Planig – Wikipedia

Planig
Ehemaliges Gemeindewappen von Planig
Koordinaten: 49° 52′ N, 7° 55′ OKoordinaten: 49° 51′ 45″ N, 7° 54′ 43″ O
Höhe: 105 m ü. NHN
Einwohner: 2900 (2010)
Eingemeindung: 7. Juni 1969
Postleitzahl: 55545
Vorwahl: 0671
Planig (Rheinland-Pfalz)
Planig (Rheinland-Pfalz)

Lage von Planig in Rheinland-Pfalz

Planig ist ein Stadtteil von Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz. Bis 1969 war der Ort eine eigenständige Gemeinde.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Planig liegt am östlichen Rand von Bad Kreuznach, am Unterlauf des Appelbachs vor dem beginnenden Rheinhessischen Hügelland. Um den Ort befinden sich Ackerflächen und an den Hügeln im Südosten Weinberge. Im Westen Richtung Stadtzentrum von Bad Kreuznach erstreckt sich ein Gewerbegebiet.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Siedlung lag in frühgeschichtlicher Zeit an der Straßenverbindung Kreuznach-Bingen, die parallel zur Nahe verlief. Bereits aus der jüngeren Steinzeit wurden Tonscherben von Keramikgefäßen mit eingeritzten Mustern gefunden, ebenso existieren Fragmente von Gebrauchsgegenständen aus Bronze- und Eisenzeit. Aus der römischen Zeit ab dem 1. Jahrhundert n. Chr. stieß man auf Gräber- und Mauerreste sowie Münzen.[1] Aus der frühen fränkischen Zeit (Anfang 6. Jahrhundert) wurde 1939 das Fürstengrab von Planig entdeckt. Neben einem vergoldeten Spangenhelm fand man darin eine reichhaltige Waffenausstattung mit Schild, Lanze, Streitaxt, Wurfspeer und Schwert[2] Die Grabbeigaben sind im Landesmuseum Mainz ausgestellt.

Der fränkische Kaiser Otto II schenkte 983 die Region am Rhein und an der unteren Nahe dem Mainzer Erzbischof Willigis, der gleichzeitig Erzkanzler des Reichs war (Veroneser Schenkung). 1092 übergab Erzbischof Ruthard die Hoheitsrechte von Planig seinem Domkapitel. Die Schenkungsurkunde von 1092 ist die älteste schriftliche Erwähnung des Dorfes.[3]

1294 übertrug Erzbischof Gerhard das Recht zur Besetzung der Pfarrstelle in Planig und die Einkünfte aus dem Pfarrgut dem Mainzer Jakobskloster. Auch die Hoheitsrechte über den Ort verlagerten sich im Laufe der Zeit vom Domkapitel zu dieser Benediktinerabtei. Die Abtei besaß die Ortsherrschaft über Planig bis 1791 für fast 500 Jahre. Den bewaffneten Schutz und die Gerichtsbarkeit, d. h. die Vogtei, gab sie verschiedenen Adelsfamilien zu Lehen. Von 1465 bis 1654 besaßen die Fürsten von Löwenstein zu Randeck am längsten das Lehen in Erbbesitz. 1567 führten sie die Reformation ein.[4][5][6] Nach dem Haus Löwenstein übertrugen die Äbte von St. Jakob die Vogtei über Planig im Jahr 1655 an das katholische Haus Schönborn, später an das Haus Vehlen, bevor die Mainzer Benediktiner spätestens 1727 selbst die Verwaltung vor Ort übernahmen und das Lehen einbehielten.[7]

Eine große Pestepidemie, die sich vom Niederrhein ausbreitete, erreichte 1666 Planig. Etwa die Hälfte der 250 Einwohner starben[8]. Die noch heute in Planig stattfindende Prozession an Christi Himmelfahrt geht auf ein Gelübde der damals Überlebenden zurück.

Der Ort entwickelte sich im Mittelalter um die heutige evangelische Auferstehungskirche. Das ursprünglich romanische Gebäude stammt aus dem 12. Jahrhundert, von dem noch der untere Teil des Kirchturms erhalten ist. 1492 ist ein Um- oder Neubau des Kirchenschiffs und 1507 des Chores im gotischen Stil erfolgt.[4][9] Seit der Reformation im 16. Jahrhundert gab es immer wieder Streitigkeiten zwischen den Konfessionen um die Nutzung der Kirche[10]. Dies legte sich erst 1899 mit dem Neubau der katholischen Pfarrkirche St. Gordianus. Sie wurde nach den Plänen des Mainzer Kirchenbaumeisters Ludwig Becker im neuromanischen Stil errichtet und 1901 geweiht.

