Cornel Wachter – Wikipedia

Cornel Wachter (2014)
Hommage Ruhender Verkehr, eine fahrbereite rote Mercedes-Benz A-Klasse im Betonmantel (zum 75. Geburtstag von Wolf Vostell), Rheinisches Landesmuseum Bonn (Foto 2007)
Zeichnung von Peter Hecker von 1929 in der Überarbeitung von Cornel Wachter: „Weihnachten 2015“ mit Mark Benecke als Josef und Cosma Shiva Hagen als Maria auf Herbergssuche

Cornel Wachter (* 25. November 1961 in Köln) ist ein deutscher Bildhauer und Maler.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Cornel Wachter wurde 1961 in eine Arztfamilie geboren – Vater und Großvater waren beide am „Severinsklösterchen“, dem Kölner Krankenhaus der Augustinerinnen, tätig. Sein Ur-Urgroßvater war der Augenarzt Albert Mooren,[2] sein Großvater war der Arzt Max Dietlein.[3] Wachter machte Abitur am Humboldt-Gymnasium Köln[4] und absolvierte ab 1985 eine Ausbildung zum Steinmetz und Steinbildhauer an der Kölner Dombauhütte, wo er Ende September 1987 ausschied.[5] Seitdem ist er freischaffender Künstler.

Wachter lebt seit 1962 in der Kölner Südstadt, dem sogenannten Vringsveedel.[1]

Kunstprojekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tischskulptur Diary of an ennuyé – Tagebuch eines Gelangweilten, Kunstmuseum Bonn

Cornel Wachter bezeichnet sich selbst als „Stilpluralisten“. Er mischt unterschiedliche Kunstrichtungen und verbindet sie mit seinem gesellschaftlichen Engagement, als „Akteur auf der künstlerisch-politischen, sozialen Bühne“.[6]

1983 bis 2001 bildete Wachter zusammen mit Elmar de Saint Schmitt das Künstlerduo UnterbezirksDada, das mit Plakataktionen und Performances auf sich aufmerksam machte.

1999 organisierte er die Aufführung der Oper Alceste (1773) von Anton Schweitzer und Christoph Martin Wieland,[7] anlässlich der Europäischen Kulturhauptstadt Weimar und brachte das Stück 226 Jahre nach seiner Uraufführung am Ort seiner Entstehung, in Weimar im Richard-Wagner-Saal des Hotels Elephant Weimar wieder auf die Bühne.

2003 legte Cornel Wachter die Logos seines weltweiten Kunstprojektes „Have a nice round“ in 15 verschiedenen Sprachen über die Fassade des Weimarer Hotels Elephant. Es sollte „zur Achtung vor dem Leben, dem Erhalt von Umwelt und Kultur“ aufrufen und 2004 bei den Olympischen Spielen gezeigt werden.[6][8]

Als künstlerische Reaktion Wachters auf den Amoklauf am Erfurter Gutenberg-Gymnasium im Jahr 2002 entstand die Tischskulptur „Diary of an ennuyé – Tagebuch eines Gelangweilten“; sie ist seit 2005 Teil der ständig gezeigten Sammlung des Kunstmuseums Bonn.[4]

Anlässlich des 75. Geburtstags seines Kollegen Wolf Vostell goss Wachter 2007 seinen A-Klasse-Mercedes in einen Mantel aus Beton. Das als Hommage an den 1998 verstorbenen Künstlerkollegen gedachte Werk, dessen Plastik Ruhender Verkehr 1969 entstand, steht vor dem Rheinischen Landesmuseum Bonn.[9]

Im Frühjahr 2006 startete Cornel Wachter mit Timo Belger die Kunst-Kampagne Die 1 muss stehen! zur Fußball-WM 2006, die sich auf ökologisch und sozial zertifizierten Textilien präsentierte. Die Erlöse der Kampagne kamen Initiativen zugute, die sich um drogensüchtige und obdachlose Jugendliche bemühen.[10]

2008 zeigte Wachter eine interaktive Installation im Kölner Wallraf-Richartz-Museum und stellte die Frage: „Wann haben Sie das erste Mal bewusst Kunst erlebt?“ Zahlreiche Künstler, darunter Robert Wilson, Marina Abramović, Desmond Morris und Kurt Masur beteiligen sich an dieser Arbeit, dessen Ergebnisse in das Buch Ich fand Kunst doof und gemein – Mein erstes Kunsterlebnis. einflossen. In der 2014 erschienenen Folgepublikation … als Paul McCartney mich anrief – Mein erstes Musikerlebnis versammelt die ersten Musikerinnerungen von mehr als einhundert Persönlichkeiten.

