Gerhard Kentschke – Wikipedia

Gerd Kentschke
Personalia
Geburtstag 18. September 1942
Geburtsort HertenDeutsches Reich
Größe 172 cm
Position Mittelfeld
Herren
Jahre Station Spiele (Tore)1
0000–1963 Blau-Weiß Langenbochum
1963–1966 Karlsruher SC 50 (10)
1966–1970 1. FC Kaiserslautern 120 (24)
1970–1972 MSV Duisburg 52 0(5)
1973–1984 Bayer 04 Leverkusen 101 (14)
Nationalmannschaft
Jahre Auswahl Spiele (Tore)
1958 Deutschland Schüler 1 0(0)
1964 Deutschland U23 1 0(0)
Stationen als Trainer
Jahre Station
1977–1989 Bayer 04 Leverkusen (Co-Trainer)
1977–1997 Bayer 04 Leverkusen Amateure
1981–1982 Bayer 04 Leverkusen
1997–2003 SV Wermelskirchen
2010 FC Remscheid
2014 SV Wermelskirchen
1 Angegeben sind nur Ligaspiele.

Gerhard „Gerd“ Kentschke (* 18. September 1942 in Herten) ist ein ehemaliger deutscher Fußballspieler und -trainer. Von 1963 bis 1972 absolvierte er in der Bundesliga für die Vereine Karlsruher SC, 1. FC Kaiserslautern und MSV Duisburg 222 Spiele und erzielte dabei 39 Tore[1].

Laufbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jugend und Amateur, bis 1963[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei Blau-Weiß Langenbochum, in einem Stadtteil von Herten im Kreis Recklinghausen ist der jugendliche „Ömmes“ Kentschke sportlich aufgewachsen. Seine Eltern verstarben früh, er wohnte bei seinem älteren Bruder Helmut[2], lernte den Beruf des Bergmanns und fuhr tagsüber als Jungbergmann auf Zeche „Schlägel & Eisen“ 1.000 Meter in die Tiefe und kickte abends auf dem Sportplatz an der Villa Brinkmann bei Blau-Weiß[3]. Sein Talent führte den Flügelflitzer bereits am 7. April 1958 beim Länderspiel in Chesterfield gegen England in die Deutsche Schülernationalmannschaft.[4] Das Spiel endete mit einem 2:2-Remis und der Rechtsaußen aus Langenbochum spielte an der Seite von Verteidiger Klaus Beckfeld und Stopper Heinz-Rüdiger Voß. Als Spieler der Bezirksliga gehörte er 1962 neben den Offensiv-Mitspielern Reinhold Wosab und Gerhard Neuser der siegreichen Auswahl von Westfalen im Wettbewerb des Länderpokal an, die sich mit einem 1:0-Erfolg im Finale gegen den Mittelrhein durchsetzte. Der damalige Vizepräsident des Karlsruher SC, Helmut Hodel, hatte den Flügelflitzer in der Westfalenauswahl gesehen und lockte den Offensivspieler mit einem Vertrag für die Bundesliga 1963 nach Baden.

Bundesliga, 1963 bis 1972[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der KSC nahm neben Kentschke auch noch die Spieler Hartmann Madl (1. FC Passau), Erwin Metzger (Schwaben Augsburg), Siegfried Stark (FC Bayern Hof), Klaus Zaczyk (VfL Marburg) und aus der eigenen Jugend Willi Dürrschnabel für das Debütjahr der Bundesliga, 1963/64, unter Vertrag. Es war ein kompletter Angriff in dem damals noch praktizierten WM-System: Metzger (RA), Zaczyk (HR), Madl (MS), Stark (HL), Kentschke (LA) sowie dem Jugendnationalspieler Dürrschnabel als weiteren Halbstürmer. Der Mann aus Langenbochum debütierte am fünften Spieltag, den 21. September 1963, in der Bundesliga. Der KSC verlor das Heimspiel gegen Borussia Dortmund mit 1:3 Toren und „Ömmes“ Kentschke stürmte dabei auf Linksaußen. Am Rundenende hatte er unter Trainer Kurt Sommerlatt insgesamt 23 Ligaspiele absolviert und dabei sechs Tore erzielt. Seine Schnelligkeit, Wendigkeit und Flankenläufe waren auch dem DFB aufgefallen und er kam am 29. April 1964 in Karlsbad in der U 23 zu einem Länderspieleinsatz gegen die Tschechoslowakei. Beim 1:0-Erfolg bildete er zusammen mit Horst Gecks, Hans-Otto Peters, Günter Netzer und Gerd Becker den deutschen Angriff. Im Lauf des Spiels wurde auch noch sein Karlsruher Vereinskamerad Horst Wild für den Kasselaner Becker am linken Flügel eingewechselt.

