Miriam Makeba – Wikipedia

Miriam Makeba

Miriam Makeba (* 4. März 1932 im Township Prospect, Johannesburg; † 10. November 2008 in Castel Volturno, Italien) war eine südafrikanische Sängerin und eine Vertreterin der Weltmusik. Sie kämpfte seit ihrem Exil 1960 gegen die damalige Apartheid-Politik Südafrikas und setzte sich für die Menschenrechte ein.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jugend und erste Erfolge in Südafrika[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Miriam Makeba kam als Kind der Haushaltshilfe und Heilerin Zenzi Makeba, einer Swasi, sowie des Lehrers Caswell Makeba, eines Xhosa, auf die Welt. Sie war das jüngste Kind und hatte drei Schwestern und einen Bruder. Ihr Geburtsort Prospect Township war ein innerstädtischer Slum im Osten Johannesburgs, der 1936 abgerissen wurde.[1] Wenige Wochen nach ihrer Geburt musste ihre Mutter eine sechsmonatige Gefängnisstrafe verbüßen, so dass Miriam Makeba diese Zeit ebenfalls im Gefängnis verbrachte. Ihr Vater starb, als sie sechs Jahre alt war. Makeba besuchte acht Jahre lang das Kilnerton Training Institute, eine Primarschule in Pretoria, wo sie auch im Chor sang. Nach dem Schulbesuch arbeitete sie wie ihre Mutter bei Weißen als Haushaltshilfe. Im Jahr 1949 heiratete sie ihren Jugendfreund James „Gooli“ Kubay[2] und 1950 brachte sie ihre einzige Tochter Bongi Makeba zur Welt.[3] Im Folgejahr wurde die Ehe geschieden.

Ihre musikalische Laufbahn begann Miriam Makeba als Sängerin in den Gruppen Cuban Brothers und Manhattan Brothers, mit denen sie 1953 ihre erste Single als Solistin aufnahm, Lakutshona Ilanga.[4] Nachdem sie (vermutlich 1954) in Alf Herberts Show African Jazz and Variety mit Dorothy Masuka, Dolly Rathebe und Lionel Pillay auf Tournee war, trat sie 1955 wieder mit den Manhattan Brothers auf. Es entstanden erste Aufnahmen unter eigenem Namen. 1956 gründete sie die Gesangsgruppe The Skylarks (deutsch etwa: „Die Lerchen“), die nur aus Frauen bestand; erste Aufnahmen entstanden (noch als The Sunbeams) mit ihrer Halbschwester Mizpah und Johanna Radebe; seit 1957 trat sie mit den Skylarks im Quartett (bald mit Mummy Girl Nketle, Mary Rabotapi und Abigail Kubeka) auf.[5]

1959 heiratete sie den indischstämmigen Jazzsänger Sonny Pillay.[3] Im selben Jahr war sie die Hauptdarstellerin in dem erfolgreichen Musical King Kong. Dort war auch der Jazzmusiker Hugh Masekela engagiert. Ebenfalls 1959 spielte sie eine kleine Rolle als Shebeen-Sängerin in Lionel Rogosins Anti-Apartheid-Film Come Back, Africa, der internationales Aufsehen erregte.[5]

Jahrzehnte im Exil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Makeba (1969)

Makeba wurde in Folge ihres Filmauftritts zur Premiere des Films auf den Internationalen Filmfestspielen nach Venedig eingeladen.[5] Anschließend war sie Gast in der Steve Allen Show, einer Fernsehshow in den USA. Kurz nachdem sie ihre Tochter in die USA geholt hatte, starb ihre Mutter. Die südafrikanischen Behörden verweigerten ihr die Einreise zur Beerdigung. Harry Belafonte half ihr bei der Umsiedlung in die USA und bei ersten Auftritten in Los Angeles und New York. Damit begann ihre Weltkarriere. Makebas größter internationaler musikalischer Erfolg ist das auf isiXhosa geschriebene Lied Pata Pata (1967). Dieses Lied schaffte es auf Platz 12 der US-amerikanischen Charts und bis auf Platz 14 in der bundesdeutschen Hitparade. Zu ihren weiteren bekannten Liedern zählen The Click Song, Malaika, Soweto Blues sowie eine Version von Mbube (The Lion Sleeps Tonight), die sie unter anderem auf der Feier zum 45. Geburtstag John F. Kennedys im Madison Square Garden am 19. Mai 1962 sang.

