Saalkirche – Wikipedia

Innenraum der Saalkirche in Garz
Kathedrale von Angers, Spätromanik
Die ehem. Kathedrale St.-Maurice in Mirepoix hat mit 21,40 m Breite das breiteste gotische Kirchenschiff des Mittelalters
Kathedrale von Albi, Abseitensaal
Grundriss der Französisch-reformierten Kirche in Frankfurt
St.-Jürgens-Kirche bei Lilienthal, um 1190, Saalkirche mit Gewölbejochen
Kathedrale von Angers, Spätromanik, Gewölbejoche und kreuzförmiger Grundriss
Französische Kirche in Potsdam, Saalkirche und Zentralbau

Eine Saalkirche, ist eine in der Regel kleinere Kirche oder Kapelle, deren Innenraum ein (mit Ausnahme der Emporenpfeiler) nicht durch Stützen unterteilter Saal ist.[1]

Grundrisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Innenraum der Kirche kann, muss aber nicht rechteckig sein; ein Querschiff ist folglich möglich. Bei einem großen Teil der heutigen wie auch der archäologisch nachgewiesenen Saalkirchen ist der Altarraum leicht eingezogen, also etwas schmaler als der Gemeindesaal. Auch ein polygonaler, ein kreisrunder und ein ovaler Kirchenraum ohne freistehende Stützen ist eine Saalkirche. Je schmaler und länger der Innenraum ist, desto eher spricht man von einer einschiffigen Kirche. Kirchen ohne Säulen und Pfeiler, aber mit kreuzförmigem Grundriss werden sowohl als „kreuzförmige Saalkirchen“ wie auch als „einschiffige Kreuzkirchen“ bezeichnet.

Decken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saalkirchen können eine Holzdecke oder einen zum Kirchenraum hin offenen Dachstuhl haben. Sie können aber auch gewölbt sein, wobei dies der Breite einer Kirche meist abträglich ist. Dabei finden sich außer Tonnengewölben oder den ganzen Raum überspannenden Zeltgewölben auch Gliederungen der Decke in mehrere Joche, die von Kreuzgrat- oder Kreuzrippengewölben überspannt werden. Das Rippengewölbe der Kirche St.-Maurice in der südfranzösischen Kleinstadt Mirepoix überspannt mit 21,40 m Breite das breiteste gotische Kirchenschiff des Mittelalters.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vielerorts waren die ersten, heute oft nur noch archäologisch nachweisbaren, Kirchen Saalkirchen (siehe z. B. die karolingischen Dreiapsidenkirchen). Für lange Zeit waren dem Bau von Kirchen mit Raumbreiten, die ohne Stützen überdacht werden konnten, enge Grenzen gesetzt. Daher wurden viele ältere Saalkirchen bei Zunahme der Bevölkerung im Kirchspiel durch mehrschiffige Kirchen ersetzt, oder zu solchen Kirchen ausgebaut. In manchen Orten ersetzte man dann einfach eine Außenwand durch eine Arkade und baute ein zusätzliches neues Kirchenschiff. Damit entstand dann als neue Kirche eine zweischiffige Kirche.

Mit der Entwicklung neuer Techniken und besserer Baustoffe konnten nach der Spätgotik aber auch größere Räume überspannt werden. Außerdem wurde im Verlauf der Reformation die christliche Bescheidenheit wiederentdeckt. Daher wurden etliche im Dreißigjährigen Krieg oder z. B. im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstörten Hallenkirchen und Pseudobasiliken als Saalkirchen neu wiederaufgebaut. Dabei wurde die äußere Erscheinung des Kirchenschiffs oft kaum verändert. Hinzu kam, dass Säulen in der Kirche unbeliebt wurden, weil sie die Sicht auf den Altar verstellten und außerdem wollte man sich in der beginnenden neuen Zeit von der bisher vorherrschenden Gotik absetzen. Daher hatte ein sehr großer Anteil der in dieser Zeit entstehenden Kirchen-Neubauten die Form einer Saalkirche.

Im Historismus wurden wieder einige Hallenkirchen und Basiliken gebaut. Von den zahlreichen im Zweiten Weltkrieg zerstörten mehrschiffigen Kirchen wurden wiederum einige beim Wiederaufbau zu Saalkirchen umgebaut.

