Johannes Xylotectus – Wikipedia

Johannes Xylotectus. Hans Holbein der Jüngere (1520)[1]

Johannes Xylotectus; auch Johannes Ludwig Zimmermann (* 1490 in Luzern; † 6. August 1526 anderes Datum 19. August 1526 in Basel) war ein Schweizer Reformator und Kirchenlieddichter.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Xylotectus ist eine humanistische Gräzisierung von Zimmermann. Johannes Ludwig stammte aus einem alten Patriziergeschlecht.

Er heiratete 1524 Margarethe, Tochter des Bauern Jost Feer.

Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem Johannes Xylotectus sich zu einem Theologiestudium an der Universität Basel immatrikuliert hatte, promovierte er 1508 zum Bakkalaureus und 1510 zum Magister Artium. Bereits 1499 war er Chorherrwartner des Stifts Beromünster geworden und 1504 zum Chorherrn zu St. Leodegar im Hof in Luzern ernannt worden.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Beendigung des Studiums war Johannes Xylotectus als Lateinlehrer und Chorherr in Luzern tätig und erhielt 1513 die Priesterweihe; zu seinen Schülern gehörte unter anderem Rudolfus Collinus[2]. Von 1519 bis 1522 war er Pfarrer in Hochdorf.[3]

Geistliches Wirken und Heimatforschung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während seiner Tätigkeit als Lateinlehrer in Luzern knüpfte Johannes Xylotectus enge Bande zum Humanistenkreis um Joachim Vadian, Huldrych Zwingli[4], mit dem er auch befreundet war[5], Glarean und Oswald Myconius[6]. Er wurde auch aufgrund seiner reformatorischen Tätigkeit von Martin Luther geschätzt.[7]

Gemeinsam mit Joachim Vadian, Huldrych Zwingli und Beatus Rhenanus[8] bildete er ein Gremium, das darüber entschied, Oswald Myconius um die Herausgabe einer Schrift zu bitten.[9]

Als seine Stellung in Luzern aufgrund seiner reformatorischen Gesinnung unhaltbar wurde, trat er zur Reformation über, heiratete[10] und siedelte Ende 1524 nach Basel um; er starb dort jedoch bereits 1526 an der Pest. Gemeinsam mit ihm verliess Jodocus Kilchmeyer Luzern, dieser zog jedoch nach Zürich.

In Basel sorgte er dafür, das Johannes Oporinus, den er im Zisterzienserkloster St. Urban kennengelernt hatte, an der Lateinschule in Basel (heute: Gymnasium am Münsterplatz) als Lehrer angestellt wurde; dieser trat später ebenfalls zur Reformation über.

Er verfasste mehrere Kirchenlieder[11][12], unter anderem auch das Jakobslied Welcher das Elend bauen will, der mach’ sich auf und rüst’ sich schnell, das schon der ersten Ausgabe des Gesangbuches von Johannes Zwick 1536 abgedruckt war; das Lied wurde auch in Nürnberger Gesangbüchern, unter anderem 1617, aufgenommen.

Sein Schriftverkehr befindet sich im Staatsarchiv Luzern.[13]

Er beschäftigte sich auch mit der Geschichte der Schweiz und tauschte sich hierbei mit Oswald Myconius aus.[14]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Germanischen Nationalmuseum Nürnberg. In: Objektkatalog. Abgerufen am 13. September 2020.
  2. Christian Moser: Geschichtskonzeption und -methodologie Dokumente zur Zürcher Historiographie des Reformationszeitalters. In: Zwingliana Nr. 33. Zwingliana, 2006, abgerufen am 14. September 2020.
  3. Hochdorf. In: eLexikon. Abgerufen am 14. September 2020.
  4. Huldrych Zwingli Briefe - Xylotectus, Johannes. Abgerufen am 14. September 2020.
  5. Historisches Bibliographisches Lexikon der Schweiz. In: Band 4. S. 770, abgerufen am 14. September 2020.
  6. Johann Jakob Herzog: Real-Encyklopädie für protestantische Theologie und Kirche. [With] Generalregisterband. R. Besser, 1858 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 14. September 2020]).
  7. Zeitschrift für die gesammte lutherische Theologie und Kirche. Dörffling und Franke, 1857 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 14. September 2020]).
  8. Beat von Scarpatetti: Beatus Rhenanus. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 4. Januar 2012, abgerufen am 14. September 2020.
  9. Karl Rudolf Hagenbach: Johann Oekolampad und Oswald Myconius, die Reformatoren Basels: Leben und ausgewählte Schriften. R.L. Friderichs, 1859 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 14. September 2020]).
  10. Ludwig Wirz: Helvetische Kirchengeschichte: Joh. Jakob Hottingers älterem Werke und andern Quellen neu bearbeitet. Drell, Füssli, 1819 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 14. September 2020]).
  11. August Jacob Rambach: Anthologie christlicher Gesänge aus der alten und mittlern zeit: die vorzüglichsten griechischen, lateinischen und altdeutschen Kirchenlieder, jene zugleich in metrischen Uebersetzungen, nebst einigen die Geschichte derselben betreffenden Bemerkungen enthaltend. J. F. Hammerich, 1817 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 14. September 2020]).
  12. Wackernagel: Das deutsche Kirchenlied von der ältesten Zeit bis zu Anfang des XVII. Jahrhunderts. 1870 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 14. September 2020]).
  13. Reformation Briefe Luzernischer Reformatoren: Johannes Dorfmann (Comander) Oswald Myconius Johannes Zimmermann (Xylotectus) Jost Kilchmeyer 1519-1550. Abgerufen am 14. September 2020.
  14. Ein Humanistenbrief über älteste Schweizergeschichte. In: Zwingliana 2/2. Zwingliana, 1905, abgerufen am 14. September 2020.