1798 infolge des ersten Koalitionskriegs kam die Region bis zum Rhein als Département du Mont-Tonnerre zu Frankreich. Als man sich von der französischen Herrschaft 1816 befreit hatte, wurde Planig Teil der Provinz Rheinhessen im Großherzogtum Hessen. Nach dem Ersten Weltkrieg war der Ort eine eigenständige Gemeinde im Landkreis Alzey, ab 1938 im Landkreis Bingen, bis er 1969 ein Stadtteil von Bad Kreuznach wurde.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsbeirat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Planig ist als Ortsbezirk von Bad Kreuznach ausgewiesen und besitzt deswegen einen Ortsbeirat und einen Ortsvorsteher.[11]

Der Ortsbeirat besteht aus elf Ortsbeiratsmitgliedern. Bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 wurden die Beiratsmitglieder in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt. Die Sitzverteilung im gewählten Ortsbeirat:

Wahl SPD CDU LFBK Gesamt
2019[12] 4 3 4 11 Sitze
2014[13] 4 4 3 11 Sitze
  • LFBK = Liste Faires Bad Kreuznach e. V.

Ortsvorsteher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsvorsteher ist Dirk Gaul-Roßkopf. Bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 wurde er mit einem Stimmenanteil von 68,9 % in seinem Amt bestätigt.[14]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das ehemalige Wappen von Planig ist in der Mitte vertikal geteilt. Es zeigt heraldisch rechts auf silbernem Untergrund einen grünen Weinstock und links einen silbernen Löwen auf schwarzem Grund.

Veranstaltungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jährlicher Rosenmontagsumzug
  • Jährliche Kirmes (am ersten August-Wochenende)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Joachim Köhler, Sandra Hummel: Historisches Planig. Independently published, 2018, ISBN 978-1-980929-78-9.
  • Mathias Miedreich: Die Benediktinerabtei St. Jakob bei Mainz – ein Kloster der Bursfelder Kongregation – zwischen Westfälischem Frieden und Dreißigjährigem Krieg (1648-1756). Aschendorff, Münster (Westf.) 2020, ISBN 978-3-402-15950-7. [behandelt das Wirken der Klosters als Ortsherr und seiner Mönche als Pfarrer in Planig]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Werner Schnellenkamp: Vor- und frühgeschichtliche Funde aus der Gemarkung Planig (Rheinh.). In: Mainzer Zeitschrift. Band 28, 1933, S. 69–82.
  2. P.T. Kessler: Merowingisches Fürstengrab von Planig in Rheinhessen. In: Mainzer Zeitschrift. Band 35, 1940, S. 1–12.
  3. Mainzer Urkundenbuch. Band 1, Nr. 383. Darmstadt 1972, S. 285.
  4. a b Jakob Keller: Chronik von Planig, Vortrag am 9.5.1909. In: Öffentlicher Anzeiger. 1909.
  5. Engelbert Braig: Chronik 900 Jahre Planig. In: Festschrift 900 Jahre Planig. 1992, S. 59–123.
  6. Jacob Grimm, Ernst Drohnke, Heinrich Beyer (Hrsg.): Weisthümer, Bd. I. Dieterich, Göttingen 1840, S. 810–812 (Google-Books); Jacob Grimm (Hrsg.): Weisthümer, Bd. IV. Dieterich, Göttingen 1863, S. 611–614 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10551403~SZ%3D623~doppelseitig%3D~LT%3DDigitalisat~PUR%3D In: Bayerische Staatsbibliothek München)
  7. Mathias Miedreich: Die Benediktinerabtei St. Jakob bei Mainz - ein Kloster der Bursfelder Kongregation - zwischen Westfälischem Frieden und Siebenjährigem Krieg (1649–1756). Münster 2020, S. 25, 70 f., 238, 290 f.
  8. Ernst Wörner: Aus der Geschichte des Dorfes Planig. In: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde. Band 15, 1880, S. 101–125, 358–376 (archive.org).
  9. Ernst Wörner: Aus der Geschichte des Dorfes Planig. In: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde. Band 14, 1879, S. 635–655 (archive.org).
  10. Christian Leonhard Leucht (Pseudonym: Antonius Faber): Fortsetzung des II. Capitels, XXI. Theils von des Evangelischen Kirchspiels Blanich über die Churpfälzische Beamte und Herrn Praelaten aufm Jacobs-Berg zu Maynz annoch führenden Religions-Beschwehrde. In: Europäische Staats-Cantzley. Band 40. Frankfurt am Main / Leipzig 1722, S. 1–72 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Stadt Bad Kreuznach: Hauptsatzung. (PDF) § 2 der 11. Änderung. Stadt Bad Kreuznach, 2. Februar 2015, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 12. September 2019.@1@2Vorlage:Toter Link/www.bad-kreuznach.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  12. Der Landeswahlleiter RLP: Ortsbeiratswahl 2019 Planig. Abgerufen am 12. September 2019.
  13. Stadt Bad Kreuznach: Ortsbeiratswahl 2014 Planig. Abgerufen am 12. September 2019.
  14. Stadt Bad Kreuznach: Ortsvorsteherwahlen 2019 Planig. Abgerufen am 12. September 2019.