Besondere Formen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wandpfeilerkirche und Abseitensaal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um die seitlichen Kräfte abzufangen, die bei der Überwölbung breiter Räume auftreten, verwendete man in der Renaissance und im Barock vorzugsweise Wandverstärkungen auf der Innenseite der Außenmauern. Stehen diese Wandverstärkungen nur wenig vor, so spricht man von einer Wandpfeilerkirche. Auch einige Hallenkirchen sind Wandpfeilerkirchen, so die Frauenkirche in München. Stehen die Mauerrippen weiter vor, so entstehen Nischen, die man als Abseiten bezeichnet. Bei katholischen Bauten waren diese Abseiten zur Einrichtung von Kapellen beliebt. Daher wurden Abseitensäle vor allem in katholischen Kirchen errichtet. Diese Nischen können bis zur Saaldecke reichen, aber auch so niedrig enden, dass sich darüber auf die Vorderenden der Trennwände ein Obergaden mit Fenstern stützt. So ähnelt der Raumeindruck dem einer Basilika, obwohl es keine Seitenschiffe gibt.

Querschiffiger Saal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saalkirchen sind in der Regel der Länge nach ausgerichtet, Altar und Chor befinden sich an einer der schmaleren Seiten und sind im Mittelalter stets nach Osten ausgerichtet (geostet). Seit der Reformation gibt es Predigtkirchen und sogenannte querschiffige Saalkirchen, kurz Querkirchen, deren Kanzel und vermehrt dann auch Altarbereich die Längsseite einnimmt.

Saalkirchen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Baden-Württemberg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bayern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dreieinigkeitskirche in Regensburg, ursprünglicher Name Kirche zur Heiligen Dreifaltigkeit, eine protestantische, frühbarocke, säulenlose Saalkirche in der Gesandtenstraße in der Altstadt. Die Kirche wurde im Verlauf des Dreizigjährigen Krieges von 1627 bis 1631 nach Plänen von Hanns Carl erbaut und war gegen Ende der Kämpfe um Regensburg (1632–1634) bis auf den noch heute fehlenden Südturm fast fertig gestellt.

Die Kirche war eine der ersten evangelisch-lutherischen Kirchen-Neubauten in Bayern. Der Verzicht auf tragende Säulen im Kirchraum auch für die umlaufenden Emporen hatte zur Folge, dass das Tonnengewölbe, das das Kirchenschiff überwölbte, im Dachstuhl rückverankert werden musste. Das Tonnengewölbe musste im Dachstuhl so aufgehängt werden, dass die Dachlast von Tonne und Dach nur von den Außenmauern der Kirche getragen wird. Es war der Zimmermeister Lorenz Friedrich, dessen handwerkliches Können dieses bauliche Kunststück, das noch heute im Dachstuhl von Fachleuten bewundert wird, ermöglichte. Auch die Wölbung der Decke des Chores wurde mit der gleichen Bautechnik ermöglicht. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde für die protestantische Fürstin Therese von Thurn und Taxis, die sich ausbedungen hatte, nach ihrer Heirat protestantisch bleiben zu können unterhalb der Orgelempore eine Loge errichtet, die von einer hölzernen Säule getragen werden musste. Diese sogenannte Fürsten-Loge und die zugehörige tragende Säule sind heute im sonst säulenlosen Kirchraum eine auffällige Sehenswürdigkeit.

Berlin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Brandenburg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hessen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mecklenburg-Vorpommern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Niedersachsen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nordrhein-Westfalen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rheinland-Pfalz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sachsen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Österreich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schweiz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frankreich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Norwegen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Querschiffige Saalkirchen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Saalkirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Saalkirche – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  • Saalkirche. In: Archipendium.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 8. Februar 2024), S. 399.
  2. Kirchengemeindelexikon: Arle, abgerufen am 2. März 2019.
  3. a b c d e f g h Axel Bürgener, Klaus Siewert: Saalkirchen im Wangerland, Verlag "Auf der Warft", MünsterHamburgWiarden 2015, ISBN 978-3-939211-97-6.