Hannover – Wikipedia

Wappen Deutschlandkarte
Hannover
Deutschlandkarte, Position der Stadt Hannover hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 52° 22′ N, 9° 44′ OKoordinaten: 52° 22′ N, 9° 44′ O
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Region Hannover
Höhe: 55 m ü. NHN
Fläche: 204,3 km2
Einwohner: 545.045 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 2668 Einwohner je km2
Postleitzahlen: 30159–30179,
30419–30669Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/PLZ enthält Text
Vorwahl: 0511
Kfz-Kennzeichen: H
Gemeindeschlüssel: 03 2 41 001
Stadtgliederung: 51 Stadtteile in 13 Stadtbezirken
Adresse der
Stadtverwaltung:
Trammplatz 2
30159 Hannover
Website: www.hannover.de
Oberbürgermeister: Belit Onay (Bündnis 90/Die Grünen)
Lage der Stadt Hannover in der Region Hannover
KarteRegion HannoverNiedersachsenWedemarkBurgwedelNeustadt am RübenbergeBurgdorfUetzeLehrteIsernhagenLangenhagenGarbsenWunstorfSeelzeBarsinghausenSehndeHannoverGehrdenLaatzenWennigsenRonnenbergHemmingenPattensenSpringeLandkreis Hameln-PyrmontLandkreis SchaumburgLandkreis Nienburg/WeserLandkreis HeidekreisLandkreis CelleLandkreis PeineLandkreis GifhornLandkreis Hildesheim
Karte
Neues Rathaus, Hannovers Wahrzeichen (Lage)
Neues Rathaus mit Maschpark, Aegidienkirche, Verwaltungsgebäude der Nord/LB, Landesmuseum, Südstadt, rechts der Maschsee
Messegelände Hannover von Norden, März 2008
Das Goldene Tor in den Herrenhäuser Gärten
Schützenfest Hannover 2014 von oben
Maschsee

Hannover [haˈnoːfɐAudiodatei abspielen ist die Hauptstadt des Landes Niedersachsen. Der am Südrand des Norddeutschen Tieflandes an der Leine gelegene Ort wurde 1150 erstmals erwähnt und erhielt 1241 das Stadtrecht. Hannover war ab 1636 welfische Residenzstadt, ab 1692 Residenz des Kurfürstentums Braunschweig-Lüneburg und ab 1814 Hauptstadt des Königreichs Hannover. Von 1714 bis 1837 bestand die Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover, wonach Hannovers Monarchen auch gleichzeitig die Könige Großbritanniens waren. Nach der Annexion des Königreiches Hannover durch Preußen wurde Hannover ab 1866 Provinzhauptstadt der Provinz Hannover und nach Auflösung Preußens im August 1946 Hauptstadt des Landes Hannover. Seit dessen Fusion mit den Freistaaten Braunschweig, Oldenburg und Schaumburg-Lippe im November 1946 ist Hannover niedersächsische Landeshauptstadt. Seit 1875 Großstadt, zählt sie heute mit über 545.000 Einwohnern zu den 15 einwohnerreichsten Städten Deutschlands.[2]

Stadt und früherer Landkreis sind zu einem Kommunalverband besonderer Art, der Region Hannover, zusammengeschlossen, die der Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg angehört. In Hannover kreuzen sich wichtige Schienen- und durch Hannover verlaufen wichtige Straßenwege der Nord-Süd- und Ost-West-Richtung, der Hauptbahnhof, der ZOB und der Flughafen gehören jeweils zu den Top 10 in Deutschland. Über den Mittellandkanal ist die Stadt mit mehreren Häfen an das Binnenschifffahrtsnetz angebunden. Vom 13. Jahrhundert bis ca. 1620 war Hannover Hansestadt und ist seit Ende Juni 2019 Mitglied in der Neuen Hanse.[3] Hannover ist Sitz der Evangelischen Kirche in Deutschland und Hauptsitz der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen.

Hannover ist Standort von fünfzehn Hochschulen und mehreren Bibliotheken. Der Briefwechsel von Gottfried Wilhelm Leibniz und der Goldene Brief, aufbewahrt in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, gehören zum Weltdokumentenerbe der UNESCO. Hannover ist ein bedeutender Forschungs-, Wirtschafts und Medienstandort sowie eine überregional bedeutende Einkaufsstadt. Die Kulturszene gilt mit zahlreichen Theatern, Museen, Galerien und internationalen Theater-, Musik- und Tanzfestivals als vielfältig. Einige Museen besitzen Sammlungen von Weltrang. Im Georgenpalais sitzt das Wilhelm Busch – Deutsche Museum für Karikatur und Zeichenkunst. Das Niedersächsische Staatstheater mit Staatsoper und Schauspiel, das GOP, das Neue Theater und das TAK gehören zu den renommiertesten Theatern in Deutschland. Hannover ist eine bedeutende Sportstadt und auf Grund der vielfältigen Musikszene mit renommierten Orchestern, Chören und Bands auch eine UNESCO City of Music. Der Kuppelsaal ist Deutschlands größter klassischer Konzertsaal und der Jazz Club Hannover ist einer der renommiertesten Jazz-Clubs Europas.[4][5]

Das Stadtbild ist geprägt durch zahlreiche öffentliche Grünanlagen, eine hohe Dichte an Straßenkunst und zahlreiche Baudenkmale, dazu gehören repräsentative Bauten der Norddeutschen Backsteingotik, der Hannoverschen Architekturschule, des Backsteinexpressionismus und des Klassizismus. Überregional bekannt sind der Erlebnis-Zoo Hannover, der Maschsee und die Herrenhäuser Gärten mit dem Schloss Herrenhausen, eine weltweite Rarität ist der Bogenaufzug im Neuen Rathaus. In der Marktkirche liegt der Deutsche Michel und in der Neustädter Kirche liegt Gottfried Wilhelm Leibniz begraben. Die Basilika St. Clemens ist Norddeutschlands größte Kirche mit rein italienischem Charakter und die Pagode Viên Giác ist eine der größten Pagoden Europas. Mit dem zweitgrößten Messegelände der Welt und zahlreichen Weltleitmessen (u. a. Hannover-Messe) ist Hannover eine der führenden Messestädte Europas. Jährlich findet das größte Schützenfest der Welt statt und seit 1955 trägt Hannover den offiziellen Ehrentitel „Schützenstadt“. Das Maschseefest ist das größte Seefest Deutschlands.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hannover und Umgebung

Hannover liegt im Tal der Leine am Übergang des Niedersächsischen Berglands zum Norddeutschen Tiefland, die Stadtmitte auf 52°22'28" N und 9°44'19" O. Im Südwesten der Stadt grenzen die Ausläufer des Weserberglandes mit fruchtbaren Lössböden, im Norden die sandigen und moorigen Geestlandschaften der Burgdorf-Peiner und der Hannoverschen Moor-Geest an das Stadtgebiet.

Die naturräumliche und verkehrsgeographische Lage bot Hannover günstige Voraussetzungen für die Entwicklung vom mittelalterlichen Dorf zur Großstadt. Im Mittelalter passierte ein bedeutender Nord-Süd-Handelsweg durch das Leinetal die Ortsstelle an einer Flussfurt. Im 19. Jahrhundert folgte die Eisenbahn diesem Verlauf und durch den Bau des Mittellandkanals als Ost-West-Verbindung im 20. Jahrhundert lag Hannover am Kreuzungspunkt dieser wichtigen Verkehrswege. Gleiches gilt für den Straßenverkehr durch den Schnittpunkt der Bundesautobahnen A 2 und A 7 nahe Hannover.

Die nächstgelegenen Großstädte sind Hildesheim, Salzgitter, Braunschweig, Wolfsburg, Bielefeld und Göttingen. Die Nordseeküste liegt etwas näher an Hannover als die Ostseeküste.


Bremen (130 km)

Hamburg (140 km)

Celle (41 km)

Minden (78 km)
Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt
Braunschweig (66 km)

Bielefeld (135 km)

Hameln (47 km)

Göttingen (120 km)

Hildesheim (34 km)

* Entfernungen sind gerundete Straßenkilometer bis zum Ortszentrum.

Nachbargemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Städte und Gemeinden der Region Hannover grenzen an die Stadt Hannover: Langenhagen, Isernhagen, Lehrte, Sehnde, Laatzen, Hemmingen, Ronnenberg, Gehrden, Seelze und Garbsen. Dabei ist die Umgebung geprägt durch städtisch geprägte Bebauung entlang der Verkehrsachsen sowie durch ländlich geprägte Bauweise in anderen Teilen. Im Ballungsraum Hannover lebten 2019 etwa 1.130.000 Menschen.[6]

Stadtgliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stadtteile und Stadtbezirke von Hannover
Grenzpfahl mit Wappendarstellung auf der Lenther Chaussee an der Stadtgrenze

Hannover ist eine Einheitsgemeinde und besteht aus 51 Stadtteilen. Jeweils zwei bis sieben dieser Stadtteile sind zu einem Stadtbezirk zusammengefasst, so dass folgende 13 Stadtbezirke bestehen: Mitte, Vahrenwald-List, Bothfeld-Vahrenheide, Buchholz-Kleefeld, Misburg-Anderten, Kirchrode-Bemerode-Wülferode, Südstadt-Bult, Döhren-Wülfel, Ricklingen, Linden-Limmer, Ahlem-Badenstedt-Davenstedt, Herrenhausen-Stöcken und Nord.

Über elf Prozent des etwa 200 Quadratkilometer großen Stadtgebietes sind öffentliche Grünflächen, weshalb Hannover auch als Großstadt im Grünen bezeichnet wird. Der zentrumsnahe Stadtwald Eilenriede hat allein eine Größe von 650 Hektar.

Topographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gewässer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Südlich des Stadtzentrums befindet sich der Maschsee, ein circa 78 Hektar großer künstlich angelegter See ohne natürlichen Zu- und Ablauf.

Von Süden her kommend fließt die Leine durch Hannover nordwestlich in Richtung Aller. In Höhe des Maschsees wird über den Schnellen Graben Leinewasser zur Ihme geleitet. Das dortige Wehr dient neben der Regulierung des Wasserstandes der Stromerzeugung. Die Ihme ist ein kleiner Bach, der aus dem Calenberger Land kommt. Durch die Zuleitung von Leinewasser wird sie zum Fluss, der sich nach wenigen Kilometern wieder mit der Leine vereinigt. Ab hier ist die Leine schiffbar. In Limmer mündet die Fösse in die Leine.

Gelände[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hannover liegt durchschnittlich 55 m ü. NN. Die höchsten natürlichen Erhebungen im Stadtgebiet sind der am Südostrand gelegene Kronsberg, dessen höchster Punkt mit 118,2 Metern ein um einige Meter künstlich erhöhter Aussichtshügel ist, und der 89,0 Meter hohe Lindener Berg. Die höchste künstliche Erhebung ist der Nordberg mit 122 Metern[7] am Nordostrand auf dem Gelände der Mülldeponie Lahe. Der tiefste Punkt befindet sich im Landschaftsschutzgebiet Klosterforst Marienwerder und liegt 44 m ü. NN.

Klima[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hannover liegt in einer Region mit Seeklima (Typ Cfb). Die Jahresmitteltemperatur liegt bei etwa 10,6 °C.[8] Im langjährigen Mittel erreichte die Lufttemperatur in Hannover 8,7 °C und es fielen 661 Millimeter Niederschlag. Zwischen Mai und August kann mit durchschnittlich 22 Sommertagen (klimatologische Bezeichnung für Tage, an denen die Maximaltemperatur 25 °C übersteigt) gerechnet werden.

Hannover
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
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7
 
 
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3
 
 
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8
3
_ Temperatur (°C)   _ Niederschlag (mm)
Quelle: DWD, Daten: 2015–2020[9][10]
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Hannover
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Temperatur (°C) 2,6 3,7 5,8 9,8 14,0 17,9 19,1 18,8 14,9 10,7 6,4 5,5 10,8
Mittl. Tagesmax. (°C) 5,0 6,9 9,8 14,8 19,5 23,4 24,7 24,1 19,8 14,4 9,1 7,8 15
Mittl. Tagesmin. (°C) 0,0 0,4 1,7 3,8 7,7 12,0 13,6 13,0 9,8 7,1 3,3 3,0 6,3
Niederschlag (mm) 47 48 44 31 31 62 78 63 55 59 58 49 Σ 625
Sonnenstunden (h/d) 1,3 2,2 3,4 4,8 6,7 6,7 6,4 6,4 4,5 3,4 1,7 1,1 4,1
Regentage (d) 17 15 16 13 12 13 14 14 14 16 18 19 Σ 181
Luftfeuchtigkeit (%) 87 84 80 75 72 73 75 75 81 84 86 88 80
T
e
m
p
e
r
a
t
u
r
5,0
0,0
6,9
0,4
9,8
1,7
14,8
3,8
19,5
7,7
23,4
12,0
24,7
13,6
24,1
13,0
19,8
9,8
14,4
7,1
9,1
3,3
7,8
3,0
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
N
i
e
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58
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  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Quelle: DWD, Daten: 2015–2020[9][10]

Natur- und Landschaftsschutzgebiete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Teilweise im Stadtgebiet liegen die Flora-Fauna-Habitat (FFH)-Gebiete Altwarmbüchener Moor, Mergelgrube bei Hannover, Leineaue zwischen Ruthe und Hannover, Bockmerholz-Gaim sowie Aller (mit Barnbruch), untere Leine, untere Oker. Teilweise darin enthalten sind, ganz oder teilweise im Stadtgebiet liegend, die Naturschutzgebiete Bockmerholz, Mergelhalde und Gaim sowie die Landschaftsschutzgebiete Wietzeaue, Obere Wietze, Laher Wiesen, Kugelfangtrift-Segelfluggelände, Altwarmbüchener See, Altwarmbüchener Moor-Ahltener Wald, Mardalwiese, Breite Wiese-Nasse Wiese, Alte Bult, Kronsberg, Obere Leine, Hirtenbach/Wettberger Holz, Benther Berg Vorland/Fössetal, Mittlere Leine und Mecklenheide/Vinnhorst.[11]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siedlungsspuren, Gründung und erste Blüte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ältestes Fachwerkhaus Hannovers von 1566 in der Burgstraße 12 (Lage)

Auf dem Gebiet der späteren Alt- und Neustadt Hannovers wurden Spuren einer Besiedlung „von nicht geringer Ausdehnung“ aus der römischen Kaiserzeit (1. bis 3. Jahrhundert n. Chr.) gefunden, wie der Stadthistoriker Helmut Plath schrieb. Reste von Tongefäßen aus dieser Zeit fanden sich unter der Aegidienkirche. In einem alten Leinearm wurde ein Denar des römischen Kaisers Severus Alexander (222–235) geborgen, für Plath der Beweis, dass die Siedlung „von dem mit den Römern in Zusammenhang stehenden Handel erreicht wurde“. Die Siedlung unbekannten Namens könnte mit dem Ort Touliphourdon (lateinisch Tulifurdum) identisch sein, den der Geograph Claudius Ptolemäus in einer um 150 n. Chr. entstandenen Karte der Germania magna einzeichnete. Wissenschaftler des Instituts für Geodäsie der TU Berlin lokalisierten Tulifurdum im Jahr 2010 mittels einer neuen Kartenprojektion „bei Hannover“. Sprachgeschichtlich ist der Name als Zusammensetzung der lateinischen Wörter tuli („ich habe getragen“) und furdum („Furt“), was auf den Leineübergang Hannovers hinweisen könnte, gedeutet worden.[12]

Das heutige Hannover entstand aus einer mittelalterlichen Siedlung an einer hochwassergeschützten Stelle am Leineufer. Dieser Standort gab der späteren Stadt Hannover vermutlich ihren Namen – Honovere = „(Am) hohen Ufer“ –, was aber umstritten ist (siehe Namensgebung). In der Nähe gab es durch die nur 500 m breite Leineniederung und einen Werder eine Möglichkeit, die Leine an einer seichten Furt zu überqueren. Dort kreuzten sich zwei Fernstraßen. Auch heute heißt die Straße, die an dieser Stelle parallel zur Leine verläuft, Am Hohen Ufer. Hinweise auf eine Marktsiedlung an dieser Stelle gibt es bereits aus der Zeit um das Jahr 950. Der Vicus Hanovere (vicus = „Marktflecken“) wurde erstmals um 1150 im Hildesheimer Miracula Sancta Bernwardi erwähnt. Im 12. Jahrhundert ließ Heinrich der Löwe Hannover ausbauen und belehnte die Grafen von Roden damit, welche von der Burg Lauenrode, einer Wasserburg in der Leineniederung bei Limmer, aus herrschten. 1241 erhielt Hannover, als Teil des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg, das Stadtprivileg vom Braunschweiger Herzog; seit dieser Zeit ist auch ein Rat nachweisbar. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts standen zwei Bürgermeister an der Spitze der Stadt. Daneben gab es einen aus zwölf Mitgliedern bestehenden, sogenannten sitzenden Rat mit dem regierenden Bürgermeister. Im Lüneburger Erbfolgekrieg bekam die Stadt 1371 das Große Privileg[13] verliehen, was ihr weitgehende Rechte einräumte, wie Zoll- und Mühlenrechte und die Befestigung der Stadt.

Rest der Stadtmauer Hannover (Lage)

Zum Schutz der Stadt löste ab 1350 eine acht Meter hohe Stadtmauer mit 34 Mauertürmen die zuvor bestehende Befestigung aus palisadenbestandenen Wällen und Gräben ab. Zur Stadtbefestigung Hannover gehörte ab 1392 auch eine Landwehr, die das städtische Vorfeld sicherte. Von der früheren Hannoverschen Landwehr mit Wällen, Hecken, Warthäusern und -türmen gibt es noch Einrichtungen wie den Turm auf dem Lindener Berg, den Döhrener Turm, den Pferdeturm, den Lister Turm und weitere. Die Stadt erlebte zu dieser Zeit eine erste wirtschaftliche Blüte und trat der Hanse bei. Die Mitgliedschaft begann wahrscheinlich schon im 13. Jahrhundert, mit Sicherheit aber im 14. Jahrhundert. Der Fernhandel hannoverscher Kaufleute hatte im 15. Jahrhundert beispielsweise den Export von Leinwand nach London, den Tuchhandel mit Flandern, den Import von Pelzen und Häuten aus Nowgorod, von Tran und Wachs aus Norwegen sowie von Heringen und Butter aus Südschweden zum Gegenstand. Die Vernetzung der Wirtschaft über die Hanse begann im 16. Jahrhundert nachzulassen. Hannover schied um 1620 herum aus der Hanse aus.[14] 1636 wurde Hannover zur Welfen-Residenz erhoben. Die Einwohnerzahl stieg auf 4000.

In der Zeit der Reformation wuchs in der Bevölkerung die Neigung, die evangelische Lehre anzunehmen. Am 26. Juni 1533 schwor eine Versammlung auf dem Marktplatz, zu Luthers Wort zusammenzustehen. Obwohl sich die führenden Kreise der Stadt der Reformation nicht anschlossen, wurde sie durch die Opposition der Bürger, die keine politischen Ämter innehatten, durchgesetzt. Der Rat der Stadt musste schließlich ins altgläubig gebliebene Hildesheim flüchten. 1580 unterzeichneten „Bürgermeister und Ratname der Stadt Hannover“ die lutherische Konkordienformel von 1577.[15]

In Hannover wurden von 1514 bis 1657 mindestens 30 Personen in Hexenprozessen angeklagt, davon wurden 27 auf dem Scheiterhaufen hingerichtet oder starben im Gefängnis. Letztes Opfer der Hexenverfolgung war Alheit Snur 1648.

Festungs- und Residenzstadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hannover vom Nordosten gesehen, befestigt mit Wassergraben, Wall und Stadtmauer mit Mauertürmen;
1641 erstmals veröffentlichter Merian-Stich
Modell von Hannover um 1689 mit hoher Ausbaustufe der Stadtbefestigung
Hannover 1745 als sternförmige Festungsstadt mit Schanzen, Bastionen und Wassergräben. Westlich der Leine liegt die einbezogene Calenberger Neustadt.