Anlässlich des 275. Geburtstag des Weimarer Klassikers Christoph Martin Wieland am 5. September 2008 initiierte Cornel Wachter die Uraufführung des Stabat mater von Giovanni Battista Pergolesi in der von C. M. Wieland 1781 geschriebenen deutschen Textfassung. Unter der Leitung von Alexander Eberle, dem Chordirektor des Aalto-Theaters in Essen, spielte das Münchner Barockorchester L’arpa festante, es sangen die Sopranistin Elisabeth Scholl und der Countertenor Alexander Schneider in der Kirche St. Peter zu Oßmannstedt, dem „Wielanddorf“ bei Weimar.

Ein Projekt mit jahrzehntelangem Vorlauf war die Montage der Peter-Hecker-Zeichnung (K)Eine Herberge von 1929 mit realen Köpfen für die Protagonisten Maria und Josef, für das Wachter Cosma Shiva Hagen und Mark Benecke gewinnen konnte. Einen ersten Druck schenkte er seiner Heimatgemeinde, der Lutherkirche in der Kölner Südstadt, das Motiv wurde von einem Sponsor in der Weihnachtszeit 2015 bundesweit auf „Infoscreens“ im öffentlichen Raum verbreitet.[11]

An Heiligabend 2020 zeigte der Kölner Express die Montage „(K)Eine Herberge“ als ganzseitiges Poster im Print und in der Onlineausgabe der Zeitung.[12]

Anfang 2022 organisierte Wachter eine gemeinsame Aufführung und Neuaufnahme des Titels Zuletzt stirbt die Hoffnung von Wolfgang Anton durch rund 180 Kölner „Stars und Sternchen“ in der Lanxess Arena. Als Motivation nannte er den Wunsch, in den „dunklen“ Zeiten der Corona-Pandemie ein „Zeichen der Zuversicht“ zu setzen.[13]

Gesellschaftliches Engagement[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wachter konzentriert sein soziales Engagement vor allem auf seine Heimatstadt bzw. sein „Veedel“.

1986 initiierte er – noch als Lehrling der Dombauhütte – die erste Benefiz-Schallplatte für den Erhalt des Kölner Domes. Gemeinsam mit der Kölner Mundartband Bläck Fööss dichtete Wachter den Titel Mer losse d'r Dom en Kölle in Mer Helfe Dem Dom En Kölle um. Die Erlöse gingen an den Zentral-Dombau-Verein.[14]

1998 hatte Wachter die Idee, das Sponsorenlogo auf den Spielertrikots bei einem Spiel der Bundesliga durch die Vorstellung eines Kunst-, Sozial- oder Gesundheitsprojekts zu ersetzen. Nach mehrjährigen Verhandlungen mit unterschiedlichen Partnern setzte Borussia Dortmund das Konzept mit Otmar Alt und einem seiner Kunstwerke in der Saison 2006/07 um. 2018 folgte Wachters „Heimatverein“, der SC Fortuna Köln, bei einem Spiel der Idee: Statt für den Hauptsponsor wurde auf den Trikots für eine Vorsorgekampagne der AOK geworben.[15]

Als Gründungsmitglied engagiert er sich seit 2002 im „Club der offenen Herzen“, der sich die Unterstützung obdachloser Menschen zur Aufgabe gemacht hat.[16]

2003 war Wachter zusammen mit Pfarrer Hans Mörtter Initiator und Organisator des „Kölner Signals gegen den Irak-Krieg“, für das er unter anderem Günter Grass, Walter Jens, Dieter Wellershoff und viele andere Prominente als Unterstützer gewann.[2]

