Daniel Balavoine – Wikipedia

Daniel Balavoine (1980)

Daniel Xavier-Marie Balavoine (* 5. Februar 1952 in Alençon; † 14. Januar 1986 in Gourma-Rharous, Mali) war ein französischer Chansonnier.

Leben und Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Balavoine wurde als jüngstes von sechs Kindern als Sohn eines Ingenieurs und einer Antiquitätenhändlerin geboren. Die Familie lebte im Südwesten Frankreichs. Nach der Trennung der Eltern – Balavoine war sechs Jahre alt – lebte er bei seinem Vater. Als dieser beruflich nach Tizi Ouzou in Algerien wechselte, kam Balavoine in das dortige Internat.[1] Im Alter von sechzehn Jahren begann er zu singen und beendete das Gymnasium ohne Abschluss.[2]

Bis zu seinem 20. Geburtstag sang er in verschiedenen Gruppen und trat in ganz Frankreich auf. Anschließend unternahm er erste Solo-Versuche im Beiprogramm von Patrick Juvet. Der Durchbruch gelang ihm jedoch erst durch die Zusammenarbeit mit Michel Berger, als er in dessen Rock-Oper Starmania (1978) mitspielte, deren Titel „Quand on arrive en ville“ ein Hit wurde.[3] Im selben Jahr hatte Balavoine seinen größten Verkaufserfolg mit „Le Chanteur“, einem Lied, das den Abstieg eines großen Chansonniers (in der Ich-Form gesungen, aber möglicherweise Anspielung auf Polnareff) zum Thema hat. Das Album „Le Chanteur“ wurde ebenso ein großer Erfolg.

Sein fünftes Solo-Album „Un autre monde“ (1980) enthielt das Lied „Mon fils, ma bataille“ (Mein Sohn, meine Schlacht), in dem Balavoine den Kampf eines Vaters um das Sorgerecht für seinen Sohn schildert. Das Chanson wurde durch die Scheidung von Balavoines Gitarristen Colin Swinburne inspiriert.[4] Auch die Lieder „Je ne suis pas un héros“ und „La vie ne m’apprend rien“ wurden fester Bestandteil von Balavoines Repertoire. Nach der Veröffentlichung von „Vendeur de larmes“ (1982) nahm Balavoine als passionierter Motorsportler an der Rallye Paris–Dakar teil. Als er wegen einer Panne schon nach der ersten Etappe aufgeben musste, nutzte er die Gelegenheit, die Umgebung zu erkunden.[5] Inspiriert von der Armut und Hungersnot des afrikanischen Kontinents, entstand „Loin des yeux de l’Occident“ (1983) in Schottland. Im selben Jahr nahm Daniel Balavoine mit der ABBA-Sängerin Frida ein Duett auf: „Belle“, eine Überarbeitung des ABBA-Instrumentalstücks „Arrival“ von 1976.

Im Juli 1984 kam Balavoines erstes Kind Jérémie zur Welt, eine Erfahrung, die Balavoine zur Basis seines Liedes „Dieu que c’est beau“ macht. Eine erfolgreiche Tour schloss Daniel Balavoine 1984 mit einem Konzert im Pariser Palais des Sports ab, der Auftritt erschien als Doppelalbum unter dem Namen „Balavoine au Palais des sports“. Im Oktober 1985 kam Balavoines letztes Album „Sauver l’amour“ auf den Markt, in welchem er sich provokativ mit politischen Themen beschäftigt. „L’aziza“, ein Lied für seine jüdisch-marokkanische Frau, erhielt den Preis der französischen Anti-Rassismus-Organisation S.O.S. Racisme. „Tous les cris les S.O.S.“, „Sauver l’amour“ und „Aimer est plus fort que d’être aimé“ werden Balavoines letzte Hits.

Er selbst reiste anschließend erneut zur Rallye Paris–Dakar, um persönlich Wasserpumpen für die Wüstenbewohner abzuliefern. Sein Hubschrauber stürzte am 14. Januar 1986 in der Nähe des Sees Gossi aufgrund eines Sandsturms ab. Bei diesem Absturz starben nebst Balavoine der Rallye-Direktor Thierry Sabine, der Schweizer Pilot François-Xavier Bagnoud, die französische Journalistin Nathalie Odent und der französische Fernsehtechniker Jean-Paul Fur.