Während des Dreißigjährigen Krieges machte Herzog Georg von Calenberg 1636 die festungsartig ausgebaute Stadt zu seiner Residenz. Als Residenzstadt erlebte Hannover in den folgenden 80 Jahren eine erneute Blütezeit. Die Bauten dieser Epoche der Geschichte Hannovers setzten nachhaltige Akzente im Stadtbild.

1676 wurde Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) von Herzog Johann Friedrich zum Hofrat und Leiter seiner Bibliothek berufen. Der in Leipzig geborene Philosoph und Mathematiker, der unter anderem das Dualsystem erfand, lebte bis zu seinem Tod in Hannover. 2005 wurde die Landesbibliothek und 2006 die Universität nach ihm benannt.

Ab 1699 gehörten dem Rat zwei Bürgermeister, ein Syndikus, ein Sekretär, zwei Kämmerer und sechs Senatoren an. Von 1725 bis 1761 war Christian Ulrich Grupen stets einer der Bürgermeister der Stadt.

Hannover war ab 1692 das 9. Kurfürstentum des Heiligen Römischen Reiches (offizieller Name: Chur-Braunschweig-Lüneburg, inoffiziell auch Chur-Hannover, Kurhannover oder Hannover), nachdem Herzog Ernst August als Voraussetzung 1682 die Primogenitur eingeführt hatte.

Nachdem Kurfürst Georg Ludwig als Georg I. 1714 den britischen Thron bestiegen hatte, verlegte er seine Residenz von Hannover nach London. In Hannover festigte sich dadurch in der inneren Verwaltung ein Kreis von Adeligen- und Beamtenfamilien. Die Residenzstadt, die in den Jahren zuvor stark vom Hof abhängig war, verödete dabei immer mehr. Auch Schloss und Garten Herrenhausen wurden bald nicht mehr genutzt. Diesem Umstand ist es letztlich zu verdanken, dass der Garten nicht mehr zeitgenössisch umgebaut wurde und der ursprüngliche Barockzustand erhalten blieb.

Dies änderte sich 1837, als mit dem Tod Wilhelms IV. die 123 Jahre währende Personalunion der Königreiche Großbritannien und Hannover zu Ende ging und in Hannover König Ernst August I. den Thron bestieg. Am 22. Oktober 1843 wurde die Eisenbahnstrecke von Hannover bis Lehrte eröffnet, am 19. Mai 1844 war die Bahnstrecke Hannover–Braunschweig durchgängig befahrbar. Gegen den Anschluss seiner Residenzstadt an das entstehende Eisenbahnnetz hatte sich der konservative König zunächst gewehrt. Wegen seiner Skepsis planten die Königlich Hannöverschen Staatseisenbahnen die ersten abzweigenden Strecken nicht in Hannover, sondern in Lehrte.

Im Jahr 1747 wurde die Aegidienneustadt eingemeindet, es folgten 1824 die Calenberger Neustadt und 1847 die Ernst-August-Stadt. Mit der Eingemeindung der Vorstadt Hannovers im Jahr 1859 mit den Ortschaften Königsworth, Schloßwende, Nordfeld, Vorort, Fernrode, Bütersworth, Kirchwende, Bult, Heidorn, Tiefenriede, Emmerberg und Kleefeld wuchs die Stadtfläche von 157 auf 2354 Hektar und die Einwohnerzahl stieg von 38.000 auf 68.000.

Hannover war innerhalb des Königreichs Hannover eine autonome Stadt. 1823 wurde sie Sitz der Landdrostei Hannover, aus der später der Regierungsbezirk Hannover hervorging. 1824 wurde sie Sitz des Amtes Hannover, das durch Vereinigung des Gerichtsschulzenamtes Hannover und des Amtes Koldingen gegründet wurde. Ab 1825 gab es in Hannover ein Magistratskollegium, das bis 1935 Bestand hatte. Während dieser Zeit trug das Stadtoberhaupt Hannovers den Titel Stadtdirektor.

Preußische Provinzhauptstadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hannover und Linden 1873
Georgstraße mit Straßenbahn um 1895

Im Deutschen Krieg von 1866 kämpfte das Königreich Hannover unter Georg V. auf Seiten des Deutschen Bundes und Österreichs gegen Preußen und erfocht in der Schlacht bei Langensalza einen Pyrrhussieg, denn kurz nach der Schlacht musste die Hannoversche Armee kapitulieren. In der Folge wurde Hannover von Preußen annektiert und somit preußische Provinz: Aus der Residenzstadt Hannover wurde eine preußische Provinzhauptstadt.

Für die hannoversche Industrie bedeutete der Anschluss an Preußen eine Verbesserung der Rahmenbedingungen. Die Aufhebung des Zunftzwanges und die Einführung der Gewerbefreiheit förderten das Wirtschaftswachstum und führten zum Aufschwung der Gründerzeit. In der Zeit zwischen 1871 und 1912 wuchs die Bevölkerung von 87.600 auf 313.400. Die Grenze zur Großstadt mit 100.000 Einwohnern wurde 1873 überschritten.[16]

1872 wurde die erste Pferdebahn eingeweiht, die ab 1893 zur elektrischen Straßenbahn weiterentwickelt wurde. 1881 erfand Ferdinand Sichel den ersten gebrauchsfertigen Tapetenkleister.

Der Aufschwung in Hannover fiel in die Ära des Stadtdirektors Heinrich Tramm. Er wurde 1891 in dieses Amt gewählt und versah es 27 Jahre. In dieser Zeit war er die dominierende Person in Politik und Verwaltung der Stadt.

1883 wurde Hannover eine kreisfreie Stadt und Sitz des aus dem Amt Hannover entstandenen Landkreises Hannover sowie des aus der Landdrostei Hannover hervorgegangenen Regierungsbezirks Hannover.

Die Stadt wurde 1870 mit der Vorstadt Ohe-Glocksee vergrößert, es folgten 1882 der Königsworther Platz und der Welfengarten, 1891 die Gemeinden Herrenhausen, Hainholz, Vahrenwald und List und zum 1. Oktober 1907 die Gemeinden Stöcken, Bothfeld, Klein-Buchholz, Groß-Buchholz, Kirchrode, Döhren und Wülfel sowie der Gutsbezirk Mecklenheide und der Flurbuchbezirk Kirchrode-Stadt.[17]

1902 installierte Hermann Bahlsen eine der ersten Leuchtreklamen Deutschlands.

Weimarer Republik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alte Markthalle von 1892 im Zentrum Hannovers, 1943 zerstört, Nachfolgebau 1954

1920 wurde die Stadt Linden mit den Stadtteilen Alt- und Neu-Linden, Limmer, Davenstedt, Badenstedt, Bornum und Ricklingen nach Hannover eingemeindet. Die Einwohnerzahl wuchs dadurch um etwa 80.000 auf 400.000. 1928 folgten der Schloss- und Gartenbezirk Herrenhausen, die Gutsbezirke Leinhausen und Marienwerder, 1937 Teile von Bemerode und Laatzen.

Seit 1918 heißt das Oberhaupt der Stadt Oberbürgermeister und nicht mehr Stadtdirektor. Erster Oberbürgermeister war der Sozialdemokrat Robert Leinert. 1925 folgte Arthur Menge von der konservativen DHP, der bis 1937 im Amt blieb. In Menges Amtszeit fiel 1936 der mit Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen ermöglichte Bau des Maschsees und die Anlage des Hermann-Löns-Parks.

In kultureller Hinsicht war Hannover in den 1920er Jahren insbesondere wegen Kurt Schwitters ein „Vorort der Moderne“. Sein Dadaismus, seine Zeitschrift MERZ und die von ihm gegründete Gruppe die abstrakten hannover hatten Weltruf.

1938 zerstört: Die 1870 eröffnete Neue Synagoge in der Calenberger Neustadt
Mahnmal Aegidienkirche (Lage)

In der Zeit des Nationalsozialismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab 1937 gehörten die Oberbürgermeister Henricus Haltenhoff, Ludwig Hoffmeister und Egon Bönner (1942–1945 „Staatskommissar“) der NSDAP an. Wie überall in Deutschland wurden auch in Hannover zahlreiche Minderheiten verfolgt. 484 hannoversche Juden polnischer Herkunft wurden im Rahmen der „Polenaktion“ Ende Oktober 1938 nach Polen ausgewiesen, darunter die Familie Grünspan. Deren zweitältester Sohn Herschel Grynszpan befand sich in Paris. Als er von der Vertreibung seiner Familie erfuhr, fuhr er zur deutschen Botschaft und schoss dort auf den Legationsrat Ernst Eduard vom Rath, der zwei Tage später starb. Das NS-Regime nahm diese Tat als Vorwand für die von ihm inszenierten deutschlandweiten Novemberpogrome. Dabei wurde in Hannover am 9. November 1938 die Neue Synagoge in der Calenberger Neustadt niedergebrannt. Im September 1941 initiierte der NSDAP-Gauleiter Süd-Hannover-Braunschweig mit der „Aktion Lauterbacher“ die Ghettoisierung der verbliebenen jüdischen Familien in 15 sogenannten Judenhäusern.

Noch vor der Wannseekonferenz wurden am 15. Dezember 1941 die ersten 1001 Juden aus Hannover nach Riga deportiert. Bis 1945 mussten so in acht Transporten mindestens 2400 Menschen die Stadt verlassen, von denen wenige überlebten. Organisiert hatte die Deportationen der Juden und die „Arisierung“ von Kunst- und Kulturgütern der Stadtbaurat Karl Elkart.[18] Von den etwa 4800 Juden, die 1938 in Hannover lebten, gab es keine hundert mehr, als am 10. April 1945 Truppen der US-Armee in die Stadt einrückten. Heute erinnern an die Judenverfolgung in Hannover ein Mahnmal am Opernplatz und über 400 Stolpersteine (2018), die im Gehweg vor den letzten frei gewählten Wohnhäusern von NS-Opfern verlegt sind. In Ahlem wurde 1987 auf dem Gelände der ehemaligen Israelitischen Gartenbauschule eine Mahn- und Gedenkstätte eingerichtet.

Neben einem Zwangslager für Sinti und Roma und sogenannten Erziehungslagern gab es in Hannover mehrere Außenlager des KZ Neuengamme mit mehreren tausend Insassen, die unter menschenunwürdigen Verhältnissen lebten. Während des Krieges arbeiteten etwa 60.000 Zwangsarbeiter in Hannover, die überwiegend aus der UdSSR, Polen, Frankreich, den Niederlanden und Belgien verschleppt und in rund 500 Lagerunterkünften lebten. Sie wurden vorwiegend in der Rüstungsindustrie eingesetzt. Vier Tage vor der Befreiung Hannovers wurden 154 von ihnen auf dem Stadtfriedhof Seelhorst erschossen.[19] Sie wurden kurz nach Kriegsende zusammen mit weiteren 230 Leichen in einem Trauerzug zum Nordufer des Maschsees überführt und dort in einer Gedenkstätte beigesetzt.

Im Zweiten Weltkrieg hatten zahlreiche Divisionen und Wehrverwaltungen ihren Sitz in Hannover. Dazu zählten neun Militärgerichte, vor denen auch Soldaten zum Tode verurteilt wurden, die den Gehorsam verweigert hatten. Die Daten von 51 Soldaten wurden ermittelt, die wegen „Fahnenflucht“ (Desertion), „Wehrkraftzersetzung“ und „Kriegsverrat“ in Hannover oder aus Hannover stammend anderenorts hingerichtet wurden.[20] Vereinzelt gab es in Hannover auch Widerstand, der von Rüstungssabotage über „abweichendes Jugendverhalten“ bis zur Vorbereitung eines Umsturzes von kommunistischer, sozialdemokratischer und bürgerlicher Seite ging. Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 wurden im Raum Hannover-Südniedersachsen etwa neunzig Personen verhaftet, darunter der spätere SPD-Vorsitzende Kurt Schumacher.[21]

Hannover war als bedeutender Verkehrsknotenpunkt und Standort kriegswichtiger Betriebe ab 1940 Ziel von über hundert alliierten Luftangriffen. Dabei wurde die Stadt zu 48 Prozent zerstört – Rang sieben unter den großen Städten Deutschlands – 50 Prozent der Wohnhäuser und 40 Prozent der Industriearbeitsplätze wurden zerstört und 6782 Menschen starben. Die Aegidienkirche wurde nicht wieder aufgebaut; ihre Ruine ist ein Mahnmal für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft.[22] Am 10. April 1945 besetzte die 9. US-Armee Hannover, der Krieg in Europa endete am 8. Mai mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht.[23][24]

Wiederaufbau und Entwicklung bis zur Gegenwart[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1946 führte die Militärregierung der Britischen Besatzungszone die Kommunalverfassung nach britischem Vorbild ein. Der vom Volk gewählte Rat wählte aus seiner Mitte den ehrenamtlich tätigen Oberbürgermeister als Vorsitzenden und Repräsentanten der Stadt. Langjähriger Oberbürgermeister war von 1972 bis 2006 Herbert Schmalstieg. Als hauptamtlichen Leiter der Stadtverwaltung gab es von 1946 bis 1996 einen ebenfalls vom Rat gewählten Oberstadtdirektor.

Die 1898 fertiggestellte Fluss-
wasserkunst
von Hubert Stier überstand alle 88 Luftangriffe auf Hannover und wurde dennoch 1963 abgerissen. Seit 2008 ist ein Wiederaufbau angedacht. (Lage)

Unter der Leitung des Stadtbaurats Rudolf Hillebrecht erfolgte nach dem Krieg der Wiederaufbau der Stadt in planvoll-rigoroser Weise: Nach den schweren Kriegszerstörungen wurden die ehemalige, eher „Kleinteiliges“ betonende Stadtstruktur und das Straßennetz völlig neu geordnet und den damals postulierten Anforderungen einer „autogerechten Stadt“ angepasst.[25] Besonders die Innenstadt im zentralen Bereich des Aegidientorplatzes und der Georgstraße wurde mit mehrspurigen Straßen (Lavesallee, Leibnizufer, Hamburger Allee, Berliner Allee) umfahren und deren Verknüpfung durch Kreisverkehre hergestellt. Der früher durch das Zentrum fließende Fernverkehr der ehemaligen Reichsstraßen Nr. 3 und Nr. 6 wurde über Schnellstraßen um das Zentrum herumgeführt.

Für den Messeschnellweg wurde eine Schneise mitten durch den Stadtwald Eilenriede geschlagen. Der historische Stadtgrundriss blieb nur oberflächig bestehen, da das verbleibende grobmaschige Netz der Straßen nur in etwa die Hauptlinien der historischen Straßen nachzeichnet.[26] Kennzeichnend für den Wiederaufbau Hannovers ist die Entstehung von Stadträumen, die von der historischen Struktur abweichen.

Durch diese damals als vorbildlich geltende und noch heute nachwirkende Stadtplanung erlangte die Stadt überregionale Bekanntheit.[27] In späterer Zeit erwiesen sich die städtebaulichen Konzepte der Wiederaufbauzeit als überholt: In der architektonischen Strömung des Postmodernismus bekamen jene Straßenführungen und Plätze wieder Modellcharakter, wie sie das 19. Jahrhundert geprägt hatte, und nicht der Nachkriegsstädtebau, der mit der autogerechten Planung unkritisch Konzepte aus den USA übernommen hatte.[28] Der Verlust an historischer Bausubstanz durch die Luftangriffe auf Hannover und die Planungen der Nachkriegszeit (siehe auch: Liste abgegangener Bauwerke in Hannover) ließ vereinzelt den Wunsch zu Rekonstruktionen ehemals prägender Gebäude aufkommen: So wurden die im Krieg zerstörten Fassaden des Leibnizhauses bis 1983 und des Schlosses Herrenhausen im Großen Garten bis 2013 wieder aufgebaut.

1951 fand im Stadtpark Hannover die erste Bundesgartenschau statt.

U-Bahn-Station Kröpcke der Stadtbahn Hannover (Lage)

1965 beschloss der Rat der Stadt, eine U-Bahn zu bauen. Es folgten jahrzehntelange Bauarbeiten am Tunnelnetz, die im Wesentlichen 1993 mit der Eröffnung der C-Nord-Strecke in der Nordstadt beendet waren. Dabei wurden im Innenstadtbereich Tunnel gebaut und diese an die bestehenden Straßenbahnstrecken angeschlossen, wodurch die Stadtbahn Hannover entstand. Nach dem Ende der Bauarbeiten wurden in der City um den Kröpcke und in der Lister Meile Fußgängerzonen eingerichtet, wodurch diese Gebiete eine erhebliche Aufwertung erfuhren.

Nachdem bereits 1967 und 1968 Teile von Wettbergen eingemeindet worden waren, folgte am 1. März 1974 die große niedersächsische Gebietsreform: Die Stadt Misburg sowie die Gemeinden Ahlem, Anderten, Bemerode, Vinnhorst, Wettbergen, Wülferode wurden ebenso eingemeindet wie Teile von Isernhagen Niedernhägener Bauerschaft (heute Isernhagen-Süd), Laatzen und Langenhagen. Am 1. Januar 1981 wurden Gebietsteile mit damals mehr als 100 Einwohnern an die Nachbarstadt Laatzen abgetreten.[29] Am 1. November 1981 trat auf Grundlage der Niedersächsischen Gemeindeordnung die Einteilung der Stadt in 13 Stadtbezirke in Kraft.[30]

Nachdem Hannover bereits im Jahr 1888 den 13. Deutschen Feuerwehrtag ausrichtete, fand vom 7. bis 15. Juni 1980 der 25. Deutscher Feuerwehrtag ebenfalls dort statt. Der 29. Feuerwehrtag wurde zusammen mit der Interschutz (beides in Hannover) wegen der COVID-19-Pandemie von 2020 zunächst auf Juni 2021, dann auf Juni 2022 verschoben.[31][32][33]

Mit der Expo 2000 fand in Hannover das erste Mal eine Weltausstellung in Deutschland statt. 155 Nationen beteiligten sich an der Ausstellung mit dem Motto „Mensch, Natur, Technik“. Mit 18 Millionen Besuchern wurden die anfänglichen Erwartungen an die Besucherzahlen nicht erfüllt.

Bis zur Abschaffung der vier Bezirksregierungen Niedersachsens am 31. Dezember 2004 war die Stadt Sitz der Bezirksregierung Hannover.

2019 wurde Hannover wieder eine Hansestadt. Die Wiederaufnahme in den Städtebund erfolgte auf der Delegiertenversammlung in der russischen Stadt Pskow.[34]

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1824: Calenberger Neustadt

1859: Vorstadt Hannover

1891: Hainholz, List, Vahrenwald, Herrenhausen

1907: Stöcken, Groß-Buchholz, Klein-Buchholz, Bothfeld, Lahe, Kirchrode, Döhren, Wülfel

1920: Linden

1928: Marienwerder

1974: Vinnhorst, Anderten, Misburg, Bemerode, Wülferode, Wettbergen, Ahlem sowie Teile von Isernhagen, Rethen und Laatzen

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung seit 1871 mit Aufteilung nach Geschlechtern ab 1968

Bis zum Ende der frühen Neuzeit wuchs die Bevölkerungszahl Hannovers nur langsam. Während des Spätmittelalters lebten 1435 in der Stadt etwa 5.000 Menschen, bis 1766 hatte sich die Zahl auf 11.874 mehr als verdoppelt. Mit dem Beginn der Industriellen Revolution Ende des 18. Jahrhunderts beschleunigte sich das Bevölkerungswachstum. 1811 lebten 16.816 Menschen in der Stadt. Die Eingemeindung umliegender Orte (Vorstadt Hannover) mit rund 20.000 Menschen im Jahr 1859 führte zu einem Anwachsen auf 60.120 Menschen im Jahr 1861.

