Karl Witti – Wikipedia

Karl Witti (* 1947 in Miesbach; † 2. Januar 2022 in Eresing[1]) war ein deutscher Zeichner, Kunst- und Theatermaler.

Biografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karl Witti studierte von 1967 bis 1972 an der Akademie der Bildenden Künste in München und wurde anschließend Zeichenlehrer an der Berufsfachschule für Holzbildhauer und Schnitzer in Oberammergau. Nach kurzer Zeit quittierte er die beamtete Stellung und arbeitet seither als freischaffender Künstler und Theatermaler, u. a. für das Volkstheater München, Residenztheater München, die Münchener Kammerspiele und das ZDF. 1990, 2000 und 2010 leitete Karl Witti die Bühnenmalerei für die Oberammergauer Passionsspiele, im Jahr 2000 in Zusammenarbeit mit Alfons Ostermeier und Hans Reindl (Bühnenbildentwürfe: Stefan Hageneier).

In seinen zeichnerischen Werkreihen thematisiert Witti die utopische Einheit von Mensch und Natur, ein postindustrielles Arkadien im Kontext politischer und gesellschaftlicher Themen, von Naturzerstörung und Klimawandel, die an die Vorstellungswelt von Jean-Jacques Rousseau und Henry David Thoreau erinnern. Weitere Arbeitszyklen, beeinflusst durch Franz Kafka und Günter Eich, interpretieren historische Themen und Persönlichkeiten aus einer verfremdeten Zeitperspektive. Die Bilder erzählen „Geschichten“ die oft mit einer poetischen Bildinschrift korrelieren und den Zeichnungen einen romantischen Akkord verleihen. Das Hintergrundmotiv ist die sanfte, lautlose Rückeroberung bewohnter Stätten durch die Kräfte der Vegetation. Witti konstruiert eine fiktive Zukunft, in welcher unsere Zivilisation nur noch eine ferne Erinnerung ist und die zeitlose Ordnung der Natur wiederhergestellt ist. Über die Bildgegenstände legt sich eine mythische Bedeutungsebene[2]: So sind zum Beispiel Vögel immer Boten der Freiheit und Autobahnen Symbole der Gegenwart. Seine symbolischen Landschaften prägen intensive Recherchen über nomadische Ethnien und bedrohte Völker, die mit der Natur leben, ohne von ihr Besitz ergreifen zu wollen, und Naturstudien im Pflaumdorfer Moos an seinem Wohnort in Eresing. Über die Jahre ist ein komplexer Bildkanon entstanden, der Widerspruchsgeist und Sinnsuche seiner Generation spiegelt.

Werkprozess[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Die teils fotorealistischen Arbeiten sind mit leicht zirkulierendem Bleistift gezeichnet. Unzählige Rotationen ergeben den ersten „Abdruck“ des Bildes, der sich mit einer überbelichteten Fotografie vergleichen lässt. In weiteren Arbeitsgängen werden die Flächen verdichtet, bis eine Skala von sublimen Abstufungen von tiefschwarzen bis zarten Grautönen entsteht. Nicht das Formale, sondern das Formulierte steht im Vordergrund. In neueren Arbeiten setzte Witti verstärkt Farbe ein“.[3]

Werkreihen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Baumbilder
  • Baumgedichte
  • Verwandlungen
  • Die Wiederkehr der großen Wälder
  • Ein Brief aus Samarkand
  • Herr Matthias Kneißl fährt nach Amerika
  • Ularuasien
  • Gegenwelten – eine Zeitreise in die Jugend
  • Anderswelt

Öffentliche Sammlungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neues Stadtmuseum Landsberg am Lech

Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausstellungen u. a. in München (Kunstsalon, Kunstpavillon), Landsberg am Lech (Stadtmuseum), Augsburg (Große schwäbische Kunstausstellung, Abraxas).

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kunstpreis des Landkreises Landsberg am Lech 2018[4]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christian Burchard: Karl Witti (1967–2022). Maler der Wiederkehr der Wälder – ein Nachruf. In: Landsberger Geschichtsblätter, 121. Jahrgang 2023, Landsberg am Lech, S. 104–109.
  • Karl Witti: Der Brief aus Samarkand, Grafiknovelle, herausgegeben von Hans Ruoff, EOS Verlag, Sankt Ottilien 2022, ISBN 978-3-8306-8138-0
  • Christian Burchard: Karl Witti – Neue Mythen. Werkeinführung und kommentiertes Werkverzeichnis 1963–2015, EOS Verlag, Sankt Ottilien 2015 (264 S.), ISBN 978-3-8306-7747-5.
  • Hartfrid Neunzert (Hrsg.): Karl Witti. Gegenwelten. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Neuen Stadtmuseum Landsberg am Lech, Schriftenreihe Kunstgeschichtliches aus Landsberg am Lech Nr. 36/2007, ISSN 0931-2722
  • Christian Burchard: Wie der Himmel für Oberammergau entsteht, in: AVISO. Zeitschrift für Wissenschaft und Kunst in Bayern, Heft 3/2010, S. 40–43.
  • Claus-Peter Lieckfeld: Erzählbilder. Karl Witti – ein magischer Realist aus Oberbayern, MAGDA. Das Magazin der Autoren, http://www.magda.de/erzaehlbilder/

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Landsberger Kunstpreisträger Karl Witti aus Eresing ist gestorben. In: Augsburger Allgemeine, 3. Januar 2022, abgerufen am 4. Januar 2022.
  2. Vgl. Christian Burchard: Karl Witti – Neue Mythen. Werkeinführung und kommentiertes Werkverzeichnis. St. Ottilien 2015, S. 19.
  3. Vgl. Christian Burchard: Karl Witti – Neue Mythen. Werkeinführung und kommentiertes Werkverzeichnis. St. Ottilien 2015, S. 13.
  4. Minka Ruile: Der zeichnende Bildhauer. In: Landsberger Tagblatt. 16. April 2018 (landkreis-landsberg.de [abgerufen am 22. März 2020]).