KStV Germania Münster – Wikipedia

KStV Germania
Wappen Zirkel
Basisdaten
Hochschulort: Münster in Westfalen
Gründung: 7. März 1864
Korporationsverband: KV (Gründungsverein 1865)
Nummer im Verband: 4
Kürzel: Gm!
Farbenstatus: farbenführend
Farben: rot-weiß-schwarz
Farben:
Art des Bundes: Männerbund
Religion / Konfession: katholisch
Stellung zur Mensur: nichtschlagend
Wahlspruch: Deum cole, litteris stude, amicos fove!
Mitglieder insgesamt: 36 Aktive, 202 Alte-Herren (Stand 2019)
Website: www.germania-muenster.de

Der Katholische Studentenverein Germania wurde am 7. März 1864[1] in Münster als katholischer Studentenverein gegründet. Er verfolgt die Prinzipien der Religion, Wissenschaft, Freundschaft und unterstützt das Lebensbundprinzip. Er ist nicht farbentragend und nicht schlagend. Er richtet sich an römisch-katholische männliche Studenten, wobei auch Mitglieder anderer christlicher Konfessionen verschiedenster Herkunft aufgenommen werden können[2].

Seit der Gründung führt die Germania die Farben Rot-Weiß-Schwarz. Der KStV Germania ist der viertälteste Studentenverein des Kartellverbands Katholischer Deutscher Studentenvereine (KV) und gehört damit zu den fünf Gründungsvereinen des Verbands.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gründung der Germania[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schon 1863 wurde in der münsterischen Studentenschaft die Gründung eines Vereins angeregt, der den Studenten der theologischen und philosophischen Akademien gleichermaßen offenstehen sollte. Inspiriert durch Georg von Hertling, trieben die Studenten Wilhelm Schulte und Karl Giese diesen Plan in Münster voran. Am 7. März 1864 trafen sich schließlich 18 Studenten, um einen Akademischen Verein ins Leben zu rufen.

Am 14. März 1864 legte die Kommission eine Satzung vor, in der die Vereinszwecke sowie die Ziele, Tätigkeiten und Formen des Vereins festgelegt war. Als Wahlspruch wählte man Per aspera ad astra und die Farben Rot, Weiß, Schwarz. Am 8. Januar 1865 beschloss man, den Namen in Germania umzuwandeln, da er die „Idee des Vereins, echte katholische, deutsche Studenten heranzubilden und deutsche Geselligkeit zu fördern sehr wohl entspräche“.[4] Gleichzeitig änderte man den Wahlspruch in: Deum cole, litteris stude, amicos fove!

Farbenfrage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1848 waren die Verbote der Karlsbader Beschlüsse in Bezug auf Studentenverbindungen aufgehoben worden. Damit gründeten sich auch in Münster verschiedene Korporationen, die die farbenstudentische Tradition mit dem Tragen von Farben, der Mensur, dem Duell und Trinksitten aufgriffen. Die Gründung der Germania von 1864 wandte sich explizit gegen diese Traditionen. Germania sollte vielmehr mit neuen Formen und Konzepten als Gegenpol zu den in Münster bestehenden Verbindungen dienen. Als der Verein im Jahre 1865 die erste Fahne weihte und einen in schwarz gehaltenen Vollwichs anschaffte, kam es vor allem unter den jüngeren Mitgliedern zu Überlegungen, auch das Farbentragen einzuführen. Auf Antrag von Theodor Stahl wurde jedoch mit großer Mehrheit im Juni 1865 beschlossen: "Es ist für alle Zukunft unstatthaft, daß die Mitglieder des Vereins Farben tragen. Wer einen dahin zielenden Antrag stellt, ist ausgeschlossen. Dieses Statut ist unveränderlich."[5]

Gründung des KV und Teilungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1866 gründete der KStV Germania gemeinsam mit dem Katholischen Leseverein Berlin (heute KStV Askania-Burgundia), dem KStV Unitas Breslau (heute Köln), dem KStV Arminia (Bonn) und dem KStV Walhalla (Würzburg) den Kartellverband katholischer deutscher Studentenvereine (KV).