Mit der Hochindustrialisierung in Deutschland wurde Hannover im Jahre 1875 zur Großstadt. 1901 waren es 250.000 Einwohner. Durch Eingemeindungen in den Jahren 1907 und 1909 stieg die Bevölkerung 1910 auf über 300.000. Am 1. Januar 1920 wurde die Stadt Linden mit 73.379 Einwohnern (1919) eingemeindet. Die Einwohnerzahl stieg bis Ende 1920 auf über 400.000.

Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs verlor die Stadt mehr als die Hälfte ihrer Bewohner: Neben der Deportation von Juden sank die Bevölkerungszahl von 471.000 im Mai 1939 durch Flucht und Evakuierung wie der Kinderlandverschickung auf 217.000 Personen im April 1945. 1952 lebten wieder so viele Menschen in der Stadt wie vor dem Krieg, 1954 waren es eine halbe Million. 1962 erreichte die Einwohnerzahl mit 574.754 ihren historischen Höchststand. Am 1. März 1974 brachte die Eingliederung der Stadt Misburg mit 21.721 Einwohnern (1972) und weiterer umliegender Orte einen Bevölkerungszuwachs von 64.711 Personen. Spätestens seit 1960 ist Hannover in jedem Jahr eine der 15 größten deutschen Städte. Am 30. Juni 2019 betrug die amtliche Einwohnerzahl 536.055, die Einwohnerzahl laut Melderegister 545.107.[35] Zum Jahreswechsel 2019/2020 betrug die Einwohnerzahl laut Melderegister 543.319 (Hauptwohnung).[36]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 1. November 2001 wurde aus den Städten und Gemeinden des Landkreises Hannover und der Stadt Hannover die Region Hannover gebildet. Hannover ist seither eine regionsangehörige Gemeinde mit der Rechtsstellung einer kreisfreien Stadt.[37]

Rat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ratswahl Hannover 2021
Wahlbeteiligung: 51,3 % (-0,2 %p)
 %
30
20
10
0
27,8
27,6
20,7
6,0
5,6
4,3
2,3
1,3
1,2
3,1
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2016
 %p
 12
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
+11,5
−3,7
−3,7
+0,9
−1,4
−4,3
+0,6
+1,3
−0,9
+0,8
Sitzverteilung im Rat der Landeshauptstadt Hannover seit 2023
         
Insgesamt 64 Sitze

Der Rat ist die kommunale Vertretung und Hauptorgan der Stadt Hannover und beschließt über alle wichtigen Selbstverwaltungsangelegenheiten der Stadt. Er handelt als Vertretungskörperschaft durch Beschlüsse. Über die Vergabe der 64 Sitze entscheiden die Bürger alle fünf Jahre in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl. Die Mitglieder werden Ratsherr bzw. Ratsfrau der Stadt Hannover genannt. Seit der Kommunalwahl 2021 bestand ein Bündnis aus Bündnis 90/Die Grünen (18 Sitze) und SPD (18 Sitze).[38] Der Oberbürgermeister ist kraft Amtes Mitglied des Rates. Der Rat bildet Fachausschüsse. In den einzelnen Fraktionen und Ausschüssen arbeiten weitere beratende Mitglieder ohne Stimmrecht mit, die von den Fraktionen benannt werden.[39] Der Oberbürgermeister und die Dezernenten nehmen an den Sitzungen des Rates und seiner Ausschüsse teil und erstatten dem Rat Bericht. Die Dezernenten vertreten einander. Vorsitzende des Rates ist seit November 2021 Uta Engelhardt (Bündnis 90/Grüne). Vertreten wird sie von den Bürgermeistern Thomas Hermann (SPD) und Thomas Klapproth (CDU). Die Ratsvorsitzende, die Bürgermeister und die Mitglieder sind ehrenamtlich tätig. Die Sitzungen werden durch das Bürgerfernsehen H1 übertragen. Durch den Wechsel des Ratsmitgliedes Lea Sankowske von der Links-Fraktion zur SPD-Fraktion im Februar 2023 veränderte sich das Kräfteverhältnis der bis dahin grün-roten Koalitionspartner im Rat, so dass fortan von einer rot-grünen Koalition die Rede war. Im November 2023 verkündete die SPD das Ende der Ratskoalition mit Bündnis 90/Die Grünen. In der Folge schlossen sich die Ratsmitglieder der PARTEI und Volt der grünen Ratsfraktion an, die so vor der SPD mit 20 Ratsmitgliedern stärkste Fraktion wurde.[40] Anfang Dezember folgte der Wechsel des Ratsmitglieds der Piratenpartei zu den Grünen, so dass die grüne Ratsfraktion nun über 21 Sitze verfügt.

Vorsitzende des Rates seit 1946[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1946–1956: Oberbürgermeister Wilhelm Weber (SPD)
  • 1956–1972: Oberbürgermeister August Holweg (SPD)
  • 1972–1996: Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg (SPD)
  • 1996–2014: erster Bürgermeister Bernd Strauch (SPD)
  • 2014–2021: erster Bürgermeister Thomas Hermann (SPD)
  • seit November 2021: Uta Engelhardt (Bündnis 90/Die Grünen)

Weitere Wahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der folgenden Tabelle sind die Ergebnisse von Bundestags-, Landtags- und Europawahlen in Hannover dargestellt.

Jahr Wahl Wbt. SPD Grüne CDU AfD FDP Linke1 Sonst.
2022 Landtagswahl 61,5 31,0 25,5 19,7 7,3 5,1 4,4 7,0
2021 Bundestagswahl 74,3 29,5 26,8 17,0 5,3 9,8 5,4 6,2
2019 Europawahl 63,7 19,5 31,1 19,7 6,8 4,7 5,8 12,4

Stadtbezirksräte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben dem Rat der Stadt als Hauptorgan gibt es seit 1981 in den 13 Stadtbezirken Hannovers Stadtbezirksräte, die kommunalverfassungsrechtlich Organstellung haben. Sie sind mit eigenen Zuständigkeiten, Entscheidungs-, Anhörungs- und Initiativrechten ausgestattet. Die Stadtbezirksräte sorgen für den Unterhalt der öffentlichen Einrichtungen, die in ihrem Bezirk liegen, fördern das Gemeindeleben und repräsentieren ihren Stadtbezirk. Den Bezirksräten gehören 19 bis 21 Mitglieder, „Bezirksratsherr“ oder „Bezirksratsfrau“ genannt, an. Die Stadtbezirksräte haben Anhörungsrecht in den Gremien der Stadt Hannover (Rat, Verwaltungsausschuss, Fachausschüsse). Sie können von sich aus kommunalpolitisch initiativ werden. Jedem Stadtbezirk steht ein Bezirksbürgermeister vor, der Vorsitzender des Bezirksrates ist und in den Gremien der Stadt und des Rates Anhörungsrecht hat.[41] Die Mitglieder und Bezirksbürgermeister sind ehrenamtlich tätig. Die Stadtbezirksräte werden alle fünf Jahre gewählt, zuletzt 2021. Seitdem verteilen sich die Sitze wie folgt:[42]

# Stadtbezirk SPD Grüne CDU FDP Linke AfD PARTEI Volt Piraten WG
01 Mitte 4 7 4 2 1 - 1 - - - 19
02 Vahrenwald-List 6 7 3 1 1 1 1 1 - - 21
03 Bothfeld-Vahrenheide 7 4 6 2 1 1 - - - - 21
04 Buchholz-Kleefeld 6 5 6 1 1 - 1 - - 1* 21
05 Misburg-Anderten 7 4 5 1 1 1 - - - - 19
06 Kirchrode-Bemerode-Wülferode 5 4 6 2 1 1 - - - - 19
07 Südstadt-Bult 6 7 4 2 1 - 1 - - - 21
08 Döhren-Wülfel 6 5 4 1 1 1 1 - - - 19
09 Ricklingen 7 4 5 1 1 2 - 1 - - 21
10 Linden-Limmer 4 10 1 1 3 - 1 - 1 - 21
11 Ahlem-Badenstedt-Davenstedt 7 4 4 1 1 2 - - - - 19
12 Herrenhausen-Stöcken 6 4 4 1 1 1 1 1 - - 19
13 Nord 5 7 2 1 2 1 1 - - - 19
- 76 72 54 17 16 11 8 3 1 1 259

* Die Hannoveraner

Oberbürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Belit Onay, amtierender Oberbürgermeister von Hannover (Foto 2018)

1996 wurde in Niedersachsen die bisherige Doppelspitze aus ehrenamtlichem Oberbürgermeister als oberster Repräsentant und Oberstadtdirektor als Leiter der Verwaltung aufgegeben. Seither gibt es in Hannover einen direkt gewählten hauptamtlichen Oberbürgermeister. Im Oktober 2013 wurde Stefan Schostok (SPD) gewählt und in die achtjährige Amtsperiode eingeführt. Seine Versetzung in den vorzeitigen Ruhestand erfolgte am 27. Mai 2019.[43] Die Nachwahl eines neuen Oberbürgermeisters wurde durch eine Stichwahl zwischen Belit Onay (Bündnis 90/Die Grünen) und Eckhard Scholz (parteilos, von der CDU nominiert) am 10. November 2019 entschieden. Es gewann mit 52,9 % der Stimmen Belit Onay.[44][45] Die Amtseinführung fand am 22. November 2019 statt.[46] Der Oberbürgermeister ist Leiter der Stadtverwaltung und oberster Repräsentant der Stadt.

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Thomas Hermann, Bürgermeister der Stadt Hannover seit 2014

Neben dem Oberbürgermeister gibt es seit 1996 drei ehrenamtliche Vertreter.[47] Sie werden vom Rat gewählt und tragen den Titel Bürgermeisterin oder Bürgermeister. Das sind seit dem 19. Juni 2014 Thomas Hermann (SPD) als erste Vertretung sowie seit dem 4. November 2021 Monica Plate (Bündnis 90/Die Grünen) als zweite und Thomas Klapproth (CDU) als dritte Vertretung.[48] In der Regel ist der Erste Bürgermeister auch Vorsitzender der Ratsversammlung, aufgrund des Stimmenverhältnisses bei der Kommunalwahl 2021 und der Koalitionsverhandlungen wurde von der Regel abgewichen.

Verwaltungsausschuss[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Verwaltungsausschuss ist neben dem Rat der Stadt das Zweite Organ der Stadt dem Aufgaben zur eigenen Entscheidung zugewiesen sind. Zu seinen Aufgaben gehört es die Beschlüsse des Rates vorzubereiten. Er ist zuständig und beschlussfähig über die Angelegenheiten, die nicht der Beschlussfassung des Rates, der Stadtbezirksräte oder der Betriebsausschüsse bedürfen und die nicht dem Oberbürgermeister obliegen. Er kann in bestimmten Fällen Zuständigkeiten an den Oberbürgermeister übertragen. Ihm gehören der Oberbürgermeister als Vorsitzender, die weiteren Bürgermeister, weitere Mitglieder des Rates als Beigeordnete und als beratende Mitglieder die Dezernenten/Stadträte an.[49]

Verwaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadtverwaltung ist die Kommunale Selbstverwaltung der Landeshauptstadt Hannover und gliedert sich in den Geschäftsbereich des Oberbürgermeisters als Leiter der Verwaltung und sieben Dezernate (seit 2020). Die Dezernenten tragen die Bezeichnung Stadtrat bzw. Stadträtin (der Stadtrat für Finanzen auch Stadtkämmerer). Allgemeiner Vertreter des Oberbürgermeisters in der Verwaltung ist der Erste Stadtrat, seit Juli 2021 hat der Dezernent für Finanzen und öffentliche Ordnung, Axel von der Ohe, das Amt inne. Die Dezernenten werden auf Vorschlag des Oberbürgermeisters vom Rat der Stadt für acht Jahre gewählt.

Beiräte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Seniorenbeirat ist die offizielle neutrale Vertretung der Senioren in Hannover.[50] Der Eilenriedebeirat wurde 1956 von der Stadt ins Leben gerufen, er ist der Hüter des Stadtwaldes und bemüht sich um die Erhaltung sowie Pflege der Eilenriede und berät die Gremien der Stadt.[51]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen von Hannover
Wappen von Hannover
Blasonierung: „Das Wappen der Stadt Hannover zeigt eine silberne Mauer mit zwei Zinnentürmen auf rotem Grund; in dem offenen Tor befindet sich unter schwarzem Fallgatter ein goldenes Schildchen mit einer grünen Marienblume oder Kleeblatt (ungeklärt); zwischen den Türmen steht ein goldener Löwe.“
Wappenbegründung: Das Wappen ist bereits ab 1266 als Siegel nachweisbar, mit Marienblume/Kleeblatt (vorher Münzzeichen) ab 1534, wobei der Löwe das Symbol der Welfen beziehungsweise der Herrschaft des Herzogtums Braunschweigs ist, zu dessen Herrschaftsgebiet die Stadt gehörte. Seit 1929 hat das Stadtwappen seine heutige Form. Die alten Stadtfarben Rot, Gelb und Grün wurden 1897 durch Rot-Weiß ersetzt.

Städtepartnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Partnerstadtwappen im Foyer des Neuen Rathauses

Hannover unterhält mit folgenden Städten eine Städtepartnerschaft:[52]

Im Juni 2022 erklärte die Stadt Hannover, eine „Solidaritätspartnerschaft“ mit der ukrainischen Stadt Mykolajiw anzustreben.[53]

Eine weitere Städtepartnerschaft bestand zwischen 1971 und 1976 mit Utrecht (Niederlande). Mit Iwanowo (Russland) besteht ein Freundschaftsvertrag. Mit der Eröffnung eines hannoverschen Viertels in der chinesischen Stadt Changde entstand eine Städtefreundschaft. Die dortige Ladenstraße wurde vom Oberbürgermeister eröffnet. Die vor ihrer Eingemeindung begonnenen Städtepartnerschaften von Ahlem, Anderten und Misburg werden auf Stadtbezirksebene fortgeführt. Im Maschpark sind Wege nach den Partnerstädten benannt, was ihm die Bezeichnung „Park der Partnerstädte“ einbrachte.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Haupthalle Neues Rathaus

Das eklektizistische, 1913 eröffnete Neue Rathaus liegt zwischen Altstadt und Maschpark. Die Aussichtsplattform in der Kuppel ist durch den einzigartig bogenförmigen Kuppelaufzug zu erreichen. In der Empfangshalle des Rathauses befinden sich vier Stadtmodelle, welche die Innenstadt 1689, 1939, 1945 und der Gegenwart zeigen. Das Neue Rathaus gilt heute als das Wahrzeichen Hannovers und zählte 2015 laut einer DZT-Onlineumfrage unter ausländischen Touristen zu den 80 beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Deutschland.[54] 36 Sehenswürdigkeiten der Innenstadt sind durch den sogenannten Roten Faden verbunden. Diese 4,2 Kilometer lange, auf das Pflaster gemalte rote Linie führt an der Tourist-Information am Ernst-August-Platz beginnend in einem Rundgang durch die Innenstadt.

Altstadt und Norddeutsche Backsteingotik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marktkirche (Lage)

Die heutige Altstadt von Hannover unterscheidet sich deutlich von der ursprünglichen Altstadt vor dem Zweiten Weltkrieg. Hannovers Innenstadt wurde zu 90 % zerstört, dazu gehörte auch die Altstadt. Daher hat man um die Marktkirche herum eine Art von Traditionsinsel geschaffen. Hierfür wurden die großen Wahrzeichen, wie die Marktkirche, wieder aufgebaut, von anderen Teilen der Stadt wurden Fachwerkhäuser und andere Bauten transloziert und es wurden im Rahmen des Wiederaufbaus Nachkriegsbauten erschaffen, die sich harmonisch in das Altstadtbild einfügen. Das heutige Tor zur Altstadt ist das Marstalltor von Louis Remy de la Fosse. Es ist das erhalten gebliebene Mittelportal eines Reithauses der Hofmarställe am Hohen Ufer. Im Zentrum der Altstadt befindet sich, wie bereits erwähnt, die im 14. Jahrhundert erbaute Marktkirche mit dem Marktplatz nebst Marktbrunnen Hannover. Zusammen mit dem Alten Rathaus ist sie Zeugnis der norddeutschen Backsteingotik. In der Nachbarschaft der Marktkirche stehen das Broyhanhaus, das Hanns-Lilje-Haus und das Georg-von-Cölln-Haus. Die Kreuzkirche im Kreuzkirchenviertel besitzt ein wertvolles Altargemälde von Lucas Cranach d. Ä.; ihr gegenüber befindet sich das Restaurant Kreuzklappe. In der Burgstraße 12 steht das älteste erhaltene Fachwerkhaus Hannovers von 1564/1566. Der in den Jahren 1649 bis 1664 errichtete Ballhof war lange der größte Veranstaltungssaal der Stadt und ist heute eine der Spielstätten des Niedersächsischen Staatstheaters. Am Holzmarkt mit dem Oskar-Winter-Brunnen steht neben dem kurz vor 1900 errichteten Nolte-Haus ein Haus mit der 1983 rekonstruierten Renaissancefassade des kriegszerstörten Leibnizhauses (ursprünglich ab 1499 in der Schmiedestraße errichtet). Von den mittelalterlichen Stadtverteidigungstürmen ist lediglich der Beginenturm am Historischen Museum vollständig erhalten. Die Altstadt grenzt an das Hohe Ufer der Leine, wo sich das Leineschloss und eine 2018 neugestaltete Uferpromenade mit Cafés und Restaurants befindet. Seit Mai 2023 ist hier auch die Leinewelle in Betrieb, sie ist die erste Anlage zum Flusssurfen in Norddeutschland.

Calenberger Neustadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Basilika St. Clemens

Über die Martin-Neuffer-Brücke gelangt man von der Altstadt in die Calenberger Neustadt. Auch diese hat im Zweiten Weltkrieg starke Zerstörungen hinnehmen müssen. Dennoch finden sich hier zahlreiche repräsentative Sandsteinbauten und Kirchen. Die barocke Neustädter Kirche mit Leibniz’ Grabstätte ist das älteste niedersächsische Beispiel für das protestantische Raumideal einer Saalkirche. Neben der Hauptorgel befindet sich die „Spanische Orgel“ von Patrick Collon in der Kirche. Die Kirche ist Predigtkirche des Landessuperintendenten für den Sprengel Hannover. Die Basilika St. Clemens, der erste Neubau einer katholischen Kirche in Hannover nach der Reformation, ist in Norddeutschland die einzige Kirche mit rein italienischem Charakter. Die Glocken der Evangelisch-Reformierten Kirche wurden von der britischen Königin Victoria gestiftet. An der Stelle der 1938 zerstörten Neuen Synagoge befindet sich heute eine Gedenkstätte. Die verschiedenen Glaubensrichtungen der Gotteshäuser lassen heute noch erahnen, warum die Calenberger Neustadt als „Insel der Freiheit“ bezeichnet wurde. Es waren nämlich schon damals alle Konfessionen und Glaubensrichtungen erlaubt. In der Calenberger Neustadt liegen ferner das Niedersächsische Hauptstaatsarchiv und das Umweltministerium, davor auf dem Mittelstreifen des Leibnizufers befindet sich der Duve-Brunnen. Zu den weiteren sehenswerten Bauten gehören u. a. die Polizeidirektion Hannover von 1903, die Villa Simon von 1860, das ehemalige Wohnhaus von Brand Westermann, das ehemalige Amtshaus des Konsistoriums, das ehemalige Ministerialgebäude und die ehemalige Oberzolldirektion. Das Dachenhausenpalais von 1800 ist das ehemalige Wohnhaus von Friedrich Wilhelm von Dachenhausen. Die Königsworther Brücke gehört mit ihren vier Prachtkandelabern von Carl Dopmeyer zu den schönsten Brücken Hannovers.

