Kai Gniffke – Wikipedia

Kai Gniffke (2018)

Kai Ulrich Gniffke (* 20. November 1960 in Frankfurt am Main) ist ein deutscher Rundfunkfunktionär (SPD) und Journalist. Er war von 2006 bis 2019 „Erster Chefredakteur“ von ARD-aktuell und somit auch der Tagesschau und der Tagesthemen. Seit 1. September 2019 ist er Intendant des Südwestrundfunks (SWR) und in der Nachfolge von Tom Buhrow seit 1. Januar 2023 Vorsitzender der ARD.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gniffke wuchs im Dorf Trittscheid in der Eifel auf. Sein Abitur absolvierte er 1979 am Geschwister-Scholl-Gymnasium Daun.[2][3] Anschließend studierte er an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Goethe-Universität Frankfurt am Main 22 Semester Politikwissenschaft, Öffentliches Recht und Soziologie, begleitet von diversen Nebenjobs und journalistischen Praktika. Seinen Arbeitsschwerpunkt bildete die Geschichte der Arbeiterbewegung. Mit einer Arbeit über den Frankfurter SPD-Politiker Max Quarck (1860–1930) promovierte Gniffke 1992 bei Iring Fetscher zum Dr. phil.[2][4]

Bereits während des Studiums arbeitete Gniffke beim damaligen Südwestfunk (SWF),[2] 1992 wurde er Reporter und später Schlussredakteur der SWF-Fernsehnachrichten in Mainz. Ab 1995 war er landespolitischer Korrespondent des SWF in Rheinland-Pfalz sowie von 1996 bis 1998 Reporter, Planer und Senderedakteur beim landespolitischen Magazin Politik Südwest.[5] Der SWF fusionierte 1998 mit dem SDR zum Südwestrundfunk (SWR). Anschließend war Gniffke von 1999 bis 2003 als Redaktionsleiter ARD-aktuell[6] für die Zulieferungen des SWR Mainz für Sendungen der ARD wie z. B. Tagesschau und Tagesthemen verantwortlich. Parallel hatte er ab Oktober 2000 einen Lehrauftrag an der Universität Mainz.[7] Zudem lehrte er ab 2002 als Trainer an der Zentralen Fortbildung der Programm-Mitarbeiter (ZFP) von ARD und ZDF[5] bzw. ab 2007 an der daraus hervorgegangenen ARD.ZDF medienakademie.[8]

Gniffke wechselte 2003 als Zweiter Chefredakteur von ARD-aktuell und Chef des Teams Tagesthemen nach Hamburg. Im Januar 2006 übernahm er als Nachfolger von Bernhard Wabnitz den Posten des Ersten Chefredakteurs von ARD-aktuell.[9][10] Damit war er bis 2019 u. a. für die Tagesschau, die Tagesthemen und tagesschau.de verantwortlich.[6] Er gehörte zu den Mitbegründern und Autoren des Tagesschau-Blogs, der 2007 mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet wurde. Die von Gniffke eingeführte Tagesschau-App erhielt 2012 den Publikumspreis des Grimme Online Award.[11] In die Kritik geriet er 2014 im Zusammenhang mit Vorwürfen einer tendenziösen Berichterstattung über den Euromaidan und den Krieg in der Ostukraine in den ARD-Nachrichtensendungen. Gniffkes Reaktion auf eine Rüge des ARD-Programmbeirats charakterisierte Alexander Krei vom Branchendienst DWDL.de als „ungewohnt selbstkritisch“.[12] Dem Medienjournalisten Stefan Winterbauer von Meedia zufolge war sie hingegen „voller Eigenlob, durchdrungen von einem Unfehlbarkeitshabitus und einer schwer erträglichen Arroganz.“[13] Der bei ARD-aktuell federführende Norddeutsche Rundfunk verlängerte Gniffkes Vertrag als Chefredakteur 2015,[9] er hatte die Position bis August 2019 inne.

