Kettenkirche – Wikipedia

Leonhardskirche in Gellmersbach

Die Kettenkirche ist eine heute noch vereinzelt in Bayern und Österreich anzutreffende Kirchengestaltung mit einer eisernen Kette, die als Fassadenschmuck das Gebäude umschließt. Die Kirchen werden entweder dauerhaft oder zeremoniell am 6. November, dem Gedenktag des heiligen Leonhard von Limoges, mit eisernen Ketten umspannt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Leonhard von Limoges gehört mancherorts zu den Vierzehn Nothelfern. Der Heilige war Eremit und gründete das Kloster Noblac bei Limoges, als dessen Abt er 559 starb. Nach der Legende half er einer Merowingerkönigin in Geburtsnöten und erbat als Gegenleistung dafür die Freilassung von Gefangenen, wodurch er zum Schutzpatron aller Angeketteten wurde. Im 11. Jahrhundert breitete sich seine Verehrung im zirkumalpinen Raum aus. Da die Kette auch als Viehkette gesehen wurde, wurde Leonhard auch als Schutzheiliger für Bauernanliegen wie Vieh und Wetter verehrt. Darauf verweisen Volksbräuche wie die Leonhardifahrten oder Leonardiritte mit Pferdesegnung sowie eiserne Votivgaben in Form von Tieren.

Die eisernen Votivgaben wurden früher in Ketten umgearbeitet und um die Kirchen gespannt. Dieser kultischen Fesselung liegt, so vermuten Volkskundler, eine uralte Vorstellung zu Grunde: Die Ketten sollen dämonischen Einfluss abhalten.

Leonhardskirche in Tholbath
Leonhardskirche in Ganacker, Detailansicht

Kettenkirchen mit dem Patrozinium St. Leonhard befinden sich unter anderem in:

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Günther Kapfhammer: St. Leonhard zu Ehren. Vom Patron der Pferde. Von Wundern und Verehrung. Von Leonhardifahrten und Kettenkirchen. Rosenheimer Verlag, Rosenheim 1977, ISBN 3-475-52196-2.
  • Leopold Kretzenbacher: Kettenkirchen in Bayern und in Österreich. Vergleichend-volkskundliche Studien zur Devotionalform der cintura an Sakralobjekten als kultisches Hegen und magisches Binden (= Bayerische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse. Abhandlungen NF 76). Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften u. a., München 1973, ISBN 3-7696-0071-1.