Grover Cleveland – Wikipedia

Porträtfoto von 1903
Unterschrift von Grover Cleveland
Unterschrift von Grover Cleveland

Stephen Grover Cleveland (* 18. März 1837 in Caldwell, New Jersey; † 24. Juni 1908 in Princeton, New Jersey) war ein US-amerikanischer Politiker und der 22. sowie 24. Präsident der Vereinigten Staaten. Er übte dieses Amt vom 4. März 1885 bis zum 4. März 1889 und nochmals vom 4. März 1893 bis zum 4. März 1897 aus. Cleveland war vorher Sheriff von Erie County, ab 1881 Bürgermeister von Buffalo und seit 1882 Gouverneur des Staates New York.

Cleveland ist damit der einzige Präsident in der Geschichte der Vereinigten Staaten, dessen Amtszeiten nicht unmittelbar aufeinander folgten. Cleveland war das einzige in das Amt des Präsidenten gewählte Mitglied der Demokraten in einer 52-jährigen – von 1861 bis 1913 dauernden – Ära der Dominanz der Republikaner (Andrew Johnson war Demokrat, kam aber nur als nachrückender Vizepräsident für Abraham Lincoln ins Amt).

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Familie und Erziehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Clevelands Geburtshaus

Cleveland wurde als fünftes von neun Kindern in bescheidenen Lebensverhältnissen geboren. Als Sohn eines presbyterianischen Pfarrers wuchs er in sehr autoritären Umständen auf, die ihm ein sehr starkes Pflichtbewusstsein vermittelten.[1] Bis zu seinem 17. Lebensjahr lebte er in Fayetteville und Clinton, zwei Kleinstädten im Zentrum des Bundesstaats New York, in denen sein Vater bis zu seinem Tod als Pastor tätig war.[2]

Zwei seiner Brüder, Richard Cecil Cleveland (* 1835) und Lewis Frederick Cleveland (* 1841), starben beim Brand des Dampfschiffs SS Missouri am 22. Oktober 1872 vor den Bahamas.[3]

Beruflicher und politischer Werdegang bis zur Präsidentschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um seine Familie unterstützen zu können, besuchte Cleveland kein College, sondern arbeitete mit einem älteren Bruder in New York City. Anschließend war er Büroangestellter in Buffalo und studierte dort in einer Anwaltskanzlei Rechtswissenschaften. Seine Zulassung vor Gericht erhielt er im Jahr 1858. Während des Amerikanischen Bürgerkriegs war er stellvertretender Staatsanwalt des Erie County. Um dem Militärdienst gemäß dem Wehrpflichtgesetz von 1863 zu entgehen, stellte er für 300 US-Dollar (nach heutiger Kaufkraft 6.700 Dollar) einen Ersatzmann an, der für ihn am Krieg teilnahm. Später warfen ihm dies seine politischen Gegner vor und bezeichneten ihn als Slacker. Trotzdem erwarb er sich zu dieser Zeit durch großes Engagement und freie Rede hohes Ansehen vor Gericht. 1870 wurde Cleveland zum Sheriff des County gewählt, hatte dieses Amt bis 1873 inne und war danach wieder als Anwalt tätig. In den nächsten Jahren gelangte er zu bescheidenem, sich auf seinen Körperumfang sichtbar auswirkenden Wohlstand, der ihm zu seinem Spitznamen Big Steve verhalf und sich mit zunehmender Leibesfülle auf Uncle Jumbo erweiterte. Cleveland führte ein durch keine Reisen unterbrochenes ländlich geprägtes Leben, das mehr durch Jagen, Fischen und geselliges Beisammensein mit seinen Freunden in Saloons beim Pokern bestimmt war als durch kulturelle Interessen.[2]

