Golf-Kooperationsrat – Wikipedia

Golf-Kooperationsrat

Logo der Organisation

Flagge der Organisation

Mitgliedsstaaten des GKR
Arabische Bezeichnung مجلس التعاون لدول الخليج العربية
Sitz der Organe Riad, Saudi-Arabien
Vorsitz Vorsitzender des Rates: Jassim Muhammad Al-Budaiwi
Mitgliedstaaten 6:
Amts- und Arbeitssprachen

arabisch

Fläche 3.199.940 km²
Einwohnerzahl 58.862.475 (2022)
Bevölkerungsdichte 18 Einwohner pro km²
Bruttoinlandsprodukt 2.197 Mrd. US$ (2022)
Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner 37.324 US$ (2022)
Gründung Als The Gulf Cooperation Council (GCC)
25. Mai 1981
Währungen

Nationale Währungen, gemeinsame Währung Chalidschi geplant

Zeitzone UTC+3, UTC+4
 
Nationale Top Level Domains und nationale Telefonvorwahlen

Der Golf-Kooperationsrat (GKR, englisch Gulf Cooperation Council, GCC; offiziell Kooperationsrat der Arabischen Staaten des Golfes[1]; arabisch مجلس التعاون لدول الخليج العربية, DMG Maǧlis at-taʿāwun li-duwal al-ḫalīǧ al-arabiyya[2], englisch Cooperation Council for the Arab States of the Gulf, CCASG), bzw. verkürzt Golfrat, ist eine internationale Organisation, die sechs der sieben Staaten der Arabischen Halbinsel umfasst. Er wurde am 25. Mai 1981 in Abu Dhabi durch Bahrain, Katar, Kuwait, Oman, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate gegründet, um diese Staaten gegen die Auswirkungen der Islamischen Revolution im Iran im Jahr 1979 und des Ersten Golfkriegs 1980 abzuschirmen.[3]

Die Organisation strebt die Zusammenarbeit ihrer Mitglieder in der Außen- und Sicherheitspolitik sowie die Förderung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Beziehungen zwischen ihnen an, wozu 1982 im Rahmen des Unified Economic Agreement der Warenverkehr liberalisiert wurde. Für 2005 wurde eine Zollunion beschlossen, die schließlich auf das Jahr 2003 vorgezogen wurde. Bis 2010 war die Einführung einer gemeinsamen Währung vorgesehen. Unterschiedliche politische Ziele und eine Reihe trennender Fragen behindern jedoch die Integrationsbemühungen.

Die Mitglieder sind zu gegenseitigem Beistand im Verteidigungsfall verpflichtet. Der GCC unterhält eine gemeinsame Verteidigungstruppe, die 5.000 Mann umfasst. Der GCC kooperierte eng mit den Vereinigten Staaten, um gegen den Iran geschützt zu sein.

Für die Europäische Union ist die GCC-Region von strategischer Bedeutung. Der GCC ist der wichtigste Handelspartner der Union in der arabischen Welt. Auf ihn entfallen etwa die Hälfte des gesamten Handels mit den arabischen Staaten und etwa 4 % der Gesamtausfuhr der Europäischen Union in Drittländer.

Waffenexporte Deutschlands in Länder des GCC hatten 2012 einen Wert von 1,42 Mrd. Euro (2011: 570 Mio. Euro).[4]

Mitglieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Land Hauptstadt Einwohner (2022)[5] Fläche
(km²)
BIP 2022
(Mio. USD)[6]
BIP pro Kopf 2022 (USD)[7] Währung
Bahrain Bahrain Manama 1.472.233 716 44.391 30.152 Bahrain-Dinar
Katar Katar Doha 2.695.122 11.437 237.296 88.046 Katar-Riyal
Kuwait Kuwait Kuwait 4.268.873 17.818 184.558 43.234 Kuwait-Dinar
Oman Oman Maskat 4.576.298 309.500 114.667 25.057 Omani Rial
Saudi-Arabien Saudi-Arabien Riad 36.408.820 2.240.000 1.108.149 30.436 Saudi-Riyal
Vereinigte Arabische Emirate Vereinigte Arabische Emirate Abu Dhabi 9.441.129 83.600 507.535 53.758 VAE-Dirham
Mitgliedschaft beantragt
Jemen Jemen[8] Sanaa 33.696.614 536.869 23.548 707 Jemen-Rial
Jordanien Jordanien[9] Amman 11.285.869 89.342 47.452 4.204 Jordanischer Dinar
Marokko Marokko[9] Rabat 37.457.971 446.550 134.181 3.528 Marokkanischer Dirham

Organe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Sitz der Organisation ist in Riad. Als oberstes Gremium der Organisation tagt zweimal jährlich der Oberste Rat (Supreme Council), in dem die Staats- und Regierungschefs der Mitgliedstaaten vertreten sind. Darüber hinaus gibt es ein Komitee zur wirtschaftlichen Kooperation (Economic Cooperation Committee), in dem sich regelmäßig die Finanzminister der Mitgliedstaaten treffen.

