Chris Cornell – Wikipedia

Chris Cornell, 2011

Christopher John „Chris“ Cornell (* 20. Juli 1964 als Christopher John Boyle in Seattle, Washington; † 18. Mai 2017 in Detroit, Michigan[1][2]) war ein US-amerikanischer Musiker. Er wurde als Sänger, Gitarrist und Songwriter der Bands Soundgarden, Temple of the Dog und Audioslave bekannt.

Biografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Privatleben und Tod[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chris Cornell wurde 1964 als Christopher John Boyle in Seattle als Sohn eines Apothekers und einer Buchhalterin geboren. Er wurde katholisch erzogen und wuchs mit fünf Geschwistern in einem Vorort von Seattle auf. Nach der Scheidung seiner Eltern im Jahre 1978[3] nahm er den Familiennamen der Mutter an. Zu dieser Zeit soll er schon an Depressionen und Angststörungen gelitten haben.[4] Bereits mit 13 Jahren begann seine Drogen- und Alkoholabhängigkeit.[5] Er brach die Highschool im Alter von 15 Jahren ab und arbeitete zunächst als Fischverkäufer und war Souschef in Ray’s Boathouse in Seattle. Im März 1990 heiratete er seine damalige Bandmanagerin Susan Silver und bekam mit ihr im Jahr 2000 eine Tochter.[6] 2002 machte er in einer Rehaklinik einen Drogen- und Alkoholentzug.[7][8] Wenig später ließ sich das Ehepaar scheiden.[9]

Im Januar 2003 lernte er in Paris die griechischstämmige Publizistin Vicky Karayiannis kennen, die er kurze Zeit später heiratete[10] und durch deren Einfluss er zum griechisch-orthodoxen Glauben konvertierte.[11] 2004 wurde eine gemeinsame Tochter geboren, gefolgt von einem Sohn 2005. Zusammen mit Karayiannis’ Bruder eröffnete das Ehepaar das Restaurant Black Calavados in Paris[12] und gründete 2012 die „Chris and Vicky Cornell Foundation“, die sich um obdachlose, misshandelte und vernachlässigte Kinder kümmert.[13]

Chris Cornell starb am 18. Mai 2017 im Alter von 52 Jahren dem Polizeibericht zufolge durch Suizid in seinem Hotelzimmer im MGM Grand in Detroit.[14] Sein Freund Chester Bennington, der bei seiner Beisetzung gesungen hatte, nahm sich etwa zwei Monate später an Chris Cornells Geburtstag ebenfalls das Leben. Cornells Grab befindet sich auf dem Hollywood Forever Cemetery in Los Angeles.[15]

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chris Cornell, 2005

Erste Banderfahrung, neben dem bis dahin bevorzugten Schlagzeug auch in Gesang, sammelte er in der Coverband The Jones Street Band. Seit 1982 trat er mit der Band The Shemps auf. Nach deren Ende 1984 gründete er zusammen mit Hiro Yamamoto und Kim Thayil eine Band, in der er zu Beginn Schlagzeug spielte und sang. Nach einigen Besetzungswechseln ging hieraus Soundgarden mit ihm als Sänger hervor. Bis zur Auflösung der Band galt Cornell, nicht zuletzt wegen seiner Präsenz als Frontmann, als Aushängeschild der Gruppe, die zu den wichtigsten Vertretern des Grunge gezählt wird. 1991 gründete er das Projekt Temple of the Dog im Gedenken an seinen verstorbenen Freund Andrew Wood, den Leadsänger der Band Mother Love Bone. Für die Filmmusik von Singles – Gemeinsam einsam steuerte Cornell 1992 den Song Seasons bei. Anschließend folgte unter dem Pseudonym MACC (McCready, Ament, Cameron, Cornell) eine Coverversion des Stücks Hey Baby (New Rising Sun) für ein Jimi-Hendrix-Tributealbum mit dem Titel Stone Free und Co-Songwriting für Bands wie Flotsam and Jetsam und Alice Cooper. Er produzierte auch das Album Uncle Anesthesia der Screaming Trees.

1999 veröffentlichte er das nicht allzu erfolgreiche Soloalbum Euphoria Morning, wobei er mit Alain Johannes und Natasha Shneider von der Band Eleven zusammenarbeitete. Die Single Can’t Change Me war als „Best Male Rock Vocal Performance“ für den Grammy nominiert. Der Song Sunshower (Bonusstück der japanischen Version) war auf dem Soundtrack von Great Expectations enthalten. Eine überarbeitete Fassung des Stücks Mission, jetzt Mission 2000 genannt, wurde zur Filmmusik des Films Mission: Impossible II beigesteuert. Das Stück Wave Goodbye ist Chris Cornells Freund Jeff Buckley gewidmet. Im Jahr 2000 gab es auch eine Tour zu diesem Album.