Von 1963 bis 1966 bestritt er für den Karlsruher SC 50 Bundesligaspiele und erzielte dabei zehn Tore. Seine erfolgreichsten Jahre erlebte er anschließend beim 1. FC Kaiserslautern, für den er zwischen 1966 und 1970 insgesamt 120 Bundesliga-Spiele bestritt und 24 Tore schoss. Nach seinem Wechsel zu den „Roten Teufel“ vom Betzenberg, brachte ihn Trainer Gyula Lóránt erstmals am siebten Spieltag, den 1. Oktober 1966, beim Heimspiel gegen den 1. FC Köln in Kaiserslautern zum Einsatz. Es wurde eine erfolgreiche Runde für die Mannschaft aus der Pfalz. Im Vorjahr noch denkbar knapp mit dem 15. Platz die Klasse erhalten, platzierten sich die Lauterer auf den fünften Rang. Kentschke hatte in 26 Einsätzen acht Tore erzielt und bestimmte zusammen mit Willy Reitgaßl, Otto Geisert, Harald Braner und Helmut Kapitulski das Offensivspiel des 1. FCK. Anschließend folgten aber mit der Lauterer-Elf unter den Trainern Otto Knefler und Egon Piechaczek mit den Rängen 16. und 15. zwei schwache Runden, wobei aber 1968/69 „Ömmes“ Kentschke mit 34 Einsätzen und elf Toren seine persönlich beste Rundenbilanz aufstellte – außerdem wurde er am 26. August 1967 der erste Joker-Torschütze der Bundesliga-Geschichte, als er in der 75. Minute gegen den Hamburger SV eingewechselt wurde und in der letzten Spielminute den 1:1-Ausgleich erzielte.[5] Nach vier Runden im Südwesten nahm er 1970 das Angebot aus Duisburg an und zog wieder nach Westdeutschland.

Seine letzte Bundesliga-Station war dann der MSV Duisburg, für den er zwischen 1970 und 1972 52 Bundesliga-Spiele (5 Tore) absolvierte. Als er 1970 zu den „Zebras“ kam, trat auch der junge Trainer Rudolf Faßnacht seinen Posten in der Wedau an und mit Torhüter Volker Danner, Georg Damjanoff und dem westfälischen Landesligaspieler Bernard Dietz vom SV Bockum-Hövel wurde der Kader des Vorjahrsfünfzehnten noch weiter verstärkt. Tatsächlich kletterte der MSV auf den siebten Tabellenplatz in der Saison 1970/71 und die Neuzugänge Danner (32 Spiele), Kentschke (33-3) und Dietz (30-4) spielten sich auf Anhieb in die Stammbesetzung. Mittelstürmer Rainer Budde entwickelte in der Rückrunde Torjägerqualitäten und führte diese auch eindrucksvoll am letzten Spieltag, den 5. Juni 1971, beim 2:0-Heimerfolg gegen den FC Bayern München vor, als die „Zebras“ dem Titelverteidiger Borussia Mönchengladbach mithalfen, die Meisterschaft am Niederrhein zu behalten.

Sein letztes Bundesligaspiel absolvierte Kentschke am 19. Februar 1972 beim 2:0-Heimerfolg gegen Hertha BSC. Aber auch er war in den Bundesliga-Skandal verwickelt und wurde ab dem 8. April 1972 zu einer Sperre von 10 Jahren und 2.500 Mark Geldbuße verurteilt, aber schon am 1. August 1973 begnadigt. Im Buch über die Geschichte des MSV Duisburg, „Im Revier der Zebras“, wird dazu festgehalten, dass Arminia Bielefeld, tief im Abstiegskampf, versuchte sich einen Sieg bei ihrem Gastspiel an der Wedau zu erkaufen. „Sie ließen dem MSV-Team über Gerd Kentschke, der früher unter Arminen-Trainer Piechaczek in Kaiserslautern spielte, 60.000 Mark zukommen. Die Mannschaft spielte wie gewöhnlich, der MSV gewann gegen Bielefeld 4:1. Natürlich forderte die Arminia ihr Geld zurück, 2.500 Mark hatte er aber schon verbraucht. Kentschke gab die restlichen 57.500 Mark zurück wurde vom DFB-Sportgericht gesperrt und vom MSV fristlos gekündigt.“[6] In dem Buch von Homann/Thoman über die ersten 10 Jahre der Fußball-Bundesliga, „Als die Ente Amok lief“, werden in dem kleinen Beitrag über Gerhard „Ömmes“ Kentschke die Umstände des „Skandals“ so beschrieben:[2]

