Karl Ritter (Regisseur) – Wikipedia

Karl Ritter (1975)
Karl Ritter

Karl Ritter (* 7. November 1888 in Würzburg; † 7. April 1977 in Buenos Aires, Argentinien) war ein deutscher Illustrator, Werbegrafiker, Regisseur, Drehbuchautor und Filmproduzent.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karl Ritters Mutter war Opernsängerin, sein Vater Professor am Konservatorium. Nach dem Abitur wurde Karl Ritter Berufsoffizier in der bayerischen Armee.

Ein Besuch auf der ILA 1909 in Frankfurt am Main brachte ihn 1910 auf den Gedanken, es mit dem Bau eines Flugzeuges zu versuchen. Dazu ermuntert wurde er durch Paul Gans, den Vater von Margot Gans, die später mit Ernst Udet flog. Paul Gans war zu jener Zeit gerade dabei, auf dem Münchner Oberwiesenfeld die bayerische Flugschule einzurichten, und versprach dem jungen Flugzeugenthusiasten, ihm bei den Flugversuchen zu helfen.

Karl Ritter als junger Offizier (1911)

Ritter begann im Winter 1910 mit Hilfe seines Bataillonskommandeurs das Flugzeug zu konstruieren. Ende Februar 1911 flog Ritter zum ersten Mal seinen neuen Schulter-Eindecker, und am 30. September dieses Jahres legte er vor dem Deutschen-Luftschiffer-Verband seine Flugprüfung erfolgreich ab. Er bekam den deutschen Flugschein Nr. 121.

Karl Ritters Flugschein
Karl Ritter mit seiner Frau Erika nach seiner bestandenen Flugprüfung am 30. September 1911

Fünf Tage vor seiner Fliegerprüfung heiratete er die ein Jahr ältere Erika, geb. Ritter (keine Verwandtschaft), eine Großnichte Richard Wagners. Kaum zurück, bekam er die Nachricht, dass die bayerische Armee verordnet hatte, dass es verheirateten Offizieren fortan untersagt war, sich der Militärfliegerei zu widmen. Ritter musste somit bei den Pionieren bleiben, einer Waffengattung, bei der er zum Major befördert wurde. Er hat das Fliegen nicht aufgegeben und gehörte bis zu seinem Lebensende der Traditionsgemeinschaft Alter Adler an.

Nach Kriegsende begann er in München ein Architekturstudium und wandte sich dann der Malerei und Grafik zu. Als Illustrator wirkte er 1920 und 1921 an der Zeitschrift Der Orchideengarten mit.[1] Durch die Familie seiner Frau für den Nationalsozialismus begeistert, trat er am 19. Oktober 1925 der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 23.040).[2][3]

1924 gründete er die "Bayerische Sportflug" GmbH.[4] Zweck der gemeinnützigen Gesellschaft war laut Handelsregistereintrag die "Förderung der deutschen und bayerischen Sportfliegerei. Sie hat die Errichtung von Sport- und Werbeflugunternehmungen und die Beteiligung an solchen sowie Geschäfte jeder Art, die der Finanzierung der Unternehmungen dienen, zum Gegenstand, ferner die Sammlung und Verwaltung von Spenden zur Förderung des Sportflugs".

1925 hatte er seinen ersten Kontakt mit dem Film als Werbegrafiker für die Südfilm AG in Berlin. Ihm wurde die Produktionsleitung verschiedener Filme übertragen und er begann Drehbücher zu schreiben. Auch sein Bruder Rudo Ritter, eigentlich Komponist, schrieb zum Broterwerb Drehbücher. 1932 wurde er Produktionschef der „Reichsliga“, für die er im selben Jahr einen Kurzfilm mit Karl Valentin drehte. 1933 engagierte ihn die Ufa als Produzenten; sein erster Film in dieser Eigenschaft war Hitlerjunge Quex (1933), einer der wenigen Nazi-Filme, die offen für einen Beitritt zur Hitlerjugend warben. Als Regisseur wählte er Hans Steinhoff, der neben ihm und Veit Harlan zu einem der am meisten exponierten Regisseure des Dritten Reichs wurde.

