Final Girl – Wikipedia

Als Final Girl (so viel wie „letzte Überlebende“) oder auch Survivor Girl bezeichnet man die standardisierte, weibliche Heldenfigur in Horrorfilmen, insbesondere bei Slashern. Meist gelingt es der Heldin, den (mordenden) Gegner am Ende auszuschalten.[1]

Der Begriff geht auf Carol J. Clovers Buch Men, Women and Chain Saws: Gender in the Modern Horror Film (1992) zurück, worin sie das Konzept auf Filme wie The Texas Chain Saw Massacre und Halloween überträgt.[2]

Besonderheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Final Girl überlebt Filme in der Regel bis zum Finale und konfrontiert den Killer, wobei sie ihn entweder selbst außer Gefecht setzen kann oder sich im letzten Moment retten lässt. Gemäß den Genrekonventionen ist das Final Girl pflichtbewusst, sexuell enthaltsam und verhält sich moralisch einwandfrei, z. B. durch den Verzicht auf Alkohol und sonstige Drogen. Mehrteilige Filmreihen greifen mitunter zu Tricks, um es ihrer Heldin zu ermöglichen, in den Fortsetzungen wieder antreten zu können.[1]

Eine weitere Eigenschaft klassischer Final Girls besteht darin, dass sie zunächst eher unscheinbar sind und sich im Laufe der Handlung weiterentwickeln und so zur Heldin und ultimative Widersacherin ihrer mordenden Gegner werden, indem sie über sich hinaus wachsen.[3]

Außerdem schlagen Final Girls ihre Gegner in der Regel nicht durch körperliche Überlegenheit, sondern unter anderem durch ihr Durchhaltevermögen und ihre Willenskraft. So bringt der fiktive Serienmörder Freddy Krueger das von Heather Langenkamp gespielte Final Girl Nancy Thompson gleich mehrfach in Lebensgefahr, wobei es ihm jedoch nicht gelingt, sie zu töten.[4]

Weiterentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Obwohl das Phänomen des Final Girls traditionell dem Horrorfilm, insbesondere dem Slasher, angehörte, zeichnen sich vielfältige Innovationen ab. So gibt beispielsweise Alexandre Aja seiner Marie (Cécile de France) in High Tension (2003) zusätzliche Facetten, indem sie als lesbisch dargestellt wird. Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) aus der Science-Fiction-Filmreihe Die Tribute von Panem (ab 2014) wird durch die ihr zugedachte Rolle zur politisch motivierten Widerstandskämpferin.[5]

Auch in dem schwedisch-amerikanischen schwarzhumorigen Horror-Mystery-Thriller Midsommar aus dem Jahr 2019 emanzipiert sich das Final Girl, Dani, von ihrer ursprünglichen Rolle als tugendhaft-duldsame Partnerin. Am Ende überlebt sie ihren Freund nicht nur, sondern opfert ihn sogar aus freien Stücken, wobei sie ihn gleichzeitig für seine Untreue und Lieblosigkeit bestraft.[6]

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den bekannteren Final Girls, die von Kritikern explizit in ihrer Funktion als solche erwähnt wurden zählen (unter anderem):

Film Darstellerin Figur Regie Jahr Beleg
The Texas Chain Saw Massacre Marilyn Burns Sally Hardesty Tobe Hooper USA, 1974 [3][7][8][9]
Jessy – Die Treppe in den Tod Olivia Hussey Jessy Bradford Bob Clark CAN, 1974 [9]
Halloween-Filmreihe Jamie Lee Curtis Laurie Strode John Carpenter (1. Film) USA, ab 1978 [3][8][9][2][1]
Suspiria Jessica Harper Suzy Banyon Dario Argento IT, 1977 [3]
Alien-Filmreihe Sigourney Weaver Ellen Ripley Ridley Scott (1. Film) USA/GB, ab 1979 [3][8][9]
A Nightmare on Elm Street Heather Langenkamp Nancy Thompson Wes Craven USA, 1984 [3][8][9][4]
Hellraiser – Das Tor zur Hölle Ashley Laurence Kirsty Cotton Clive Barker USA, 1987 [9]
Scream-Filmreihe Neve Campbell Sidney Prescott Wes Craven (Film 1–4) USA, ab 1996 [3][9][4][10]
Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast Jennifer Love Hewitt Helen Shivers Jim Gillespie USA, 1997 [3][11]
Düstere Legenden Alicia Witt Natalie Simon Jamie Blanks USA, 1998 [11]
High Tension Cécile de France Marie Alexandre Aja F, 2002 [12]
The Descent – Abgrund des Grauens Shauna Macdonald Sarah Carter Neil Marshall GB, 2005 [9]
Triangle – Die Angst kommt in Wellen Melissa George Jess Christopher Smith AUS/ GB, 2009 [12]
The Cabin in the Woods Kristen Connolly Dana Polk Drew Goddard USA, 2012 [3][7][9][12]
Don’t Breathe Jane Levy Rocky Fede Alvarez USA, 2016 [3][7]
Midsommar Florence Pugh Dani Florence Pugh USA/ Schweden, 2019 [4][6]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Final Girl Lexikon der Filmbegriffe, aufgerufen am 20. Januar 2022
  2. a b Men, Women, and Chainsaws: Gender in the Modern Horror Film (1992) – Caitlin Duffy. Abgerufen am 6. August 2019 (amerikanisches Englisch).
  3. a b c d e f g h i j Die 25 besten Final Girls (und Boys) der Horrorfilm-Geschichte. Was ist ein Final Girl? Moviepilot, aufgerufen am 8. Juni 2023
  4. a b c d Heather Langenkamp's Horror Roles, Explained Screen Rant, aufgerufen am 8. Juni 2023
  5. Katarzyna Paszkiewicz & Stacy Rusnak: Final Girls, Feminism and Popular Culture. Palgrave Macmillan, 2020, ISBN 978-3-03031523-8, S. 79–92.
  6. a b Midsommar's May Queen and the New Age of Final Girls Comic Book Resources, aufgerufen am 30. Juni 2023
  7. a b c From Sally to Dana, A Final Girl Analysis Save Horror, aufgerufen am 20. Januar 2022
  8. a b c d Francesca Sylph: From 'Halloween' to 'Nope'; The 10 Most Iconic "Final Girls" in Horror Movie History vom 6. Oktober 2022 Collider, aufgerufen am 8. Juni 2023
  9. a b c d e f g h i The 13 Best Final Girls in Horror Movie History vom 29. Oktober 2019 denofgeek.com, aufgerufen am 14. Januar 2024
  10. Katarzyna Paszkiewicz: ‘Just Keep Looking Forward or We’ll Be Stuck Here Forever’: The Final Girls, Spectatorial Address and Transformations of the Slasher Form. In: Final Girls, Feminism and Popular Culture. 6. Mai 2020, S. 247–270, doi:10.1007/978-3-030-31523-8_13.
  11. a b Dolores Quintana: Final girls are a crucial part of the horror genre. But which ones are the less successful versions of this horror trope? vom 5. Oktober 2023 fangoria.com, aufgerufen am 14. Januar 2024
  12. a b c 10 Horror Movie Final Girls Who Were The Villain. vom 6. Oktober 2022 Comic Book Resources, aufgerufen am 30. Juni 2023