Trotz seines früheren Sheriff-Amts hatte Cleveland sich von der Parteipolitik ferngehalten, weshalb er überrascht war, als ihn im Jahr 1881 die Demokraten für die Bürgermeisterwahl in Buffalo nominierten, welche er, auch dank seines Status als Neuling, deutlich gewinnen konnte. Bereits in den ersten zwölf Monaten im Amt konnte er solche Erfolge gegen Korruption und Ineffizienz in den städtischen Behörden sowie bei der Beseitigung von Kirchturm- und Klientelpolitik erzielen, dass dies die Parteiführung des Bundesstaats nachhaltig beeindruckte.[2] Er galt als ein „veto mayor“, also als ein Bürgermeister, der häufig Beschlüsse der Kommune mit einem Veto blockierte. Dieses Mittel setzte Cleveland vor allem ein, um teure Auftragsvergaben durch die Stadt zu verhindern. Clevelands Image als städtischer Reformer ausnutzend, stellten ihn die Demokraten 1882 erfolgreich bei der Wahl zum Gouverneur von New York auf. Als Gouverneur verfolgte er eine ähnliche Politik wie als Bürgermeister und ergriff Maßnahmen gegen die einflussreiche politische Seilschaft Tammany Hall, obwohl diese seine Wahl unterstützt hatte. So war für Cleveland bei der Besetzung von Ämtern und Dienstposten die Qualifikation entscheidend und nicht Patronage von Parteifreunden.[4] Gesetze, die in Clevelands Augen zu verschwenderisch waren oder besonderen Privilegien Vorschub leisteten, blockierte er mit einem Veto. So verhinderte er Preissenkungen im öffentlichen Verkehr und Arbeitszeitregulierungen der dort Beschäftigten. Clevelands Erfolge als pragmatischer Reformer und politischer Quereinsteiger führten Demokraten landesweit dazu, für ihn als erfolgversprechenden Präsidentschaftskandidaten zu werben.[2] Auf der Democratic National Convention 1884 in Chicago wurde er im zweiten Wahlgang mit 683 von 820 abgegebenen Stimmen zum Kandidaten für die Präsidentschaftswahl bestimmt. Als sein Running Mate für die Vizepräsidentschaft wurde Thomas A. Hendricks nominiert.[5]

Präsidentschaftswahl von 1884[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Präsidentschaftswahl von 1884 wurde von einem Sieg Clevelands eine im Vergleich zu seinem republikanischen Vorgänger Chester A. Arthur deutlich veränderte Politik erwartet, insbesondere in Bezug auf die sich bildenden Monopole. Er selbst erklärte hingegen, dass auch ein Wechsel in der Regierung die „existierenden Konditionen“ nicht verändern werde.[6] Gegen den Kandidaten der Republikaner, James G. Blaine, war er in mehrfacher Hinsicht im Vorteil. So hatte er durch sein Vorgehen gegen Korruption und politische Seilschaften wie Tammany Hall Rückhalt bei republikanischen und demokratischen Wählern der Mittelschicht gewonnen. Auch seine Reformen, die harte Arbeit, Effizienz und Leistung akzentuierten, sprachen diese Wählergruppe an. Als Gouverneur hatte er zudem große Chancen, den für eine Mehrheit im Electoral College wichtigen Bundesstaat New York zu gewinnen, da der traditionell demokratisch wählende Solid South allein dafür nicht ausreichend war. Des Weiteren hatte Blaine bei den Republikanern einen schweren Stand; insbesondere die Fraktion der Mugwumps, die Reformen anstrebte und Korruption in Politik und Wirtschaft beseitigen wollte, sympathisierte mit dem als moralisch integer geltenden Demokraten Cleveland.[7]

Eine Karikatur aus dem Satiremagazin Judge greift im Wahlkampf 1884 den Skandal um Clevelands uneheliche Vaterschaft auf

Im Wahlkampf warb Cleveland für eine ehrliche und effiziente Staatsführung sowie die Notwendigkeit bundesstaatlicher Regulierung („corrective action“). Blaine setzte dagegen auf eine Erhöhung der Schutzzölle und mehr staatliche Zurückhaltung („constructive action“). Die Demokraten bemühten sich, ihn als einen politisch unmoralischen Interessenvertreter der Großfinanz darzustellen, dessen Einfluss als Sprecher des Repräsentantenhauses der Vereinigten Staaten auf die Bahngesellschaften in den 1870er Jahren sich für ihn ausgezahlt hatte. Cleveland hielt während des Wahlkampfes nur zwei Ansprachen, in denen er die Republikaner als korrupte und zügellose Amtsträger skizzierte, die sich den Interessen der Reichen unterwürfig andienten. Als bekannt wurde, dass Cleveland womöglich seit den frühen 1870er Jahren ein uneheliches Kind mit Maria C. Halpin hatte, wurde dies von der republikanischen Presse aufgegriffen und in einer populären Karikatur thematisiert. Anfänglich bezog Cleveland nicht selbst Stellung, sondern überließ dies seinen engsten Vertrauten. Er räumte ein, mit Halpin im Jahr 1874 eine sexuelle Beziehung gehabt zu haben. Obwohl auch andere, darunter der Partner in der Anwaltskanzlei, als Väter infrage kamen, war er damit einverstanden gewesen, den Jungen Oscar Folsom Cleveland zu nennen, ohne ihn damit offiziell zu legitimieren. Nach einer psychischen Erkrankung der Mutter wurde Oscar mit Clevelands Unterstützung adoptiert. Cleveland sah beide niemals wieder.[7]

