Hartmut Röseler – Wikipedia

Hartmut Röseler (* 11. März 1942 in Berlin) ist ehemaliger deutscher Politiker (zunächst FDP, später CDU). Er war von 1971 bis 1975 stellvertretender Bürgermeister und von 1971 bis 1979 Bezirksstadtrat für Volksbildung im Bezirk Charlottenburg. Von 1967 bis 1971 sowie von 1979 bis 1981 war er Bezirksverordneter in Charlottenburg und von 1981 bis 1985 direkt gewähltes Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der in Berlin als Sohn des Studienrates Rudolf Röseler geborene Hartmut Röseler wurde in Dänemark eingeschult, bevor die Familie 1948 nach Deutschland zurückkehren konnte. Über das Flüchtlingsaufnahmelager Uelzen gelangte sie nach Goslar, wo Röseler die Volksschule und anschließend das Gymnasium besuchte. Im Herbst 1953 zog die Familie wieder nach Berlin. 1961 legte Röseler an der Wald-Oberschule das Abitur ab.

Ab 1962 studierte er an der Freien Universität Berlin Betriebswirtschaft und Politische Wissenschaften. Studienbegleitend war er als Geschäftsführer des Berliner Ringes politischer Jugend (RpJ), als Referent des Berliner Gesundheitssenators und als Dozent in der Erwachsenenbildung tätig. Nach dem Examen 1969 arbeitete er im Bereich Weiterbildung in der Deutschland-Zentrale von Renault. Ab 1979 war er als freiberuflicher Rhetorik- und Kommunikationstrainer tätig, ab 1980 bei der Horst Rückle Team GmbH. 1983 war er Mitgründer der Team Connex AG in Böblingen.

1970 heiratete Röseler die damalige FDP-Fraktionssekretärin im Berliner Abgeordnetenhaus Gisela Busse.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1957 wurde Röseler Mitglied der Deutschen Jungdemokraten, 1959 der FDP. Schon als Schüler nahm Röseler an politischen Auslandsreisen nach Frankreich, Österreich und Italien teil. Später organisierte er für die Jungdemokraten Fahrten zur Pflege des Soldatenfriedhofes in Milano Marittima/Cervia und nach dem 1. Passierscheinabkommen Fahrten für Körperbehinderte und Rentner zu den Passierscheinstellen und nach Ostberlin. Er organisierte auch internationale Jugend-Begegnungen u. a. in die Türkei und pflegte ab 1964 (umstrittene) Kontakte zur Ost-Berliner LDPD und zur FDJ (DT 64).

1965 organisierte er im Audimax der TU Berlin mit dem Berliner SDS-Vorsitzenden Tilman Fichter eine Veranstaltung mit dem damals provokativen Titel „8. Mai – 20 Jahre Tag der Befreiung“. Podiumsteilnehmer waren unter anderem Roland Reichwein, Sohn des Widerstandskämpfers Adolf Reichwein und der Journalist Matthias Walden.

1966 wurde Röseler Landesvorsitzender der Berliner Jungdemokraten. 1968 engagierte er sich parallel zu der weltweiten Petition von etwa 200 Intellektuellen und Musikern (u. a. Francis Travis, Igor Strawinsky, Herbert von Karajan) gegenüber den südkoreanischen Militärmachthabern und öffentlich für die Freilassung des aus West-Berlin nach Südkorea verschleppten und dort inhaftierten Komponisten Isang Yun. Isang Yun kam im Februar 1969 frei kehrte nach Berlin zurück und bedankte sich bei Röseler für dessen hilfreiches Engagement.

1967 wurde Röseler als bis dahin jüngster deutscher Kommunalpolitiker in die Bezirksverordnetenversammlung von Charlottenburg gewählt. Mit seiner Jungfernrede machte er als „Volkstribun“ (Berliner Morgenpost) Schlagzeilen, weil er für die Rücknahme der Umbenennung des Kaiserdamms in Adenauerdamm, nach dem kurz zuvor verstorbenen Konrad Adenauer, eintrat. Nach Querelen in der FDP trat Röseler in die CDU ein. Ab 1971 hatte er dort Vorstandsämter auf Orts- und Kreisverbandsebene inne.

1971, nach seiner Wiederwahl in die BVV, übernahm er in der ersten CDU-FDP-Koalition nach dem Bonner Umbruch zur sozialliberalen Koalition die Funktionen des stellvertretenden Bezirksbürgermeisters und Volksbildungsstadtrates. Röseler engagierte sich für den Aufbau von Ganztagsschulen und eine intensive Beschulung von Roma-Kindern an ihrem Aufenthaltsplatz. In Charlottenburger Schulen führte er „AGs für Schnuppersportarten“ (u. a. Judo, Segeln, Reiten, Fechten) ein und war Mitbegründer des Charlottenburger Schulsportvereins. Er organisierte auch eine Ausstellung russischer nonkonformistischer Maler um Oskar Rabin (Sammlung Alexander Glezer) unter dem Titel „Soviet ‚unofficial‘ art“. Als Röseler 1978 forderte, Schüler sollten auch in Deutschland ihre Nationalhymne lernen, wurde ihm auch überregional Nationalismus vorgeworfen.[1]

Von 1979 bis 1981 war er erneut Mitglied des Charlottenburger Kommunalparlaments. 1981 zog er als direkt gewählter Abgeordneter in das Abgeordnetenhaus von Berlin ein, dem er bis 1985 angehörte.

Röseler war deutscher Ko-Vorsitzender der von Schachgroßmeister Ludek Pachmann 1976 gegründeten „Freien Gesellschaft zur Förderung der Freundschaft mit den Völkern der Tschechoslowakei“. Röseler hatte 1974 Pachmann nach Berlin geholt, nachdem dessen Schachclub Solingen 1868 ihn nach einem sowjetischen Protest von einem Schachturnier ausgeladen hatte. Er hielt auch Kontakt zur Charta 77 mit Marta Kubišová und schmuggelte bei Besuchen in Prag Medikamente in die CSSR.

Er war Vorstandsmitglied des Gemeinnützigen Schullandheimwerkes Charlottenburg, des Charlottenburger Schulsportvereins und Mitglied des Kuratoriums der Käthe Dorsch Stiftung.

1985 zog er sich aus der Politik zurück und zog nach Belgien. Später verließ er die CDU.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Werner Breunig, Andreas Herbst (Hrsg.): Biografisches Handbuch der Berliner Abgeordneten 1963–1995 und Stadtverordneten 1990/1991 (= Schriftenreihe des Landesarchivs Berlin. Band 19). Landesarchiv Berlin, Berlin 2016, ISBN 978-3-9803303-5-0, S. 312.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Zeit Nr. 21/1978