Rosen Tantau – Wikipedia

Das Firmenschild der Firma in Uetersen.

Rosen Tantau ist ein auf Rosenzüchtung spezialisiertes Familienunternehmen in Uetersen, Schleswig-Holstein. Es gehört zu den bedeutendsten Rosenzuchtbetrieben weltweit und hat eine große Zahl von bekannten Rosensorten hervorgebracht. Das Unternehmen hat rund 90 Angestellte und besitzt 50 Verkaufsagenturen weltweit. Rosen Tantau züchtet sowohl Gartenrosen für Privatgärten, den Landschaftsbau und Kommunen als auch Schnittrosen für die weltweite kommerzielle Produktion. Zusammen mit W. Kordes’ Söhne beherrscht das Unternehmen über 50 Prozent des Weltmarktes für Schnittrosen.[1] Mit der Black Magic brachte Rosen Tantau die erfolgreichste Rosensorte aller Zeiten auf den Markt. Zudem ist die Schnittrose Freedom aus dem Hause Rosen Tantau die meistverkaufte rote Rose der Welt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eins der modernen Gewächshäuser auf dem Firmengelände.
Blick in eins der Gewächshäuser.

Das Unternehmen wurde 1906 durch Mathias Tantau (1882–1953) in Uetersen gegründet. Dieser begann mit dem Anbau von Gartenrosen, Rosenhochstämmen und Rosenunterlagen. Durch gute Vermarktung stieg bis 1914 die Anzahl der jährlich produzierten Rosenpflanzen auf über 250.000 an und die der Rosenwildlinge auf über 3 Millionen, dazu kamen noch einige tausend Hochstammrosen. Während des Ersten Weltkriegs kam es zu großen Umsatzeinbußen und Mathias Tantau begann danach mit der Züchtung neuer Rosensorten. 1919 stellte er dann seine ersten beiden neuen Rosensorten vor. Darauf hin folgten noch etwa 20 neue Sorten, von denen die Rose Schweizer Gruß die wohl bekannteste war.

Am 10. August 1925 zerstörte eine Windhose den kompletten Betrieb, bis zu enteneiergroße Hagelkörnen verwüsteten innerhalb von Minuten das gesamte Gelände. Der Betrieb konnte nur unter großen Anstrengungen wieder aufgebaut werden.

In den 1930er Jahren erlangte das Unternehmen von Mathias Tantau den Rang eines bedeutenden Rosenzuchtbetriebes. Mathias Tantau war ein innovativer Züchter mit dem Schwerpunkt auf Floribunda-Rosen. Die Sorten Tantaus Triumph (1945) und Fanal (1946) trugen neben der weißen Kletter-Rose Direktor Benschop zur wirtschaftlichen Erholung nach Kriegsende bei.[2]

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 wurde wieder mit der Rosenzucht begonnen und die ersten 45.000 Rosen gezüchtet. In nur drei Jahren stieg die Produktion auf über 200.000 Stück. Im gleichen Jahr übertrug er den Betrieb an seinen Sohn Mathias Tantau jun. (1912–2006) und setzte sich zur Ruhe. Dieser änderte die Züchtungsstrategie und baute den Rosenzuchtbetrieb weiter aus. Der erste große Erfolg nach der Umstellung war die Konrad-Adenauer-Rose, die 1954 vorgestellt wurde. Es folgten weitere Sorten, wie Duftwolke und Montana. Bis 1964 wuchs der Betrieb auf ca. 70 Mitarbeiter an, die jährlich 3 Millionen Rosen produzierten. Für seine Verdienste um die Rose wurde Mathias Tantau jun. mit der Georg-Arends-Gedächtnismedaille ausgezeichnet.

1985 entschloss er sich, den Familienbetrieb an seinen langjährigen Angestellten Hans Jürgen Evers (1940–2007) zu verkaufen. Hans Jürgen Evers war schon viele Jahre im Verkauf tätig und hatte schon mit Mathias Tantau jun. einige Rosen gezüchtet. Unter seiner Führung erschienen Sorten wie Abigaile, Augusta Luise und Friesensonne. Gleichzeitig änderte er das Züchtungsprogramm und baute den Rosenzuchtbetrieb weiter aus. Es entstanden zahlreiche neue Gebäude und die Anbaufläche stieg auf etwa 50 Hektar, die im gesamten Kreis Pinneberg zu finden sind. Im Jahr 1995 erntete das Unternehmen viel Lob und Anerkennung, als am 8. September auf der Bundesgartenschau 1995 in Cottbus der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl die neuste Kreation auf seinen Namen taufte. Im April des folgenden Jahres pflanzte er dann eigenhändig die selbstgetaufte Rose im Garten des damaligen Bundeskanzleramtes in Bonn.[3] Seit 2007 führt Hans Jürgen Evers´s Sohn Christian Evers das Unternehmen.

