Gelbe Karte – Wikipedia

Gelbe und Rote Karte
Gelbe Karte in einem Fußballspiel: Carlos Ruiz (im Trikot des FC Dallas) wird mit einer Gelben Karte verwarnt; links im Bild: Matt Reis
Gelbe Karte in einem Handballspiel

Mit der Gelben Karte (auch gelben Karte) wird in einigen Sportarten (z. B. Fußball, Handball, Pétanque, Volleyball) durch den Schiedsrichter eine Verwarnung aufgrund von Verstößen gegen die Spielregeln oder bei unsportlichem Verhalten angezeigt. Bei groben Verstößen wird jedoch nicht verwarnt, sondern direkt mit der Roten Karte ein Platzverweis verhängt.

Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei Regelverstößen im Fußball, die keine Rote Karte rechtfertigen, aber zum zweiten Mal mit der gelben Karte geahndet werden müssten, wird ein Platzverweis mit der Gelb-Roten Karte ausgesprochen.

Nach einer Gelben (oder auch Roten bzw. Gelb-Roten) Karte darf das Spiel erst fortgesetzt werden, wenn der Schiedsrichter es mit einem Pfiff freigegeben hat. Wird der Ball zu früh gespielt, hat dies – bei genauer Regelauslegung – ebenfalls eine Gelbe Karte zur Folge.

Mehrere, in verschiedenen Spielen eines Wettbewerbs erhaltene Gelbe Karten können zu einer Gelbsperre führen.

In der Umgangssprache steht die Redewendung „jemandem die Gelbe Karte zeigen“ für eine meist informelle Verwarnung.

Im Handball bedeutet die Gelbe Karte lediglich eine Verwarnung. Anstelle der zweiten Gelben Karte wird eine Zwei-Minuten-Strafe verhängt. Dort kann der Schiedsrichter auch nur drei Gelbe Karten pro Mannschaft geben. Danach wären für solche Vergehen nur noch Zeitstrafen möglich.

In vielen Sportarten bedeutet eine Gelbe Karte neben einer Ermahnung auch eine Zeitstrafe für den betreffenden Spieler. Im Hockey kann sie zwischen zwei und fünfzehn Minuten betragen. In der Rugby Union und der Rugby League muss ein Spieler für zehn Minuten den Platz verlassen (er muss in die Sin Bin gehen), wenn ihm die Gelbe Karte gezeigt wird. Beim Volleyball bedeutet eine Gelbe Karte eine Verwarnung der betreffenden Mannschaft, sie droht bei weiterem ungebührlichem Verhalten ihrer Mitglieder eine Rote Karte (Punkt und Angabenverlust) an, bleibt jedoch sonst ohne Folgen.

Im Pétanque wird dem schuldigen Spieler vom Schiedsrichter bei Zeitüberschreitung die gelber Karte angezeigt, diese gilt für alle Spieler der schuldigen Mannschaft. Hat einer der Spieler bereits eine gelbe Karte, so wird eine noch zu spielende Kugel der laufenden Aufnahme oder eine noch zu spielende Kugel der folgenden Aufnahme entzogen, falls er über keine Kugeln mehr verfügt.

Geldstrafen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verwarnungen wie auch Platzverweise können beim Fußball zumindest in den oberen Ligen mit einer Geldstrafe verbunden sein. Nach dem Reglement des Schweizerischen Fussballverbandes muss ein Super-League-Spieler bei der ersten Verwarnung 100 Franken bezahlen. Bei jeder weiteren Verwarnung wird die Buße jeweils um 100 bis 140 Franken erhöht. So kosten die ersten vier Verwarnungen einen Super-League-Spieler 1000 Franken.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1966 kam es bei dem Spiel Argentinien gegen England zu turbulenten Szenen auf dem Spielfeld, die unter anderem darauf zurückzuführen waren, dass ein argentinischer Spieler den durch den deutschen Schiedsrichter Rudolf Kreitlein mündlich ausgesprochenen Platzverweis nicht verstand oder verstehen wollte und noch fast neun Minuten auf dem Platz verblieb. In den folgenden Tumulten wurden sogar Verwarnungen gegen englische Spieler von diesen nicht wahrgenommen. Auch die Zuschauer bekamen dies nicht mit. Ähnliche Szenen ereigneten sich in dem Schlacht von Santiago genannten Spiel der Mannschaft Chiles gegen Italien bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1962. In diesem Spiel, welches als eines der brutalsten der WM-Geschichte gilt, wurden mehrere Spieler vom Platz gestellt und einige Spieler attackierten andere körperlich und verletzten diese. Spieler gaben vor, die Zeichen der Schiedsrichter nicht verstanden zu haben.