2010, zum 150. Jubiläum, organisierte Cornel Wachter für den Kölner Zoo eine vorübergehende Neu-Installation einer historischen Lok als Klettergerät auf dem Spielplatz, wobei es weniger um das Klettern als solches, als vielmehr um nostalgische Gefühle älterer Zoobesucher gehen sollte, die als Kind auf der ursprünglichen Lok gespielt hatten.[17][18]

Nach einer überstandenen Darmkrebserkrankung initiierte er gemeinsam mit Timo Belger eine Aufklärungskampagne für die Darmkrebs-Vorsorge, u. a. mit dem Magazin Die wunderbare Welt des Cornel Wachter. Diese wurde 2017 und 2019 als „Engagement des Jahres“, mit dem das „Thema Darmkrebs aus der Tabuzone herausgeholt worden“ sei, mit dem Felix-Burda-Award ausgezeichnet.[19][20][21]

Am 5. August 2022 wurde am Vereinsheim des SC Fortuna Köln das „Denkmal für Präsident Hans „Jean“ Löring, Präsident Klaus Ulonska und alle die es mit dem Vereincher gut meinen“, wie der Künstler es ausdrückt, eingeweiht. Der Künstler trägt beim SC Fortuna Köln die Mitgliedernummer „11“, welche ihm noch vom Präsidenten Hans „Jean“ Löring einst „für postive Ohrfeigen für dat Vereincher verliehen“ wurde, wie es Löring, der „letzte Patriarch des Deutschen Fussballs“ ausdrückte. Wachter hat auf ein Honorar für das Denkmal verzichtet. Das Denkmal wurde möglich durch Wachters und Fortunas Spendenaktion unter Vereinsmitgliedern und Freunden des Clubs und der geehrten ehm. Präsidenten.[22]

Mai 2022 hat Wachter anlässlich des Kriegs in der Ukraine die Idee zu einem Friedenszeichen, er organisiert ein Musikvideo mit dem Lied der Bläck Fööss „Mir künnte Fründe weede“ vorgetragen durch den Kölner Kinderchor „Lucky Kids“ in Kölsch und mit Untertiteln in ukrainischer und in russischer Sprache. Die Kinder bewegen sich dabei auf dem Kriegstrümmerberg am Aachener Weiher, dort wo unter eine Erdschicht und Rasen die Trümmer von Köln-Lindenthal oder auch der Kölner Synagoge liegen und im Kölner „Park der Menschrechte“ an St.Hildegardis. Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Pfarrer Hans Mörtter sind im Video mit ihrer Begrüßung der Flüchtlinge aus der Ukraine und dem Wunsch auf ein freundschaftlichen Zusammenkommen aller zu hören. Kölner Vespaclubs bilden auf dem Kölner Chlodwigplatz im Video ein Peacezeichen aus hunderten Motorrollern. Die Übersetzungen im Musikvideo stammen von dem Städtepartnerschaftsverein Köln/Wolgograd e.V. und von #WeAreAllUkrainians, der Initiative, die Dr. Wladimir Klitschko gemeinsam mit Tatjana Kiel unmittelbar nach Kriegsbeginn in der Ukraine ins Leben gerufen haben.