1963 sprach sie erstmals vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen und verlangte den Boykott des südafrikanischen Apartheid-Regimes.[6] In der Folge wurde ihr von der südafrikanischen Regierung die Staatsbürgerschaft aberkannt; ihre Schallplatten wurden in Südafrika verboten.[7] Von 1964 bis 1966 war sie mit Hugh Masekela verheiratet, mit dem sie auch zusammen auftrat. 1968 heiratete sie den Bürgerrechtler und Black-Panther-Aktivisten Stokely Carmichael. Daraufhin wurden sie vom FBI überwacht; die Platten- und Tourneeverträge wurden gekündigt, so dass das Ehepaar nach Guinea auswanderte, wo Makeba bereits 1963 nach der Ausbürgerung aus Südafrika die Staatsangehörigkeit zuerkannt worden war.[7]

Dort wurden Miriam Makeba und ihr Mann gute Freunde von Präsident Ahmed Sékou Touré und seiner Frau. Neben der guineischen erhielt Makeba auch die algerische Staatsbürgerschaft.[8] Im Herbst 1974 trat sie mit James Brown, B. B. King, The Spinners und The Crusaders auf einem Großkonzert in Kinshasa im afrikanischen Zaire auf. Es war Teil des Rahmenprogramms für den historischen Boxkampf Rumble in the Jungle („Der Kampf im Dschungel“) zwischen George Foreman und Muhammad Ali.

1978 wurde die Ehe von Makeba und Carmichael geschieden.[3] Miriam Makeba wurde dann Zweitfrau von Bageot Bah, einem belgischen Muslim, der Angestellter einer Luftfahrtgesellschaft war.[3]

Bongi Makeba starb 1985 in Guinea, worauf Miriam Makeba nach Brüssel zog.[9] 1987 begleitete sie Paul Simon weltweit auf seiner Graceland-Tour und sang mit ihm im Duo Under African Skies (dokumentiert in Simbabwe). 1988 trat sie zusammen mit Hugh Masekela beim Nelson Mandela 70th Birthday Tribute Concert in London auf.

Rückkehr nach Südafrika[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Miriam Makeba mit Dizzy Gillespie (1991)

Nach drei Jahrzehnten Exil in den USA, Guinea und Belgien kehrte sie im Juni 1990, auf Bitte von Nelson Mandela, nach Südafrika zurück und lebte ab Dezember 1990 wieder in Johannesburg.[7]

1991 ging sie mit dem Jazztrompeter Dizzy Gillespie auf Tour, 1992 war sie an der Seite von Whoopi Goldberg in der Verfilmung des Musicals Sarafina! zu sehen. Sie wurde zur Goodwill-Botschafterin Südafrikas bei den Vereinten Nationen ernannt. 2004 gründete sie den ZF Makeba Trust, um ihr Vermächtnis zu sichern. Zu diesem Trust gehört das Miriam Makeba Rehabilitation Centre for Abused Girls, das missbrauchten Mädchen Schutz bietet. Am 26. September 2005 erklärte Miriam Makeba ihren Abschied von der Bühne. Eine letzte Welttournee führte sie noch durch die USA, Kuba, Brasilien, Venezuela, Skandinavien und Deutschland. Am 25. Mai 2006 gab Miriam Makeba auf dem 18. Africa Festival in Würzburg ihr letztes Konzert in Deutschland.