Klassizismus von Laves[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Leineschloss, Niedersächsischer Landtag (Lage)

Überall in der Innenstadt, aber auch in manchen Stadtteilen, trifft man auf Bauten des Baumeisters Georg Ludwig Friedrich Laves. Anfang des 19. Jahrhunderts begann er mit der Planung und Gestaltung der Ernst-August-Stadt, heute Teil des Stadtbezirks Mitte. Zu seinen größten Bauten in Hannover zählen das 1852 eröffnete Opernhaus, die 46,31 Meter hohe Waterloosäule mit Aussichtsplattform, das Wangenheimpalais von 1832 und das Laveshaus von 1824 gegenüber dem Neuen Rathaus. Das Leineschloss am Rand der Altstadt (heute Sitz des Niedersächsischen Landtages) baute er um und erweiterte es unter anderem mit dem Portikus in der Leinstraße. Weitere Bauten von Laves sind das Gartenhaus der Kammerfrau von Beckedorf und die Villa Rosa. Den Fürstenhof oder Osnabrücker Hof baute Laves von 1817 bis 1818 um. Laves erbaute auch zahlreiche Bauten in den Herrenhäuser Gärten, so den Bibliothekspavillon und das Welfenmausoleum im Berggarten, das Schloss Herrenhausen im Großen Garten und die Kavaliers-/Torhäuser im Georgengarten. Die Vorfahrt und die Kandelaber vor dem Georgenpalais wurden von Georg Ludwig Friedrich Laves errichtet. Auch vier Brücken von Laves sind noch in den Herrenhäuser Gärten erhalten, so die Friederikenbrücke von 1839, die Lavesbrücke von 1844, die Augustenbrücke von 1840 und die eiserne Fahrbrücke von 1837. Die heutige klassizistische Fassade erhielt die Orangerie im Großen Garten von Laves knapp hundert Jahre nach der Erbauung. Ein von mehreren noch erhaltenen Fragmenten der historischen Stadtmauer befindet sich in der Nähe des Georgsplatzes in einem Fußgängerdurchgang. Dieser Mauerrest ging einst durch den von Georg Ludwig Friedrich Laves errichteten Loccumer Hof. Laves baute ebenfalls die Aegidienkirche um, bevor sie im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt wurde und heute als Mahnmal dient.

Hannoversche Architekturschule[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Künstlerhaus (Lage)

Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts schuf der Architekt Conrad Wilhelm Hase die Hannoversche Architekturschule mit Klinkerbauten im neugotischen und Rundbogenstil eine eigene Formensprache. In Hannover stehen heute noch fünf Bauten, die von Hase selber erbaut wurden, das sind das Künstlerhaus Hannover von 1856, die Christuskirche von 1864, die Apostelkirche von 1884 und die Zionskirche/Erlöserkirche von 1880. Das Alte Rathaus wurde von Hase von 1877 bis 1882 restauriert und von 1890 bis 1891 um den Flügel zur Karmarschstraße erweitert. Im Stadtbild gibt es aber noch zahlreiche weitere Beispiele der Hannoverschen Architekturschule. Dazu gehören zum Beispiel das Alte Lindener Rathaus oder die Cumberlandsche Galerie, die heute ein Spielort des Niedersächsischen Staatstheaters ist. Zahlreiche Wohnhäuser (u. a. Dat Gröne Hus), Wohn- und Geschäftshäuser sowie Krankenhäuser, Schulen, Turnhallen und Pfarrhäuser in verschiedenen Stadtteilen sind ebenfalls im Stil der Hannoverschen Architekturschule erbaut. Bekannte Villen sind zum Beispiel das Haus Mohrmann oder die Villengruppe Callinstraße. Die Dreifaltigkeitskirche wurde von 1880 bis 1883 von Christoph Hehl erbaut. Im Rundbogenstil Trammscher Prägung wurden das Welfenschloss und das benachbarte ehemalige Marstallgebäude errichtet, beide Gebäude gehören heute zur Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover. Auch Zweckbauten, wie der erste Abschnitt der heutigen Gilde Brauerei oder der Erweiterungsbau der ehemaligen Schokoladenfabrik B. Sprengel sind der Hannoverschen Architekturschule zugeordnet. Sie hat sich über Hannover hinaus vornehmlich im norddeutschen Raum ausgebreitet.

Backsteinexpressionismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anzeiger-Hochhaus

Der Backsteinexpressionismus im Hannover der 1920er und 1930er Jahre wird vor allem repräsentiert durch das Anzeiger-Hochhaus von Fritz Höger am Steintor. Das Hochhaus wurde 1927–1928 als Verlagsgebäude des Hannoverschen Anzeigers gebaut und war eines der ersten Hochhäuser im Deutschen Reich. Das Gebäude ist 51 Meter hoch und besitzt zehn Geschosse. In der markanten Kuppel befand sich zunächst ein Planetarium, dieses brannte bei einem der letzten Luftangriffe des Zweiten Weltkrieges im März 1945 allerdings aus. Heute befindet sich an der Stelle das Kino „Hochhaus-Lichtspiele“. Im Anzeiger-Hochhaus wurden das Nachrichtenmagazin Der Spiegel (1947) und die Wochenzeitschrift Stern (1948) gegründet. Weitere markante Gebäude, die im Stil des Backsteinexpressionismus erbaut wurden, sind das Gebäude der Stadtbibliothek Hannover in der Hildesheimer Straße und das Capitol-Hochhaus am Schwarzen Bären in Linden. Die Stadtbibliothek war bei der Eröffnung das erste Bibliotheks-Hochhaus in Europa. Zahlreiche Wohnhäuser gleichen Baustils befinden sich auch in der Südstadt, der List, in Kleefeld, in Döhren, in Vahrenwald, in Hainholz, in Vinnhorst, in der Nordstadt, in Linden und in Ricklingen. Zu den bekanntesten Wohnhäusern zählen das Hochhaus Glückauf und das Hochhaus Günther in der Südstadt, die Wohnanlage am De-Haën-Platz und die Siedlung Im Kreuzkampe (beides in der List). Ebenfalls in der Südstadt befindet sich die Kirche St. Heinrich. Die Gartenstadt Kleefeld im Stadtteil Kleefeld wurde ab Winter 1927/28 auf dem Gelände des ehemaligen Ritterguts Kleefeld erbaut.

Jugendstil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Viele Gebäude und Stadtviertel in Hannover sind vom Jugendstil geprägt, darunter auch der Stadtteil Linden mit dem Lichtenbergplatz oder die Oststadt mit der Bödeckerstraße, die auch als Hannovers Prachtstraße bezeichnet wird. Zu den weiteren Stadtteilen mit zahlreichen Jugendstilbauten gehören Döhren, List, Kleefeld sowie die Nord- und die Südstadt.[55] Eine besondere Häufung von Jugendstilgebäuden und besondere Beispiele eben solcher findet man u. a. in der Podbielskistraße, in der Kollenrodtstraße, am Moltkeplatz, in der Ferdinand-Wallbrecht-Straße, in der Vahrenwalder Straße und am Kantplatz. Im Gebäude des 1905 erbauten Goseriede-Bades befinden sich heute die Kestner Gesellschaft und der Hauptsitz des Hörfunksenders Radio ffn. Der im Zweiten Weltkrieg zerstörte Mitteltrakt wurde durch einen Neubau ersetzt.

Weitere historische Bauten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Börse Hannover

Unweit des Opernhauses befindet sich das Bankenviertel mit der Börse Hannover (erbaut im Tudor-Stil), dem Palais Grote, dem Hansa-Haus, dem Gebäude der Deutschen Bank am Georgsplatz, dem Gebäude der Deutschen Bundesbank, dem Niedersächsischen Finanzministerium und vielen weiteren großen und repräsentativen Sandsteinbauten. In der Nähe des Bankenviertels befindet sich das im Heimatschutzstil errichtete Ernst-Grote-Haus.

Louis Remy de la Fosse erschuf in Hannover das Pagenhaus in der Nähe des Großen Gartens und die Rund- oder Eckpavillons im Großen Garten. Das Fürstenhaus ist der Hauptwohnsitz des Welfenprinzen Ernst August, ältester Sohn des derzeitigen Welfenchefs. Das Hardenbergsche Haus ist eine Villa, die von höchsten internationalen Persönlichkeiten bewohnt wurde. Ende des 19. Jahrhunderts entstand die Burgruine am Herrenhäuser Kirchweg. Der Edelhof Ricklingen ist die einzige nahezu geschlossen erhaltene Gutsanlage in Hannover. Das Wappenportal vor der Bauverwaltung gehörte ursprünglich zur 1738 errichteten und im Zweiten Weltkrieg zerstörten Garde-du-Corps-Kaserne. Auf dem Lindener Berg befindet sich der Küchengarten-Pavillon aus den 1740er Jahren und die Arkaden vom Neuen Haus stehen unmittelbar vor der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover.

1914 wurde die neoklassizistische Stadthalle mit dem Kuppelsaal eröffnet. An der Goseriede liegen der Tiedthof, ein Beispiel für die Revitalisierung alter Bausubstanz.

In Hannover befinden sich drei historische Windmühlen. Im Hermann-Löns-Park steht eine Bockwindmühle von 1701; dazu kommen zwei im 19. Jahrhundert erbaute Holländerwindmühlen: die Buchholzer Windmühle wurde 1868 errichtet, die Anderter Windmühle stammt von 1854.

Sakrale Bauten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

St.-Elisabeth-Kirche

Neben den Kirchen in der Alt- und der Calenberger Neustadt finden sich im Stadtgebiet zahlreiche weitere historische aber auch moderne Kirchenbauten. Die älteste bestehende Kirche Hannovers im Kloster Marienwerder entstand dreischiffig um 1200 im Stil der Romanik. Zur Neugotik werden die Gartenkirche St. Marien in der Marienstraße, die Lutherkirche in der Nordstadt und die Erlöserkirche in Linden-Süd gerechnet. Die Christuskirche wurde als Residenzkirche Georgs V. erbaut. Eine besonders aufwendige Innengestaltung besitzt die St.-Elisabethkirche im Zooviertel. Die Aegidienkirche und die Nikolaikapelle blieben nach dem Zweiten Weltkrieg als Ruine erhalten und dienen als Mahnmal. Die Synagoge in der Haeckelstraße war der erste Neubau einer Synagoge in Hannover nach dem Zweiten Weltkrieg. Die größte Pagode Europas ist die Pagode Viên Giác unweit des Messegeländes. Der Sri-Muthumariamman-Tempel ist einer der größten hinduistischen Tempel in Norddeutschland. Die Kirche der Verbrennung der Reliquien des Hl. Sava ist eine serbisch-orthodoxe Pfarrkirche der Pfarreien Hannover I und II und der gleichnamigen Kirchengemeinde im Dekanat Nord- und Ostdeutschland, der Eparchie von Düsseldorf und ganz Deutschland der Serbisch-Orthodoxen Kirche. Die Kirche Hl. drei Hierarchen ist eine griechisch-orthodoxe Kirche.

Mit einem wachsenden Anteil muslimischer Bürger haben sich in Hannover mehrere Moscheegemeinden unterschiedlicher Glaubensrichtungen gebildet. Beheimatet sind sie in verschiedenen Moscheen, von denen beispielhaft die Sami-Moschee der Ahmadiyya Muslim Jamaat genannt sei.

Türme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Döhrener Turm

In Hannover gibt es eine ganze Reihe an Türmen. Neben den zahlreichen Kirchtürmen stehen mit dem Döhrener Turm, dem Pferdeturm und dem Turm auf dem Lindener Berg noch einige Türme der Hannoverschen Landwehr. Der letzte erhaltene Wehrturm der alten Stadtmauer ist der Beginenturm in der Altstadt. Der Borgentrick-Turm gegenüber dem Neuen Rathaus ist nur in Rudimenten erhalten geblieben und der Mitte des 19. Jahrhunderts abgerissene Lister Turm ist 1895 durch eine romantisierende Nachbildung ersetzt worden. Im Ahlemer Turm befindet sich heute ein buddhistischer Tempel.

Der 62 m hohe und 1911 fertig gestellte Wasserturm war seinerzeit der größte Wasserturm Europas. Der Misburger Wasserturm in seiner heutigen Form wurde 1959 fertig gestellt.

Von dem Continental-Werk in Hannover-Limmer sind nur noch wenige ehemalige Fabrikhallen und der Conti-Turm erhalten geblieben. Auf dem Gelände, das sich auf einer Halbinsel zwischen dem Stichkanal Hannover-Linden und dem Leine-Verbindungskanal befindet, entsteht derzeit das Wohngebiet „Wasserstadt Limmer“, in dessen Zentrum der Turm steht.

Auf dem Messegelände wurde 1958 der Hermesturm eröffnet. Er ist 88,8 m hoch und auf einer Höhe von 65 Metern befindet sich eine Aussichtsplattform. Diese ist aber nur während der Großmessen geöffnet.

Der 1992 eröffnete und 282 m hohe Telemax in Groß-Buchholz ist der höchste Funkturm Niedersachsens und der fünfthöchste in Deutschland. Der alte 141 m hohe Fernsehturm am Hauptbahnhof, genannt Telemoritz, dient heute als VW-Tower Werbezwecken. Die 2012 errichtete Windkraftanlage Hannover-Marienwerder (Timber Tower) war die erste moderne Windkraftanlage, die auf einem Holzturm errichtet wurde.[56]

Moderne Bauten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verwaltungsgebäude der Nord/LB (Lage)

Großen Einfluss auf die Architektur der Nachkriegszeit, die von den Vorstellungen des Stadtbaurats Rudolf Hillebrecht geprägt war, hatte Dieter Oesterlen mit Bauten wie dem Historischen Museum und dem Funkhaus des NDR am Maschsee. Er entwarf den Neubau der Kirche St. Martin in Linden-Mitte, von der nur der Turm den Zweiten Weltkrieg überstanden hatte.

In den 1970er Jahren prägte der Brutalismus mit Bauwerken wie dem Kröpcke-Center (mittlerweile komplett umgestaltet), dem Bredero-Hochhaus und dem Ihme-Zentrum die Stadt.

Das Stadionbad ist das mit Abstand größte Hallenbad der Stadt und Region Hannover und wurde 1972 als eines der modernsten Schwimmbäder Deutschlands erbaut. Der Bau ähnelt von oben gesehen einer Muschel. Beispiele für die Architektur der Gegenwart sind das 83,52 Meter hohe gläserne Verwaltungsgebäude der Nord/LB am Aegidientorplatz, das Gebäude der Finanz-IT der Sparkasse in Hannover-Bemerode, das gläserne Torhaus am Aegi, der dekonstruktivistische Gehry-Tower des Architekten Frank Gehry und das Medienzentrum von Alessandro Mendini. Am Stadtrand am Kronsberg liegt das Gewerbegebiet Expo Park Hannover. In ihm sind von der Expo 2000 einige Ausstellungspavillons, wie zum Beispiel der dänische Expo-Pavillon, der Expowal (das offizielle Wahrzeichen der Expo 2000) sowie die weitläufige Expo-Plaza mit dem Deutschen Pavillon und dem Planet MID (ehemals Planet M) erhalten geblieben. Die Fußgängerbrücke Exponale, die bei der Eröffnung im Jahr 2000 die größte Fußgängerbrücke Europas war, verbindet die Expo-Plaza mit dem Messegelände. Auch auf dem Messegelände gibt es besondere Gebäude, wie zum Beispiel das EXPO-Dach (das größte freitragende Holzdach der Welt) oder das Convention-Center. Das Gebäude des International Neuroscience Institute (INI) von 1999 ist in der Form eine Gehirns gebaut.

Denkmale, Mahnmale und Straßenkunst[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Nanas in Hannover am Leineufer (Lage)
BUSSTOPS-Haltestelle

Der Leibniztempel im Georgengarten ist ein Pavillonbau, der von 1787 bis 1790 zu Ehren des in Hannover tätigen Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz – ursprünglich am Waterlooplatz – errichtet wurde. Er gilt als das erste öffentliche Denkmal in Deutschland für einen Nichtadeligen.

Die ebenfalls klassizistische Waterloosäule ist eine 46,31 Meter hohe Siegessäule auf dem Waterlooplatz im Stadtteil Calenberger Neustadt. Sie wurde in den Jahren 1825 bis 1832 nach einem Entwurf von Georg Ludwig Laves errichtet.

Der Reese-Brunnen, eine im Jahr 1925 von Martha und Hans Poelzig geschaffene Majolika-Pflanzenskulptur, steht an der Fritz-Behrens-Allee nahe der Hochschule für Musik, Theater und Medien am Rand der Eilenriede. Er ist ein seltenes Beispiel für einen Brunnen im Stil des Art déco. Ein weiterer Brunnen von Hans Poelzig findet sich im Großen Garten in Dresden.

In den 1970er Jahren startete die Stadt auf Initiative des damaligen Oberstadtdirektors Martin Neuffer ein ambitioniertes Programm zur Straßenkunst in Hannover als Kunst im öffentlichen Raum. Die bekanntesten und damals äußerst umstrittenen Objekte sind die 1974 aufgestellten Nanas in Hannover von Niki de Saint Phalle am Leibnizufer. Im Laufe der Zeit wurde zwischen dem Leineufer und dem Königsworther Platz mit sieben weiteren Objekten auf 1,2 km Länge die Skulpturenmeile geschaffen. Heute belegt Hannover mit mehr als 200 Skulpturen, Plastiken und Installationen im Stadtraum einen Spitzenplatz in Deutschland.[57]

In den 1990er Jahren entstanden mit dem Projekt BUSSTOPS neun von internationalen Designern entworfene Bus- und Stadtbahnhaltestellen. Diese befinden sich beispielsweise am Steintor (Designer Alessandro Mendini), am Königsworther Platz (Ettore Sottsass), am Maschsee/Sprengel-Museum (Heike Mühlhaus) und am Braunschweiger Platz (Frank O. Gehry).

Nahe dem Niedersächsischen Landtag befindet sich die Skulpturengruppe der Göttinger Sieben, die an den Protest von sieben Göttinger Professoren gegen die Aufhebung der hannoverschen Landesverfassung durch König Ernst August I. im Jahr 1837 erinnert, zu dessen Ehren 1861 das Ernst-August-Denkmal vor dem Hauptbahnhof errichtet wurde. Ein beliebter Treffpunkt ist die Kröpcke-Uhr im Stadtzentrum.

Das Jüdische Mahnmal in der Calenberger Neustadt erinnert an die 350 Juden, die in den Jahren 1941/42 nach Riga und Theresienburg deportiert wurden. In der Roten Reihe befindet sich die Gedenkstätte zur Erinnerung an die in der Reichspogromnacht zerstörte Synagoge.

Das Mahnmal für die ermordeten Juden Hannovers am Opernplatz nennt die Namen von fast 2000 bekannten Opfern des Holocaust.[58]

Das größte Mahnmal der Stadt ist die Ruine der Aegidienkirche. Sie dient als Mahnmal für die Opfer aus Kriegen und Gewalt. Im Inneren befindet sich die japanische Friedensglocke, eine Schenkung der Partnerstadt Hiroshima aus dem Jahre 1985,[59] und in dem Kirchturm befindet sich ein Glockenspiel.

Grünflächen und Naherholung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tierparks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bootsfahrt im Themenbereich „Sambesi“ im Erlebnis-Zoo Hannover

Der Erlebnis-Zoo Hannover wurde 1865 als „Zoo Hannover“ eröffnet und gehört damit zu den fünf ältesten Zoos in Deutschland. Die Entwicklung zu einem Erlebnis-Zoo begann Mitte der 1990er Jahre. Heute gibt es mehrere landschaftlich unterschiedlich gestaltete Themenbereiche mit den Namen Sambesi (mit Bootsfahrt und Streichelwiese), Dschungelpalast, Afi Mountain (mit Urwaldhaus und Vogel-Voliere), Meyers Hof, Outback, Yukon Bay (mit Unterwasserwelt) und das Zoologicum (mit Amphibienhaus). Sie sollen den Besuchern die Tiere der Welt in möglichst authentischer und zugleich artgerechter Umgebung näherbringen. Des Weiteren gibt es den Abenteuerspielplatz Brodelburg und täglich rund 20 kommentierte Tierfütterungen und Tiervorstellungen im "ARTrium" und im Yukon-Stadium. Von 2018 bis 2020 gab es im Zoo ebenfalls das Panorama Amazonien von Yadegar Asisi.[60] 1473 Tiere in 158 Arten, denen eine Fläche von etwa 22 Hektar zur Verfügung steht, ziehen jährlich über eine Million Besucher an. Der Erlebnis-Zoo wurde mehrmals ausgezeichnet, darunter siebenmal mit dem Parkscout Publikums Award als bester Zoo Deutschlands (zuletzt 2017).