In der Folgezeit kam es durch den enormen Zulauf neuer Mitglieder zu einer Vielzahl von Teilungen des Vereins. Mitglieder des KStV Germania gründeten:

  • KStV Cimbria (1901)
  • KStV Markomannia (1901)
  • KStV Tuiskonia (1902, gemeinsam mit KStV Cimbria)
  • KStV Ravensberg (1919)
  • KStV Eresburg (1929, heute KStV Franko-Silesia Breslau et Eresburg).

Mehrfach übernahm die Germania in der Frühzeit des KV Verantwortung für den Gesamtverein und stellte 1868 erstmals den Vorort des Verbandes. Zuletzt war dies 1994 der Fall.[6]

Vereinsentwicklung und Erster Weltkrieg (1864–1918)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund des regen Zuspruchs aus der Studentenschaft, entwickelte sich der KStV Germania zu einer der größten Korporationen in Münster. Die Schwerpunkte der Vereinsaktivitäten lagen vor allem in den Bereich Wissenschaft und Kultur: neben zahlreichen und regelmäßig stattfindenden wissenschaftlichen Vorträgen und Gesprächskreisen wurden viele öffentliche Theateraufführungen und Konzerte veranstaltet. Diese fanden großen Anklang in der Bevölkerung, so dass sie auch im Rathaus und in den großen Festsälen der Stadt präsentiert wurden.[7] Ungewöhnlich war darüber hinaus, dass auch Damen an den Veranstaltungen teilnahmen. Der KStV Germania war die einzige Korporation mit Damenfesten größeren Stils sowie eigenen Damenausflügen und Bällen.

Obwohl sich der Verein seit seiner Gründung als Gegenpol zu den in Münster bestehenden Korporationen sah, entsprach die politische Gesinnung seiner Mitglieder durchaus dem Zeitgeist und spiegelte deutlich die gesellschaftlichen Verhältnisse im Kaiserreich wider. Die Mitglieder beteiligten sich an Enthüllungen von Kaiserdenkmalen (z. B. an der Porta Westfalica im Wintersemester 1896/97) oder so genannten Kaiserkommersen der münsterischen Korporationen. Auch zeigte sich die "patriotische Gesinnung" durch die alljährliche "Rede auf Kaiser und Papst" zu den Stiftungsfesten.[8]

Dementsprechend hoch war auch die Beteiligung der Mitglieder an den Kämpfen des Ersten Weltkrieges, in dem 53 fielen oder als vermisst gemeldet wurden.

Nach dem Ersten Weltkrieg bis zur Auflösung (1919–1938)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Verein erlebte durch den Zulauf der rückkehrenden Kriegsteilnehmer einen so großen Mitgliederzuwachs, das schon 1919 eine Teilung notwendig wurde und die KStV Ravensburg entstand. Die Aktiven Germanen beteiligten sich den Zeitumständen entsprechend an verschiedenen Wehrverbänden um die kommunistischen Unruhen zu beenden, so auch 1920 an der Akademische Wehr Münster. Nachdem schon 1909 ein Bootshaus in Handorf erworben werden konnte, erfolgte endlich 1928 der Erwerb eines eigenen Hauses in der Wehrstraße 4, welches im Frühjahr 1929 eingeweiht wurde. Anlässlich des 65. Stiftungsfestes erfolgte die letzte Gründung einer Tochterverbindung mit der KStV Eresburg. Germania zählte zu dieser Zeit als eine der größten Studentenverbindungen Deutschlands mit rund 1000 lebenden Mitgliedern im WS 1930/31[9]. Durch die Nationalsozialistische Machtergreifung musste zum Ende des WS 1933/34 widerstrebend das Führerprinzip angenommen werden, und nach zunehmenden Druck erfolgte am 18. Mai 1935 die Auflösung der Aktivitas. 1937 schließlich wurde das Haus verkauft, bevor am 20. Juni 1938 auch der Altherrenverein durch Erlass des Reichsführers SS Himmler zur Auflösung gezwungen und enteignet wurde.