Am 9. November 2008 trat Miriam Makeba auf einem Benefizkonzert für den von der Camorra bedrohten Schriftsteller und Journalisten Roberto Saviano in Castel Volturno in Italien auf. Kurz nach ihrem Auftritt erlitt sie einen Herzinfarkt und verstarb am frühen Morgen des 10. November 2008 im Alter von 76 Jahren im Krankenhaus.[10] Ihre Asche wurde dem Meer übergeben.

Musik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Makeba während eines Auftritts

Makebas Songs enthalten Elemente der traditionellen Musik des südlichen Afrika, aber auch der westlichen Pop-, Jazz- und Folkmusik.[11] Etwa mit Mas que nada interpretierte sie auch brasilianische Lieder. Meist sang sie auf Englisch oder isiXhosa, aber auch in anderen südafrikanischen Sprachen; in Malaika singt sie auf Swahili. Ihre Stimme konnte laut Jon Pareles von den New York Times „leicht, trällernd und mädchenhaft“ klingen, aber auch „kokett, bluesig oder äußerst überschwänglich“. Daneben vernahm derselbe Kritiker „eine Schicht von ungeglätteten, schärferen Mahnrufen, den Ton von Dorfliedern und Geisterbeschwörungen“.[12]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diskografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Soloalben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Titel Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartsChartplatzierungen[18]
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 US
1962 The World of Miriam Makeba US86
(10 Wo.)US
1964 The Voice of Africa US122
(4 Wo.)US
1967 Pata Pata US74
(22 Wo.)US

Weitere Studioalben

  • Miriam Makeba, 1960
  • Makeba, 1963
  • Makeba Sings, 1965
  • An Evening With Belafonte/Makeba (mit Harry Belafonte), 1965
  • The Click Song, 1965
  • All About Makeba, 1966
  • Malaisha, 1966
  • Keep Me In Mind, 1970
  • A Promise, 1974
  • Country Girl, 1975
  • Comme une symphonie d'amour, 1979
  • Sangoma, 1988
  • Welela, 1989
  • Eyes on Tomorrow, 1991
  • Sing Me a Song, 1993
  • Live From Paris & Conakry, 1998 (1974/1977)
  • Homeland, 2000
  • Reflections, 2003
  • Forever, 2006

Livealben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Titel Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartsChartplatzierungen[18]
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 US
1967 Miriam Makeba In Concert! US182
(4 Wo.)US

Kompilationen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Africa 1960–65 recordings, 1991
  • The Best Of Miriam Makeba & The Skylarks 1956–59 recordings, 1998
  • Mama Africa: The Very Best of Miriam Makeba, 2000
  • The Guinea Years, 2001
  • The Definitive Collection, 2002
  • The Best of the Early Years, 2003

Singles[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Titel
Album
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[18]
(Jahr, Titel, Album, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 DE  AT  CH  US
1956 Lovely Lies
The Voice of Africa
US45
(9 Wo.)US
1968 Pata Pata
Pata Pata
DE14
(10 Wo.)DE
CH48
(2 Wo.)CH
US12
(11 Wo.)US
Charteintritt in der Schweiz erst 2008
Malayisha
Pata Pata
US85
(2 Wo.)US
2002 Sansi Bar
Karnevals Hits
DE33
(8 Wo.)DE
Höhner feat. Mama Afrika
2011 Hi-A Ma (Pata Pata) DE33
(8 Wo.)DE
AT32
(8 Wo.)AT
Milk & Sugar feat. Miriam Makeba

grau schraffiert: keine Chartdaten aus diesem Jahr verfügbar

Filmographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Biographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1987 verfasste Miriam Makeba zusammen mit dem US-Amerikaner James Hall das Buch:

