Opernbesetzungen der Salzburger Festspiele 1935 bis 1937 – Wikipedia

Die Opernbesetzungen der Salzburger Festspiele 1935 bis 1937 umfassen alle Neuproduktionen der Salzburger Festspiele in den Jahren 1935 bis 1937, in welchen die Festspiele von den Dirigenten Arturo Toscanini und Bruno Walter geprägt wurden. Beide waren überzeugte Antinationalsozialisten und positionierten das Festival als Ort der Internationalität und der Humanität. Diese Periode endete mit der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich im März 1938. Toscanini verweigerte daraufhin seine Rückkehr nach Salzburg, Walter war zur Emigration gezwungen.

Neuinszenierungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Jahre 1935 bis 1937 waren besonders erfolgreiche für die Salzburger Festspiele. Die Zahl verkaufter Festspielkarten stieg von 53 % im Jahr 1934 auf 89 % im Jahr 1937. Jedes Jahr dirigierte Toscanini Beethovens Freiheitsoper Fidelio und eine aufwändige Neuinszenierung, die alljährlich aufgrund ihrer hohen Kosten die Salzburger Verantwortlichen aufs Neue in Furcht und Schrecken versetzte. Die Wahl der Werke erfolgte diktatorisch durch ihn allein: 1935 entschied er, er wolle Verdis Spätwerk Falstaff vorstellen. Ein Tabubruch und die erste Verdi-Produktion der Geschichte der Festspiele.[1] 1936 positionierte er Salzburg mit seiner Neuproduktion der Meistersinger von Nürnberg als Anti-Bayreuth und bestand darauf, dass Wagners Werke der Weltkultur gehörten und nicht den Nationalsozialisten. (Die Meistersinger waren Hitlers Lieblingsoper.) Der spätere Festspiel-Präsident Josef Kaut kritisierte in der Retrospektive von 1982 Toscaninis Entscheidung als „mehr eine politische Demonstration als künstlerisch begründet“.[2] 1937 schließlich präsentierte er Mozarts zentrale Oper Die Zauberflöte, eine Produktion, die zwar musikalisch durchaus unausgegoren war, dennoch mit hoher Zustimmung von Presse und Publikum aufgenommen wurde.[3]

Bruno Walter war einer der wenigen Dirigenten, die von Toscanini – trotz des unterschiedlichen Stils – im hohen Maß geschätzt wurden. Auch er erweiterte das Salzburger Repertoire und hatte dort schon 1930 und 1931 zwei Gluck-Opern vorgestellt: Iphigénie en Aulide und Orfeo ed Euridice. 1936 dirigierte er eine Neuinszenierung der Gluck'schen Orpheus-Vertonung. Ansonsten konzentrierte er sich auf zentrale Werke Mozarts, Don Giovanni, Die Entführung aus dem Serail und Le nozze di Figaro. Und er präsentierte in Salzburg erstmals Wolfs Der Corregidor und Webers Euryanthe, zwei selten gespielte, aber gut in die Programmatik passende Werke. Betreffend Wagner teilte Walter die Meinung Toscaninis und bestand auf Wiederaufnahmen der großen Liebesoper Tristan und Isolde in Salzburg, mit einer exzellenten Besetzung, angeführt von Anny Konetzni und Josef Kalenberg.[4]

1935[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Orchester, Chor, Dirigent Regie, Bühnenbild, Kostüme Sängerinnen Sänger
Die Entführung aus dem Serail von Johann Gottlieb Stephanie und Wolfgang Amadeus Mozart – 12., 21. und 29. August
Wiener Philharmoniker
Wiener Staatsopernchor
Bruno Walter
Herbert Graf
Oskar Strnad Bühnenbild
Margherita Perras Konstanze
Margit Bokor/Lotte Schöne Blondchen
Alfred Muzzarelli Bassa Selim
Charles Kullmann Belmonte
William Wernigk Pedrillo
Berthold Sterneck/Ludwig Hofmann Osmin
Falstaff und Arrigo Boito und Giuseppe Verdi – 29. Juli, 3., 17. und 26. August
Wiener Philharmoniker
Wiener Staatsopernchor
Arturo Toscanini
Guido Salvini
Robert Kautsky, Ladislaus Czettel
Margarete Wallmann Choreographie
Maria Caniglia/Dusolina Giannini Mrs. Alice Ford
Edith Mason Nannetta
Angelica Cravcenco Mrs. Quickly
Mita Vasari Mrs. Meg Page
Mariano Stabile Sir John Falstaff
Piero Biasini Ford
Dino Borgioli Fenton
Angelo Badà Dr. Cajus
Giuseppe Nessi Bardòlfo
Fernando Autori Pistòla
Wiederaufnahmen