Von der Wiedergründung bis heute (ab 1946)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits 1946 trafen sich 19 Germanen in Hamm und gründeten den Altherrenverein neu. Zum SS 1947 erklärte sich eine Gruppe von 6 Studenten, darunter Söhne Alter Herren, zu einer neuen Aktivitas. Da jedoch Studentenverbindungen noch durch die Britischen Militärbehörden verboten waren, fungierte man offiziell als Katholischer Leseverein bis im Februar 1950 die offizielle Genehmigung erfolgte und die KStV Germania wieder unter alten Namen auftrat. Bereits 1957 konnte wieder ein Korporationshaus in der Gertrudenstraße 45 erworben werden, das bis 1960 vollständig bezogen wurde. Auch bei Germania hinterließ die 68er-Bewegung tiefe Spuren und im Jahre 1971 stand der Verein kurz vor der Auflösung, nachdem zwei Jahre keinerlei neue Mitglieder gewonnen werden konnten. Die Schwierigkeiten konnten aber gelöst werden, so dass Germania 2014 mit über 400 Teilnehmern das 150. Stiftungsfest begehen konnte[10].

Bekannte Mitglieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schriftsteller[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Iseke, Hermann – Dichter des Eichsfelds, auch bekannt unter dem Namen Emanuel Bimstein

Wissenschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Klaus Neuhaus: Studentenpostkarten aus Münster. Eine anschauliche Geschichte Münsteraner Studentenlebens. Schernfeld 1993, S. 40–43.
  • Festschrift zum 100. Stiftungsfest des KStV Germania Münster 1864–1964, Münster 1964.
  • Aloys Meister (Hrsg.): Hundert Semester Germania: 1864–1914 : Festschrift zur goldenen Jubelfeier des kath. Studenten-Vereins Germania, Coppenrath, Münster 1914.
  • Karl Hoeber: Handbuch für die Mitglieder des Verbandes der katholischen Studentenvereine Deutschlands. 2. Auflage, Verlag Bachem, Köln ohne Jahr, S. 145–147; 4. Auflage, Verlag Bachem, Köln 1921.
  • Mitgliederverzeichnis: Jahrbuch des Kartellverbandes der katholischen Studentenvereine Deutschlands (K.V.). 29. Jg. 1931, Berlin 1931.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. E. H. Eberhard: Handbuch des studentischen Verbindungswesens. Leipzig, 1924/25, S. 106.
  2. Die Chabos wissen, wer der Babo ist. In: Huffingtonpost. 24. Juni 2015, abgerufen am 5. Mai 2018.
  3. Geschichte der KStV Germania. Abgerufen am 26. Juli 2019.
  4. K.St.V. Germania: Hundert Semester Germania. Münster. 1914. S. 30.
  5. K.St.V. Germania: Hundert Semester Germania. Münster. 1914. S. 31.
  6. Kartellverband: Germania übernahm den Vorsitz, Westfälische Nachrichten vom 29. Oktober 1994.
  7. K.St.V. Germania: 100 Jahre Germania 1864–1964. Münster. 1914. S. 28–29.
  8. K.St.V. Germania: Hundert Semester Germania. Münster. 1914. S. 87.
  9. Michael Doeberl (Hrsg.): Das akademische Deutschland, Bd. 2: Die deutschen Hochschulen und ihre akademischen Bürger, Berlin 1931, S. 990.
  10. Festkommers mit Fahnen und Degen - 150 Jahre Katholischer Studentenverein Germania Münster. In: Westfälische Nachrichten. 1. Juni 2014, abgerufen am 5. Mai 2018.
  11. Dr. Wolfram Weiner: Who is Who der Katholiken: Ausgabe 2013/2014, Knaur eBook, 2012. ISBN 9783426417263, S. 1983