Polizeiakademie Berlin – Wikipedia

Polizeiakademie Berlin
Gründung 1. Dezember 2016
Trägerschaft staatlich
Ort Berlin
Bundesland Berlin
Land Deutschland
Leiterin Nancy Boy-Seifert
Website https://www.berlin.de/polizei/dienststellen/polizeiakademie/

Die Polizeiakademie Berlin (früher Polizeischule Berlin, Polizeischule „Joachim Lipschitz“, auch Landespolizeischule Berlin) ist eine berufliche Bildungseinrichtung in Berlin-Spandau, die für die alleinige Aus- und Fortbildung im mittleren Dienst der Polizei des Landes Berlin zuständig ist. Die Ausbildung für den gehobenen Polizeivollzugsdienst findet an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR) – Fachbereich 5 – Polizei und Sicherheitsmanagement statt. Leiterin der Abteilung Aus- und Fortbildung der Polizei Berlin war bis 14. November 2022 Tanja Knapp, die frühere Leiterin des Polizeiabschnitts 53.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Übung in der Polizeischule in Spandau (1932)
Bildungszentrum Joachim Lipschitz, Radelandstraße

Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg lag die Polizeischule in Spandau. 1920 wurde eine besondere Polizeischule für Leibesübungen gegründet, in der Sportlehrer für das uniformierte Polizeikorps ihre Ausbildung erhielten.[1] Am 12. November 1945 wurde die Polizeischule Berlin im nun Britischen Sektor der Stadt eingerichtet.[2][3] Nach dem Tod des Widerstandskämpfers und SPD-Innensenators Joachim Lipschitz wurde sie in Polizeischule „Joachim Lipschitz“ umbenannt.[4] Seit dem 1. Dezember 2016 trägt sie den Namen Polizeiakademie Berlin.

Gebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bildungszentrum Joachim Lipschitz, Eingang Hohenzollernring

In der Zeit der Weimarer Republik lag die Polizeischule auf dem Hohenzollernring.[5] Der Hauptstandort der Polizeiakademie liegt heute in der Charlottenburger Chaussee.[6] Ein weiterer Standort für Fortbildungen liegt in der Radelandstraße. Dort befand sich die unter anderem von Edmund Neuendorff geleitete und 1932 aufgelöste Preußische Hochschule für Leibesübungen.[7] Von 1934 bis 1945 wurde das Gebäude als Nationalpolitische Erziehungsanstalt (Napola) genutzt und bis 1938 von Bernhard Pein geleitet. Heute trägt es den Namen Bildungszentrum Joachim Lipschitz. Die 1939 bis 1940 errichtete Sportschule liegt in der Pionierstraße.[8] Dort sind die Bereiche Einsatztraining und Verhaltenstraining untergebracht. Die Sammlung des früheren Polizeimuseums ist heute Teil der polizeihistorischen Sammlung in Tempelhof.

Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fassade der Polizeidirektion 2, Abschnitt 22 auf dem Gelände der Polizeiakademie, Charlottenburger Chaussee
Eingang zur Polizeiakademie Berlin
Polizeischüler der Polizei Berlin

Die Ausbildung ist in sechs Ausbildungsschwerpunkte gegliedert:

  • Verkehr
  • Recht
  • Kriminalität/Spurensicherung
  • Einsatztraining/Sport
  • Allgemeinbildung
  • Politische Bildung.[9]

Die Ausbildungszeit ist seit Herbst 2017 in fünf Halbjahre statt wie bisher in drei Ausbildungsabschnitte gegliedert. Praktika beginnen im zweiten Halbjahr, nicht wie bisher im dritten Ausbildungsjahr, das Sammeln praktischer Erfahrungen auf Einsatzdienststellen wird so verstärkt. Größere Neuerungen gibt es im theoretischen Unterricht, durch die Kürzung der Inhalte im Bereich Deutsch, Politische Bildung und Verhaltenslehre.[10]

Die Ausbildung der Polizeischüler wird auf Gelände an der Charlottenburger Chaussee im Ortsteil Spandau durchgeführt, das von der Polizeidirektion 2 mitgenutzt wird. Neben den Ausbildungseinrichtungen gibt es auch eine Schwimmhalle und einen Sportplatz.[11] Derzeit (2017) werden fast 2500 Polizeischüler von über 230 Ausbildern unterrichtet.[12]