Heutzutage verkauft das Unternehmen etwa 2,5 Millionen Rosenpflanzen weltweit und etwa die gleiche Anzahl per Lizenz. Das Unternehmen hat rund 100 Angestellte und beschäftigt in der Hauptsaison noch zusätzliche Saisonkräfte.

Rosen Tantau gehört heutzutage zu den bedeutendsten Rosenzuchtbetrieben der Welt. Mehr als 60 Prozent der in Südamerika angebauten Rosen stammen von Rosen Tantau.[4] Die Sorte Bloody Mary bricht nach ihrer Umbenennung in Freedom im Jahr 2002 weltweit jährlich alle Verkaufsrekorde.[4] Freedom ist die meistverkaufte rote Rose der Welt.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben zahlreichen hochdotierten Auszeichnungen wurde eine besondere Züchtung des Unternehmens im Jahr 1981 mit dem Titel der Weltrose geehrt.

Rosenzüchtungen des Unternehmens Tantau (Kleine Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Liste führt nur einige der ersten Züchtungen des Unternehmens unter Hans Jürgen Evers auf. Die Rosenzüchtungen von Mathias Tantau und Mathias Tantau jun. sind in den dazugehörigen Artikeln zu finden.

Sorte Jahr Anmerkung Foto
Ilseta 1985
Monica 1985
Santana 1985
Diadem 1986
Bernstein Rose 1987
Schneewalzer 1987
Barkarole 1988
Majolika 1988
Osiana 1988
Noblesse 1989
Mirato 1990 „ADR-Rose“ 1993, „Rose of the Year“ und
TGC 1992 England, „Top Rose“ Holland
Softy I 1990
Skyline 1991
Pierette 1992 „ADR-Rose“ 1992
Satina 1992 „ADR-Rose“ 2004
Schneekönigin 1992 „ADR-Rose“ 1995
Softy II 1992
Foxi 1993 „ADR-Rose“ 1993
Sonnenschirm 1993 „President Trophy“ England
Goldjuwel 1993
Konfetti 1994
Raphaela 1994
Tea Time 1994 „Rosenkönigen“ Mainau 1997–2002 und 2004
Black Magic 1995 „Goldene Rose“ Baden-Baden 2000
Erfolgreichste Rosensorte aller Zeiten
Nostalgie 1995 „Top Rose“ Den Haag und Goldauszeichnung
Glasgow 2002
Helmut-Kohl-Rose 1995 Eigenhändig ausgesucht und persönlich getauft
von Helmut Kohl
Aspirin-Rose 1997 „ADR-Rose“ 1995
Austriana 1997 Goldmedaille Den Haag 1997
Goldelse 1997 Goldmedaille Baden-Baden 1997
Augusta Luise 1999
Bernd-Weigel-Rose 1999 Goldmedaille Genf und
Baden (Niederösterreich) 1999
Milva 1999
Vendela 1999
Astrid Gräfin von Hardenberg 2001 Goldmedaille und Beste Duftrose
Concorso International in Rom 2002
Candle Light 2001 Goldmedaille und „Goldene Rose“
Baden-Baden 2002
Kessy 2003
Mariatheresia 2003
Sweet Haze 2003
Pastella 2004 „Goldene Rose“ Baden-Baden 2003
Chippendale 2005
Heidi-Klum-Rose 2005 Eigenhändig ausgesucht und persönlich
getauft von Heidi Klum[5]
Uetersener Klosterrose 2006
Rosita 2007 Neuheiten Goldmedaille Den Haag und Genf 2006
Stadt Rom 2007 ADR 2007: „Beste Sorte im Jahrgang“,
1. Preis Paris: „Beste Neuheit“ 2007
Leandra 2008 Goldmedaille Paris 2008[6]
Midsummer 2008 „Goldene Rose“ Baden-Baden 2008
Sirius (Rose) 2013 ADR-Rose 2013, zahlreiche internationale Auszeichnungen

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Christian Schmidt-Häuer: Rosen für die reiche Welt. In: Die Zeit. Nr. 30, 2005, S. 3 (zeit.de [abgerufen am 3. Februar 2015]).
  2. Agnes Pahler: Rosen: die große Enzyklopädie; [mit 2000 Sorten]. Dorling Kindersley, Starnberg 2004, ISBN 3-8310-0590-7, Seite 390
  3. Jahrbuch für den Kreis Pinneberg: Seite 37, 39 und 40 (1997)
  4. a b Christian Schmidt-Häuer: Rosen für die reiche Welt. In: Die Zeit. Nr. 30, 2005, S. 4 (zeit.de [abgerufen am 3. Februar 2015]).
  5. Bericht über die Taufe der Heidi-Klum-Rose (Memento vom 27. November 2007 im Internet Archive) vom WDR
  6. Bericht über die Verleihung der Goldmedaille

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Rosen Tantau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Roses by Tantau – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 53° 41′ 24″ N, 9° 40′ 47″ O