Qman – Wikipedia

Guangdong Qman Toys Industry Co., Ltd.
Rechtsform Kapitalgesellschaft
Gründung 1984
Sitz Guangdong, China Volksrepublik Volksrepublik China
Branche Spielzeug
Website http://c-en.qmjm.com/

Qman, kurz für Guangdong Qman Toys Industry Co., Ltd. ist ein chinesischer Hersteller von Spielzeug aus Kunststoff, insbesondere Klemmbausteinen.

Qman ging nach eigenen Angaben aus der 1984 gegründeten Shantou Chenghai Huaxin Plastic Moulding Factory hervor. Der Unternehmer Zhan Kehua hatte von einer Auslandsreise Sets von Klemmbausteinen nach China mitgebracht. Er beobachtete das große Interesse seiner Kinder an dem Spielzeug und beschloss 1994, mit Qman eine chinesische Klemmbausteinmarke zu entwickeln.[1] Bis 2019 wurden die Qman-Bausteine unter der Marke Enlighten vertrieben. Aufsehen erregte im Jahr 2004 eine rechtliche Auseinandersetzung mit dem Marktführer Lego, der nach einem gewonnenen Prozess die vom finnischen Zoll beschlagnahmte und für den russischen Markt vorgesehene Ware von 54.514 Qman-Sets durch eine Planierraupe vernichten ließ.[2]

Enlighten vertrieb vorrangig eins-zu-eins-Kopien von Lego-Sets und ging dabei soweit die eigenen Packungen aus Fotokopien der originalen Legoverpackungen herzustellen, auf denen lediglich das LEGO Logo mit dem eigenen ersetzt wurde.[3] Noch heute tritt das Unternehmen unter dem geänderten Namen Qman mit dem Slogan „enlighten your dreams“ auf. Im außereuropäischen Raum werden nach wie vor eins-zu-eins-Kopien von Lego-Sets unter der Marke Enlighten vertrieben.[4]

Nach Angaben des Unternehmens wurde 2017 die Marke von 15 Milliarden verkauften Klemmbausteinen im Jahr überschritten.[1] Qman gehört heute im asiatischen Raum zu den größten Herstellern von Konstruktionsspielzeug.[5]

Produkte und Sortiment

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Kaffeehaus aus der Keeppley City Corner Serie von Qman

Qman vertreibt hauptsächlich Klemmbausteine mit Noppen im 8mm-Format, die „exakt kompatibel zu Legos Original sind“.[5] Die Firma bietet eine Vielzahl von Sets in verschiedenen Themenwelten an. Ähnlich wie der polnische Hersteller Cobi führt auch Qman ein verhältnismäßig großes Sortiment militärischer Baukästen.[6] Zu den Themenwelten gehören:

  • Colorful City: Leben in der Stadt
  • Mine City Fire Rescue: Feuerwehr
  • Mine City Police: Polizei
  • Mine City Racing Cars: Autorennen
  • Mine City Space Flight: Erkundung des Weltraums
  • Octonauts: lizenzierte Modelle zur Kinderserie Die Oktonauten
  • Trans-Collector: Kampfroboter ähnlich den Transformers
  • SWAT Police: Thematisiert den Konflikt zwischen einer schwer bewaffneten Polizei und Superschurken
  • Wildlife Police: Eine Themenserie, die sich um den (modernen) bewaffneten Konflikt zwischen Wilderern und Wildhütern dreht
  • Combat Zones Fire: Moderne Militärmodelle
  • Thunder Mission: Kampf zwischen UN-Truppen und Terroristen
  • Cherry: Die Serie richtet sich speziell an Mädchen, es dominiert die Farbe Pink, dazu kommen die vier benannten Figuren Doris, Cherry, Abby, und Emily
  • Princess Leah: Leben als Märchen-Prinzessin
  • The War of Glory: Ritter, Elfen, Fantasy
  • Monkeyking – Story of WuKong: Themenwelt angelehnt an die Geschichte von Sun Wukong
  • EnJoy Bricks Basic Cognition: großformatige Steine, die sich an Kleinkinder richten, vergleichbar mit Lego Duplo
  • Build n Learn: Kreativboxen, Steinesammlungen
  • Keeppley: Die Serie richtet sich primär an Erwachsene, es handelt sich meist um Architektonische Sammler-Modelle, die nicht zum Spielen gedacht sind
  • Model Power: Ferngesteuerte Autos sowie Modelle von Waffen im Maßstab 1:1