Der Tiergarten im Stadtteil Kirchrode, ehemals ein fürstliches Jagdrevier, wurde 1799 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und beherbergt auf 112 ha 150–200 heimische Tiere und zahlreiche Pflanzenarten. So gibt es eine Vogelvoliere, große Gehege für das Rotwild und die Mufflons sowie für die Wildschweine und ein Vogelschutzgehölz. Das Damwild kann sich im gesamten Tiergarten frei bewegen. Am Eingang befindet sich ein Spielplatz und die 1000-jährige Eiche.

Im Jahr 2007 eröffnete das Sea Life Centre im Berggarten mit über 2.500 Tieren aus 160 Arten. Dort befindet sich unter anderem ein ca. 8 Meter langer Glastunnel durch das Tiefseebecken und eine Nachbildung des tropischen Regenwaldes.

In der Dauerausstellung „NaturWelten“ im Niedersächsisches Landesmuseum befinden sich die „WasserWelten“ mit mehr als 200 Wassertierarten und die „LandWelten“ mit Reptilien und Amphibien. Insgesamt zeigen die „NaturWelten“ 3.350 lebende Tiere.

Herrenhäuser Gärten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Großes Parterre mit Brunnen im Großen Garten (Lage)

Eine der bekanntesten hannoverschen Sehenswürdigkeiten sind die Herrenhäuser Gärten. Der Große Garten ist ein bedeutender europäischer Barockgarten. Neben zahlreichen Sondergärten sind das Große Parterre, das Orangenparterre, der Irrgarten und der Nouveau Jardin die bekanntesten Teile des Großen Gartens. Die dortige große Fontäne erreicht eine Scheitelhöhe von bis zu 71,51 Metern und ist damit die höchste Gartenfontäne Europas.[61] Im Großen Garten befinden sich ferner die Grotte, deren Innenräume von Niki de Saint Phalle gestaltet wurden, die zwei Eckpavillons von Louis Remy de la Fosse, das historische Gartentheater sowie das Galeriegebäude mit dem Goldenen Tor, die Orangerie und das Arne-Jacobsen-Foyer. Das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Schloss Herrenhausen wurde ab 2011 rekonstruiert und am 18. Januar 2013 wiedereröffnet. Unweit des Großen Gartens stehen das Fürstenhaus und das Hardenbergsches Haus. Der Berggarten ist einer der ältesten botanischen Gärten in Deutschland mit rund 12.000 Pflanzenarten. Es gibt das Tropenschauhaus, das Kakteen-Schauhaus, die Wüstenschauhäuser und das Orchideen-Schauhaus mit einer der größten Orchideensammlungen Europas. Neben zahlreichen Themengärten gibt es noch Deutschlands ältesten Präriegarten, den Schmuckhof, den Staudengrund (eine der ältesten Anlagen ihrer Art in Europa) und seit 2007 das Sea Life Centre. Ferner befinden sich im Berggarten das Welfenmausoleum und der Bibliothekspavillon. Der Georgengarten ist in der Art eines englischen Landschaftsparks angelegt. In ihm liegen die knapp zwei Kilometer lange Herrenhäuser Allee, der Leibniztempel und das Georgenpalais. Im Welfengarten befindet sich das Welfenschloss – heute das Hauptgebäude der Universität – und davor als Skulptur das Niedersachsenross, das niedersächsische Wappentier. Die Herrenhäuser Gärten wurden 2015 als erster Garten Deutschlands von dem European Garden Heritage Network als bester Park Europas ausgezeichnet.[62] 2018 wurden die Herrenhäuser Gärten von rund 615.000 Gästen aus etwa 100 Ländern besucht.[63] Im Jahr 2019 sind die Gärten als erster Garten Deutschlands dem Europäischen Netzwerk Historischer Gärten (ERHG) beigetreten und seit 2020 gehören die Herrenhäuser Gärten zur European Route of Historic Gardens, einer Kulturroute des Europarates.[64]

Stadtwälder und Stadtparks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von-Alten-Garten (Lage)

Hannover gilt wegen der vielen innerstädtischen Grünanlagen als eine der grünsten Großstädte Deutschlands und wirbt damit, eine „grüne Metropole“ zu sein.[65] Es kam in einem Ranking von Meinestadt.de 2011 auf Platz eins in Deutschland,[66] nicht jedoch in weiteren, da andere Städte der Fläche nach (insgesamt oder anteilig) über mehr Grünanlagen verfügen und manche Rankings nicht nur öffentliche Grünanlagen zählen. Hannover gilt aber in seiner Stadtentwicklung als besonders nachhaltig.[67]

Die Eilenriede, ein 650 Hektar großer Stadtwald, wird als die „Grüne Lunge“ der Stadt bezeichnet. In ihr befindet sich die Umweltbildungseinrichtung Waldstation Eilenriede (mit Aussichtsturm), zwei Trimmpfade, ein Baumlehrpfad, acht Liegewiesen, 14 Denkmäler, zehn Spielplätze und der Spielpark WAKITU mit einem Hochseilgarten. Das Wegenetz der Eilenriede besteht aus 80 km Wanderwegen, 38 km Radwegen und 11 km Reitwegen.

Weitere Stadtwälder sind die Seelhorst im Süden der Eilenriede, die Große Heide in Bothfeld, der Misburger Wald, die Gaim und das Bockmerholz in Wülferode, das Wettberger Holz, das Bornumer Holz in Badenstedt, der Klosterforst in Marienwerder, die Mecklenheide im Stadtteil Nordhafen, das Gemeindeholz in Stöcken und die Spannriede in Ledeburg.

Der neben der Stadthalle gelegene Stadtpark geht auf das Jahr 1913 zurück. Seine heutige Form bekam der Park 1951 im Zuge der dort stattfindenden ersten Bundesgartenschau der Nachkriegszeit. Der Park beinhaltet u. a. das Rosarium mit 140 Sorten, den Fontänengarten, den Wassergarten und den 400 Quadratmeter großen Japanischen Teegarten mit Teehaus.

Zu den weiteren historischen städtischen Parks zählen der Hermann-Löns-Park in Kleefeld, der Maschpark am Neuen Rathaus und der Hinübersche Garten beim Kloster Marienwerder. Zu den Stadtteilparks zählen die Alte Bult mit dem Hiroshima-Hain, der 1986 als Stadtteilpark auf dem Gelände der früheren Königlichen Reithalle entstandene Vahrenwalder Park mit Staudenanlagen, Wiesenfläche und Brunnen, der Botanische Schulgarten im Stadtteil Burg und der Von-Alten-Garten in Linden-Mitte mit Relikten (Torhäuser, Gartenterrasse) des 1945 zerstörten Schlosses der Familie von Alten.

Zu den neuen Gärten zählen der Willy-Spahn-Park in Ahlem und die Expo-Gärten, die im Rahmen der Weltausstellung Expo 2000 angelegt wurden. Sie bestehen aus den Gärten im Wandel, die von dem Landschaftsarchitekten Kamel Louafi entworfen wurden, dem Expo-Park-Süd und dem Parc Agricole. Die Gärten verbinden sich mit dem Landschaftsraum des zur Weltausstellung neu geschaffenen Stadtviertels Kronsberg. Kamel Louafi gestaltete von 2008 bis 2010 einen Teil des Opernplatzes um.

Maschsee (Lage)

Weitere stadtnahe Erholungsgebiete sind die Uferpromenaden und -grünanlagen entlang der Leine, Ihme und des Mittellandkanals. Durch den Neubau der Benno-Ohnesorg-Brücke und durch Hochwasserschutzmaßnahmen an der Ihme wird das Ihmeufer der Calenberger Neustadt neu gestaltet.

Seen und Schwimmbäder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stadionbad (Lage)

Der künstlich angelegte 78 Hektar große Maschsee liegt südlich des Stadtzentrums in Sichtweite des Neuen Rathauses. Der See, der nach zweijähriger Bauzeit im Mai 1936 eröffnet wurde, ist das größte Gewässer der Stadt. Er hat keinen natürlichen Zu- und Ablauf und wird aus den nahe gelegenen Ricklinger Kiesteichen über ein Pumpwerk mit Wasser versorgt. Über zwei Segelschulen und mehrere Vereine ist Rudern und Segeln auf dem See möglich. Die üstra betreibt in den Sommermonaten mit vier Schiffen Fahrgastschifffahrt auf einem Rundkurs. Baden im See kann man am Südufer im Strandbad. Laut einem Ranking des Reiseportals holidu im Jahr 2020 gehört der Maschsee zu den beliebtesten Seen in Deutschland (Platz 9 von 3.070).[68] Weitere Seen mit Freibademöglichkeiten sind der Altwarmbüchener See und der Sonnensee in Misburg sowie die Ricklinger Kiesteiche.

Im Stadtgebiet gibt es fünf Hallenbäder: Stadionbad, Vahrenwalder Bad, Nord-Ost-Bad, Stöckener Bad und Anderter Bad. Hinzu kommen das Fössebad in Limmer und das Misburger Bad als Hallen-Freibäder.

Von Mai bis September sind sechs Freibäder geöffnet: Lister Bad, Hainhölzer Naturbad, Ricklinger Bad, RSV-Bad Leinhausen, Volksbad Limmer und Kleefelder Bad (Annabad) im Hermann-Löns-Park.

Friedhöfe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Scilla-Blüten auf dem Lindener Bergfriedhof (Lage)

Zu Hannovers großen Friedhöfen zählen der Stadtfriedhof Engesohde als ältester Friedhof mit vielen Mausoleen und plastisch gestalteten Grabdenkmälern, der Stadtfriedhof Ricklingen, der Stadtfriedhof Seelhorst (mit 63 Hektar der größte), der Stadtfriedhof Stöcken und der 1968 angelegte und damit jüngste Stadtfriedhof Lahe. Der Gartenfriedhof, der St.-Nikolai-Friedhof (hier befindet sich mit der Ruine der Nikolaikapelle eines der ältesten Gebäude der Stadt), der Neustädter Friedhof, der Alte Jüdische Friedhof an der Oberstraße und der Jüdische Friedhof an der Strangriede sind stillgelegt und dienen als Park. Gleiches gilt für den Lindener Bergfriedhof, der im Frühjahr eine botanische Besonderheit bietet; hier blüht flächendeckend die leuchtend-blaue Scilla-Blüte als das blaue Wunder von Linden.

Grüner Ring[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf dem Grünen Ring, einem seit 1995 eingerichteten Rundwander- und Fahrradweg, kann man entlang der Stadtgrenze die Stadt Hannover umrunden. Der Grüne Ring besteht aus einem Basisring von 80 Kilometer Länge sowie drei Umlandschleifen und zwei Innenschleifen. Der Basisring führt durch randständige Stadtteile sowie nahe Umlandgemeinden und Satellitenstädte.

Panoramablick von der Aussichtsplattform im Neuen Rathaus

Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Museen und Galerien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Niedersächsisches Landesmuseum (Lage)
Historisches Museum mit beleuchtetem Leibniz-Zitat (Lage)
Sprengel-Museum (Lage)

In Hannover befinden sich über 20 Museen, von denen acht Häuser zu den großen städtischen Museen zählen:

  • Das Niedersächsische Landesmuseum hat drei Abteilungen: Die Kunstwelten zeigen zum einen die Landesgalerie mit der europäischen Kunst vom 11. bis zum 20. Jahrhundert einschließlich einer Sammlung des deutschen und französischen Impressionismus und einer der größten Sammlungen mittelalterlicher Kunst Deutschlands, zum anderen das Münzkabinett der früheren Könige von Großbritannien und Kurfürsten von Hannover. Die Naturwelten zeigen Zoologie, Botanik, Geologie und ein Vivarium mit 3.350 Fischen, Insekten, Amphibien, Spinnen und Echsen. Die Menschenwelten zeigen die Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens sowie Kulturen aus aller Welt, darunter ein japanisches Teehaus. Die Ursprünge des Museums gehen bis in das Jahr 1856 zurück, das heutige Museum wurde 1902 errichtet.
  • Das Historische Museum erzählt die Geschichte Hannovers von der mittelalterlichen Siedlung honovere über die Residenzstadt bis zum heutigen Messestandort. Einen Schwerpunkt bildet die Zeit zwischen 1714 und 1837, als das Kurfürstentum Hannover in Personalunion mit dem britischen Königreich regiert wurde. Der benachbarte Beginenturm ist mit dem Museum verbunden und begehbar. Das Museum wurde 1903 als „Vaterländisches Museum“ an anderer Stelle eröffnet und zog 1966 in das heutige Gebäude.
  • Das Museum Schloss Herrenhausen wurde 2013 eröffnet und gehört zum Historischen Museum; es stellt Personen des Welfenhauses und der Gartenarchitektur vor und beleuchtet den Zusammenhang der sozialen und geistigen Voraussetzungen des Barock mit der Herrenhäuser Gartengestaltung. Der dritte Museumsteil zeigt die Entwicklung der Herrenhäuser Gärten von der Aufklärung bis zur Gegenwart.
  • Das 1889 eröffnete Museum August Kestner zeigt 6000 Jahre angewandte Kunst in vier Sammlungsbereichen: Antike Kulturen, Ägyptische Kulturen, die größte Münzsammlung Norddeutschlands mit rund 1000 Stücken und angewandte Kunst. Die Bestände griechischer Vasen und etruskischer Kunst besitzen Weltrang. Die Gemmen-Sammlung zählt zu den größten in Deutschland.
  • Das Sprengel Museum wurde 1979 eröffnet und präsentiert die Kunst des 20. Jahrhunderts. Schwerpunkt sind die klassische Moderne mit der Sammlung von Kurt Schwitters, Werken des Deutschen Expressionismus und des französischen Kubismus, dem Kabinett der Abstrakten, der Grafik und der Abteilung Fotografie und Medien. Das Museum zeigt ferner besondere Beispiele der Abstrakten, der Konzeptkunst und der Minimal Art, des Informel und des Nouveau Réalisme mit der Schenkung von Niki de Saint Phalle. 2017 wurde das Museum von Kunstkritikern der deutschen Sektion des internationalen Kunstkritikerverbandes (AICA) zum Museum des Jahres gewählt.
  • Das Wilhelm-Busch-Museum, das Deutsche Museum für Karikatur und Zeichenkunst in Herrenhausen, zeigt dauerhaft Sammlungen zu Wilhelm Busch und zur Karikatur und kritischen Grafik. Darüber hinaus gibt es ständig wechselnde Ausstellungen (Cartoons, Comics und Karikaturen) zeitgenössischer Künstler aus dem In- und Ausland. Die Gründung des Museum geht auf das Jahr 1937 zurück.
  • Die Kestner Gesellschaft wurde 1916 gegründet und zeigt Ausstellungen der klassischen Moderne und der zeitgenössischen Kunst. Schwerpunkte sind Film, Video, zeitgenössische Musik und Architektur, zudem werden raumgreifende Installationen und umfassende Präsentationen zeitgenössischer Malerei, Skulpturen und Videokunst ausgestellt.
  • Der Kunstverein Hannover, 1832 als einer der ersten Kunstvereine in Deutschland gegründet, hat seinen Sitz im Künstlerhaus Hannover. Pro Jahr werden sechs bis acht international orientierte monografische und thematische Ausstellungen gezeigt.
Kestner Gesellschaft (Lage)

Zu den weiteren, hauptsächlich privat geführten Museen gehört das 1927 gegründete Theatermuseum Hannover, das eine ständige Ausstellung zur Geschichte des hannoverschen Theaters vom 17. Jahrhundert bis heute zeigt. Der Besucher bekommt einen Einblick in die Arbeit der Theaterwerkstätten sowie in Oper, Schauspiel, Ballett und Konzert. Das 1995 eröffnete Blindenmuseum Hannover ist neben dem Berliner Pendant das einzige in Deutschland. Das Feuerwehrmuseum Hannover, dessen Gründung auf das Jahr 1980 zurückgeht, zeigt die Geschichte der hannoverschen Feuerwehr und des Brandschutzwesens. Das 1973 gegründete Veterinärmedizinhistorische Museum befindet sich in der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Textiles aus aller Welt gibt es seit 2007 im Museum für textile Kunst zu sehen. Das Buchdruck-Museum ist eingerichtet wie eine Lindener Hinterhofdruckerei der 1950er Jahre und das Heimatmuseum Ahlem befasst sich seit 2001 mit der Geschichte dieses Stadtteils. Das Potzlach-Museum zeigt seit 2017 die Werke von Walter Reinhardt und der Pelikan-Tintenturm zeigt wechselnde Ausstellungen zur Firmengeschichte von Pelikan, aber auch andere Kunstausstellungen. Die Gedenkstätte Ahlem in der ehemaligen Israelitischen Gartenbauschule dokumentiert seit 1987 im Wesentlichen die Geschichte der Juden in Hannover und im ehemaligen Landkreis. Weitere Museen sind das 2014 eröffnete Kindermuseum Zinnober, das 2012 eröffnete Steinhoff-Designmuseum, das Friedhofsmuseum Hannover (seit 2006), das Museum für Computerspielgeschichte Hi-Score, das Haus der Religionen, das Zeitzentrum Zivilcourage und seit 2010 das Küchenmuseum WOK – World of Kitchen. Die Rosebuschverlassenschaften befinden sich vor und in einer alten Turbinenhalle. Das Kesselhaus Linden ist ein zugängliches Industriedenkmal (im authentischen Zustand von 1943) der ehemaligen Bettfedernfabrik Werner & Ehlers mit einem original erhaltenen Dreitrommel-Steilrohrkessel.

In Hannover befinden sich außerdem über 30 Kunstgalerien, dazu zählen die Hannover Gallery mit einer Dauerausstellung von Bruno Bruni, die Galerie Koch, die Galerie Robert Drees, die Lumas Galerie Hannover, der Kunstraum Friesenstraße, die Kunsthalle Faust, der Schauplatz für regionale Kunst im Haus der Region Hannover und die GAF – Galerie für Fotografie in der Eisfabrik. Die Städtische Galerie KUBUS ist seit 1965 ein Forum zeitgenössischer Kunst. Es werden Einzel- oder Gruppenausstellungen insbesondere hannoverscher Künstler präsentiert.

Für Weltrauminteressierte gibt es seit 1968 die Volkssternwarte Hannover auf dem Lindener Berg und seit 1963 das Planetarium in der Bismarckschule in der Nähe des Maschsees.[69]

Jedes Jahr finden im Juni seit 1999 die Lange Nacht der Museen und im September seit 1998 der Zinnober-Kunstvolkslauf statt.

Ehemalige Museen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Früher gab es an der Sextrostraße das Automuseum Historische Fahrzeugsammlung. Die Sammler Meyer-Spelbrink und Borgmann stellten dort von spätestens März 1980 bis mindestens 1982 alte Autos aus. Es waren rund 30 Pkw, zumeist von französischen Herstellern. Genannt sind Borgward Isabella, Cadillac, Chevrolet, Citroën 2CV, DS und Traction Avant, DKW, Opel Kapitän, Packard Clipper von 1946, Panhard & Levassor Dynamic von 1936, Peugeot 203, 402, 403 und 404 sowie Tatra 87. Dazu gab es eine Zapfsäule und tausende Modellautos.[70][71] Von 2000 bis 2011 gab es in Hannover die Polizeigeschichtliche Sammlung Niedersachsen, 2011 zog das Museum nach Nienburg/Weser. Weitere ehemalige Museen sind das Herrenhausen-Museum (das Museum befand sich im Fürstenhaus), das Orientteppichmuseum in der Georgstraße und das "M(a)useum" (Uli-Stein-Museum) in der Grupenstraße. Das Museum für Energiegeschichte(n) zeigte von 1979 bis 2021 Exponate aus rund 300 Jahren Elektrizitätsanwendung. Das 2002 eröffnete Exposeeum war das Museum der Weltausstellung Expo 2000 und wurde 2019 geschlossen.