Der Wahlkampf von 1884, der vor allem um die moralische Integrität der beiden Kandidaten geführt wurde, gilt als einer der schmutzigsten der amerikanischen Geschichte.[4] Am Ende siegte Cleveland bei der Präsidentschaftswahl mit einem Popular Vote von 48,5 Prozent und 219 Wahlmännern knapp über Blaine, der auf 48,2 Prozent und 182 Wahlmänner kam. In New York hatte er lediglich 1200 Stimmen mehr erhalten als Blaine. Bei einem anderen Ausgang in diesem Bundesstaat wäre Blaine Präsident geworden.[7]

Präsident der Vereinigten Staaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erste Amtszeit (1885–1889)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Feierlichkeiten zu Clevelands Vereidigung 1885
Hochzeit von Präsident Cleveland und Frances Folsom
Offizielles Porträt im Weißen Haus, 1891 gemalt von Eastman Johnson

Cleveland wurde am 4. März 1885 als 22. Präsident der Vereinigten Staaten im Rahmen seiner Amtseinführung vor dem Kapitol vereidigt. Er war der erste demokratische Präsident seit dem Amerikanischen Bürgerkrieg und beendete 24 Jahre republikanischer Herrschaft über das Weiße Haus. Als bisher einziger Präsident hielt er die Rede zu seiner Amtseinführung in freier Rede. Die Hoffnung vieler Demokraten auf Patronage bei der Postenvergabe für die neue Administration im Rahmen des Spoils System enttäuschte Cleveland, da er sich hier weiterhin am Grundsatz von Offenheit und Effizienz orientierte.[8] Er hielt sich pflichtbewusst an den Pendleton Act, der eine überparteiliche Kommission vorschrieb, die Kandidaten für Stellen im öffentlichen Dienst auswählte. Insgesamt bevorzugte er aber verdienstvolle Demokraten und beurlaubte gemäß dem Tenure of Office Act republikanische Bundesangestellte, um ihre Posten anderweitig zu vergeben.[9] Der Auffassung der Republikaner, dass das Gesetz bei diesen Amtsenthebungen die Zustimmung des Kongresses vorschriebe, konnte Cleveland erfolgreich argumentativ begegnen. Mit öffentlicher Unterstützung erreichte er 1887 vom Kongress eine Aufhebung des Tenure of Office Act.[10] Cleveland sah sich selbst nicht als einen aktivistischen Präsidenten und entwickelte wenige gesetzgeberische Initiativen, sondern bemühte sich durch zielgenaue Personalauswahl die Effizienz der Bundesverwaltung zu erhöhen. Bei der Zusammenstellung des Kabinetts entschied er nach Qualifikation und delegierte seinem Führungsstil entsprechend die Entscheidungsverantwortung an die Minister, welche er vor allem als Ratgeber nutzte.[11]

Bei den Gesetzen, die der Kongress der Vereinigten Staaten während seiner ersten Amtszeit verabschiedete, spielte Cleveland bis auf wenige Ausnahmen eine untergeordnete Rolle. Sie beschränkte sich darauf, die öffentliche Meinung für die Vorhaben einzunehmen und die Gesetze durch seine Unterschrift anzunehmen. Mit dem Interstate Commerce Act wurde 1887 eine Bundesbehörde zur Regulierung des Eisenbahnverkehrs geschaffen. Es war die erste unabhängige Behörde auf Bundesebene. Der Presidential Succession Act von 1886 war ein neues Gesetz zur Nachfolge des Präsidenten und ersetzte diesbezüglich den Präsidenten pro tempore des Senats und den Sprecher des Repräsentantenhauses durch die Angehörigen des Kabinetts. Die letzte Änderung dieses Gesetzes war 1792 erfolgt. Der Dawes Act von 1887 garantierte den Indianern parzellierten Landbesitz und die Staatsbürgerschaft, wenn sie zu einem sesshaften und „zivilisierten“ Leben bereit waren. Der Hatch Act von 1887 subventionierte die Schaffung landwirtschaftlicher Versuchsstationen an entsprechenden universitären Forschungsinstituten.[9]

