Kabinett Pétain I – Wikipedia

Philippe Pétain

Das erste Kabinett Pétain war eine Regierung der Dritten Französischen Republik. Es wurde am 16. Juni 1940 von Premierminister (Président du Conseil) Philippe Pétain gebildet und löste das Kabinett Reynaud ab. Es blieb bis zum 10. Juli 1940 im Amt. Die Regierung endete durch das Verfassungsgesetz vom 10. Juli 1940 (Loi constitutionnelle du 10 juillet 1940) und durch die Abstimmung über die konstitutionellen Vollmachten für Philippe Pétain (Vote des pleins pouvoirs constituants à Philippe Pétain), die am selben Tag in Vichy durchgeführt wurde.

Dem Kabinett gehörten die Parteien der Union nationale (Allparteienregierung) an: Parti républicain, radical et radical-socialiste (PRRRS), Section française de l’Internationale ouvrière (SFIO), Union socialiste républicaine (URS), Parti Démocrate Populaire (PDP) und Parti social français (PSF).

Kabinett[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diese Minister bildeten das Kabinett:

Unterstaatssekretäre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dem Kabinett gehörten folgende Sous-secrétaires d’État an:

Historische Einordnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Regierung Pétain wurde kurz nach der Besetzung von Paris durch deutsche Truppen gebildet.

Am 17. Juni 1940 erklärte Pétain, dass man versuchen müsse, den Kampf einzustellen („il faut tenter de cesser le combat“).[10] Charles de Gaulle reiste an diesem Tag im Auftrag Paul Reynauds nach London und traf dort auf Winston Churchill.[11] Am 18. Juni antwortete De Gaulle auf Pétain mit seinem Aufruf vom 18. Juni.[11][A 1] Am 21. Juni reisten Parlamentarier mit der Massilia nach Nordafrika, um dort den Kampf fortzusetzen; sie wurden bei ihrer Ankunft festgenommen.

Am 22. Juni 1940 unterzeichnete General Charles Huntziger den Waffenstillstand von Compiègne. Frankreich wurde in eine besetzte und eine unbesetzte Zone aufgeteilt.[A 2] Seine Truppen wurden demobilisiert. Es musste Besatzungskosten zahlen. Die Kriegsgefangenen (1,8 Millionen) wurden nicht freigelassen.[12] Pierre Laval trat in die Regierung ein.[13]

Am 23. Juni 1940 erklärte die britische Regierung, dass sie den Waffenstillstand verurteilt und die französische Regierung in Bordeaux nicht mehr als die eines unabhängigen Landes anerkennt; sie nahm den Plan zur Kenntnis, ein französisches Nationalkomitee für die Fortsetzung des Krieges zu bilden.[14]

Am 24. Juni 1940 schlossen Italien und Frankreich einen Waffenstillstand ab, in dessen Folge Italien einen Teil Frankreichs besetzte.[A 3] Das Linienschiff Massilia, das am 21. Juni mit 27 Parlamentariern an Bord in Richtung Casablanca gestartet war, kam dort an. Die Parlamentarier, darunter Édouard Daladier und Pierre Mendès France, wollten den Kampf von Nordafrika aus fortsetzen. Sie wurden bei ihrer Ankunft als Deserteure verhaftet.[A 4]

Die Regierung bezog am 1. Juli 1940 Vichy als neuen Regierungssitz und berief am 2. Juli 1940 das Parlament ein.

Nachdem die britische Regierung mit der Operation Catapult Teile der französischen Marine neutralisiert hatte, bombardierten am 3. Juli britische Verbände den Rest der französischen Flotte in Mers-el-Kébir. Am 4. Juli 1940 brach die französische Regierung die diplomatischen Beziehungen zum Vereinigten Königreich ab.[15]

Pierre Laval verlässt das Casino von Vichy am 10. Juli 1940

Mit dem Verfassungsgesetz vom 10. Juli 1940 wurden Marschall Pétain weitreichende Vollmachten ausgestellt und die Dritte Französische Republik beendet. Das Verfassungsgesetz, das von der Nationalversammlung, also gemeinsam von Abgeordnetenkammer und Senat beschlossen wurde, wurde mit 569 gegen 80 Stimmen angenommen.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Der Appell vom 18. Juni 1940 war die erste Rede, die General de Gaulle im Londoner Radio auf den Wellen der BBC hielt. Die Rede war eine Antwort auf die Radioansprache von Marschall Pétain vom 17. Juni 1940, die dieser am Vortag um 12.20 Uhr gehalten hatte, als er Ratspräsident geworden war. Siehe hierzu auch weiterführend fr:Appel du 18 Juin in der französischsprachigen Wikipédia.
  2. siehe hierzu auch weiterführend fr:Zone occupée und fr:Zone libre in der französischsprachigen Wikipédia.
  3. Siehe hierzu weiterführend die beiden Artikel in der französischsprachigen Wikipédia fr:Armistice du 24 juin 1940 und fr:Zone d'occupation italienne en France
  4. Siehe hierzu weiterführend, auch mit den Namen aller Personen, in der französischsprachigen Wikipédia fr:Massilia (paquebot)#Seconde Guerre mondiale

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Angaben zu Yves Bouthillier in der Datenbank der Bibliothèque nationale de France.
  2. Angaben zu Louis Colson in der Datenbank der Bibliothèque nationale de France.
  3. Angaben zu Charles Frémicourt in der Datenbank der Bibliothèque nationale de France.
  4. Charles Pomaret. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 10. März 2024 (französisch).
  5. Albert, Marc Chichery. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 10. März 2024 (französisch).
  6. André Février. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 10. März 2024 (französisch).
  7. Rivière, Albert, Marcel Yvon. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 10. März 2024 (französisch).
  8. Angaben zu Jean Prouvost in der Datenbank der Bibliothèque nationale de France.
  9. Angaben zu Raphaël Alibert in der Datenbank der Bibliothèque nationale de France.
  10. Gilles Ragache: 1940 « La guerre détraquée ». Aubier, 1928, ISBN 978-2-403-00122-8, S. 161 (google.fr).
  11. a b Jean-Pierre Besse und Claude Pennetier: Juin 40, la négociation secrète. Editions de l'Atelier, Ivry-sur-Seine 2006, ISBN 978-2-7082-3866-4 (google.de).
  12. Philippe Valode: Le destin des hommes de Pétain. Nouveau Monde éditions, ISBN 978-2-36583-989-1.
  13. ean Cluzel und René Monory: L'Indispensable Sénat. Economica, 1997, ISBN 978-2-402-01388-8 (google.de).
  14. Henri Michel: Histoire de la France libreQue sais-je ? Presses universitaires de France, 1979, ISBN 978-2-13-065837-5 (google.de).
  15. Marcel Delgiame-Fouché, Henri Noguères, Jean-Louis Vigier: Histoire de la Résistance en France : La première année : juin 1940-juin 1941, vol. 1. Robert Laffont, ISBN 978-2-221-21200-4 (google.de).