Chris Cornell, 2009

Anschließend arbeitete er mit den Instrumentalisten der 2000 aufgelösten Crossover-Band Rage Against the Machine zusammen. Die nach eigener Aussage von Anfang an nicht dauerhaft geplante Zusammenarbeit wurde schließlich jedoch fortgesetzt und die Alternative-Rockband Audioslave gegründet, mit der er ebenfalls zu weltweitem Erfolg kam; das zweite Album der Gruppe, Out of Exile, erreichte 2005 die Spitze der US-Charts. Für die CD Axis of Justice – Concert Series Vol. 1 nahm er 2004 zusammen mit Maynard James Keenan den Song (What’s So Funny ’Bout) Peace, Love and Understanding auf. Im Herbst 2006 erschien ein drittes Audioslave-Album, doch mit der Ankündigung des Veröffentlichungstermins seines zweiten Soloalbums verkündete er Anfang 2007 seinen Ausstieg bei Audioslave wegen „unüberwindbarer persönlicher Konflikte sowie musikalischer Differenzen“ mit seinen Mitmusikern, die sich zu einer Wiedervereinigung von Rage Against the Machine entschlossen hatten.[16]

Bereits im September 2006 erschien Cornells erfolgreiche Single You Know My Name, der Titelsong des James-Bond-Films Casino Royale, den er zusammen mit dem langjährigen Bond-Komponisten David Arnold schrieb. Das Album Carry On wurde am 5. Juni 2007 veröffentlicht. Am 7. Juli 2007 trat er beim Live-Earth-Konzert in Hamburg auf. Am 6. März 2009 erschien sein Album Scream. Im Zuge der Veröffentlichung dieses Albums nahm er zusammen mit Timbaland die Single Part of Me auf. Im Januar 2010 gab er die Wiedervereinigung der Band Soundgarden bekannt.[17][18] Im selben Jahr nahm er den Song Promise mit Slash auf, der auf dem gleichnamigen Soloalbum des ehemaligen Guns-N’-Roses-Gitarristen erschien.[19] Im Jahr darauf schrieb er den Song The Keeper für den Film Machine Gun Preacher, für den er 2012 eine Golden-Globe-Nominierung erhielt. Sein 2015 veröffentlichtes letztes Soloalbum Higher Truth erhielt überwiegend positive Kritiken, erreichte aber nicht den Erfolg früherer Aufnahmen. 2016 steuerte er eine Coverversion des Songs Stay with Me Baby zur HBO-Serie Vinyl bei, und im Januar 2017 trat er noch ein letztes Mal mit Audioslave auf, bevor er mit Soundgarden auf US-Tournee ging.

Postum wurde Cornells Version des von Prince geschriebenen Songs Nothing Compares 2 U bei den Grammy Awards 2022 in der Kategorie „Grammy Award for Best Rock Performance“ nominiert, den Preis bekamen aber die Foo Fighters.

Diskografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Studioalben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Titel
Musiklabel
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[20]
(Jahr, Titel, Musiklabel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 DE  AT  CH  UK  US
1999 Euphoria Morning
Interscope
DE33
(3 Wo.)DE
CH49
(1 Wo.)CH
UK31
(1 Wo.)UK
US18
(8 Wo.)US
Erstveröffentlichung: 21. September 1999
2007 Carry On
Interscope / Suretone
DE62
(2 Wo.)DE
AT74
(1 Wo.)AT
CH35
(3 Wo.)CH
UK25
(2 Wo.)UK
US17
(6 Wo.)US
Erstveröffentlichung: 25. Mai 2007
2009 Scream
Interscope / Suretone
DE46
(1 Wo.)DE
AT47
(2 Wo.)AT
CH28
(5 Wo.)CH
UK70
(1 Wo.)UK
US10
(4 Wo.)US
Erstveröffentlichung: 6. März 2009
2011 Songbook EP 1 (Live)
Universal
US143
(1 Wo.)US
EP
Erstveröffentlichung: 2. November 2011
Songbook EP 2 (Live)
Universal
Erstveröffentlichung: 15. November 2011
Songbook
Universal
US69
(4 Wo.)US
Livealbum
Erstveröffentlichung: 21. November 2011
2015 Higher Truth
Universal
DE77
(1 Wo.)DE
CH26
(1 Wo.)CH
UK37
(1 Wo.)UK
US19
(6 Wo.)US
Erstveröffentlichung: 18. September 2015
2018 Chris Cornell
UME
DE39
(1 Wo.)DE
AT51
(1 Wo.)AT
CH39
(1 Wo.)CH
US67
(2 Wo.)US
Kompilation
Erstveröffentlichung: 16. November 2018
2021 No One Sings Like You Anymore Vol. 1
Universal
DE26
(1 Wo.)DE
AT75
(1 Wo.)AT
CH18
(1 Wo.)CH
US78
(1 Wo.)US
Erstveröffentlichung: 11. Dezember 2020