Bedeutsamer für die Beurteilung der Präsidentschaft Clevelands sind jedoch die Gesetzesvorhaben, welche er mit seinem Veto verhinderte. Von diesem Recht machte er häufiger Gebrauch als alle vorherigen Präsidenten. So verhinderte er allein 228 Gesetzesvorschläge zur Regelung der Altersvorsorge von Veteranen des Amerikanischen Bürgerkriegs. Cleveland befürchtete in dieser Hinsicht unverhältnismäßig hohe Kostensteigerungen für die Bundesregierung und Betrug und Unaufrichtigkeit bei den Anspruchsberechtigten zu fördern. Da er in seinen Vetobegründungen konstruktive Kritik mitunter Gespött beimengte, irritierte er den Kongress und verärgerte die Veteranenorganisationen.[9] 1887 legte er Einspruch gegen eine Katastrophenhilfe aus Bundesmitteln für von Dürre betroffene Farmer in Texas ein.[12] Seiner Ansicht nach lag Unterstützung dieser Art nicht im Zuständigkeitsbereich der Bundesebene.[11]

Die beiden Gesetzesinitiativen Clevelands verliefen wenig erfolgreich. Den Bland–Allison Act von 1878, der eine Abkehr vom Goldstandard und einen kontrollierten Bimetallismus, also die Prägung von Silbermünzen, vorsah, lehnte Cleveland ab. Er befürchtete durch diese Erhöhung der Geldmenge einen Vertrauensverlust in den US-Dollar auf Seiten der Gläubiger, womit er sich im Gegensatz zu dem Großteil seiner Wählerschaft befand. Bei der von Cleveland beabsichtigten Senkung der Schutzzölle standen die Demokraten jedoch hinter ihm. Aufgrund ineffektiver Führung und unzureichend dargelegter Vorschläge gelang es Cleveland weder den Bland–Allison Act außer Kraft zu setzen, noch bedeutende Änderungen bei den Zolltarifen in seinem Sinne durchzusetzen.[11]

Er weitete die Anzahl der Beamten beträchtlich aus und erhöhte die Effektivität der US-Verwaltung. In der Wirtschafts- und Sozialpolitik sprach Cleveland sich für den Goldstandard und eine weitgehende Zurückhaltung des Staates gegenüber den Unternehmen aus. In seiner ersten Amtszeit wurde 1886 die Freiheitsstatue in New York eingeweiht. Außenpolitisch wandte er sich gegen die geplante Annexion von Hawaii.

Als bislang einziger Präsident heiratete Cleveland während seiner Amtszeit im Weißen Haus. Zuvor hatte seine Schwester Rose Cleveland die Funktionen einer First Lady wahrgenommen. Am 2. Juni 1886 gab er im Weißen Haus seiner Frau Frances Folsom das Jawort. Das Ehepaar bekam in den Folgejahren drei Töchter und zwei Söhne, von denen die Tochter Esther als bislang einziges Präsidentenkind im Weißen Haus geboren wurde.

Wahlen von 1888 und 1892[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Wahl von 1888 kandidierte Cleveland für eine zweite Amtszeit. Sein republikanischer Herausforderer wurde Benjamin Harrison. Obwohl er bei den Stimmen im Volk eine Mehrheit auf sich vereinte (48,6 gegenüber 47,8 Prozent), führte das Ergebnis im Wahlmännergremium zu einer Niederlage Clevelands. Da die von Harrison gewonnenen Staaten zumeist bevölkerungsreicher waren und damit mehr Elektoren stellten, ergab sich ein Ergebnis von 233 zu 168. Es war das zweite Mal in der amerikanischen Geschichte, dass ein Kandidat eine absolute Mehrheit im Wahlmännergremium hatte und damit Präsident wurde, obwohl er weniger Stimmen bei den Bürgern hatte als sein Gegenkandidat. Seither geschah dies nochmals in den Jahren 2000 und 2016. In Folge der Wahl musste Cleveland das Präsidentenamt an Harrison abgeben, der am 4. März 1889 vereidigt wurde.