Zur Vorbereitung der Währungsunion wurde ein Komitee der monetären Behörden und der Zentralbank-Gouverneure (Committee of Monetary Agencies and Central Bank Governors) gebildet, in dem aktuelle Fragen der Geld- und Währungspolitik diskutiert werden.

Wirtschaftliche Zusammenarbeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alle Mitgliedsstaaten sind Monarchien. Offiziell strebten sie nur eine wirtschaftliche Integration an. Sie verzichteten auf einen militärischen Pakt, um die Reaktionen anderer arabischer Staaten geringer zu halten. 1983 bildeten sie eine Freihandelszone, 2001 einen Gemeinsamen Markt, 2008 eine Zollunion. Der Gemeinsame Markt gab allen GCC-Bürgern, insgesamt etwa 45 Millionen, ein freies Niederlassungsrecht. Bürger und Unternehmen aus einem GCC-Staat werden darin wie Inländer behandelt. Auch ein unbehinderter Kapitalverkehr wurde erlaubt.

Währungsunion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Zielsetzung, bis 2010 eine Währungsunion mit der gemeinsamen Währung Chalidschi zu errichten,[10] war eingebettet in einen allgemeinen ökonomischen Integrationsprozess. Erstmals wurde dieses Ziel 1982 formuliert, doch erst im Jahr 2000 ermächtigte der Oberste Rat das Geldkomitee und die Gruppe der Finanzminister, einen Zeitplan für die Einführung einer gemeinsamen Währung zu erarbeiten.

Im Frühjahr 2001 setzten die beiden letztgenannten Organe eine Arbeitsgruppe ein, die die Anforderungen zur Gründung einer Währungsunion ausarbeiten sollte. Erste Ergebnisse wurden beim Treffen der Staats- und Regierungschefs in Maskat (Dezember 2001) präsentiert. Der Oberste Rat einigte sich dort auf folgendes Vorgehen:

  1. Bis Ende 2002 sollten alle nationalen Währungen an den US-Dollar gekoppelt sein.
  2. Bis Ende 2005 sollte sich das Monetäre Komitee mit den Finanzministern auf Konvergenzkriterien zum Beitritt eines Mitgliedstaates zur Währungsunion einigen.
  3. Zwischen 2005 und 2010 sollten die Kriterien von den beitrittswilligen Staaten erfüllt werden.
  4. Zum Jahreswechsel 2009/2010 sollte die neue Währung eingeführt werden.

Verglichen mit anderen monetären Integrationsbemühungen ist das Vorhaben des GCC das ambitionierteste und am weitesten fortgeschrittene. Die Aussichten für die Währungsunion erschienen bislang gut – sowohl reale als auch monetäre Konvergenz sind weit fortgeschritten und im Gegensatz zu anderen Integrationsräumen (beispielsweise dem Mercosur) wurden die gesteckten Ziele zunächst erreicht.

Allerdings hatte Oman im Dezember 2006 erklärt, dass es der Währungsunion noch nicht im Jahre 2010 beitreten werde. Im Jahr 2007 hatte Kuwait seine Währung vom US-Dollar entkoppelt und koppelte sie seither an einen Währungskorb. In anderen Mitgliedstaaten wird ein solcher Schritt mitunter auch erwogen, insbesondere wegen des im Jahr 2007 bis Sommer 2008 zu beobachtenden Verfalls des Wechselkurses des US-Dollar. Bislang hat aber kein anderer Mitgliedstaat den Schritt Kuwaits nachvollzogen. Auch der Zentralbankpräsident der VAE soll sich dahingehend geäußert haben, dass er mit einer Währungsunion erst gegen 2015 rechnet. Einen erheblichen Rückschlag hatte das Projekt im Mai 2009 durch den Ausstieg der VAE erhalten. Dieser erfolgte kurz nachdem beschlossen worden war, dass die GCC-Zentralbank in Riad angesiedelt werden soll. Die VAE vertraten die Ansicht, einen Anspruch darauf zu haben, dass die Zentralbank in ihrem Land angesiedelt wird, weil sie als erstes Land angeboten hatten, sie zu beherbergen und weil sich bislang noch keine GCC-Verwaltungseinheit in den VAE befindet.

Gemessen an seiner wirtschaftlichen Bedeutung wäre der Golf-Währungsraum die zweitbedeutendste supranationale Währungsintegration nach dem Euroraum.