Weitere Alben

  • Poncier (EP, Real Clever, 1992)
  • The Roads We Choose – A Retrospective (Kompilation, Interscope, 2007)
  • Part of Me Remix EP (Mosley/Interscope, 2009)

Singles[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Titel
Album
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[20]
(Jahr, Titel, Album, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 DE  AT  CH  UK  US
1999 Can’t Change Me
Euphoria Morning
UK62
(2 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: September 1999
2006 You Know My Name
Carry On
DE15
(14 Wo.)DE
AT18
(13 Wo.)AT
CH10
(23 Wo.)CH
UK7
Gold
Gold

(19 Wo.)UK
US79
(2 Wo.)US
Erstveröffentlichung: 13. November 2006
2008 Billie Jean
Carry On
UK77
(1 Wo.)UK
Charteinstieg: 1. November 2008
2009 Part of Me
Scream
DE24
(9 Wo.)DE
AT31
(7 Wo.)AT
CH19
(14 Wo.)CH
UK78
(1 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: 13. Februar 2009

Weitere Singles

  • 1999: Flutter Girl
  • 2000: Preaching the End of the World
  • 2007: No Such Thing (nur in den USA)
  • 2007: Arms Around Your Love (nur in UK)
  • 2007: She’ll Never Be Your Man
  • 2008: Long Gone
  • 2008: Watch Out
  • 2008: Ground Zero
  • 2008: Scream
  • 2011: The Keeper
  • 2015: Nearly Forgot My Broken Heart
  • 2016: Til the Sun Comes Back Around
  • 2016: Nothing Compares 2 U
  • 2017: The Promise
  • 2018: When Bad Does Good
  • 2020: Patience

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Chris Cornell – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Chris Cornell ist tot, 18. Mai 2017, Die Zeit, abgerufen am 18. Mai 2017
  2. Trauert nicht um mich. (tagesspiegel.de [abgerufen am 22. Mai 2017]).
  3. Unofficial SG Homepage: Chris Cornell. Abgerufen am 22. Mai 2017.
  4. Biographie Auf: laut.de, abgerufen am 20. Juni 2011
  5. Abschied von Soundgarden-Sänger: Chris Cornell nahm sich das Leben n-tv.de
  6. Unofficial SG Homepage: Susan Silver. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Juni 2017; abgerufen am 22. Mai 2017.
  7. Chris Cornell ist tot, kommentierte Fotostrecke, Spiegel Online, 18. Mai 2017
  8. Chris Cornell’s Mysterious Death Leaves the Rock World Shaken. Abgerufen am 22. Mai 2017 (amerikanisches Englisch).
  9. Chris Cornell Sues Ex-Wife/Former Manager. In: Billboard. (billboard.com [abgerufen am 22. Mai 2017]).
  10. CHRIS CORNELL To Be A Father Again? In: BLABBERMOUTH.NET. 8. Juni 2004 (blabbermouth.net [abgerufen am 22. Mai 2017]).
  11. Musicians Who Are Converts to Orthodox Christianity. Abgerufen am 22. Mai 2017.
  12. As a Paris restaurateur and family man, life is now good for Audioslave rocker. In: seattlepi.com. (seattlepi.com [abgerufen am 22. Mai 2017]).
  13. Emmeline Saunders: Chris Cornell’s secret legacy as a philanthropist who helped countless others. In: mirror. 18. Mai 2017 (mirror.co.uk [abgerufen am 22. Mai 2017]).
  14. Polizeibericht: Dies waren die letzten Stunden von Chris Cornell. In: Rolling Stone. 19. Mai 2017 (rollingstone.de [abgerufen am 5. Januar 2018]).
  15. Chris Cornell in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 13. Juli 2019 (englisch).
  16. Laut.de: Audioslave: Chris Cornell steigt aus
  17. http://blogs.myspace.com/index.cfm?fuseaction=blog.view&friendId=106890901&blogId=524272516
  18. Visions.de: Soundgarden – Reunion bestätigt
  19. http://www.musicradar.com/news/guitars/josh-freese-on-nine-inch-nails-gnr-and-his-solo-album-212527/3
  20. a b Chartquellen: DE AT CH UK US