Psygnosis – Wikipedia

Psygnosis
Rechtsform Limited Company
Gründung 1984
Auflösung 1993 (aufgekauft von Sony)
Sitz Wavertree Technology Park in Liverpool, Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Leitung Ian Hetherington, Jonathan Ellis (Gründer)
Website worldwidestudios.net

Psygnosis Limited war ein 1984 gegründeter Publisher und Entwickler für Computerspiele. Die ersten Veröffentlichungen waren ab 1985 für die gerade auf den Markt gekommenen 16-Bit-Heimcomputer Atari ST und Amiga. Später wurde auch für PCs und die Playstation entwickelt. 1993 wurde Psygnosis von Sony für 48 Mio. US$ aufgekauft.[1] Ab 2001 operierte das Unternehmen unter dem Namen Sony Computer Entertainment Studio Liverpool. Als Entwickler konnte Psygnosis mit der futuristischen Rennspiel-Serie Wipeout den größten Erfolg verbuchen.[2] Im August 2012 wurde das Studio von Sony geschlossen.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Anfänge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gründer von Psygnosis waren Ian Hetherington und Dave Lawson, die zuvor in leitender Position für den Liverpooler Entwickler Imagine Software tätig waren, der im Juli 1984 wegen Insolvenz den Betrieb einstellte. Zusammen mit dem Investor Robert Smith erwarben sie Teile des bankrotten Studios und stellten einige der ehemaligen Mitarbeiter ein. Neu hinzu kam Jonathan Ellis, der für die geschäftlichen Angelegenheiten zeichnete.[4]

Erster Release von Psygnosis sollte das von Imagine Software übernommene Spiel Bandersnatch (1985 als Brataccas veröffentlicht) werden. Imagine hatte bereits den Künstler Roger Dean beauftragt, Entwürfe für das Verpackungsdesign des Spiels zu liefern. Für den visuellen Auftritt von Psygnosis sollte Roger Dean prägend werden. Er gestaltete nicht nur das ikonische Eulen-Logo, sondern illustrierte auch zahlreiche Verpackungen, Schriftzüge und Poster für das Unternehmen.[5][6]

Erfolge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Veröffentlichung von Shadow of the Beast im Jahr 1989 wurde zu einem der ersten großen Erfolge als Publisher. Das bei Reflections Interactive entwickelte Spiel hatte eine herausragende grafische Qualität mit Parallax-Scrolling und erhielt zwei Nachfolger und Portierungen für diverse Plattformen.[7]

Mit der Veröffentlichung von Lemmings 1991 stieg Psygnosis in die erste Liga der Publisher auf. Lemmings war von David Jones bei DMA Design entwickelt worden und wurde zum ersten großen Erfolg des Studios.[7]

Als Entwickler konnte Psygnosis mit Wipeout für PlayStation, Windows und Sega Saturn im Jahr 1995 ebenfalls einen großen Erfolg verzeichnen. Das Prinzip des futuristischen Rennspiels ging in Serie und sollte nach Psygnosis' Übernahme durch Sony auf allen zukünftigen Sony-Videospiel-Plattformen veröffentlicht und zu einem der Aushängeschilder von Sonys Videospielkonsolen werden.

Pioniere der CD-ROM[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Vorreiterrolle übernahm Psygnosis bei der Produktion von Spielen auf CD-ROM. Man investierte kräftig in diesem Bereich. Die Ergebnisse wurden zunächst nur in Japan für den 1989 eingeführten Multimedia-Computer FM-Towns, der serienmäßig über ein CD-ROM-Laufwerk verfügte, veröffentlicht.[8] Nachdem Sega mit der Einführung der Mega-CD-Erweiterung für die 16-Bit-Konsole Mega-Drive (1991 zunächst in Japan, weltweit ab 1992) CD-ROMs als Speichermedium unterstützte, kam es auch hier zu einer Zusammenarbeit.[7] Zu den ersten Titeln, die für Mega-CD entwickelt wurden, gehörten das 1993 veröffentlichte Bram Stoker’s Dracula und das unveröffentlichte[9] Last Action Hero.[10]

Übernahme durch Sony[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 23. Mai 1993 gab Sony Electronic Publishing (Sonys Geschäftsbereich mit Sitz in New York) die Übernahme von Psygnosis bekannt.[11] Die 1991 gegründete Sony Electronic Publishing war bei der Markteinführung von Sonys erster Konsole PlayStation in den westlichen Verkaufsregionen im Herbst 1995 federführend. Mit der Übernahme von Psygnosis konnte Sony die In-House-Kapazitäten zur Entwicklung von PlayStation-Spielen erweitern[12] und so das zum Verkaufsstart wichtige Software-Angebot sicherstellen. Attraktiv war Psygnosis auch durch die Expertise, die sie beim Medium CD-Rom hatten.[8] Seit 2001 wurde das Studio unter dem Namen Sony Computer Entertainment Studio Liverpool geführt. Im August 2012 kündigte Sony die Schließung seines Entwicklungsstudios an.[13]

Niederlassungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Studio Liverpool – ursprüngliches Gründungsstudio, 2013 geschlossen[13]
  • Psygnosis Chester – erstes Satellitenstudio[14]
  • Psygnosis Stroud – Neugründung durch ehemalige Microprose-Entwickler;[14] auch Psygnosis South West bezeichnet[15]
  • Psygnosis Leeds – Gründung 1996, Schließung 2001[16]
  • Psygnosis Manchester – Schließung 1998[17]
  • Psygnosis London bzw. Camden Studio – von Sony 2002 zusammengelegt mit Team Soho zu SCE London Studio[18]
  • Psygnosis Foster City – US-Zentrale am Sitz von Sony Interactive Entertainment,[19][20] später Sitz von Sony Computer Entertainment America (SCEA)[21]
  • Psygnosis San Francisco – 1997 Gründung als Entwicklungsstandort,[22] 2000 mit Foster City (heute: SIE San Mateo) zusammengelegt[19]
  • Psygnosis Deutschland – 2004 als Vertriebsniederlassung in Frankfurt / Main (HRB 43893) gegründet, 2007 aufgelöst
  • Psygnosis Paris – 1999 verkauft an Infogrames[23][24]