Kontroversen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Polizeiakademie Berlin stand 2017 unter anderem wegen angeblicher Unterwanderung durch eine kriminelle arabische Großfamilie (Miri-Clan) in den Medien. Weiterhin sollen dort „Polizeischüler mit Migrationshintergrund durch Hass, Lernverweigerung und Gewalt in einer Klasse aufgefallen sein“. Zudem wurden die Kontakte eines Polizeischülers zur Rockergruppe Guerilla Nation thematisiert.[13][14][15][16][17] Die Polizeiakademie Berlin spricht von „hartnäckigen Falschmeldungen“.[18][19][20] Die Gewerkschaft der Polizei geht von Problemen an der Akademie aus, die einen „wahren Kern“ haben. Der Hilferuf der Kollegen mittels anonymer Hinweise dürfe von der Behördenleitung nicht unter den Tisch gekehrt werden.[21]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hans-Christian Harten: Die weltanschauliche Schulung der Polizei im Nationalsozialismus. Verlag Ferdinand Schöningh, 2018, ISBN 978-3-657-78836-1

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 Wikinews: Polizeiakademie Berlin – in den Nachrichten

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hsi-Huey Liang: Die Berliner Polizei in der Weimarer Republik. Walter de Gruyter, 2014, ISBN 978-3-11-085377-3, S. 62 (google.de [abgerufen am 11. Mai 2021]).
  2. Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin. Im Auftrage des Senats von Berlin hrsg: Stadt und Bezirk Spandau, bearb. von G. Jahn. Gebr. Mann, 1971, ISBN 978-3-7861-4076-4, S. 244 (google.de [abgerufen am 9. Mai 2021]).
  3. Polizeihistorische Sammlung: Berliner Kriminalpolizei von 1945 bis zur Gegenwart. Lindhardt og Ringhof, 2020, ISBN 978-87-26-41048-8 (google.de [abgerufen am 9. Mai 2021]).
  4. Rainer Fliegner: Spandau: Geschichte und Geschichten. Sutton Verlag GmbH, 2007, ISBN 978-3-86680-122-6, S. 63 (google.de [abgerufen am 9. Mai 2021]).
  5. Hsi-huey Liang: Die Berliner Polizei in der Weimarer Republik. Walter de Gruyter, 1977, ISBN 978-3-11-006520-6, S. 204 (google.de [abgerufen am 9. Mai 2021]).
  6. Polizeiakademie. 11. Juni 2020, abgerufen am 9. Mai 2021.
  7. Bernd Wedemeyer-Kolwe: "Der neue Mensch": Körperkultur im Kaiserreich und in der Weimarer Republik. Königshausen & Neumann, 2004, ISBN 978-3-8260-2772-7, S. 123 (google.de [abgerufen am 9. Mai 2021]).
  8. Matthias Donath: Architektur in Berlin 1933-1945: ein Stadtführer. Lukas Verlag, 2004, ISBN 978-3-936872-26-2, S. 234 (google.de [abgerufen am 9. Mai 2021]).
  9. berlin.de Ausbildungsschwerpunkte (abgerufen am 10. November 2017)
  10. Berlins Polizeischüler bekommen weniger Deutschunterricht (abgerufen am 10. November 2017)
  11. Polizeiakademie. Allgemeines
  12. berlin.de Polizeiakademie (abgerufen am 9. November 2017)
  13. spiegel.de Vorwürfe gegen die Berliner Polizei (abgerufen am 9. November 2017)
  14. faz.net Unterwandern arabische Clans die Polizei? (abgerufen am 9. November 2017)
  15. zeit.de Polizei schließt Unterwanderung durch Clans aus (abgerufen am 9. November 2017)
  16. tagesspiegel.de Berliner Polizei-Skandal: "Es ist kein Einzelfall" (abgerufen am 9. November 2017)
  17. welt.de Neue Vorwürfe gegen Berliner Polizeistudenten (abgerufen am 9. November 2017)
  18. berlin.de Hartnäckige Falschmeldungen zu der Situation an der Polizeiakademie (abgerufen am 9. November 2017)
  19. rbb.de (Memento des Originals vom 18. November 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rbb24.de Polizeischüler soll Kontakt zu kriminellem Clan haben (abgerufen am 19. November 2017)
  20. bz-berlin.de Mindestens ein Polizeischüler aus der Polizeiakademie hat Kontakt zu einem kriminellen Clan und einem Motorradclub. (abgerufen am 19. November 2017)
  21. GdP Berlin zur Berichterstattung über die Polizeiakademie. Gewerkschaft der Polizei Berlin, 3. November 2017, abgerufen am 13. Februar 2018.

Koordinaten: 52° 31′ 37,8″ N, 13° 13′ 42,8″ O