Die demokratische Partei nominierte Cleveland für die Präsidentschaftswahl des Jahres 1892 erneut als Kandidaten. Die Wahl am 8. November 1892 konnte Cleveland dann gegen Präsident Harrison gewinnen. Er sicherte sich 46 Prozent der Stimmen, für Harrison sprachen sich 43 Prozent der Wähler aus. Auch im entscheidenden Wahlmännergremium errang er eine klare Mehrheit 277 gegenüber 145 Wahlmännern. Clevelands Running Mate und Vizepräsident während der zweiten Amtszeit war Adlai Ewing Stevenson.

Zweite Amtszeit (1893–1897)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach gewonnener Wahl trat Cleveland zum zweiten Mal die Präsidentschaft an. Er ist damit der einzige amerikanische Präsident, der zwei nicht direkt aufeinander folgende Amtsperioden absolviert hat. Kurz vor Amtsantritt brach eine Panik an den Märkten aus, welche eine jahrelange Depression und hohe Arbeitslosigkeit mit sich brachte. Cleveland sah sich gezwungen, schon vor Amtsantritt an der Abschaffung verschiedener Gesetze zu arbeiten, die die Grundlage für die Doppelwährung aus Gold- und Silbermünzen bildeten. Er sah in diesem Bimetallismus den Grund für die Panik und die Liquiditätskrise der Bundeskasse. Um einen Bankrott der Bundesregierung zu verhindern, nahm er Schulden auf.

Kurz nach Antritt seiner zweiten Amtszeit musste ihm ein krebsartiges Geschwür am harten Gaumen entfernt werden. Die Operation wurde geheim gehalten, um keinen Zweifel an seiner Gesundheit und Führungskraft aufkommen zu lassen. Sein Wahlversprechen, die Reform und Senkung der Einfuhrzölle, konnte er nur teilweise verwirklichen; und er musste dafür, in Anerkennung der finanziellen Nöte der Bundesregierung, der Einführung einer Erbschaftssteuer und einer progressiven Einkommensteuer zustimmen, welche später vom Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten für verfassungswidrig erklärt wurde, was im weiteren Verlauf zur Annahme des sechzehnten Zusatzartikels der Verfassung führte.

Während seiner zweiten Amtszeit kam es bei den Kongresswahlen von 1894 zu einer der größten Machtverschiebungen überhaupt; die Republikaner konnten im Repräsentantenhaus mehr als 100 Mandate hinzugewinnen, da Cleveland und die Bourbon-Demokraten für die Depression verantwortlich gemacht wurden, womit letztere auch die Kontrolle über die demokratische Partei verloren, die später den Populisten William Jennings Bryan zur Präsidentschaft nominierte.

Er ließ die Armee gegen den von Lohnkürzungen während der Depression verursachten Pullman-Streik vorgehen.

Letzte Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem Cleveland in der Präsidentschaftswahl 1896 keine weitere Amtszeit mehr angestrebt hatte, wurde er am 4. März 1897 von dem Republikaner William McKinley abgelöst.

1897 wurde Cleveland zum Mitglied der American Philosophical Society gewählt.[13]

Er erlitt 1908 einen Herzanfall und starb am 24. Juni desselben Jahres.[14] Begraben wurde er im Princeton Cemetery in Princeton, New Jersey.

Ideologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Cleveland propagierte eine calvinistische Vorherbestimmungsideologie, die der amerikanischen Nation eine besondere Rolle zuwies.[1]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine 1000-US-Dollar-Banknote von 1934 mit dem Porträt von Grover Cleveland