Einem breiteren europäischen Publikum wurde Qman im Jahr 2021 bekannt, nachdem das Unternehmen Lego wegen potentieller Markenrechtsverletzung einen Container mit Qman-Produkten durch den Zoll beschlagnahmen ließ und juristisch gegen den europäischen Qman-Generalimporteur Thorsten Klahold vorging. Die Auseinandersetzung erzeugte ein breites Medienecho.[7][8][9][10] Mehrere reichweitenstarke Webvideoproduzenten wie z. B. Gronkh schalteten sich in den Konflikt ein.[11] Dabei wurde zumeist die Darstellung von Klahold übernommen, dass Klahold in Form der Steingemachtes GmbH und Qman unbescholtene Firmen seien, die zu Unrecht unter Generalverdacht gestellt würden als Teil unfairer Praktiken von LEGO Konkurrenz vom europäischen Markt fernzuhalten.

Wenig Beachtung fand jedoch, dass Klahold auf seinem geschäftlich genutzten YouTube-Kanal „Johnny‘s World“ zuvor immer wieder Plagiate chinesischer Hersteller wie Lepin vorgestellt und Tipps gegeben hatte wie man diese am besten durch den deutschen Zoll bekomme.[12][13] Laut der Internetseite stonewars.de wurden Inhalte auf dem Kanal zur Beschaffung von Produktfälschungen nach einem Interview mit Thorsten Klahold gelöscht.[14] Ebenfalls größtenteils unerwähnt blieb, dass sich hinter der beim Zoll zurückgehaltenen Klemmbausteinmarke Qman das gleiche Unternehmen verbirgt, welches bis 2019 unter dem Namen Enlighten in großem Umfang eins-zu-eins-Kopien von Lego-Sets vertrieb und damit ein ähnliches Geschäftsmodell betrieb wie der Hersteller Lepin, der sowohl in Europa als auch China wegen Produktfälschung verurteilt wurde.[15][16]

Die Produkte von Qman galten nach Ansicht von Thomas Panke und (damaligem) Qman-Generalimporteur Thorsten Klahold als qualitativ hochwertig und seien denen des Marktführers Lego ebenbürtig.[5][17] Lego hingegen machte die Verletzung seiner Rechte in Bezug auf Qman Minifiguren und anderer Minifiguren anderer Hersteller geltend: Das alleinige Recht am Klemmbaustein selbst lief zwar bereits vor langer Zeit aus, was anderen Herstellern seitdem die legale Möglichkeit gibt selbst Klemmbausteine, auch Lego-kompatible oder gleiche Klemmbausteine, zu produzieren – das Marken-3D-Recht der Lego-Minifigur mit ihren charakteristischen Merkmalen allerdings ist nach wie vor geschützt, sodass Lego zunächst eine einstweilige Verfügung erwirkte eines Verkaufsstopps betreffender Produkte, die von Klahold, sei es durch Nachlässigkeit oder Absicht, „aus Versehen“, aber dennoch in geringer Stückzahl weiterhin verkauft wurden, Minifiguren enthaltend „die normalen Verbrauchern ein Lego-Produkt suggerieren würden“, woraufhin Lego beim Zoll die Container stoppen ließ und Anklage erhob. Im Grunde normales Geschäftsgebaren, Copyrights zu schützen.

Qman sicherte seinem damaligen EU-Generalimporteur Klahold Hilfe zu beim Gerichtsverfahren, auch im eigenen Interesse den Sachverhalt ein für allemal richterlich klären zu lassen, nahm dann aber doch Abstand davon und ließ den eigenen Generalimporteur vor Gericht im Stich. Mittlerweile gibt es ein richterliches Urteil, das die Parameter dessen was erlaubt ist und was als Lego-Minifiguren-Plagiat gilt, präzisiert.

Alternative Hersteller von Klemmbausteinen haben somit bereits deutlich alternative Minifiguren im Sortiment, so auch Qman, sodass deren Angebot an Klemmbausteinen mit Sicherheit legal ist, und deren Angebot an alternativen Minifiguren höchstwahrscheinlich legal wurde.

Allerdings hat Qman Klahold als EU-Generalimporteur verloren, einerseits durch Qmans verwehrte Hilfeleistung vor Gericht, andererseits durch die diffuse Praktik, Klahold zunächst Weiterbelieferung zu verweigern, nur um anschließend zu monieren, er würde den Mindestbestellwert nicht erfüllen – woraufhin der EU-Generalimporteur Qmans wechselte, und Klahold Stand August 2023 die Zusammenarbeit durch einen Qman Ausverkauf deutlich beendete, vollständig.

