen Anschriften nochmals weiteren Lesecomputern (Sekundärleser) zugeführt werden. Sollten diese Sekundärleser ebenfalls kein Ergebnis erzielen, werden die Bilder an den sogenannten Videocodierplätzen auf Monitoren angezeigt und die Postleitzahl manuell eingegeben. Weiterhin dient dieses System zur Ermittlung weiterer Informationen wie der Erkennung von nachzusendenden Briefen und der Überprüfung von speziellen Freimachungsarten wie der Internetmarke.

In großen Briefzentren ist zusätzlich vorhanden:

  • Förder- und Verteilanlage mit Entladevorrichtung (EV), Förderanlage (Föa) und Kommissionierungsanlage (KoA) zum Transport der Briefbehälter von den Hallentoren zu den einzelnen Bearbeitungsbereichen und zurück.
  • Maxibriefsortieranlage (MSA).

Technische Modernisierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Nach ausgiebigen Tests im BZ 04 Leipzig begann im Jahr 2009 der Austausch der bisherigen SSA-Maschinen ALM, VCM, ILVM und FSM durch eine neue Generation von ILVM, welche sich durch höheren Durchsatz, höhere Leserate und geringere mechanische Beanspruchung der Briefe auszeichnet. Die Maschine hat 128 Sortierfächer („alte“ ILVM maximal 24 Fächer), eine nachfolgende maschinelle Feinsortierung (FSM) ist daher nicht mehr notwendig. Weiterhin ist mit dieser Maschine auch eine Gangfolge-Sortierung möglich.
  • Ende des Jahres 2009 begann der Austausch der Großbriefsortieranlagen durch eine neue Maschinengeneration, welche größere Sendungsformate sortieren kann und eine Gangfolge-Sortierung ermöglicht.

Beispielhafte Ausstattung des BZ Erfurt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das BZ Erfurt wurde im Oktober 1996 in Betrieb genommen.[10] Die Versorgungfläche der Leitregion 99 beträgt ca. 6.400 Quadratkilometer mit ca. 507.000 Haushalten. Die maximale Anzahl an Briefsendungen pro Tag liegt bei 2,2 Millionen Stück. An technischer Ausstattung ist vorhanden:

  • zwei Integrierte Lese- und Videocodiermaschinen (ILVM) mit vier Videocodierplätzen
  • drei Feinsortiermaschinen (FSM)
  • zwei Großbriefsortieranlagen (GSA)
  • zwei Aufstell- und Stempelmaschinen (AM)
  • acht Gangfolgesortiermaschinen (GFSM)

Nach der oben genannten Modernisierung sieht die Ausstattung im BZ 99 Erfurt wie folgt aus:

Schichtbetrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Spätschicht – Briefzentrum-Abgangsbearbeitung (BZA): Montags bis freitags in den Nachmittags- bis Abendstunden (in einigen Briefzentren – Sonntags-BZ – auch am Sonntagnachmittag) werden die innerhalb der Leitregion eingelieferten Briefsendungen (aus Briefkasten-Leerung, Postfilialen und Agenturen sowie von Großkunden) auf Leitregionen sortiert.
  • Nachtschicht – Briefzentrum-Eingangsbearbeitung (BZE): Montags bis samstags in den Nacht- bis frühen Morgenstunden werden die Briefsendungen, die von den anderen Briefzentren angeliefert werden oder aus dem eigenen BZ für die eigene Leitregion bestimmt stammen, auf Zustellbezirksgruppen (= PLZ), auf Zustellbezirke oder sogar auf Gangfolge sortiert.
  • Tagschicht: Montags bis samstags am Tage werden Sendungen mit längerer Laufzeit (Bücher- und Warensendungen, Pressepost, Dialogpost) ähnlich wie bei BZE sortiert.

Somit sind die Briefzentren nahezu rund um die Uhr in Betrieb.

Kurioses[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Das Briefzentrum von Wiesbaden (65) befindet sich im Stadtteil Mainz-Kastel. Mainz-Kastel (Postleitzahl 55252) wird aber postalisch über das Mainzer Briefzentrum 55 in Mainz-Hechtsheim versorgt, deshalb wird die Post für Mainz-Kastel nicht im „eigenen“ BZ sortiert. Um die an das BZ 65 gerichtete Post aber nicht erst auf Umwegen zu erhalten, hat das BZ 65 mit der 65212 eine eigene (Großkunden-)Postleitzahl.[11]
  • Ähnlich verhält es sich mit dem BZ 10 (Berlin-Zentrum), das seinen Standort in einem Teil Berlins hat, der zur Leitregion 12 gehört.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Offizielle Darstellungen der Unternehmen

Private Webseiten

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. welt.de
  2. verkehrsrundschau.de
  3. frankfurt.de (Memento des Originals vom 14. Dezember 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.frankfurt.de
  4. a b Laut Briefkastenaufschriften in den PLZ-Gebieten 14050–14199 in Berlin wird die dortige Post im BZ Hennigsdorf bearbeitet.
  5. a b c d Nach der Auflösung des Briefzentrums 42 übernahmen die Briefzentren 40 (Düsseldorf), 45 (Essen) und 58 (Hagen) dessen Arbeit.
  6. www.volksfreund.de (Memento vom 7. Dezember 2016 im Internet Archive)
  7. Internationales Postzentrum am Frankfurter Flughafen, für Brief- und Paketsendungen aus dem und in das Ausland zuständig (täglich bis zu 5 Millionen Sendungen). Die Niederlassung Internationale Post hat noch einen Standort in Niederaula (IPZ 2).
  8. Vergrößerung zum Monatswechsel Mai/Juni 2010, siehe Neue Briefsortiermaschine: Nun geht die Post ab in der Schwäbischen Zeitung vom 27. Mai 2010.
  9. Hüseyin Ince: Münchens Briefe kommen künftig aus Germering. In: AZ München. 1. September 2021, abgerufen am 24. April 2021.
  10. Klappkarte: Tag der offenen Tür im Briefzentrum Erfurt am 8. Mai 2004.
  11. Barbara Yurtöven: Die Adresse als rosafarbener Strichcode – Das Briefzentrum 65 in Kastel ist für Wiesbaden zuständig, aber nicht für die nächsten Nachbarn. In: Wiesbadener Tagblatt, 8. Dezember 2010.