Spiele (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Entwickler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Publisher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Psygnosis. In: Rusel DeMaria, Johnny L. Wilson (Hrsg.): High Score. 2. Auflage. McGraw-Hill/Osborne, Emeryville, Kalifornien 2004, ISBN 0-07-223172-6, S. 335–336 (englisch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Steven L. Kent: The Ultimate History of Video Games. Three Rivers Press / Random House 2001. S. 505. ISBN 0-7615-3643-4.
  2. http://www.eurogamer.net/articles/2013-03-22-wipeout-the-rise-and-fall-of-sony-studio-liverpool
  3. Konrad Lischka: Sony schließt das „Lemmings“-Studio, spiegel.de, 23. August 2012
  4. Jimmy Maher: Games on the Mersey, Part 3: The Phoenix. Abgerufen am 21. Januar 2021 (englisch).
  5. Rusel DeMaria, Johnny L. Wilson; „High Score.“ 2nd edition, McGraw-Hill/Osborne: Emeryville, California, 2004. S. 335. ISBN 0-07-223172-6. Im Wortlaut: “… The resultant owl logo became famous throughout the industry, and may, in fact, be the most appealing of any of the game company logos.”
  6. Jimmy Maher: Games on the Mersey, Part 3: The Phoenix. Abgerufen am 21. Januar 2021 (englisch).
  7. a b c Psygnosis. In: Rusel DeMaria, Johnny L. Wilson: High Score. 2nd edition, McGraw-Hill/Osborne: Emeryville, Kalifornien, 2004. S. 335–336. ISBN 0-07-223172-6.
  8. a b Jack Schofield: Microfile. In: The Guardian, 27. Mai 1993, S. 17.
  9. Last Action Hero – Sega Mega CD. Auf: unseen64.net (englisch, abgerufen am 14. August 2010)
  10. Notebooks. In: Consumer Electronics, Vol. 33, No. 21, 24. Mai 1993, Seite 19. – Im Wortlaut: "… Psygnosis […] has developed 2 titles -- „Bram Stoker’s Dracula“ and „Last Action Hero“ -- for Sega CD."
  11. Sony Electronic Publishing Company Acquires Psygnosis. PR Newswire Association, 23. Mai 1993. (englisch)
  12. Charles W. L. Hill, Gareth R Jones: Strategic Management. An Integrated Approach. 7th edition, Houghton Mifflin, Boston, New York 2007, ISBN 0-618-73166-0. Seite C131. (englisch) – Im Wortlaut: … [Sony Electronic Publishing] ultimately took the lead role in both the market launch of PlayStation and in developing game titles. In 1993, as part of this effort, Sony purchased a well-respected British game developer, Psygnosis.
  13. a b Peter Steinlechner: Psygnosis: Sony schließt Wipeout-Entwickler. In: Golem.de. Abgerufen am 30. November 2022.
  14. a b Time Extension: An Ode To The Owl: The Inside Story Of Psygnosis. 14. August 2022, abgerufen am 30. November 2022 (britisches Englisch).
  15. First Look at G-Police Sequel. In: GameSpot. Abgerufen am 1. Dezember 2022 (amerikanisches Englisch).
  16. Redaktion: Sony Europe Cans Games, Rearranges Studios. In: IGN. 7. August 2001, abgerufen am 1. Dezember 2022 (englisch).
  17. Redaktion: Psygnosis Slashes Staff. In: IGN. 9. Oktober 1998, abgerufen am 1. Dezember 2022 (englisch).
  18. Daniel DeAngelo: The Getaway Studio Reportedly Working on Online Co-Op Game. 27. Oktober 2022, abgerufen am 30. November 2022 (amerikanisches Englisch).
  19. a b Psygnosis Shuts Doors on SF. In: GameSpot. Abgerufen am 1. Dezember 2022 (amerikanisches Englisch).
  20. Amy Harmon: Company Town. In: L.A. Times. 18. August 1995, abgerufen am 1. Dezember 2022 (amerikanisches Englisch).
  21. Sony Studio Liverpool: A Look Back at One of Britain's Most Influential Developers. 23. August 2012, abgerufen am 1. Dezember 2022.
  22. Steve Ginsberg: British invasion: UK video game maker tries to export its success to S.F. In: San Francisco Business Times. Abgerufen am 1. Dezember 2022.
  23. Redaktion: Psygnosis France Staff Snagged. In: IGN. 2. April 1999, abgerufen am 1. Dezember 2022 (englisch).
  24. Infogrames absorbe Psygnosis, le studio de création parisien de Sony. In: Les Echos. 1. April 1999, abgerufen am 1. Dezember 2022 (französisch).
  25. Commodore Horizons: Brataccas. März, 1986, S. 36 f.
  26. The Book of Games Volume 2: The Ultimate Reference on PC & Video Games. S. 59
  27. a b Psygnosis Co-Founder Speaks. Part Two. (Memento des Originals vom 3. Januar 2013 im Webarchiv archive.today)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/uk.psx.ign.com In: IGN, 18. Juni 1997.