Seine beiden letzten Jahre in Duisburg wurden durch den Skandal beendet. Eine dumme Geschichte, für die es fast ‚Lebenslänglich‘ gab. Niemand aus der gesamten Galerie der Galgenvögel, die in der Saison 1970/71 Tore und Punkte verschoben, geriet so blindlings leichtgläubig in die Maschen der Ankläger wie ‚Ömmes‘. Von Arminia Bielefeld wurden ihm 20.000 Mark zugesteckt, damit das Zebra auf Linksaußen lahmen sollte. Kentschke steckte die Banknoten ein, sprach mit niemandem und sagte zu sich: ‚Wenn wir gewinnen, gebe ich denen das Geld zurück. Wenn die gewinnen, behalte ich es einfach.‘ Der Meidericher SV gewann, und die Kohle des einstigen Bergmanns floss bis auf fünfhundert Mark zurück auf die Alm. ‚Ich hatte ja auch einige Unkosten‘, begründete Gerd Kentschke den Abschlag und wurde dafür fünfzehn Jahre gesperrt. ‚Ich war 29 Jahre, das war wirklich lebenslänglich‘, schüttelt er noch heute (1989) über das strafliche Unmaß den Kopf, ‚aber irgendwie war es auch mein Glück‘.

Leverkusen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Ömmes“ Kentschke heuerte 1973 bei Bayer Leverkusen an, die Werkself war gerade 1972/73 aus der Regionalliga West in das Amateurlager abgestiegen. Er gehörte den zwei Meistermannschaften der Jahre 1974 und 1975 in der Verbandsliga Mittelrhein an und stieg 1975 mit Bayer 04 in die 2. Bundesliga Nord auf. Mit der Auswahl des Mittelrhein gewann er 1974 – er gehörte schon im Jahr 1962 der erfolgreichen Elf von Westfalen an – auch noch den Länderpokal der Amateure[7]. Von 1975 bis 1977 absolvierte der Routinier in der 2. Bundesliga noch 48 Spiele für Bayer und erzielte dabei fünf Tore.

Vom 23. November 1981 bis zum 30. Juni 1982 war er Trainer der Bundesligamannschaft von Bayer 04 Leverkusen. Er löste als Interimstrainer Willibert Kremer ab und übergab zur Runde 1982/83 an Dettmar Cramer. Den Weg der Bayer-Elf begleitete er bis weit in die Bundesliga als Co-Trainer. Er war halbtags in der Personalabteilung von Bayer angestellt und betreute nachmittags die Amateure. Nach dem Abschied von Rinus Michels im April 1989, war auch die Tätigkeit von „Ömmes“ Kentschke als Trainer bei Bayer beendet.

Er übernahm in der Folgezeit mehrere Amateurmannschaften am Mittelrhein. Im Jahr 1996 übernahm er den Bezirksligisten TuRU Wermelskirchen und stieg zur Saison 2002/03 mit der Mannschaft in die Landesliga Niederrhein auf. Am 30. April 2010 übernahm er das Traineramt des Niederrheinligisten FC Remscheid. Nach dem Abstieg in die Landesliga verließ er den Verein zum 30. Juni 2010. Im März 2014 wurde er wieder Trainer beim abstiegsbedrohten Bezirksligisten SV 09/35 Wermelskirchen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ulrich Homann/Ernst Thoman (Hg.): Als die Ente Amok lief. Geschichten aus den ersten zehn Jahren Fußball-Bundesliga 1963–1973. Klartext Verlag, Essen 1989, ISBN 3-88474-443-7.
  • Christian Karn, Reinhard Rehberg: Spielerlexikon 1963–1994. Agon Sportverlag. Kassel 2012. ISBN 978-3-89784-214-4. S. 244.
  • Ralf Piorr (Hg.): Der Pott ist rund. Das Lexikon des Revier-Fußballs: Die Vereine. Klartext-Verlag, Essen 2006, ISBN 3-89861-356-9.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jürgen Bitter: Deutschlands Fußball. Das Lexikon. F. A. Herbig. München 2008. ISBN 978-3-7766-2558-5. S. 366
  2. a b Ulrich Homann/Ernst Thoman (Hg.): Als die Ente Amok lief. Geschichten aus den ersten zehn Jahren Fußball-Bundesliga 1963–1973. Klartext Verlag, Essen 1989, ISBN 3-88474-443-7, S. 15/16
  3. Ralf Piorr (Hg.): Der Pott ist rund. Das Lexikon des Revier-Fußballs: Die Vereine. Klartext-Verlag, Essen 2006, ISBN 3-89861-356-9, S. 127
  4. Sport-Magazin. Jahrgang 18. Nr. 24/A. Datum 16. Juni 1963. S. 17
  5. der-betze-brennt.de: Gerhard Kentschke, abgerufen am 2. Januar 2021
  6. Dembowski/Piesczek/Riederer: Im Revier der Zebras. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2001, ISBN 3-89533-307-7, S. 134
  7. Karl-Heinz Heimann, Karl-Heinz Jens: Kicker Almanach 1989. Copress Verlag. München 1988. ISBN 3-7679-0245-1. S. 220