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Miriam Makeba – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Urban Removals – the Destruction of Sophiatown. In: South African History Online. 30. August 2013, archiviert vom Original am 25. September 2013; abgerufen am 5. März 2022 (englisch).
  2. Sarah K. Horsley: Miriam Makeba. In: FemBio.org. Abgerufen am 4. März 2022 (englisch).
  3. a b c d Miriam Makeba im Rheingau. In: Ntama Journal of African Music and Popular Culture. 22. August 2004, archiviert vom Original am 28. September 2015; abgerufen am 5. März 2022 (wiedergegeben auf uni-hildesheim.de).
  4. a b c d e f Martin Curti: Miriam Makeba Time Line. In: New World Buzz. 2001, abgerufen am 21. Mai 2016 (englisch).
  5. a b c Siemon Allen: Miriam Makeba on 78rpm. In: electricjive.blogspot.com. 23. Dezember 2012, abgerufen am 7. Juni 2019 (englisch).
  6. Miriam Makeba, UN, 1963 (South African Apartheid). (Video; 44 Sekunden) In: YouTube. Abgerufen am 20. Mai 2016 (englisch, Miriam Makeba vor der UNO-Vollversammlung).
  7. a b c Matthias Hanselmann: „In Südafrika blieb sie weitgehend unbekannt“: Frank Räther im Gespräch. In: Deutschlandfunk Kultur. 10. November 2008, abgerufen am 5. März 2022.
  8. Karimène Toubbiya: L’Algérienne Myriam Makeba n’est plus: La star est morte en Italie. In: DjaZairess.com. 11. November 2008, abgerufen am 5. März 2022 (französisch).
  9. Südafrikanische Sängerin Miriam Makeba starb nach Konzert in Italien: „Mama Afrika“ ist tot. In: domradio.de. 10. November 2008, abgerufen am 5. März 2022.
  10. Miriam Makeba: „Mama Afrika“ in Italien gestorben. In: Hamburger Morgenpost. 10. November 2008, archiviert vom Original am 25. März 2016; abgerufen am 5. März 2022.
  11. Alan Cowell: Miriam Makeba, 76, Singer and Activist, Dies. In: NYTimes.com. 10. November 2008, archiviert vom Original am 9. Dezember 2008; abgerufen am 4. März 2022 (englisch).
  12. Jon Pareles: An Appraisal: Taking Africa with her to the world. In: NYTimes.com. 10. November 2008, archiviert vom Original am 11. November 2008; abgerufen am 4. März 2022 (englisch).
  13. a b c Cindy Zeilhofer: Honorary doctorate bestowed on ‘Mama Africa’. In: Independent Online (Süd-Afrika). 18. November 2002, abgerufen am 5. März 2022 (englisch, Ehrendoktorwürde 1993, 1998, 2002).
  14. National Orders Recipients 1999. In: South African History Online. Archiviert vom Original am 25. August 2018; abgerufen am 5. März 2022 (englisch).
  15. National Orders Recipients 2009. In: South African History Online. Archiviert vom Original am 17. Dezember 2015; abgerufen am 5. März 2022 (englisch).
  16. Miriam-Makeba-Grundschule. In: bildungsverbund-moabit.de. Archiviert vom Original am 21. Mai 2016; abgerufen am 5. März 2022.
  17. S A Agulhas II & Islands. Informationsbroschüre des Department of Environmental Affairs der Republik Südafrika, S. 1 (englisch, PDF 3,81 MB), abgerufen am 30. März 2022.
  18. a b c Chartquellen:
    Deutschland: Suchen nach „Miriam Makeba“. In: Offizielle Deutsche Charts. Abgerufen am 5. März 2022.
    Österreich: Suche nach: Miriam Makeba. In: austriancharts.at. Abgerufen am 5. März 2022.
    Schweiz: Suche nach: Miriam Makeba. In: hitparade.ch. Abgerufen am 5. März 2022.
    USA: Chart History: Miriam Makeba. In: billboard.com. Abgerufen am 5. März 2022 (englisch).
  19. Magdalena Reuss: Rezension zum Film Mama Africa. In: mokant.at. 26. Januar 2012, archiviert vom Original am 17. Oktober 2013; abgerufen am 4. März 2022.