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Troy Senik: A Man of Iron. The Turbulent Life and Improbable Presidency of Grover Cleveland. Simon & Schuster, New York 2022, ISBN 978-1-982140-74-8.
  • Donald Grier Stephenson Jr.: Grover Cleveland, First Term. & Grover Cleveland, Second Term. In Ken Gormley (Hrsg.): The Presidents and the Constitution. Volume 1 (= From the Founding Fathers to the Progressive Era). New York State University Press, New York 2020, ISBN 978-1-4798-2323-9, S. 288–296 beziehungsweise S. 308–315.
  • Raimund Lammersdorf: Grover Cleveland (1885–1889): Die wachsende Bedeutung von Wirtschaft und Finanzen. In: Christof Mauch (Hrsg.): Die amerikanischen Präsidenten: 44 historische Portraits von George Washington bis Barack Obama. 6., fortgeführte und aktualisierte Auflage. Beck, München 2013, ISBN 978-3-406-58742-9, S. 222–228.
  • Raimund Lammersdorf: Grover Cleveland (1893–1897): Die zweite Amtszeit. In: Christof Mauch (Hrsg.): Die amerikanischen Präsidenten: 44 historische Portraits von George Washington bis Barack Obama. 6., fortgeführte und aktualisierte Auflage. Beck, München 2013, ISBN 978-3-406-58742-9, S. 239–244.
  • Michael J. Gerhardt: The Forgotten Presidents: Their Untold Constitutional Legacy. Oxford University Press, New York 2013, ISBN 978-0-19-938998-8, S. 127–140 (= 8. Grover Cleveland), S. 155–170 (= 10. Grover Cleveland).
  • Henry F. Graff: Grover Cleveland. The American Presidents Series: The 22nd and 24th President, 1885–1889 and 1893–1897. In: Arthur M. Schlesinger, Jr., Sean Wilentz (Hrsg.): The American Presidents. 1. Auflage. Times Books, New York City 2002, ISBN 978-1-4299-9800-0.
  • Alyn Brodsky: Grover Cleveland: A Study in Character. St. Martin’s Press, New York 2000, ISBN 0-3122-6883-1.
  • Richard E. Welch, Jr.: The Presidencies of Grover Cleveland. University Press of Kansas, Lawrence 1988, ISBN 0-700-60355-7.
  • Allan Nevins: Grover Cleveland: A Study in Courage. Dodd, Mead & Company, New York 1933, LCCN 33-023946.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Grover Cleveland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Robert Kelley: Presbyterianism, Jacksonianism and Grover Cleveland. In: American Quarterly. Band 18, Nr. 4, 1966, ISSN 0003-0678, S. 615–636, S. 615.
  2. a b c d Henry F. Graff: Grover Cleveland: Life Before the Presidency. Miller Center of Public Affairs der University of Virginia, abgerufen am 13. April 2018.
  3. Michael Craton, Gail Saunders: A History of the Bahamian People: From the Ending of Slavery to the Twenty-First Century. University of Georgia Press, 2000, ISBN 978-0-8203-2284-1 (google.de [abgerufen am 13. Juni 2022]).
    William R. Cross: Winslow Homer: American Passage. Farrar, Straus and Giroux, New York 2022, ISBN 978-0-374-60380-9, S. 169.
    Joseph Nathan Kane: Presidential Fact Book. Random House, New York 1998, ISBN 978-0-375-70244-0, S. 139.
  4. a b Victoria Farrar–Myers: Cleveland, Grover (1837–1908). In: Michael A. Genovese (Hrsg.): Encyclopedia of the American Presidency. 2. Auflage. Infobase Publishing, New York City 2010, ISBN 978-1-4381-2638-8, S. 94 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Henry F. Graff: Grover Cleveland. S. 53.
  6. Howard Zinn: A People’s History of the United States. Harper Perennial, New York 2005, ISBN 0-06-083865-5, S. 258.
  7. a b c Henry F. Graff: Grover Cleveland: Campaigns and Elections. Miller Center of Public Affairs der University of Virginia, abgerufen am 13. April 2018.
  8. H. W. Brands: American Colossus. 1. Auflage. Random House, New York 2010, ISBN 978-0-385-53358-4, S. 480 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. a b c Victoria Farrar–Myers: Cleveland, Grover (1837–1908). In: Michael A. Genovese (Hrsg.): Encyclopedia of the American Presidency. 2. Auflage. Infobase Publishing, New York City 2010, ISBN 978-1-4381-2638-8, S. 95 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Michael J. Korzi: Development of the Presidency, 1787–1945. In: Richard A. Harris, Daniel J. Tichenor (Hrsg.): A History of the U.S. Political System. Volume 1: Ideas, Interests, and Institutions. ABC-CLIO, Santa Barbara 2009, ISBN 978-1-85109-718-0, Section 5: The Presidency, S. 303 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. a b c Henry F. Graff: Grover Cleveland: Domestic Affairs. Miller Center of Public Affairs der University of Virginia, abgerufen am 13. April 2018.
  12. Michele Landis Dauber: The real Third Rail of American Politics. In: Austin Sarat, Javier Lezaun (Hrsg.): Catastrophe: Law, Politics, and the Humanitarian Impulse. University of Massachusetts Press, University of Massachusetts 2009, ISBN 978-1-55849-738-2, Kap. 2, S. 67 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  13. Member History: Grover Cleveland. American Philosophical Society, abgerufen am 22. Juni 2018.
  14. Graff, S. 135–136; Nevins, S. 762–764