Um derartige Missverständnisse zu vermeiden, schlug der englische Schiedsrichter Ken Aston, der das Spiel Chile–Italien leitete und während der Fußball-Weltmeisterschaft 1966 Schiedsrichterbetreuer war, vor, analog zu den international bekannten Verkehrs-Lichtzeichenanlagen (Ampeln) Gelbe und Rote Karten zu verwenden. Diese Idee kam ihm während einer Autofahrt. Dabei musste er vor mehreren Ampeln stehen bleiben, die von „Gelb“ auf „Rot“ wechselten. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1970 wurde diese Regelung zum ersten Mal verwendet und setzte sich schnell durch. Kurt Tschenscher leitete das Eröffnungsspiel der WM 1970 in Mexiko und zog als erster Schiedsrichter überhaupt eine Gelbe Karte.

Seit 1991 gibt es im Fußball außerdem die Gelb-Rote Karte, die einen Platzverweis anzeigt, der ohne vorherige Verwarnung nicht ausgesprochen worden wäre und somit die Maßnahme von einer „glatten“ Roten Karte (englisch: „straight red“) sichtbar abgrenzt. Sie wird – unter Wiederaufgreifen der Idee Ken Astons – auch als „Ampelkarte“ bezeichnet und gilt ebenfalls als Platzverweis, zieht jedoch im Gegensatz zur ohne vorherige Verwarnung gezogenen Roten Karte generell nur eine Sperre für das direkt darauffolgende Spiel desselben Wettbewerbes nach sich. Die Sanktionen, die eine Gelb-Rote Karte nach sich zieht, sind in den unteren Spielklassen (Kreisligen bis Landesligen) je nach Landesverband in Deutschland unterschiedlich geregelt.

Die Farbgebung der beiden Karten wird auch auf die Anforderungen der Fernsehübertragungen zurückgeführt. Da damals noch viele Fernsehgeräte nur Schwarz-Weiß-Bilder darstellten, mussten Karten mit deutlichem Kontrast gewählt werden.

Zeitstrafe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gelbe Karte ist nicht in jeder Sportart eine Verwarnung. Im Hockey, Rugby und Kanupolo wird die Gelbe Karte als Anzeige einer Zeitstrafe verwendet. Im Feldhockey muss der Spieler 5 bis 15 Minuten, im Hallenhockey 2 bis 10 Minuten das Feld verlassen. Im Rugby muss der Spieler nach Erhalt der Gelben Karte für 10 Minuten auf die Strafbank (was auch als „sin bin“ bezeichnet wird). Im Kanupolo muss der betreffende Spieler für 2 Minuten das Spielfeld verlassen. Bei all den drei Sportarten muss die bestrafte Mannschaft während der Zeitstrafe mit einem Spieler weniger auskommen.

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Portugal wurde mit Absegnung der FIFA eine Weiße Karte eingeführt, die Fair Play belohnen soll. Die Karte wurde im Januar 2023 beim Frauen-Pokalspiel zwischen Sporting und Benfica Lissabon von der Schiedsrichterin Catarina Campos erstmals gezeigt, nachdem die Mannschaftsärzte der beiden Mannschaften einem Zuschauer, der über Unwohlsein geklagt hatte, zu Hilfe eilten.[2]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Swiss Football League (Hrsg.): Reglement über das Disziplinarverfahren bei der SFL. 1. Januar 2020 (sfl.ch [PDF]).
  2. Novum in Portugal – Schiedsrichterin zeigt erste Weiße Karte der Fußball-Geschichte. www.kicker.de, 23. Januar 2023, abgerufen am 23. Januar 2023.