Balavoine galt – nach dem Verschwinden von Michel Polnareff – Mitte der 1970er bis Mitte der 1980er Jahre als enfant terrible der französischen Chanson- und Variété-Szene. Seine Lieder waren stets provokativ und von linker Politik geprägt – der damalige Präsident François Mitterrand war ihm nicht sozialistisch genug, weder in der Innen- noch in der Außenpolitik. So versuchte Balavoine, mit Hilfe seiner großen Popularität und dem im Showgeschäft verdienten Geld selbst „Politik“ zu machen. Balavoines Musik ist gekennzeichnet durch die helle Klangfarbe seiner Stimme (voix de „cristal“) und der angelsächsisch geprägten, elektronischen Popmusik, die er als einer der ersten nach Frankreich brachte.

Nach seinem Tod wurde die „Association Daniel Balavoine“ gegründet, die sein humanitäres Engagement fortführen soll.[6] Balavoine hinterließ zwei Kinder: Jérémie (* 1984) und Joana (* 1986), die erst nach seinem Tod zur Welt kam. Er ist auf dem Friedhof von Biarritz beerdigt. 30 Jahre nach seinem Tod erschien als Hommage das Album Balavoine(s), in dem aktuelle Interpreten wie Zaz, Nolwenn Leroy, Florent Pagny und Shy’m 17 seiner Lieder neu interpretierten.

Politik und soziales Engagement[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1980 kritisierte Balavoine den damaligen Präsidentschaftskandidaten François Mitterrand in einer Diskussionsrunde vor laufenden Kameras heftig. Die Politik nehme die Probleme der Jugend nicht ernst.[7]

Balavoines politisches Interesse wurde immer stärker, am 23. Oktober 1983 war er erneut als Gast einer Nachrichtensendung geladen und sagte wörtlich „Ich scheiße auf die Kriegsveteranen“ („J’emmerde les anciens combattants!“). Anlass zu dieser Brandrede gegen den Krieg war der Anschlag von Drakkar, ein Selbstmordattentat auf eine amerikanische Militärbasis im Libanon, wo auch Balavoines Bruder Yves seinen Dienst versah. Mehrmals machte sich Balavoine öffentlich für humanitäre Angelegenheiten stark.[8]

Balavoines Freund Coluche startete im Dezember 1985 das bis heute existierende Projekt namens „Les restaurants du cœur“ („Les Restos du Cœur“), eine Wohltätigkeitsorganisation, die Obdachlose und Arme gratis speist. Balavoine nahm an der Eröffnung teil.[9]

Diskografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Studioalben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Titel Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[10]
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 FR  BEW  CH
1985 Sauver l’amour FR175
Gold
Gold

(1 Wo.)FR
Charteinstieg in FR erst 2016

grau schraffiert: keine Chartdaten aus diesem Jahr verfügbar

Weitere Studioalben

  • 1975: De vous à elle en passant par moi
  • 1977: Les Aventures de Simon et Gunther...
  • 1978: Le Chanteur (FR: GoldGold)
  • 1979: Face amour / Face amère
  • 1980: Un autre monde (FR: GoldGold)
  • 1982: Vendeurs de larmes (FR: GoldGold)
  • 1983: Loin des yeux de l'Occident (FR: GoldGold)

Livealben / Kompilationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Titel Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[10]
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 FR  BEW  CH
1995 Balavoine FR99
(8 Wo.)FR
BEW1
Gold
Gold

(32 Wo.)BEW
Charteinstieg in FR erst 2012
1996 L’inoubliable BEW42
(1 Wo.)BEW
1999 Les talents du siècle vol. 2 BEW48
(1 Wo.)BEW
L’essentiel BEW23
(17 Wo.)BEW
CH
Gold
Gold
CH
2000 Hommages... CH52
(8 Wo.)CH
2005 Sans frontières FR53
(14 Wo.)FR
BEW10
(33 Wo.)BEW
CH58
(6 Wo.)CH
Charteinstieg in FR erst 2009
2008 Les 100 plus belles chansons BEW70
(8 Wo.)BEW
Les 50 plus belles chansons FR152
(2 Wo.)FR
BEW70
(8 Wo.)BEW
Charteinstieg in FR erst 2016
2011 Talents vol. 1 FR166
(2 Wo.)FR
2015 30ème anniversaire FR10
(34 Wo.)FR
BEW6
(44 Wo.)BEW
CH26
(4 Wo.)CH
2018 Le Meilleur de Daniel Balavoine FR177
(1 Wo.)FR
BEW187
(1 Wo.)BEW
Charteinstieg in FR und BEW erst 2021
2020 Intégrale FR131
(1 Wo.)FR
BEW75
(3 Wo.)BEW
2021 L’Album de sa vie – 100 titres FR9
(35 Wo.)FR
BEW69
(4 Wo.)BEW
Ballavoine – 35ème anniversaire FR125
(1 Wo.)FR