Theater, Oper und Tanz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Opernhaus Hannover, errichtet nach Plänen von Georg Ludwig Friedrich Laves (Lage)

In Hannover befinden sich über dreißig Theater sowie eine große Anzahl freier Theatergruppen ohne festen Spielort.

Schauspielhaus Hannover

Das Niedersächsische Staatstheater (gegründet 1852 als Königliches Hoftheater) ist ein Mehrspartentheater. Die Sparte „Schauspiel“ (genannt Schauspiel Hannover) bespielt das Schauspielhaus Hannover und die Sparte „Oper“ (genannt Staatsoper Hannover) bespielt das Opernhaus. Die Staatsoper Hannover gewann 2020 den internationalen "Oper!"-Award als „Opernhaus des Jahres“.[72] Das „Junge Schauspiel“ und die „Junge Oper“ bespielen den Ballhof eins und den Ballhof zwei und die Cumberlandsche Bühne (in der Cumberlandschen Galerie) wird für kleine Produktionen und Lesungen genutzt. Das Klassik Open Air im Maschpark (bis 2019 NDR Klassik Open Air) ist eine Open-Air-Oper, die seit 2014 veranstaltet und auch im Fernsehen übertragen wird, bis 2019 im NDR und ab 2021 auf Arte und 3sat.[73] Zu den berühmten Schauspielern, die auf Hannovers Bühnen debütierten, gehören Theo Lingen und Wolfgang Völz. 1688 wurde Agostino Steffani Opernkapellmeister. Seine Oper Enrico Leone wurde 1689 in Hannover uraufgeführt. Ab 1831 war Heinrich August Marschner Hofkapellmeister am Leineschloss, Zwei seiner Opern wurden in Hannover uraufgeführt.

Das Gartentheater (Open-Air-Heckentheater) im Großen Garten wird für verschiedene Theaterproduktionen genutzt.

Das Neue Theater gegenüber vom Opernhaus ist Hannovers Boulevardtheater. Das Theater am Aegi hat kein eigenes Ensemble und ist Aufführungsort von Tourneekünstlern und -ensembles.

Neben den klassischen Theatern gibt es eine vielfältige freie Theaterszene. Unter dem Label „Freies Theater Hannover“ haben sich folgende Theater zusammen getan: „Commedia Futura“ und „Landerer & Company“ in der Eisfabrik, das „Theater Fenster zur Stadt“ in der Alten Tankstelle, das „Figurentheater Neumond“ im Theatrio-Figurentheaterhaus, das „Klecks-Theater“ im Kindertheaterhaus, das „Theater an der Glocksee“, das „Quartier Theater“, das „Theater in der List“, die „Theaterwerkstatt Hannover“ im Pavillon sowie einige Ensembles ohne festen Spielort.

Zu den weiteren freien Theatern gehören unter anderem die Hinterbühne mit dem Theater Flunderboll in der Südstadt, das Studiotheater der Hochschule für Musik, Theater und Medien an der EXPO-Plaza, das Merz Theater, das Theater Nordstadt in der Bürgerschule, die Hannoverschen Kammerspiele im Alten Magazin, die Warenannahme auf dem Faust-Gelände und das Mittwochtheater auf dem Lindener Berg.

Mit der Langen Nacht der Theater und dem Festival Theaterformen (im Wechsel mit Braunschweig) gibt es zwei Veranstaltungen, die mehrere Aufführungsorte und Ensembles verbinden.

Tanz- und Ballettaufführungen werden durch die Ballettsparte des niedersächsischen Staatstheaters (genannt Staatsballett Hannover) im Opernhaus gezeigt. Im freien Bereich gibt es die Compagnie Fredeweß im Ahrbergviertel. Mit den Oster-Tanz-Tagen und dem internationalen Wettbewerb für Choreografen gibt es jährlich zwei internationale Veranstaltungen im Bereich Tanz. Das internationale Tanzfestival Tanztheater International wurde von 1985 bis 2022 veranstaltet.

Kleinkunst und Kabarett[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

GOP Variete im Georgspalast

Kleinkunst wird unter anderem seit Mitte der 1920er Jahre (mit Unterbrechung) im GOP Varieté-Theater Hannover gezeigt. Es ist nicht nur das einzige Variete-Theater in Deutschland, welches sich noch am Originalschauplatz der 1920er bis 1950er Jahre befindet, sondern auch das Stammhaus der bundesweit agierenden GOP Entertainment Group.[74] Nicht nur auf Grund des „GOP“ gilt Hannover als eine Hochburg der Kleinkunstszene.[75] Zahlreiche Bühnen, wie die Kleinkunstbühne Hannover, die Marlene, das Kanapee oder das Uhu-Theater für Kleinkunst haben sich auf Kleinkunst spezialisiert. In der Orangerie Herrenhausen findet jedes Jahr das vom GOP organisierte Wintervariete statt und das Rampenlicht Variete bespielt ein Zirkuszelt hinter dem Haus der Jugend. Desimo’s Spezial Club im Lindener Apollokino bietet seit 2002 Comedians eine Bühne. Als Höhepunkt der hannoverschen Kleinkunstszene gilt das Mitte der 1980er Jahre entwickelte Kleine Fest im Großen Garten. Es ist ein internationales Kleinkunstfestival mit über 100 Künstlern auf rund 30 Bühnen und findet jährlich im Juli statt.[76]

Politisches Kabarett wird seit 1987 auf Hannovers Kabarettbühne im Theater am Küchengarten (TAK) gezeigt, der Vorgänger war von 1975 bis 1987 das heute nicht mehr existierende Theater an der Bult (TAB).

Musical[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die „Musical Factory Hannover“ im Sofa Loft wurde 2017 eröffnet und ist Hannovers erstes reines Musicaltheater.[77] Das kleine Theater konzentriert sich auf Off-Broadway-Produktionen, in den ersten beiden Spielzeiten wurden die Musicals Non(n)sens (2017) und Blues Brothers (2018) gezeigt. Musicalgastspiele verschiedener Ensembles gibt es regelmäßig im „Theater am Aegi“ und im Kuppelsaal, aber auch vereinzelt in der ZAG-Arena und der Swiss Life Hall. Seit 2012 gibt es im GOP Varieté-Theater Hannover jährlich von November bis Januar ein anderes Kinderweihnachtsmusical, darunter waren bisher u. a. Scrooge, Der Prinz und das wilde Mädchen und Das Dschungelbuch. In der Vergangenheit waren besonders die Shakespeare-Sommer-Musicals von Heinz Rudolf Kunze und Heiner Lürig im Gartentheater bekannt (Ein Sommernachtstraum, 2003–2006 unter der Leitung der damaligen Landesbühne Hannover und 2010–2014 unter der Leitung von „Hannover Concerts“; Kleider machen Liebe oder: Was ihr wollt (2007–2008) unter der Leitung vom Theater für Niedersachsen und Der Sturm (2011) unter der Leitung von „Hannover Concerts“). 2018 zeigte das Duo Kunze/Lürig mit Wie es euch gefällt das vierte Shakespeare-Sommer-Musical, als Spielort diente das Theater am Aegi. Peter Weck brachte 2011 das Musical Cats nach Hannover (gespielt wurde in einem speziellen Theaterzelt auf dem Waterlooplatz), aber auch das Musical Stadtrevue (ab 2004 in der damaligen Landesbühne Hannover) war überregional bekannt.

Kino[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kino am Raschplatz

Das erste Kino Hannovers eröffnete am 18. August 1896. Seitdem hat sich die Kinolandschaft in Hannover über die Jahre stark gewandelt. Vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges gab es in Hannover 32 Kinos, danach nur noch neun. Die eigentliche Hochzeit begann ab 1948. Immer mehr Kinos eröffneten und Hannover wurde in den 1950er Jahren zur führenden Filmpremierenstadt in Deutschland.[78] Ab den 1990er Jahren setzte wieder ein Kinosterben ein. Heute gibt es in Hannover neun Kinos, darunter zwei Multiplex-Kinos mit je zehn Sälen, zum einen seit 2000 das CinemaxX am Raschplatz und zum anderen seit 2014 das Premiumkino „Astor Grand Cinema“, welches sich in den Räumlichkeiten des 1991 von Hans-Joachim Flebbe eröffneten und 2013 geschlossenen ersten Cinemaxx-Multiplex-Kinos in Deutschland befindet. Laut einem 2020 erschienenen Ranking des Verbraucherportals testberichte.de ist das „Astor Grand Cinema“ auf Platz 7 und damit in den Top 10 der beliebtesten Kinos in Deutschland.[79] Die Hochhaus-Lichtspiele sind ein Programmkino und befinden sich im zehnten Stock des Anzeiger-Hochhauses und sind mit 33,88 Meter über Straßenniveau das höchste Kino Deutschlands. Das 1978 eröffnete Kino am Raschplatz hat vier Säle und wurde 2018 zum besten Programmkino Deutschlands gewählt.[80] Weitere Programmkinos sind das 1908 eröffnete Apollo-Kino in Linden und das 2013 nach einer längeren Pause wiedereröffnete PuKi – Puschenkino in Waldheim. Das 1974 eröffnete kommunale Kino im Künstlerhaus und das 1992 eröffnete Kino im Sprengel sind nichtkommerzielle Kinos. Das Unikino Hannover wird seit vielen Jahren von Studenten der Leibniz Universität betrieben.

Seit 1991 findet das internationale Nachwuchs-Filmfestival up-and-coming in Hannover statt, auf dem seit 2005 alle zwei Jahre der „Deutsche Nachwuchsfilmpreis“ vergeben wird. Weitere Filmfestivals in Hannover sind das internationale Kinderfilmfestival Seepferdchen (seit 2000) und das schwul-lesbische Filmfestival Perlen (seit 1997). Beim Seh-Fest auf der Parkbühne Hannover werden im Sommer Filme als Open-Air-Kino gezeigt.

Freizeitheime[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt unterhält in mehreren Stadtteilen Freizeitheime. Vereine und andere Gruppen können hier für Veranstaltungen Räume anmieten. Es gibt sie in Döhren, Ricklingen, Stöcken, Vahrenwald, am Lister Turm und in Linden-Limmer. Das Freizeitheim Linden ist das erste Freizeitheim Deutschlands. Des Weiteren gibt es das 1951 gegründete Haus der Jugend in der Südstadt.

Musik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2014 hat die UNESCO an Hannover den Titel „UNESCO City of Music“ vergeben. Gründe hierfür waren u. a. das vielfältige Angebot aller Genres von Pop und Rock über Jazz bis hin zu Alter Musik, Klassik und Neuer Musik sowie die zahlreichen Arbeitsplätze in der Musikwirtschaft.

Klassik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kuppelsaal Hannover, Hannovers größter klassischer Konzertsaal

Das 1636 als Hofkapelle gegründete Niedersächsische Staatsorchester Hannover des niedersächsischen Staatstheaters spielt im Opernhaus. Die 1950 als Rundfunkorchester des NDR gegründete NDR Radiophilharmonie ist im Großen Sendesaal des NDR Landesfunkhauses beheimatet. Weitere Vertreter der klassischen Musik sind das Junge Sinfonieorchester Hannover, die Hannoversche Hofkapelle, das Kammerorchester Musica Alta Ripa und das Barockorchester La festa musicale. Des Weiteren hat Hannover eine vielfältige Chorszene, unter anderem mit den international renommierten Chören Knabenchor Hannover, Mädchenchor Hannover, Bachchor Hannover und Norddeutscher Figuralchor. Der Kuppelsaal im HCC ist mit knapp 3600 Sitzplätzen einer der größten klassischen Konzertsäle Deutschlands. Für Gastorchester stehen mit dem Leibnizsaal im HCC und dem Galeriegebäude in den Herrenhäuser Gärten zwei weitere Konzertsäle zur Verfügung. Der Internationale Joseph Joachim Violinwettbewerb findet seit 1991 statt. Weitere Veranstaltungen sind Klassik in der Altstadt mit 30 Konzerten, seit 2009 die Chortage Hannover mit fast 50 Chören, Herrenhausen Barock mit fast 20 Konzerten und seit Ende der 1980er Jahre der Opernball Hannover. Die Chopin-Gesellschaft organisiert seit 1991 jedes Jahr das Klassik open air im Georgengarten und alle zwei Jahre den Internationalen Klavierwettbewerb. Der Norddeutsche Rundfunk organisiert jährlich die Hannover Proms im Großen Sendesaal. Seit 2019 findet in Hannover alle zwei Jahre Europas größtes Branchentreffen der Chormusik, die chor.com., statt und 2022 fand in Hannover die Musikmesse Classical:Next statt, sie ist das international führende Branchentreffen der klassischen Musik.[81]

Von 1710 bis 1712 war der Komponist Georg Friedrich Händel Kapellmeister am Hofe von Kurfürst Georg Ludwig von Hannover. Während dieser Zeit schrieb Händel unter anderem eine Reihe von Vokalduetten und dirigierte Schlosskonzerte im Leineschloss. Von 1852 bis 1866 war Joseph Joachim Königlicher Konzertmeister in Hannover. Gemeinsam mit Johannes Brahms, der zu der Zeit oft in Hannover war, entwickelten sie die Orchestrierung zu dessen 1. Klavierkonzert, das 1859 in Hannover uraufgeführt wurde. Zu den weiteren Kapellmeistern in Hannover gehören Wilhelm Sutor (1818–1828), Heinrich Aloys Praeger (1828–1831) und Hans von Bülow (1877–1879). Hannover war ebenfalls eine der wichtigsten Auftrittsorte von Clara Schumann und die letzte Reise von Robert Schumann führte ebenfalls nach Hannover.[82]

Jazz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Jazz Club Hannover befindet sich im Keller. (Lage)

1942 wurde der Deutsche Swing-Club Hannover gegründet, aus dem dann ab 1946 der Deutsche Hot Club Hannover wurde. Als der Club Ende der fünfziger Jahre sein Programm einstellte, wurde 1957 ein neuer Jazz-Club gegründet, aus dem dann schließlich 1966 der heutige Jazz Club Hannover auf dem Lindener Berg wurde. Durch das Engagement seines langjährigen Vorsitzenden Michael Gehrke ist Hannover eine deutsche Jazz-Hochburg geworden. 1978 erhielten der Jazz-Club und Michael Gehrke die Ehrenbürgerschaft von New Orleans. Das Jazzfestival Enercity Swinging Hannover auf dem Trammplatz gilt mit jährlich rund 50.000 Besuchern als Norddeutschlands größtes Open-Air-Jazzfestival und findet seit 1967 jährlich an Himmelfahrt statt.[83] Am Vorabend gibt es die Jazz Night im Kuppelsaal des HCC. Weitere Jazzveranstaltungen sind u. a. seit 1992 die Jazzwoche Hannover in verschiedenen Clubs, das Sommerfest des Jazz Clubs Hannover, das Döhrener Jazzfestival und seit 2015 das internationale Seitwärts Avantgarde Jazz Festival. Regelmäßige Jazzkonzerte und -sessions gibt es auch in der Tonhalle Hannover, in der Rampe und in der Marlene. Die Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover war 1985 eine der ersten Hochschulen, die Jazz als Studienfach anbot, nachdem bereits 1971 ein Jazzseminar an der Hochschule initiiert wurde. Seit 1967 gehörten die Jazztage Hannover fast 30 Jahre lang zum festen Bestandteil der hannoverschen Jazzszene. Mitte der neunziger Jahre wurden die Jazztage zum Festival Hot Advent verkleinert und schließlich 2007 komplett eingestellt.

Die seit 1987 bestehende Hannover Big Band um den Bandleader Lothar Krist und die verschiedenen Musikformationen von Knut Richter sind in Hannover zu Hause. Die Band After Hours wurde durch die Zusammenarbeit mit Roger Cicero (ab 2004) bekannt. Aber auch die Bourbon Skiffle Company und Axel Prasuhn entstammen der hannoverschen Szene. Die eigentlich in Hamburg beheimatete NDR Bigband hat seit 2018 eine eigene Konzertreihe in Hannover (im Kleinen Sendesaal des NDR).[84] Als erster amerikanischer Jazzkünstler in Deutschland spielte im April 1924 Alex Hyde im Tivoli nahe der Königstraße.[85] Viele Jazzmusiker nahmen später bei der Deutschen Grammophon in Hannover ihre Schallplatten auf, darunter auch im Jahr 1955 die erste gemeinsame Schallplatte deutscher und amerikanischer Jazzkünstler. Bereits 1948 fand in Hannover Norddeutschlands erste öffentliche Jamsession der Nachkriegszeit statt. Zahlreiche Jazzmusiker lebten und wirkten in Hannover, so auch die Trompeter Jochen Rose (ab 1960) und Billy Mo (ab den 1970er Jahren), der Saxophonist Joe Viera (1971–1997), der Musiker Champion Jack Dupree (ab 1975) und der Bluesmusiker Louisiana Red (ab 1981). Der Vibrafonist Lionel Hampton komponierte 1974 in Hannover den Eisbein-Boogie, dessen ersten Takt er im Goldenen Buch der Stadt verewigte.[86] Auch der Bassist Jimmy Woode wirkte in Hannover und nahm hier gemeinsam mit dem Saxophonisten Stephan Abel 2005 eine CD auf. Chet Baker gab im NDR-Funkhaus Hannover 1988 seine letzten beiden Konzerte, bevor er in Amsterdam tragisch ums Leben kam. Einige Jazzmusiker haben Hannover Stücke gewidmet, zum Beispiel der Hannover Boogie von Trevor Richards, das Stück Swinging Hannover von Ferdinand Havlík, der Blues für Hannover von Joe Viera sowie die Stücke Hannover Square und Hannover Place von Lee Konitz. Fritz Rau bezeichnete Hannover als „heimliche Hauptstadt des Jazz“.

Rock, Pop und mehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Scorpions
Swiss Life Hall

Die 1965 gegründete Hard-Rock-/Heavy-Metal-Band Scorpions bezeichnet Hannover als ihre Heimat und erlangte später mit Songs wie Wind of Change weltweite Bekanntheit. Die 1970er Jahre waren in Hannover musikalisch geprägt durch Bands aus dem Hard- und Progressive-Rock-Bereich, wie etwa Jane, Eloy, Ramses oder die ursprünglich aus Dortmund stammenden Epitaph. In den 1980er Jahren entwickelte sich eine Szene, die international bekannte Gruppen wie Fury in the Slaughterhouse und Terry Hoax sowie Bands der Neuen Deutschen Welle wie die Combo Colossale, Hans-A-Plast und Steinwolke sowie Solisten wie Heinz Rudolf Kunze hervorbrachte. Auch Hardrock und Heavy Metal waren immer wieder ein Thema, wie die ebenfalls in den 1980er Jahren gegründeten Bands Thunderhead und Sargant Fury zeigten. Mitte der 1990er Jahre entstand die Technoband Scooter. Der Sänger Wyn Hoop vertrat Deutschland beim Eurovision Song Contest 1960 und erreichte den vierten Platz. Die Sängerin Lena Meyer-Landrut vertrat Deutschland beim Eurovision Song Contest 2010 und beim Eurovision Song Contest 2011. 2010 gewann sie ihn mit 246 Punkten, 2011 erreichte sie den zehnten Platz. 2001, 2013 und 2015 fand in Hannover der deutsche Vorentscheid zum Eurovision Song Contest und 2008 der Bundesvision Song Contest statt.

Mousse T. hat sich als Vertreter der House- und Discjockey-Szene einen Namen gemacht. Im Bereich der Lounge-Musik haben die Mo’ Horizons ihre Stadt mit dem Titel Bosshannover gewürdigt. Weitere Musikgruppen waren oder sind Abstürzende Brieftauben, Spice, The Jinxs und Marquess. Der Countrymusiker Gunter Gabriel arbeitete und studierte in Hannover. Während dieser Zeit schrieb er seinen ersten Hit. Maybebop wurde 1992 in Hannover gegründet. Zu den weiteren Musikern, die in Hannover wirken oder wirkten, gehören Marc Terenzi, The Kelly Family, John Kay und Spax.