Auch zweifelt Lego an der Unbedenklichkeit der Kunststoffbausteine im Sinne europäischer Richtlinien in Bezug auf Schadstoffbegrenzungen in Kunststoffen, sowohl von Qman Klemmbausteinen und Minifiguren, als auch aller anderen alternativen Hersteller – wobei allerdings erwähnt werden sollte, dass hinlänglich bekannt ist, dass die meisten Hersteller in denselben chinesischen Fabriken ihre Klemmbausteine ordern, so auch Lego, mit denselben Farbabweichungen, und denselben Materialien. Weitere Materialprüfungen wurden in Auftrag gegeben, um diese weitere Lego-Attacke ebenfalls zu entkräften.[14]

Somit sind alternative Klemmbausteine mit absoluter Sicherheit legal, denn es gibt auch alternative Hersteller aus den USA, sich deutlich von den geschützten Lego-Minifiguren unterscheidende alternative Minifiguren dürften durch das richterliche Urteil ebenfalls legal sein, und nach bestandener Materialprüfung, haben Qman & Co EU-Marktreife erreicht.

Einzelnachweise

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  1. a b About Qman – Story. In: c-en.qmjm.com. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. August 2022; abgerufen am 14. März 2021 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/c-en.qmjm.com
  2. Wolfgang Lenders: Konkurrenz auf dem Noppenmarkt. In: brand eins. Nr. 3, 2008, ISSN 1438-9339 (Online-Archiv [abgerufen am 24. März 2021]).
  3. enlighten"brick" – sportsrunner117. Abgerufen am 10. Januar 2022.
  4. ENLIGHTEN. Abgerufen am 10. Januar 2022 (englisch).
  5. a b c Carsten Dierig und Benedikt Fuest: Kampf um Plastik-Bausteine: Endspiel für Lego. Die Welt, 14. März 2021, abgerufen am 14. März 2021.
  6. Hauke Friederichs: Wehrmacht im Kinderzimmer. Die Zeit, 22. Januar 2015, abgerufen am 15. März 2021.
  7. Rumoren in der Lego-Welt. ORF, 6. März 2021, abgerufen am 14. März 2021.
  8. Darum lässt Lego in Bremerhaven bunte Spielzeugsteine beschlagnahmen. buten un binnen, 12. März 2021, abgerufen am 14. März 2021.
  9. Elisabeth Schröder: Streit um Plastik-Männchen: Onlinehändler wehrt sich gegen Spielzeug-Giganten Lego. Hamburger Morgenpost, 12. März 2021, abgerufen am 15. März 2021.
  10. Kim Patrick von Harling: Warum Lego sich mit allen Mitteln gegen Youtuber und die Konkurrenz wehrt. Neue Osnabrücker Zeitung, 9. März 2021, abgerufen am 15. März 2021.
  11. Joost Rademacher: YouTube vs. Lego: So hilft die Szene dem Baustein-Streamer in seinem Kampf. ingame.de, 15. März 2021, abgerufen am 15. März 2021.
  12. Lepin 16005 Das Simpsons Haus – Unboxing und erster Eindruck Review auf Deutsch. Abgerufen am 10. Januar 2022 (deutsch).
  13. Klemmbausteine hängen im Zoll fest! Was soll ich machen? Abgerufen am 10. Januar 2022 (deutsch).
  14. a b StoneWars Team: LEGO vs. Steingemachtes: Stellungnahme von LEGO zu einvernehmlicher Lösung und weiteren rechtlichen Schritten. In: stonewars.de. Lukas Kurth, 29. März 2021, abgerufen am 10. Januar 2022.
  15. concord toys enlighten brick qman brick qman block qman bricks qman bolcks. Abgerufen am 10. Januar 2022.
  16. Lego gewinnt für die LEPIN-Serie vor Chinesischem Gericht. 6. November 2018, abgerufen am 10. Januar 2022 (deutsch).
  17. Katharina Thiel: Paderborner Experte: Das sind die Top 7 Alternativen zu Lego-Steinen. Neue Westfälische, 7. Februar 2021, abgerufen am 14. März 2021: „Qman ist die Firma, die mit ihren Klemmbausteinen am nächsten an Lego-Steinen dran ist.“