Singles[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Titel
Album
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartsChartplatzierungen[10]
(Jahr, Titel, Album, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 FRTemplate:Charttabelle/Wartung/Charts inexistent
1978 Le chanteur
Le chanteur
FR69
Gold
Gold

(3 Wo.)FR
Charteinstieg in FR erst 2016
S.O.S. d’un terrien en détresse
FR128
(2 Wo.)FR
Charteinstieg in FR erst 2016
1980 Mon fils ma bataille
Un autre monde
FR82
Gold
Gold

(2 Wo.)FR
Charteinstieg in FR erst 2016
1981 La vie ne m’apprend rien
Balavoine sur scène
FR112
(1 Wo.)FR
Charteinstieg in FR erst 2016
1982 Vivre ou survivre
Vendeurs de larmes
FR72
(2 Wo.)FR
Charteinstieg in FR erst 2016
1984 Dieu que c’st beau
FR47
(1 Wo.)FR
1985 L’Aziza
Sauver l’amour
FR1
Platin
Platin

(29 Wo.)FR
Hommage auf seine marokkanische Frau – mit dem französischen Anti-Rassismus-Preis ausgezeichnet
Aimer est plus fort que d'être aimé
Sauver l’amour
FR151
(1 Wo.)FR
Charteinstieg in FR erst 2016
1986 Sauver l’amour
Sauver l’amour
FR5
(19 Wo.)FR
Folgende Lieder erschienen nicht als Single, wurden aber durch das Album zu Download und Streaming bereitgestellt und konnten somit eine Platzierung erlangen:
1985 Tous les cris, les S.O.S.
Sauver l’amour
FR40
(7 Wo.)FR
Charteinstieg in FR erst 2016

grau schraffiert: keine Chartdaten aus diesem Jahr verfügbar

Weitere Singles

  • 1975: Évelyne et moi
  • 1977: Lady Marlène
  • 1977: Ma musique et mon patois
  • 1978: Lucie
  • 1979: Me laisse pas m'en aller
  • 1980: Dancing Samedi
  • 1980: Tu me plais beaucoup
  • 1981: Lipstick Polychrome
  • 1982: Vendeurs de larmes
  • 1982: Soulève-moi
  • 1983: Pour la femme veuve qui s’éveille
  • 1984: Les petits lolos
  • 1987: Ne parle pas de malheur

Auszeichnungen für Musikverkäufe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2× Goldene Schallplatte

  • Frankreich Frankreich
    • 1995: für das Album Master Série – Vol. 2

Platin-Schallplatte

  • Frankreich Frankreich
    • 1990: für das Album Balavoine – Compilation
    • 1998: für das Album Master Série – Vol. 1

Anmerkung: Auszeichnungen in Ländern aus den Charttabellen bzw. Chartboxen sind in ebendiesen zu finden.

Land/RegionAus­zeich­nung­en für Mu­sik­ver­käu­fe
(Land/Region, Auszeichnungen, Verkäufe, Quellen)
Gold Platin Ver­käu­fe Quel­len
 Belgien (BRMA)  Gold1 0! P 25.000 ultratop.be
 Frankreich (SNEP)  9× Gold9  3× Platin3 3.300.000 infodisc.fr snepmusique.com
 Schweiz (IFPI)  Gold1 0! P 25.000 hitparade.ch
Insgesamt  11× Gold11  3× Platin3

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Daniel Balavoine – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Didier Varrod: Le roman de Daniel Balavoine. Éditions Fayard, 2006.
  2. Clio Weickert: 20 Minutes: Balavoine, 30 ans après: Cinq anecdotes que vous ne connaissiez peut-être pas sur le chanteur. Abgerufen am 4. März 2022 (französisch).
  3. Jonathan Hamard: Purebreak Charts: Daniel Balavoine : France Gall évoque l'amitié qui les liait avec Michel Berger. Abgerufen am 4. März 2022 (französisch).
  4. Claire Balavoine, Alain Marouani: Daniel Balavoine. Groupe Flammarion, 2014, ISBN 978-2-08-133499-1.
  5. Universalmusic.fr: Daniel Balavoine. Abgerufen am 4. März 2022 (französisch).
  6. Association Daniel Balavoine. Abgerufen am 4. März 2022 (französisch).
  7. Thierry Rouault: L'inoubliable. éd.s Camion Blanc. 2012, ISBN 978-2-35779-159-6.
  8. Fabien Gallet: Daniel Balavoine : ses plus grands coups d'éclat à la télévision. Abgerufen am 4. März 2022 (französisch).
  9. Fabien Lecœuvre: Balavoine, la véritable histoire. Éditions du Rocher, 2016.
  10. a b c Chartquellen: FR BEW CH