Das größte Pop-Festival in Hannover ist das NDR 2 Plazafestival auf der Expo-Plaza. Ebenfalls dort findet jährlich die N-Joy Starshow statt. Das Fährmannsfest ist seit 1983 ein jährlich Anfang August stattfindendes Open-Air-Festival in Linden mit fast 20 Bands. Die seit 2008 auch in Hannover stattfindende Fête de la Musique hat sich mittlerweile mit rund 1.000 Musikerinnen und Musikern auf 40 Bühnen zu einer der größten Veranstaltungen ihrer Art entwickelt. Das Musik 21 Festival findet alle zwei Jahre in Hannover statt. Seit 2001 findet in Hannover die Internationale A-cappella-Woche statt, die mehrere Stilrichtungen verbindet. Auf dem Messegelände findet das Hip-Hop-Festival Heroes Festival statt und das jährliche Überschlag-Festival ist ein internationales Schlagzeugfestival mit rund 100 Künstlerinnen und Künstlern. Internationale Festivals für elektronische Musik sind das Fairground-Festival auf dem Messegelände und das Wonderland Festival im Expo-Park. Zu den weiteren Musikfestivals gehören das internationale Kinder- und Jugendchorfestival und das Klangbrücken-Festival für zeitgenössische Musik.

Eine engagierte Indie-Szene befindet sich im Kulturzentrum FAUST, in der Glocksee, im Béi Chéz Heinz, dem UJZ Kornstraße, dem Musikzentrum und in der Sturmglocke in der Nordstadt.

Konzerte finden auf Hannovers großen und kleinen Bühnen statt: Gilde Parkbühne Hannover, Swiss Life Hall, Capitol, Pavillon, FAUST, Béi Chéz Heinz, Lux, Strangriede Stage und Musikzentrum Hannover. Die ZAG-Arena und die Heinz-von-Heiden-Arena werden für Großkonzerte genutzt.

Viele Musiker haben Musikvideos in Hannover gedreht. So zum Beispiel Fury in the Slaughterhouse („Radio Orchid“ und „When I'm Dead and Gone“), The Kelly Family (I Can’t help Myself), Melanie C (First Day of My Life), Coldplay (Everglow), You Silence I Bird (Last Night), Mark ’Oh (Many & Randy), Kool Savas (Krone), Bruno Breitklops (Ich fahre Mofa, quer durch Hannover) und Avantasia (Dying for an Angel).[87]

Von 1995 bis 2022 fand in und um Hannover einmal jährlich das zweiwöchige Masala Welt-Beat-Festival statt. Mit jährlich über 10.000 Besuchern war es eines der größten Weltmusikfestivals in Europa. Das von 2008 bis 2012 veranstaltete BootBooHook Festival war mit bis zu 50 Bands eines der größten Indiepop-, Songwriter-, Punk- und Skafestivals.

Volks- und Marschmusik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Bereich der Volksmusik zählen Volkslieder wie Die Lustigen Hannoveraner, In Hannover an der Leine oder Wir sind noch echte Niedersachsen und Instrumentalstücke wie Hannoversche Gardejäger, Hannover-Messe, Im Leinetal oder der Hannoversche Königsgruß. Märsche mit Hannover-Bezug sind der Niedersachsen-Marsch, der Marsch des Hannoverschen Cambridge Dragoner Regiments oder der Marsch der Hannoverschen Garde du Corps. In Hannover ist unter anderem das Heeresmusikkorps Hannover stationiert. 34 Jahre lang gab es das internationale Marschmusik-Festival Musikparade der Nationen. Im Jahre 2009 fand die Musikparade zum letzten Mal als eigenständige Veranstaltung statt.

Musikwirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Hannoveraner Emil Berliner wanderte 1870 in die USA aus und erfand dort 1887 die Schallplatte und das Grammophon. 1898 gründete er zusammen mit seinem Bruder in Hannover die Schallplattenproduktionsfirma Deutsche Grammophon. 1972 ging aus ihr die Polygram hervor, die dann 1998 in der Universal Music Group aufging. Die Geschichte der Duesenberg Guitars begann 1986 in Hannover. Bis heute werden dort unter anderem E-Bässe und elektrische Gitarren hergestellt. Zu den prominenten Abnehmern gehören Bon Jovi oder Rod Stewart. Zu den überregional bekannten Konzertagenturen gehören Hannover Concerts und Pro Musica. Mit SPV oder Peppermint Jam befinden sich auch international bekannte Plattenlabel in Hannover.

Sprache und Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Messe „Buchlust“ im Künstlerhaus

Die Umgangssprache in Hannover und Umgebung ist einer verbreiteten Auffassung zufolge „das beste Hochdeutsch“, da es der schriftdeutschen Standardsprache besonders nahekomme. Der Sprachwissenschaftler Herbert Blume führt das darauf zurück, dass das Niedersächsische für die aus der sächsischen Kanzleisprache in der frühen Neuzeit entwickelte hochdeutsche Schriftsprache über den geeignetsten Vorrat an Lauten verfügte. Daher hätte sich ab dem Ende des 18. Jahrhunderts das Standarddeutsche als Umgangssprache der städtischen Elite durchgesetzt. Die Germanistin Kristin Kopf ist dagegen der Ansicht, wegen der großen Verschiedenheit der Schriftsprache von der angestammten Sprache Hannovers sei das unvertraute Geschriebene entsprechend dem Lernen einer Fremdsprache genau nach den vertrauten Buchstabenwerten ausgesprochen worden und habe dadurch die – im Süden bestehen bleibende – Distanz zwischen Geschriebenem und Gesagtem aufgehoben.[88] Um 1800 sei dann die gesprochene Sprache der norddeutschen Residenzstädte für die Aussprache des Hochdeutschen generell zum Vorbild geworden, so der Germanist Claus Ahlzweig, und Hannover habe sich als deren prestigeträchtigste Mitte des 19. Jahrhunderts als beispielgebend durchgesetzt, auch wenn Michael Elmentaler und Dieter Stellmacher darauf hinweisen, dass die Umgangssprache Hannovers nicht „reiner“ sei als diejenige anderer norddeutscher Städte: Hannovers Sonderstellung – die zuerst Karl Philipp Moritz 1792 benannte – sei ein „Sprachmythos“.[89] Die niederdeutsch geprägte Sprachsituation änderte sich, als die Oberschicht der Großstädte Hannover und Braunschweig die Schriftsprache zu einer Umgangssprache ausbaute und das Niedersächsische aufgab. Die Grammatik wurde dabei ostfälisch beeinflusst, während die Aussprache laut dem DTV-Atlas Deutsche Sprache das Obersächsische mit dem Ostfälischen der Region mischte. Niederdeutsche Mundarten werden in Hannover kaum noch gesprochen, ihre Varianten prägen aber die Dialekte der Stadt und Umgebung.[90]

Die mundartlich gefärbte Umgangssprache der Stadt Hannover wird als Hannöversch bezeichnet, eine Mischung von Dialekten, Soziolekten und Standarddeutsch. Es nimmt laut dem Heimatforscher Georg Ludewig Elemente der örtlichen Verkehrssprache auf, die formal eher dem Hochdeutschen und vom Wortschatz eher dem Niederdeutschen – in der lokalen Variante des Calenberger Platts – und außerdeutschen Übernahmen insbesondere aus dem Französischen entstammen.[91] Der Germanist Dieter Stellmacher nennt diese im 18. und 19. Jahrhundert ausgebildete Sprache ein „verhochdeutschtes Platt“, das bis zum Ersten Weltkrieg in Hannover weithin geläufig war. Theodor Lessing schrieb 1919 als „Theodore le Singe“ sein scherzhaftes Jäö oder wie ein Franzose auszog, um in Hannover das „raanste“ Deutsch zu lernen und setzte darin der Aussprache des Hannöverschen ein Denkmal. Seitdem ist der Gebrauch rückläufig, war aber bei Sprachproben von 1961 laut Elmentaler noch deutlich erkennbar. 2012 war es laut Stellmacher als funktionierendes Kommunikationsmittel bereits ausgestorben, wenn es sich auch in Einsprengseln erhalten habe, etwa in seiner Parodie durch das Radio-Comedyduo Siggi und Raner.[92]

Zur Erinnerung an hannoversche Literaten verlieh die Stadt von 1978 bis 2005 den Gerrit-Engelke-Preis und seit 2008 den Hölty-Preis. Im Künstlerhaus findet jährlich die Buchlust statt, eine Messe unabhängiger Verlage aus Niedersachsen und einem wechselnden Gastbundesland.

In und um Hannover spielen auch zahlreiche Märchen, die im 19. Jahrhundert besonders von den Gebrüdern Carl und Theodor Colshorn gesammelt und später veröffentlicht wurden.[93]

Der Künstler und Dichter Kurt Schwitters hat unter dem Kennwort „Merz“ ein dadaistisches „Gesamtweltbild“ entwickelte. Ein großer Teil seines Nachlasses sowie die Rekonstruktion seines Merzbaus befinden sich im Sprengel-Museum, sein Grab befindet sich auf dem Stadtfriedhof Engesohde. Zu Ehren von Hannah Arendt gibt es unter anderem den Hannah-Arendt-Raum in der Stadtbibliothek Hannover mit Informationstafeln zu ihrem Leben und Werk sowie zahlreichen Fotografien. Darüber hinaus werden jährlich die Hannah-Arendt-Tage veranstaltet. Nach Hannah Arendt ist der zentral gelegene Hannah-Arendt-Platz benannt, an dem sich auch das Leineschloss mit dem Niedersächsischen Landtag befindet. Charlotte Buff, Vorbild der Lotte in Johann Wolfgang von GoethesDie Leiden des jungen Werthers“, zog 1773 nach Hannover, um August Kestner zu heiraten. Ihr Grab befindet sich auf dem Gartenfriedhof. Wilhelm Busch studierte von 1847 bis 1851 in Hannover,[94] Adolph Knigge veröffentlichte 1788 hier das Werk „Über den Umgang mit Menschen“, Joachim Ringelnatz arbeitete hier 1913 als Bibliothekar und Ernst Jüngers Roman „Die Zwille“ spielt in Hannover. Hermann Löns lebte mit Unterbrechung ab 1892 in Hannover.[95] Erich Maria Remarque arbeitete ab 1922 bei der Continental AG und verfasste Werbetexte und Comics.[96] Heinrich Christian Boie arbeitete als Staatssekretär in Hannover und Ludwig Hölty verbrachte in Hannover die letzten Jahre seines Lebens.[97] Ein lebendiges Porträt der hannoverschen Gesellschaft der späten Kaiserzeit zeichnet Karl Jakob Hirsch in seinem Roman Kaiserwetter von 1931. Vicki Baum lebte von 1917 bis 1923 in Hannover und verfasste in der Zeit ihren ersten Roman „Frühe Schatten“. Johann Peter Eckermann lebte ab 1814 für einige Jahre in Hannover. Rudolf Erich Raspe arbeitete in Hannover als Bibliotheksschreiber und später als -sekretär. Der Nachlass von Gerrit Engelke befindet sich im Engelke-Archiv der Stadtbibliothek Hannover. Frank Wedekind verbrachte die ersten Jahre seiner Kindheit in Hannover. Die Gebrüder August Wilhelm Schlegel und Friedrich Schlegel gelten als Mitbegründer der deutschen Romantik. Der Roman Anton Reiser von Karl Philipp Moritz spielt in Hannover.

Kulinarisches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lüttje Lage
Leibniz-Keks von Bahlsen

Hannover hat eine lange Brautradition. 1526 erfand hier Cord Broyhan ein helles obergäriges Bier, das zu einem Exportschlager der Stadt wurde. 1546 gründete er die Brauergilde mit, aus der sich die Gilde Brauerei entwickelte. Daneben gibt es die 1868 gegründete Herrenhäuser Brauerei, die nach einem Insolvenzverfahren von der Wittinger Privatbrauerei gekauft wurde. Traditionsfirmen wie die Kaiser-Brauerei, die Lindener Aktien-Brauerei oder die Wülfeler Brauerei wurden geschlossen, es gibt aber zwei Gasthaus-Brauereien (das Brauhaus Ernst August in der Altstadt und Meiers Lebenslust am Aegidientorplatz) sowie die Mashsee-Brauerei in der Südstadt und die Brauereigenossenschaft Nordstadt braut!.[98] Aus der Sitte, das Broyhan-Bier zusammen mit Branntwein zu trinken, entstand die Lüttje Lage, bei der Bier und Korn gleichzeitig aus zwei Gläsern getrunken wird. Zu den weiteren alkoholischen Spezialitäten Hannovers gehören zahlreiche Spirituosen verschiedener Hersteller.

Tee-Seeger wurde 1743 gegründet und ist damit das älteste Teegeschäft Deutschlands. Seit 1919 gibt es eine Filiale des Danziger Machwitz Kaffees, dessen Kaffeerösterei seit 1950 ihren Sitz am Marstall hat. 1956 wurde die Privatrösterei von Erhard Ulbrich und 2012 die Hannoversche Kaffee-Manufaktur gegründet.

Zur hannoverschen Küche gehören der Calenberger Pfannenschlag, die Hannöversche Erbsensuppe[99] und das Hannoversche Zungenragout. Der Grünkohl wird in Hannover mit Bregenwurst gegessen.[100] Die Cumberlandsauce ist eine pikante Tafelsoße. Die Bouillonwurst, die früher ausschließlich von der Wurstfabrik Fritz Ahrberg hergestellt wurde, wird heute von verschiedenen Fleischereien produziert. Die Hannoversche Weißgekochte gehört in Hannover zu einer Schlachteplatte dazu. Der Vorliebe für Currywurst mit Pommes des Wahlhannoveraners Gerhard Schröder ist es zu verdanken, dass das Gericht von vielen Restaurants in Hannover und später auch bundesweit als Kanzlerplatte bezeichnet wird. Als Fischspezialität gelten die Karpfen aus dem Maschsee. Eine Hannoversche Brotspezialität ist das Gersterbrot.

Zu den süßen Spezialitäten gehören Hitjepuppen, die Welfenspeise, die Trüffelspezialitäten von Trüffel Güse (seit 1921),[101] sowie die Gebäckspezialitäten von Bahlsen, darunter seit 1891 der Leibniz-Keks. Bahlsen erfand in den 1920er Jahren die Süßspeise Kalter Hund.

Am Rande der Altstadt wurde 1954 die Markthalle wiedereröffnet, in der sich auf 4000 Quadratmetern 73 Marktstände befinden.

In Hannover gibt es über 800 gastronomische Betriebe,[102] darunter drei Sterne-Restaurants, die im Guide Michelin geführt werden (Stand: 2023). Das 2015 eröffnete „Jante“ in der Marienstraße (Küchenchef Tony Hohlfeld) und das Restaurant „Votum“ haben jeweils zwei Sterne, das Restaurant „Handwerk“ hat einen Stern.[103]

Regelmäßige Veranstaltungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Veranstaltungen in den Bereichen Kultur (u. a. Musik, Kleinkunst, Kino, Theater, Oper oder Tanz), Sport sowie Messen sind in den entsprechenden Abschnitten zu finden.

In Hannover finden über das Jahr verteilt unzählige Großveranstaltungen statt. Die fünf größten Feste sind im Folgenden kurz beschrieben:

Weihnachtsmarkt Hannover

Am Maschsee findet seit 1986 im Sommer das Maschseefest statt. Das Fest gilt als Deutschlands größtes Seefest und bietet über 90 Live-Konzerte auf vier Bühnen, rund 50 Kleinkünstler und Walkacts, rund 20 DJs, Fun-Boot-Rennen, Entenrennen, Fackelschwimmen und über 50 Restaurants, Bars und Stände. Mit über zwei Millionen Besuchern ist es Hannovers größtes jährliches Fest.

In der gesamten Vorweihnachtszeit finden dauerhaft drei größere Weihnachtsmärkte statt. Der Weihnachtsmarkt Hannover (erste schriftliche Erwähnung 1813) mit über 200 Ständen in der Altstadt besteht aus vier Bereichen: Traditioneller Weihnachtsmarkt rund um die Marktkirche, Finnisches Weihnachtsdorf auf dem Ballhofplatz (seit 1999), historisches Dorf rund um das Historische Museum und der Wunschbrunnenwald auf dem Holzmarkt. Der Weihnachtsmarkt wird jährlich von über 1,8 Millionen Menschen besucht[104] und ist damit die zweitgrößte Veranstaltung in Hannover. In einem 2018 erschienenen Ranking des Verbraucherportals testberichte.de gehört der Weihnachtsmarkt Hannover zu den Top 5 der beliebtesten Weihnachtsmärkte Deutschlands.[105] Weitere Weihnachtsmärkte sind das vom Circus Theater Roncalli veranstaltete Weihnachtsdorf Hannover auf dem Ernst-August-Platz vor dem Hauptbahnhof und der Weihnachtsmarkt auf der Lister Meile (70 Stände, seit 1989). Am Kröpcke steht die 18 Meter hohe größte begehbare Weihnachtspyramide der Welt. Zudem werden in verschiedenen Stadtteilen rund 30 weitere Weihnachtsmärkte veranstaltet.

Das Schützenfest Hannover im Juli rangiert mit rund 900.000 Besuchern auf Platz drei. Es findet auf dem zehn Hektar großen Schützenplatz am südlichen Rand der Innenstadt statt. Es ist heute mit rund 200 Schaustellern (darunter rund 40 Fahr- und Laufgeschäfte, drei große Festzelte und ebenfalls drei Eventbereiche) und einem großen Rahmenprogramm das größte Schützenfest der Welt. Seine Ursprünge gehen bis auf das Jahr 1529 zurück. Der große Schützenausmarsch Hannover ist mit einer Länge von zehn Kilometern sowie mit über 10.000 Teilnehmern (darunter Schützenvereine, Folklore- und Karnevalsgruppen, Firmen, Institutionen, rund 100 Musikkapellen aus dem In- und Ausland und über 50 Festwagen, Kutschen und sonstige Fahrzeuge) der größte Schützenausmarsch der Welt, 2023 waren rund 160.000 Zuschauer an der Strecke. Zur hannoverschen Schützentradition gehören aber auch die fünf Stadtteilschützenfeste, die im Frühling und Sommer in Hannover stattfinden.

Schützenfest Hannover bei Nacht

Ebenfalls auf dem Schützenplatz finden seit 1954 das Frühlingsfest Hannover (April) und seit 1964 das Oktoberfest Hannover (September/Oktober) statt. Das Frühlingsfest ist heute mit rund 120 Schaustellern (darunter über 30 Fahr- und Laufgeschäfte und ein großes Festzelt) und über 650.000 Besuchern das größte Frühlingsfest Niedersachsens. Das Oktoberfest ist heute mit rund 100 Schaustellern (darunter knapp 30 Fahr- und Laufgeschäfte und zwei große Festzelte) und etwa 500.000 Besuchern das größte Oktoberfest Norddeutschlands. Das Oktoberfest ist nicht zu verwechseln mit der Hannover Wies’n, die seit 2017 im Oktober in einem Festzelt auf der Gilde Parkbühne stattfindet.

Internationaler Feuerwerkswettbewerb in den Herrenhäuser Gärten

Seit 1992 zieht sich am Samstag vor Rosenmontag ein Karnevalsumzug durch die Innenstadt. An dem Zug sind über 1.000 Karnevalisten mit Festwagen und Musikkapellen beteiligt, wozu sich am Straßenrand etwa 70.000 Zuschauer einfinden. Der Karnevalsumzug ist der Höhepunkt des Karnevals in Hannover. Zum Karnevalsprogramm gehören, neben der Rathausstürmung und verschiedenen Prunksitzungen, auch das Hannover-Turnier (ein bundesoffenes Qualifikationsturnier und die Niedersachsenmeisterschaft im Karnevalistischen Tanzsport) und der niedersächsische Tollitätengipfel.