1936[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Orchester, Chor, Dirigent Regisseur, Ausstattung Sängerinnen Sänger
Orfeo ed Euridice von Ranieri de’ Calzabigi und Christoph Willibald Gluck – 1. und 17. August
Wiener Philharmoniker
Wiener Staatsopernchor
Bruno Walter
Margarete Wallmann
Robert Kautsky, Ladislaus Czettel
Kerstin Thorborg Orfeo
Jarmila Novotná Euridice
Margit Bokor Amor
Dora Komarek Seliger Geist
Die Meistersinger von Nürnberg von Richard Wagner – 8., 14., 18. und 22. August
Wiener Philharmoniker
Wiener Staatsopernchor
Arturo Toscanini
Herbert Graf
Robert Kautsky, Willi Bahner
Lotte Lehmann Eva
Kerstin Thorborg Magdalena
Hans Hermann Nissen Hans Sachs
Herbert Alsen Veit Pogner
Georg Maikl Kunz Vogelsang
Rolf Telasko Konrad Nachtigall
Hermann Wiedemann Sixtus Beckmesser
Viktor Madin Fritz Kothner
Anton Dermota Balthasar Zorn
Eduard Fritsch Ulrich Eißlinger
Hermann Gallos Augustin Moser
Alfred Muzzarelli Hermann Ortel
Carl Bissuti Hans Schwarz/Ein Nachtwächter
Karl Ettl Hans Foltz
Charles Kullmann Walther von Stolzing
Richard Sallaba David
Wolf Daucha, Marie Eder, Ludwig Fleck,
Josef Fruchter, Lucy Haupt, Martha Karl,
Marie Langhans, Erich Majkut, Matthias Oswald,
Hans Rosenberg, Oskar Schweiberer, Otto Zuzan Lehrbuben
Der Corregidor von Rosa Mayreder und Hugo Wolf – 11. und 21. August
Wiener Philharmoniker
Wiener Staatsopernchor
Bruno Walter
Lothar Wallerstein
Robert Kautsky, Ladislaus Czettel
Kerstin Thorborg Donna Mercedes
Jarmila Novotná Frasquita, Gattin des Müllers
Polly Batic Duenna, im Dienste des Corregidors
Bella Paalen Manuela, Magd bei Juan Lopez
Gunnar Graarud Don Eugenio de Zuniga, Corregidor
Carl Bissuti Juan Lopez, Alkalde
William Wernigk Pedro, dessen Sekretär
Nicola Zec Tonuelo, Gerichtsbote
Ludwig Hofmann Repela, Diener des Corregidors
Alfred Jerger Tio Lukas, Müller
Hermann Gallos Ein Nachbar
Alfred Muzzarelli Ein Nachtwächter
Wiederaufnahmen

1937[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Zauberflöte von Emanuel Schikaneder und Wolfgang – 30. Juli, 7., 16. und 31. August
Wiener Philharmoniker
Wiener Staatsopernchor
Arturo Toscanini
Herbert Graf
Hans Wildermann Bühnenbild
Júlia Osváth Königin der Nacht
Jarmila Novotná Pamina
Hilde Konetzni Erste Dame
Stefania Fratnik Zweite Dame
Kerstin Thorborg Dritte Dame
Dora Komarek Papagena
Alexander Kipnis Sarastro
Helge Roswaenge Tamino
Willi Domgraf-Fassbaender Papageno
Alfred Jerger Sprecher
Richard Sallaba Priester
William Wernigk Monostatos
Anton Dermota, Carl Bissuti Zwei Geharnischte
Kurt Pech, Albert Feuhl, Fritz Mascha Drei Knaben
Hugo Lindinger, Harry Horner, Eduard Fritsch Drei Sklaven
Le nozze di Figaro von Lorenzo Da Ponte und Wolfgang Amadeus Mozart – 11., 19. und 30. August[5]
Wiener Philharmoniker
Wiener Staatsopernchor
Bruno Walter
Lothar Wallerstein
Alfred Roller
Margarete Wallmann Choreographie
Aulikki Rautawaara Contessa d'Almaviva
Esther Réthy Susanna
Angelica Cravcenco Marcellina
Jarmila Novotná Cherubino
Dora Komarek Barbarina
Maria Kastl, Grete Zehetmayer Brautjungfern
Mariano Stabile Conte d'Almaviva
Ezio Pinza Figaro
William Wernigk Basilio
Virgilio Lazzari Bartolo
Viktor Madin Antonio
Giuseppe Nessi Don Curzio
Euryanthe von Helmina von Chézy und Carl Maria von Weber – 18. und 25. August
Wiener Philharmoniker
Wiener Staatsopernchor
Bruno Walter
Lothar Wallerstein
Clemens Holzmeister, Marielouise Luksch
Margarete Wallmann, Willy Fränzl Choreographie
Maria Reining Euryanthe von Svoyen
Kerstin Thorborg Eglantine von Puiset
Dora Komarek Bertha
Herbert Alsen König Ludwig VI
Karl Friedrich Adolar, Graf von Nevers
Alexander Svéd Lysiart, Graf von Forest
Eduard Fritsch Rudolf, ein Lehensmann
Wiederaufnahmen

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Josef Kaut: Die Salzburger Festspiele 1920-1981, Mit einem Verzeichnis der aufgeführten Werke und der Künstler des Theaters und der Musik von Hans Jaklitsch. Residenz Verlag, Salzburg 1982, ISBN 3-7017-0308-6.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Entscheidung Toscaninis erwies sich in der Retrospektive als passend für das Salzburger Programm. Falstaff wurde zu einem Salzburger Klassiker, dirigiert 1957 und 1981/82 von Herbert von Karajan, 1993 von Sir Georg Solti, 2001 von Lorin Maazel und 2013 von Zubin Mehta.
  2. Josef Kaut: Die Salzburger Festspiele 1920-1981, Mit einem Verzeichnis der aufgeführten Werke und der Künstler des Theaters und der Musik von Hans Jaklitsch. Salzburg: Residenz Verlag 1982. ISBN 3-7017-0308-6. S. 44.
  3. Stephen Gallup: Die Geschichte der Salzburger Festspiele, Vienna: Orac 1989, ISBN 3-7015-0164-5, S. 124–154 (Kapitel: Der glorreiche Toscanini).
  4. Robert Kriechbaumer: Zwischen Österreich und Großdeutschland. Eine politische Geschichte der Salzburger Festspiele 1933–1944. Vienna: Böhlau 2013, ISBN 978-3-205-78941-3, darin insbesondere S. 77–79, 125–136, 142–144, 257–262.
  5. Audioaufzeichnung der Inszenierung im Onlinearchiv der Österreichischen Mediathek (anmeldepflichtig)