Neben der SWR-Landessenderdirektorin von Baden-Württemberg Stefanie Schneider bewarb sich Gniffke 2019 um die Nachfolge von Peter Boudgoust als Intendant des Südwestrundfunks. Der Rundfunkrat und der Verwaltungsrat des SWR entschieden sich am 23. Mai 2019 im zweiten Wahlgang für Gniffke.[14] Er trat das Amt zum 1. September 2019 an.[10] Die Hochschule Mittweida ernannte ihn im August 2019 zum Honorarprofessor für Journalismus in der digitalen Transformation.[7][15] Gniffke zählte 2022 mit einem Jahresgehalt von 379.701 Euro zu den am besten verdienenden Funktionären des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Nur WDR-Intendant Tom Buhrow erhielt ein höheres Gehalt.[16]

Am 8. Dezember 2023 wurde er für eine zweite Amtszeit als SWR-Intendant, die vom 1. September 2024 bis 31. August 2029 läuft, in seinem Amt bestätigt.[17] Die Wiederwahl wurde in den Medien kritisiert, da er der einzige Kandidat war, das Wahlverfahren als intransparent angesehen wird und politische Einflussnahme aufgrund von Gniffkes SPD-Mitgliedschaft befürchtet wird.[18]

Seit seiner Studienzeit Anfang der 1980er Jahre ist Gniffke Mitglied der SPD.[2][19]

Kai Gniffke ist Enkel von Erich Gniffke.

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Volksbildung in Frankfurt am Main 1890–1990. Kramer, Frankfurt a. M. 1990.
  • Genosse Dr. Quarck. Max Quarck – Publizist, Politiker und Patriot im Kaiserreich. Kramer, Frankfurt a. M. 1999.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kai Gniffke – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. SWR Aktuell vom 1. Januar 2023: Reformen, Transformation und neue Wege. Neuer ARD-Vorsitzender Gniffke: "Mehr Kooperation ist das Gebot der Stunde", abgerufen am 1. Januar 2023.
  2. a b c d Kai Gniffke im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
  3. Website des Geschwister-Scholl-Gymnasiums (Memento vom 29. September 2007 im Internet Archive)
  4. Walter van Rossum: Die Tagesshow - Wie man in 15 Minuaten die Welt unbegreiflich macht, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2007, S. 50.
  5. a b ARD Presse: Kai Ulrich Gniffke neuer Zweiter Chefredakteur bei ARD-aktuell. Presseportal, 4. Februar 2003.
  6. a b Prof. Dr. Kai Gniffke, Intendant; Biografie auf der Internetpräsenz des SWR.
  7. a b Kai Gniffke, SWR, Hochschule Mittweida. In: Medienkorrespondenz, 14. September 2019.
  8. Norddeutscher Rundfunk: ARD-aktuell Chefredaktion: Verträge von Kai Gniffke und Thomas Hinrichs verlängert bis 2011. Presseportal, 9. Mai 2008.
  9. a b Kai Gniffke, ARD-aktuell. In: Medienkorrespondenz, 30. Oktober 2015.
  10. a b Neuer SWR-Intendant: Kai Gniffke übernimmt das Ruder. 2. September 2019, archiviert vom Original am 2. September 2019; abgerufen am 2. September 2019.
  11. Kai Gniffke, Tagesschau, Re:publica.
  12. Alexander Krei: "Hinterher ist man halt schlauer" – Ukraine-Konflikt: Gniffke übt sich in Selbstkritik. In: DWDL.de, 30. September 2014.
  13. Stefan Winterbauer: Dr. Kai Gniffke, die Ukraine und die Arroganz der “Tagesschau”. In: Meedia, 30. September 2014.
  14. Südwestrundfunk: Kai Gniffke ist neuer SWR-Intendant. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 23. Mai 2019]).
  15. Prominente Neuprofessoren an der Fakultät Medien. In: hs-mittweida.de. 20. August 2019, abgerufen am 11. Februar 2021.
  16. Stuttgarter Zeitung, Stuttgart Germany: Kai Gniffke: SWR-Intendant gehört zu Top-Verdienern innerhalb der ARD. Abgerufen am 20. Oktober 2023.
  17. SWR Intendant Kai Gniffke wiedergewählt
  18. https://www.telepolis.de/features/Wiederwahl-von-SWR-Chef-Kai-Gniffke-Wie-Sender-ihre-Paepste-waehlen-9570795.html
  19. Rüdiger Soldt: Nimm zwei und nicht vier. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 22. März 2019 (faz.net [abgerufen am 29. März 2019]).