1936 begann Ritter seine Karriere als Regisseur mit der Komödie Weiberregiment. Aufgrund einer Anweisung Goebbels’, Schauspieler und Regisseure in die Direktion der Filmproduktionsfirmen aufzunehmen, um so die Qualität der deutschen Filme zu verbessern, wurde Ritter 1937 gemeinsam mit den Schauspielern Eugen Klöpfer, Paul Hartmann, Mathias Wieman und dem Regisseur Carl Froelich in den Aufsichtsrat der Ufa berufen. 1938 wurde Ritter aus Anlass seines 50. Geburtstages zum Professor an der Filmakademie in Potsdam-Babelsberg berufen.[5] In den nächsten Jahren war er einer der am meisten beschäftigten Regisseure von NS-Propagandafilmen wie Patrioten, Pour le Mérite, GPU und Kadetten. Daneben drehte er Musik-Komödien wie Capriccio (mit Lilian Harvey) und Bal paré. Die letzten Produktionen der nationalsozialistischen Filmwirtschaft, an denen Ritter beteiligt war, waren Wolfgang Liebeneiners Das Leben geht weiter und Gerhard Lamprechts Kamerad Hedwig, die bei Kriegsende unvollendet blieben.

Gegen Ende des Krieges wurde Ritter zur Luftwaffe eingezogen und geriet in sowjetische Kriegsgefangenschaft, aus der er nach Bayern fliehen konnte. Bei der Entnazifizierung wurde er als Mitläufer eingestuft und erhielt deshalb in der französischen Besatzungszone keine Drehlizenz. Im Mai 1949 ging er mit seiner Familie nach Argentinien, wo ihm auf Vermittlung Winifred Wagners durch dort lebende Deutsche der Aufbau einer Filmproduktion ermöglicht werden sollte. Für die Eos-Film in Mendoza drehte er 1950/51 unter Mitwirkung zahlreicher anderer Deutscher, darunter seiner drei Söhne, den Film El Paraíso, der 1953 veröffentlicht wurde, jedoch erfolglos blieb.[6]

Karl Ritter mit seinem ältesten Sohn Heinz (1954)
Karl Ritter mit der Fliegerin Hanna Reitsch (1968)

Im Juni 1953 kehrte Ritter in die Bundesrepublik zurück. In Wiesbaden drehte er Staatsanwältin Corda, die Geschichte einer Anwältin, die sich in einen Angeklagten verliebt; die Hauptrolle spielte Paul Klinger. Mit seiner zweiten Produktion Ball der Nationen kehrte er zum Genre der leichten Musikkomödie zurück, wobei es zu der ungewöhnlichen Zusammenarbeit von Zsa Zsa Gabor mit Gustav Fröhlich und Alexander Golling kam. 1955 gründete er die „Karl Ritter Filmproduktion GmbH“ und verkündete seinen Plan, Frank Wedekinds Drama Die Büchse der Pandora zu verfilmen. Das Projekt kam jedoch nicht zustande.

Trotz seines Glaubens an „die Gesundung des deutschen Films“ und seines Bemühens, „Filme zu gestalten, deren Themen Weltgültigkeit haben“, konnte Ritter sich in der bundesdeutschen Filmindustrie nicht durchsetzen. Er kehrte schließlich nach Argentinien zurück, wo er 1977 starb.

Ritter hatte drei Söhne: Heinz (1912–1958), Gottfried und Hans.[5]

Filmografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gerke Dunkhase: Karl Ritter. In: Hans-Michael Bock (Hrsg.): CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film. Lfg. 1. Edition text + kritik, München 1984.
  • William Gillespie: Karl Ritter. His Life and „Zeitfilms“ under National Socialism. Expanded 2nd Edition. German Films Dot Net Publishers, 2014. ISBN 978-0-9808612-2-8.
  • William Gillespie: The Making of The Crew of the Dora (Besatzung Dora). German Films Dot Net Publishers, 2016. ISBN 978-0-9808612-3-5.
  • Wolfgang Jacobsen: Ritter, Karl Hermann Josef. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-11202-4, S. 666–668 (Digitalisat).
  • Ernst Klee: Karl Ritter. In: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5.
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 6: N – R. Mary Nolan – Meg Ryan. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 554 f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Karl Ritter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Adolf Sennewald: Deutsche Buchillustratoren im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Materialien für Bibliophile. Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 1999, ISBN 3-447-04228-1, S. 160 (Google Books)
  2. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/35091953
  3. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 489.
  4. Eintrag im Münchener Handelsregister am 11. März 1925
  5. a b Biografie (Memento vom 16. Oktober 2017 im Internet Archive) auf film-zeit.de, aufgerufen am 25. Dezember 2020.
  6. El Paraíso bei IMDb