Das Lister-Meile-Fest (seit 1974) mit rund 100 Schau- und Ausstellern und drei Bühnen wird jedes Jahr von rund 240.000 Menschen besucht. Weitere bedeutende Veranstaltungen sind seit 1991 im Großen Garten der Internationale Feuerwerkswettbewerb (der älteste Feuerwerkswettbewerb Deutschlands) und seit 2010 die Kunstfestspiele Herrenhausen mit viel Musik und Kunst. Der Kronsberg ist seit 1999 Veranstaltungsort des Drachenfestes Hannover hebt ab. Der Georgengarten ist einmal im Jahr Gastgeber des Gartenfestivals Herrenhausen. Seit 2016 wird jährlich der Weihnachtscircus Hannover auf dem Schützenplatz veranstaltet.[106] Ebenfalls auf dem Schützenplatz findet jährlich das Street Food Festival Hannover statt, es ist eines der größten in Europa. Über 200 Biersorten aus der ganzen Welt gibt es alljährlich beim Hannoverschen Bierfest in der Altstadt. Auf den Messeparkplätzen West findet jedes Jahr am 1. Mai das seit 1983 organisierte Mai-Käfer-Treffen statt, es ist das größte VW-Käfer-Treffen in Europa mit rund 3000 Käfern und anderen VW-Modellen. Die im Sommer stattfindende Street Mag Show auf dem Schützenplatz gilt als Deutschlands größte American-Car-Show. Bei der seit 2018 in der Adventszeit stattfindenden Twinkle Light Cruise zieht eine Parade aus rund 150 mit Lichterketten geschmückten Bullis, Käfern, Rollern und weiteren Fahrzeugen durch die Innenstadt. Beim St.-Martins-Umzug im November ziehen rund 5.000 Teilnehmer durch die Innenstadt. Zum CSD Hannover kommen jährlich rund 25.000 Gäste.[107]

Der Altstadt-Flohmarkt am Hohen Ufer der Leine hat seinen Ursprung im Jahr 1967 und ist damit der älteste Flohmarkt in Deutschland. Der seit 1996 stattfindende Markt für Kunst und Handwerk ist ebenfalls überregional bekannt.

Nachtleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Zentrum des Nachtlebens von Hannover ist das Steintorviertel.[108] In fünf Straßen befinden sich hier rund 70 Geschäfte, Diskotheken, Clubs und Restaurants, sowie Bordelle und Sexkinos. Ein weiteres Zentrum ist der Raschplatz. Auf und um den Platz haben sich verschiedene Diskotheken, Kinos und Restaurants sowie die Spielbank Hannover[109] angesiedelt. Bars, Kneipen und Pubs gibt es sowohl in der Altstadt (vornehmlich in der Kramer- und der Knochenhauerstraße) als auch in den Studenten- und Szenevierteln Linden und Nordstadt.[110] Auf der Limmerstraße ist die Kioskdichte besonders hoch und hier ziehen abends und nachts zahlreiche Gruppen von Kiosk zu Kiosk, das nennt man Limmern.[111] Der Club „Weidendamm“ belegte in der Leserumfrage 2017 des Faze Magazin den zweiten Platz in der Kategorie beste Clubs.[112] 1959 eröffnete mit dem heute nicht mehr existierenden „Mocambo Club“ in Hannover die erste Diskothek Deutschlands.[113]

Sport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Sportpark Hannover im Stadtteil Calenberger Neustadt besitzt Hannover die größte zusammenhängende Sportfläche einer Großstadt in Deutschland. In dem ca. 45 Hektar großen Gebiet befinden sich das Erika Fisch-Stadion, das Sportleistungszentrum (SLZ), das Stadionbad und die Parkbühne. Hannover hat sich lange Zeit als Sportstadt definiert, da hier ein breites Spektrum an Sportarten auf einem hohen Niveau angeboten wurde/wird.[114] 1950 wurde in Hannover der Deutsche Sportbund gegründet.

Heinz-von-Heiden-Arena am Maschsee

Vereine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

ZAG-Arena (Lage)
Rudolf-Kalweit-Stadion (Lage)
Eisstadion am Pferdeturm (Lage)

Der erfolgreichste Fußball-Verein Hannovers ist der derzeit in der Zweiten Bundesliga spielende Hannoversche Sportverein von 1896 e. V., kurz „Hannover 96“ oder die Roten, der sein Domizil in der Heinz-von-Heiden-Arena hat. Die in der Regionalliga Nord spielenden Amateure sind im Eilenriedestadion zu Hause. Weitere Vereine sind die ehemaligen Zweitligisten SV Arminia Hannover und OSV Hannover. Der Verein SV Arminia Hannover, genannt die Blauen, spielt in der Oberliga Niedersachsen und ist im Rudolf-Kalweit-Stadion beheimatet. Von 1990 bis 1997 war der TSV Fortuna Sachsenross Hannover Mitglied der Frauen-Bundesliga.

Die Hannover Scorpions spielten von 1996 bis 2013 in der Deutschen Eishockey-Liga. 2013 verkauften sie ihre DEL-Lizenz an die Schwenninger Wild Wings.[115] Spielort des Eishockey-Vereins war ab 2001 die ZAG-Arena (damals TUI Arena). Seit 2013 spielen die Scorpions in der Oberliga Nord und trugen seitdem ihre Heimspiele zunächst in der Eishalle Langenhagen aus, seit 2017 ist die Hus de Groot Eisarena in Mellendorf (Wedemark) die Heimatarena des Vereins. Ebenfalls in der Oberliga aktiv sind die Hannover Indians, deren Domizil das Eisstadion am Pferdeturm in Kleefeld ist.

Der Deutsche Sportverein Hannover gegr. 1878, kurz Hannover 78, wurde 1878 als erster deutscher Rasensportverein gegründet; Rugby war Gründungssportart. Derzeit spielen mit Hannover 78, die Teams vom VfR Döhren und SC Germania List in der 1. Bundesliga.[116] In der 2. Bundesliga spielen Hannover 78 II, der TSV Victoria Linden und der DRC Hannover.[117] Der erfolgreichste Rugby-Verein Deutschlands ist der TSV Victoria Linden mit 20 gewonnenen deutschen Meistertiteln. Insgesamt wurden seit 1909 von hannoverschen Vereinen 62 der bislang 83 ausgetragenen deutschen Meisterschaften nach Hannover geholt. In der Zeit von 1909 bis 2005 trat außer 1913 bei jedem ausgetragenen Endspiel um die Meisterschaft ein hannoverscher Verein an.

Im Handball war der TSV Hannover-Anderten 2007 bis 2010 in der 2. Handball-Bundesliga und seit Sommer 2011 in der 3. Handball-Bundesliga Nord. Seit 2009 spielt die TSV Hannover-Burgdorf (Spitzname die Recken) in der Handball-Bundesliga. Bei den Frauen spielt die HSG Hannover-Badenstedt in der 2. Handball-Bundesliga. Weitere ehemalige Bundesliga-Vereine sind bei den Herren HSG Hannover und Polizei-Sportverein Hannover; bei den Damen SC Germania List und die SG Misburg.

Hannover 78 spielt in der Hallenhockey-Bundesliga (Herren) und in der 2. Feldhockey-Bundesliga (Herren). Der DHC Hannover spielt ebenfalls in der Hallenhockey-Bundesliga (Herren) sowie in der 2. Feldhockey-Bundesliga (Herren) und der 2. Hallenhockey-Bundesliga (Damen).

Am 25. Januar 1862 wurde in Hannover der erste deutsche Fechtverein gegründet, der noch heute existiert. Neben dem Fechtklub Hannover von 1862 gibt es noch drei weitere Vereine, die den Fechtsport anbieten.

Die Waspo 98 Hannover spielen seit 1983 in der Wasserball-Bundesliga und schafften 2012/2013 als erster hannoverscher Verein den Sprung in die Gruppenphase eines Champions-League-Wettbewerbes. Der Klub wird 2019 und 2021 Ausrichter des Final Six der LEN Champions League sein.

An der Leine liegt der 1. Wasserski-Club Hannover. Weitere Wassersportvereine sind der Paddel-Klub Hannover in Döhren, der Hannoversche Kanu-Club von 1921 am Maschsee, der Kanu-Sport-Club Hannover, der Paddelclub Stöcken und der Paddelclub Niedersachsen.

Der Turn-Klubb zu Hannover ist in mehreren Disziplinen vertreten: Die Faustballmannschaft spielt in der ersten Bundesliga. Der Bereich Fechten hat diverse nationale und internationale Titel errungen. Der Verein ist dreifacher Deutscher Meister im Kunstturnen. Die Tischtennis-Damenmannschaft wurde 1960 deutscher Mannschaftsmeister und 1961 deutscher Pokalsieger.

Die UBC Tigers spielten bis zu ihrer Auflösung 2014 in der zweithöchsten Basketball-Liga, der ProA. Die TK Hannover Luchse sind ein Damen-Basketball-Team aus Hannover, die in der höchsten deutschen Spielkasse des Damen-Basketballs, der 1. Damen-Basketball-Bundesliga, antreten.

Die Hannover Grizzlies spielen American Football seit der Saison 2016 mit der Herrenmannschaft in der Oberliga Nord und die Damenmannschaft spielt in der 2. Damenbundesliga.

Der 1947 gegründete Tischtennisverein TTC Helga Hannover schaffte nach vier Vizemeisterschaften in der Saison 1991/92 den Aufstieg in die 1. Bundesliga, wo er die nächsten drei Jahre und nochmals 1997/98 spielte. 2008 gelang der Damen-Tischtennissparte von Hannover 96 der Aufstieg in der 1. Bundesliga.

Die Damen- und Herrenmannschaften im Lacrosse des DHC Hannover spielen in der Bundesliga Nord. Die Damen nahmen 2008 das erste Mal an den deutschen Lacrosse Meisterschaften teil und belegten den dritten Platz.

Der Verein für Leibesübungen von 1848 e. V. (VfL) Hannover ist der älteste Sportverein von Hannover und hat eine Abteilung Rollstuhltanz, dessen Tanzpaare auf nationalem und internationalem Parkett erfolgreich sind.[118]

Im Schach spielen zwei hannoversche Vereine in der Oberliga Nord Staffel West: Schachfreunde Hannover und HSK Lister Turm.

Das All Sports Team Hannover ist eine Topmannschaft im Drachenbootsport, das seit seiner Gründung 2000 über hundert Medaillen auf nationalen und internationalen Meisterschaften errang, allein 2012 zehn deutsche Meistertitel. Es wurde zur „Mannschaft des Jahres 2013“ in Niedersachsen gewählt.[119]

Der 1. DSC Hannover ist seit 1985 Deutschlands erster Snookerverein. Zwischen 2014 und 2019 spielte der Verein in der 1. Bundesliga Snooker und wurde 2015 deutscher Meister. Seit 2019 spielt der 1. DSC Hannover in der 2. Bundesliga Snooker Nord. Mit der Billard-Abteilung von Hannover 96 und dem PBV Anderten spielten zwei Vereine in der 1. Poolbillard-Bundesliga.

Die zwei Sektionen des Deutschen Alpenvereins in Hannover sind die 1885 gegründete Sektion Hannover mit drei vereinseigenen Hütten und der 1997 daraus entstandene AlpinClub Hannover, welcher keine eigenen Hütten besitzt und sich aufs Bouldern und Klettern spezialisiert hat.

Veranstaltungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Startsituation 2008 bei der Nacht von Hannover

Der Hannover-Marathon ist mit regelmäßig über 15.000 internationalen Teilnehmern in verschiedenen Disziplinen eine der größten Straßenlaufveranstaltungen in Deutschland. Weitere Großveranstaltungen sind u. a. der Wasserstadt Triathlon, die Hannoversche Stadtstaffel im Erika-Fisch-Stadion, der Nachtlauf und der traditionelle Silvesterlauf.

Auf dem Maschsee finden jährlich mehrere Sportereignisse statt, unter anderem das internationale Drachenbootfestival Hannover. Von 1952 bis 1989 fanden auf dem See auch Motorbootrennen statt, darunter Welt- und Europameisterschaften.

Weitere Sportveranstaltungen sind der Beachvolleyball-Cup auf dem Steintorplatz, das internationale Jugend-Tennisturnier Radio 21 Open und verschiedene Wrestling-Festivals. Die Wahl zum Behindertensportler des Jahres findet jedes Jahr im Februar im GOP Varieté-Theater statt.

Im Radsport gibt es seit 1975 (mit Unterbrechungen) die Nacht von Hannover, ein nächtliches Profirennen mit prominenter Besetzung.

Hannover hat eine lange Pferdesporttradition, bekannt ist die Pferderasse Hannoveraner. Bekannte Veranstaltungen sind u. a. die verschiedenen Turniere (u. a. Vielseitigkeit, Springturnier, Dressurturnier) im Reiterstadion sowie die Nacht der Pferde und die Ponyshow MiMaMo (beides im Rahmen der Messe „Passion Pferd“) auf dem Messegelände.

Das Feuerwerk der Turnkunst gilt als Europas erfolgreichste Turnshow und wird seit 1989 von der Hannoverschen Turn- und Sportfördergesellschaft mbH (ein Tochterunternehmen des Niedersächsischen Turner-Bundes) organisiert. Heute ist die Turnshow in vielen deutschen Städten zu Gast, in Hannover traditionell an Silvester und noch einmal im Januar.[120]

Hannover war einer der Austragungsorte der Fußball-Weltmeisterschaft 1974, der Fußball-Weltmeisterschaft 2006, der Fußball-Europameisterschaft 1988, des FIFA-Konföderationen-Pokals 2005 und der Eishockey-Weltmeisterschaft 2001. Von 2000 bis 2007 fand hier das internationale Eishockeyturnier Deutschland Cup statt. Im Tennis war Hannover Austragungsort der ATP-Weltmeisterschaft (1996–1999) und des WTA Hannover (1997–2000). Im Radsport gab es den Grand Prix von Hannover auf der Radrennbahn Hannover-Wülfel. Im November 2010 war Hannover Gastgeber für die siebten Weltmeisterschaften im Rollstuhltanz mit 150 Teilnehmern.[121] 2016 fanden die Special Olympics National Games in dieser Stadt statt.

Inklusion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2021 bewarb sich die Stadt als Host Town für die Gestaltung eines viertägigen Programms für eine internationale Delegation der Special Olympics World Summer Games 2023 in Berlin. 2022 wurde sie als Gastgeberin für Special Olympics Italien ausgewählt.[122] Damit wurde sie Teil des größten kommunalen Inklusionsprojekts in der Geschichte der Bundesrepublik mit mehr als 200 Host Towns.[123]

Religion und Weltanschauung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Konfessionsstatistik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemäß der Volkszählung 2011 waren 34,7 % der Einwohner evangelisch, 13,7 % römisch-katholisch und 51,6 % waren konfessionslos, gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder machten keine Angabe.[124] Nach einer Berechnung aus den Zensuszahlen für die Personen mit Migrationshintergrund lag der Bevölkerungsanteil der Muslime in Hannover 2011 bei 8,8 % (rund 44.400 Personen).[125] Jahresende 2021 waren 26,4 % der Bevölkerung Hannovers evangelisch und 11,5 % katholisch. Die Mehrheit mit 62,1 % gehörte keiner der beiden großen christlichen Konfessionen an.[126] Jahresende 2019 waren 28,5 % der Bevölkerung Hannovers evangelisch und 12,4 % katholisch. Die Mehrheit mit 59,1 % gehörte keiner der beiden großen christlichen Konfessionen an.[127][128] 2021 gab es 6.401 Kirchenaustritte (1 % der Gesamtbevölkerung), wovon 4.366 aus der evangelischen Kirche und 2.034 aus der katholischen Kirche sind. 2020 gab es 5.271 Kirchenaustritte (1 % der Gesamtbevölkerung).[129]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt Hannover gehörte nach der Christianisierung zum Gebiet des Bistums Minden und zum Archidiakonat Pattensen.

In der Altstadt Hannovers wurde 1533/34 und in der Neustadt 1544 die Reformation nach lutherischem Bekenntnis eingeführt. Danach war Hannover über viele Jahrhunderte eine überwiegend lutherische Stadt. Katholiken und reformierte Gemeindeglieder konnten bis 1800 in der Altstadt Hannovers kein Bürgerrecht erwerben, weswegen sie ihre Kirchen in der Neustadt errichteten.

Im Stadtteil Mühlenberg existiert ein ökumenisches Kirchenzentrum, das die Stadtteilgemeinden der evangelisch-lutherischen und der römisch-katholischen Stadtteilgemeinden unter einem Dach vereint.

Die Kirchen der Stadt organisieren regelmäßig die Nacht der Kirchen mit Kirchenkonzerten und Lesungen.

Evangelisch-lutherische Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ev.-luth. Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis (Lage)

Die evangelisch-lutherische Bevölkerung Hannovers gehört der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers an, deren Sitz Hannover ebenso ist wie der des Landeskirchenamtes. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Hannover Sitz des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sowie des Kirchenamtes der Vereinigten Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD). Hannover ist Sitz zahlreicher Organisationen in der hannoverschen Landeskirche und der EKD. Alle landeskirchlichen evangelischen Kirchengemeinden Hannovers gehören zum Stadtkirchenverband Hannover innerhalb des gleichnamigen Sprengels der Evangelisch-lutherischen Landeskirche. In den Jahren 1949, 1967, 1983 und 2005 fand in Hannover der Evangelische Kirchentag statt, 2025 wird er wieder in Hannover stattfinden.

Im Stadtteil Marienwerder befindet sich das Kloster Marienwerder.

Evangelisch-reformierte Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1697 entstand eine französisch-reformierte und 1702 eine deutsch-reformierte Gemeinde, die sich 1819 vereinigten. Diese Gemeinde gehört heute zur Evangelisch-reformierten Kirche – Synode evangelisch-reformierter Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland. Der Reformierte Bund ist eine Föderation (Vereinigung) reformierter Kirchen, Gemeinden, Verbände und Einzelpersonen. Er gilt als Dachverband für etwa zwei Millionen reformierte Gemeindeglieder in der Bundesrepublik Deutschland und hat seinen Sitz in Hannover. Seit dem 1. Januar 2014 hat die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK) ihren Hauptsitz in Hannover.[130]

Römisch-katholische Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Römisch-Katholische Basilika St. Clemens (Lage)

Die 1665 entstandene römisch-katholische Gemeinde gehörte anfangs zum Apostolischen Vikariat des Nordens, ab 1824 zum Bistum Hildesheim und mit diesem seit 1995 zur neu gegründeten Kirchenprovinz Hamburg.

Von der Urgemeinde, die die gesamte Region Hannover umfasste, wurden im Zuge von Bevölkerungswachstum, Industrialisierung und Vertriebenenstrom immer neue Gemeinden gelöst. Zuletzt gab es in der Region 43 katholische Pfarreien. Deren Zahl wird durch Zusammenlegungen in nächster Zeit um mehr als die Hälfte zurückgehen.

Die kirchliche Region Hannover wurde am 1. Mai 2007 zum Regionaldekanat Hannover zusammengefasst. Sie deckt sich etwa mit dem Gebiet der politischen Region Hannover und zählt etwa 157.000 Katholiken. Katholische Hauptkirche Hannovers und Sitz des Regionaldechanten ist die Propsteikirche Basilika St. Clemens.

Andere Kirchen und christliche Gemeinschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche hat ihren Bischofssitz und die Kirchenleitung in Hannover und ist in der Südstadt mit zwei Kirchengemeinden vertreten. Weitere Freikirchen sind die Apostolische Gemeinschaft, die Koinonia Calvary Chapel Hannover, das Christliche Zentrum Hannover, Evangelisch-Freikirchliche Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden), die Freie evangelische Gemeinde, die Evangelisch-methodistische Kirche, die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen), Mennoniten (Täufer), die Neuapostolische Kirche, die Christengemeinschaft, die Zeugen Jehovas und die Christliche Wissenschaft.

Im September 2011 wurde die altkatholische Kirche St. Maria Angelica in Kirchrode geweiht. Neben der russisch-orthodoxen Kirche und einer serbisch-orthodoxen Kirchengemeinde ist eine griechisch-orthodoxe Kirchengemeinde vertreten.

Andere Religionen[