Am 1. Dezember 2013 wurde überraschend die Einführung der Gemeinschaftswährung ab Ende Dezember angekündigt. Die gemeinsame Währung von Bahrain, Kuwait, Katar und Saudi-Arabien werde an den US-Dollar gekoppelt sein. Oman und die VAE hätten diesen Schritt zu diesem Zeitpunkt noch nicht mitgemacht.[11] Am 3. Dezember wurde die Pressemeldung jedoch vom Gulf Monetary Council widerrufen.[12]

Seit Mai 2015 sind die Zentralbanken der Länder Bahrain, Kuwait, Katar und Saudi-Arabien Mitglieder im Gulf Monetary Council zusammengeschlossen. Die Integration im GCC wurde im gleichen Monat durch die Abstimmung einer gemeinsamen Mehrwertsteuer-Politik gestärkt.

Die Einführung der Währungsunion wurde dagegen auf unbestimmte Zeit verschoben.[13]

Patentübereinkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Golf-Kooperationsrat ratifizierte während seiner 13. Sitzung am 21. und 22. September 1992 das GCC-Patentübereinkommen und gründete das regionale Patentamt GCC Patent Office mit Sitz in Riad, Saudi-Arabien. Am 3. Oktober 1998 gingen dort die ersten Patentanmeldungen ein. Ein nach dem GCC-Patentübereinkommen erteiltes Patent ist in allen Mitgliedsstaaten sofort gültig.[14]

Militärische Zusammenarbeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1984 wurde eine gemeinsame GCC-Eingreiftruppe geschaffen, die Peninsula Shield Force, stationiert im saudischen Hafar Al-Batin. Der GCC führt im Jemen unter Führung Saudi-Arabiens seit 2015 Krieg. Oman beteiligt sich allerdings nicht an der Operation.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ursula Braun: Der Kooperationsrat arabischer Staaten am Golf – Eine neue Kraft? Baden-Baden, 1986. ISBN 3-7890-1290-4.
  • John A. Sandwick: The Gulf Cooperation Council. American-Arab Affaires Council, Westview Press, 1987 (englisch).
  • Michael Sturm, Nikolaus Siegfried: Regional Monetary Integration in the Member States of the Gulf Cooperation Council. (ECB Occasional Paper Series Nr. 31). 2005 (englisch).
  • Christian Koch: Der Golf-Kooperationsrat als regionale Sicherheitsorganisation. In: KAS-Auslandsinformationen. 11/2010, S. 24–39.
  • Peter Göpfrich: „Tribal Economy“ - Staats-und Wirtschaftsgeschichte der Golfstaaten. 2015. Volltext online.
  • Adam Hanieh: Money, Markets, and Monarchies: The Gulf Cooperation Council and the Political Economy of the Contemporary Middle East. Cambridge University, Cambridge 2018, ISBN 978-1-108-42914-6.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Golf-Kooperationsrat – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. The Charter. Abgerufen am 22. November 2022.
  2. النظام الأساسي. Abgerufen am 22. November 2022.
  3. Vgl. Prasanta Kumar Pradhan: The GCC–Iran Conflict and its Strategic Implications for the Gulf Region. In: Strategic Analysis. Vol. 35, No. 2, März 2011, S. 265.
  4. Deutsche Firmen verdoppeln Rüstungsdeals mit Golfstaaten. In: Spiegel online. 22. Februar 2013. In welchem Maße der Bundestag bei Waffenexport-Genehmigungen beteiligt werden sollte ist umstritten (bundestag.de).
  5. Population, total. Abgerufen am 12. November 2023.
  6. GDP (current US$) - Saudi Arabia, Qatar, United Arab Emirates, Bahrain, Kuwait, Oman, Morocco, Yemen, Rep., Jordan. Abgerufen am 12. November 2023.
  7. GDP per capita (current US$) - Saudi Arabia, Qatar, United Arab Emirates, Bahrain, Kuwait, Oman, Morocco, Yemen, Rep., Jordan. Abgerufen am 12. November 2023.
  8. Yemen to join GCC by 2015. In: Arabian Business. 27. August 2007 (englisch).
  9. a b Asma Alsharif: 2-Gulf bloc to consider Jordan, Morocco membership. (Memento des Originals vom 8. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/af.reuters.com In: Reuters. 10. Mai 2011 (englisch).
  10. Golf-Staaten einigen sich auf Gemeinschaftswährung. In: Handelsblatt. 30. Dezember 2008.
  11. Four GCC countries to announce common currency by end-December, abgerufen am 3. Dezember 2013 (englisch).
  12. Widerruf, abgerufen 3. Dezember 2013 (englisch).
  13. Aus- und Weiterbildungsmarkt - Oman. Zielmarktanalyse im Rahmen der Geschäftsanbahnung für deutsche Unternehmen aus dem Bereich Aus- und Weiterbildung (Produkte und Dienstleistungen) nach Dubai/VAE und Maskat/Oman. Repräsentanz der Deutschen Wirtschaft Oman (AHK Oman), September 2021, S. 13.
  14. „About GCC Patent Office“ (Memento vom 13. Dezember 2013 im Internet Archive) (englisch)