Qassym-Schomart Toqajew – Wikipedia

Qassym-Schomart Toqajew (2022)

Qassym-Schomart Kemeluly Toqajew (kasachisch Қасым-Жомарт Кемелұлы Тоқаев, russisch Касым-Жомарт Кемелевич Токаев Kassym-Schomart Kemelewitsch Tokajew; * 17. Mai 1953 in Alma-Ata, Kasachische SSR, Sowjetunion) ist ein kasachischer Diplomat und Politiker der Partei Amanat und seit dem 20. März 2019 Präsident Kasachstans. Zuvor war Toqajew bereits Generaldirektor des Genfer Büros der Vereinten Nationen und von 1999 bis 2002 Premierminister Kasachstans sowie Außenminister und Vorsitzender des kasachischen Senats.

Biografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Qassym-Schomart Toqajew wurde in die Familie von Kemel Toqajew (1923–1986), bekannter kasachischer Schriftsteller, und Turar Schabarbaewa (1931–2000), Dozentin an der Pädagogischen Hochschule in Alma-Ata, hineingeboren.[1]

Toqajew studierte seit 1970 am Staatlichen Moskauer Institut für Internationale Beziehungen, an dem er 1975 einen Abschluss erhielt. 1983 absolvierte er Kurse am Sprachinstitut Peking. 1992 kam ein weiterer Abschluss an der Diplomatischen Akademie des russischen Außenministeriums hinzu. Toqajew erwarb 1998 den akademischen Grad Kandidat der Geschichtswissenschaften, 2001 erlangte er einen Doktor in Politikwissenschaften.[2][3]

Nach dem Abschluss seines Studiums am Moskauer Institut für Internationale Beziehungen arbeitete er für das Außenministerium der Sowjetunion. Er wurde zunächst an die sowjetische Botschaft in Singapur entsandt, wo er als Assistent tätig war. 1979 kehrte er wieder ins Außenministerium zurück, wo er verschiedene Positionen durchlief. Von 1985 bis 1991 wurde Toqajew zweiter und dann erster Sekretär der sowjetischen Botschaft in der Volksrepublik China.[3]

Nachdem Kasachstan 1991 die Unabhängigkeit von der Sowjetunion erlangt hatte, wurde er im Dezember des Jahres stellvertretender Minister für Auswärtige Angelegenheiten des Landes. Bereits im Oktober 1994 löste er Qanat Saudabajew als Außenminister Kasachstans ab, ab März 1999 bekleidete er zudem auch das Amt des stellvertretenden Premierministers Kasachstans. Nachdem Nurlan Balghymbajew am 1. Oktober 1999 als Premierministers zurückgetreten war, führte Toqajew als sein Stellvertreter dieses Amt zunächst kommissarisch aus, bevor er am 12. Oktober das Amt des Premierministers offiziell übernahm. Nach rund zwei Jahren in diesem Amt trat er am 28. Januar 2002 zurück und wurde daraufhin erneut kasachischer Außenminister. Zwischen Januar 2002 und Juni 2003 bekleidete er zusätzlich das Amt des Staatssekretärs des Landes. Nach seiner zweiten Amtszeit als Außenminister war er von Januar 2007 bis April 2011 stellvertretender Vorsitzender des Senats der Republik Kasachstan.

Am 12. März 2011 wurde Qassym-Schomart Toqajew von Ban Ki-moon, dem Generalsekretär der Vereinten Nationen, zum Generaldirektor des Büros der Vereinten Nationen in Genf ernannt. Durch dieses Amt war er automatisch Generalsekretär der UN-Konferenz für Abrüstung.[4]

Am 16. Oktober 2013 wurde Toqajew zum Präsidenten des kasachischen Senats gewählt.[5] Am 20. März 2019 trat er die Nachfolge des am Vortage zurückgetretenen Nursultan Nasarbajew als amtierender Staatspräsident an.[6] Kurze Zeit später kündigte Toqajew eine vorgezogene Präsidentschaftswahl an, bei der er als Kandidat für die Partei Nur Otan antrat. Mit mehr als 70 Prozent der Stimmen wurde er dabei zum Präsidenten gewählt.

Auf Toqajews Vorschlag benannte das kasachische Parlament Astana, die Hauptstadt Kasachstans, als Würdigung von Nasarbajews Lebensleistung, wenige Tage nach dessen Rücktritt in Nur-Sultan um.[7] Am 16. September 2022 beschloss das kasachische Parlament eine Rückbenennung zu Astana und begrenzte die Amtszeit des Präsidenten Kasachstans auf maximal sieben Jahre.[8]

Im Zuge der Unruhen in Kasachstan 2022 erteilte Toqajew der Polizei einen Schießbefehl gegen Demonstranten. Ihm zufolge hatte Kasachstan es mit „Banditen und Terroristen zu tun“, die ausgebildet worden waren und beseitigt werden mussten.[9][10]

Privates[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Qassym-Schomart Toqajew ist geschieden[11] und hat einen Sohn, Timur Toqajew (* 1984).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Qassym-Schomart Toqajew – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Токаев Касым-Жомарт. Abgerufen am 28. Juni 2020.
  2. Kassym-Jomart Tokayev reelected as Senate Speaker, abgerufen am 20. März 2019 (englisch).
  3. a b Токаев Касым-Жомарт Кемелевич, abgerufen am 20. März 2019 (russisch).
  4. Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten: Waldner: „UNHCR ist verlässlicher Partner beim Schutz von Flüchtlingen“
  5. Diplomat Tokayev returns to Kazakh politics as Senate head. Reuters, abgerufen am 28. April 2014 (englisch).
  6. Tokajew will Hauptstadt nach Vorgänger benennen. Spiegel Online, 20. März 2019, abgerufen am selben Tage.
  7. Kasachische Hauptstadt in Nursultan umbenannt. Deutsche Welle, 20. März 2019, abgerufen am 10. Juni 2019.
  8. Süddeutsche Zeitung: Kasachstans Hauptstadt soll wieder Astana heißen. Abgerufen am 16. September 2022.
  9. Kasachstans Präsident über Demonstrationen: »Ich habe befohlen, ohne Vorwarnung tödliche Schüsse abzugeben«. In: Der Spiegel. 7. Januar 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 7. Januar 2022]).
  10. Kasachstan: Präsident Tokajew erteilt Polizei Schießbefehl. In: Der Spiegel. 7. Januar 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 7. Januar 2022]).
  11. Archivierte Kopie (Memento vom 3. Dezember 2020 im Internet Archive)