https://www.youtube.com/watch?v=2LRhfBh4pug

Werke in öffentlichen Sammlungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Publikationen als Herausgeber[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Cornel Wachter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Marianne Kolarik: Durch die Südstadt mit Cornel Wachter. In: Kölner Stadt-Anzeiger. 30. Mai 2012, abgerufen am 11. Mai 2018.
  2. a b »Stilpluralist« und einfach kölsch. In: TOP MAGAZIN. RHS Verlagsgesellschaft, Dezember 2017, abgerufen am 11. Mai 2018.
  3. Meine Südstadt, Judith Levold: Ehrung für Südstadt-Arzt – Max Dietlein-Park eingeweiht. In: meinesuedstadt.de. 30. September 2022, abgerufen am 9. Juni 2023.
  4. a b Cornel Wachter – Vita. In: Galerie Inge Baecker. Archiviert vom Original; abgerufen am 11. Mai 2018.
  5. Dombauhütte und Dombauverwaltung: Austritte. In: Willy Weyres, Arnold Wolff (Hrsg.): Kölner Domblatt. Jahrbuch des Zentral-Dombau-Vereins. Band 52. Verlag J. P. Bachem, Köln 1987, ISBN 3-7616-0925-6, S. 263.
  6. a b Dieter Ronte: Positive Kraft. In: Kölner Stadt-Anzeiger. 20. August 2005, abgerufen am 11. Mai 2018.
  7. Rainer Hartmann: Von Köln nach Weimar. In: Kölner Stadt-Anzeiger. 2. April 2002, abgerufen am 11. Mai 2018.
  8. Have a nice round! Zweite Installation des Künstlers Cornel Wachter in Weimar, 25. August 2003 bis 13. Oktober 2003, Fassade des Hotels Elephant. In: Galerie ACC in Weimar, acc-weimar.de. 17. November 2003, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. April 2018; abgerufen am 13. Januar 2020.
  9. Dieter Brockschnieder: Auto mit Beton übergossen. In: Kölnische Rundschau. 15. Oktober 2007, abgerufen am 11. Mai 2018.
  10. Gabriele Woll: Die Eins muss stehen. In: Katholische Landjugendbewegung Deutschlands. 6. April 2006, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Mai 2018; abgerufen am 11. Mai 2018.
  11. "K)Eine Herberge?" Kunstprojekt von Cornel Wachter zu Weihnachten 2015. In: Lutherkirche Evangelische Gemeinde Köln. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Mai 2018; abgerufen am 11. Mai 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lutherkirche-koeln.de
  12. Kölner Express: Kriminalbiologe Benecke: Das ist die Weihnachtsbotschaft
  13. Zuletzt stirbt die Hoffnung: der Traum vom Kölschen Wimmelbild. Abgerufen am 7. Februar 2022 (deutsch).
  14. Benefiz-Schallplatte der Bläck Fööss für den Dom. In: Willy Weyres, Arnold Wolff (Hrsg.): Kölner Domblatt. Jahrbuch des Zentral-Dombau-Vereins. Band 53. J. P. Bachem, Köln 1988, ISBN 3-7616-0958-2, S. 226.
  15. Rheinfussball: Neues Logo auf der Fortuna-Brust. In: Rheinfussball. 10. April 2018 (archive.org [abgerufen am 21. Juli 2022]).
  16. Helga Ramler: Künstler helfen Obdachlosen. In: Kölner Stadt-Anzeiger. 1. August 2002, abgerufen am 11. Mai 2018.
  17. Hendrik Pusch: Wegen Sicherheitsbedenken. Kletterverbot für die neue Zoo-Lok. In: Kölner Express. 2. April 2010, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 11. Mai 2018.@1@2Vorlage:Toter Link/www.express.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  18. Colonia holt die Kölner Zoo-Lok zurück nach Hause. In: Colonia Spezialfahrzeuge. 2010, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 12. Mai 2018; abgerufen am 11. Mai 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.colonia.info
  19. Felix-Burda-Award: Die Preisträger aller Kategorien seit 2003. In: Felix-Burda-Stiftung. Abgerufen am 11. Mai 2018.
  20. Wolfgang van den Bergh: Felix Burda Award. Maar gibt nicht auf, den Beharrungskräften zu trotzen. In: Ärzte Zeitung online. 15. Mai 2017, abgerufen am 11. Mai 2018.
  21. Meine Südstadt: Motivation ist alles. 3. Januar 2019, abgerufen am 30. Januar 2019.
  22. Einladung zur Einweihung des dreiteiligen Denkmals von Cornel Wachter, auf fortuna-koeln.de
  23. Kevin Cavanagh: Teutloff loved art – and how it looked on Brock’s campus. In: The Brock News. Brock University, 25. August 2017, abgerufen am 12. Mai 2018 (englisch).
  24. Stadt Köln (Hrsg.): Friedrich-Vordemberge-Stipendium für Bildende Kunst: Preisträgerinnen und Preisträger Förderstipendienchronologisch. Köln 2017 (stadt-koeln.de [PDF]).
  25. Judith Levold: Felix-Burda-Award 2019 geht erneut in die Südstadt. In: meinesuedstadt.de. 20. Mai 2019, abgerufen am 22. Mai 2019.
  26. Stadt Köln Pressemitteilung vom 23. Juni 2022: Preisträger von "KölnEngagiert 2022" stehen fest, von Sabine Wotzlaw, abgerufen am 23. Juni 2022