Schiffswerft Philipp Ebert und Söhne – Wikipedia

Schiffswerft Philipp Ebert und Söhne

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Rechtsform GmbH
Gründung 1738
Sitz Hirschhorner Str. 63, 69239 Neckarsteinach
Leitung Max-Jens Ebert (seit 2001)[1]
Mitarbeiterzahl 10–19
Branche Schiffbau, Schiffsreparatur, Winterlager

Die Binnenschiffswerft Philipp Ebert und Söhne in Neckarsteinach wurde 1738 gegründet.[2][3] Seit der Gründung befindet sich die Werft in Familienbesitz.[4] Sie ist die einzig verbliebene in Hessen.[3][5]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Schiffbau im Neckarraum befand sich in der Hand dreier Familien; dazu gehörte die Familie Ebert, die entlang des Neckars zu den bedeutendsten Geschlechtern im Schiffbau zählte.[6] Bereits seit dem Jahr 1738 findet in Neckarsteinach der Schiffbau durch die Schiffbauerdynastie Ebert statt. Auf der Schiffswerft Philipp Ebert und Söhne wurden zu Anfang hölzerne Schiffe, Nachen sowie Fischerkähne gefertigt, die unter anderem in der Steinindustrie eingesetzt wurden.[3] Auf der Werft entstand außerdem das erste eiserne Schiff, das auf dem Neckar in Fahrt genommen wurde.[7]

Schiffbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1933 wurde die Wagenfähre für den Ort Neckarhausen von der Werft Ebert und Söhne gebaut und abgeliefert. 1958 wurde die Fähre mit einem Außenbordmotor der Firma Ebert ausgestattet, der 10 PS Leistungsstärke aufwies.[8] Ebenso wurde im Rahmen der Neckarkanalisierung für die Fähre Haßmersheim ein dieselbetriebenes Fährschiff auf der Werft Philipp Ebert und Söhne erbaut.

1941 wurden für die Wehrmacht sechs Pionierlandungsboote gebaut und abgeliefert. Vier Landungsboote vom Typ PiLb 39 hatten eine Länge von 15 m, Breite von 4,65 m und einen 84-PS-Antrieb durch einen MWM-Viertakt-Dieselmotor, zwei größere vom Typ PiLb 40 für 150 Mann hatten einen 172-PS-Antrieb durch einen Viertakt-Dieselmotor.

In der Zeit von 1934 bis heute wurden auf dieser Werft über 100 Schiffe gebaut, ab den 1980er-Jahren auch Containerschiffe bis 3000 t Tragfähigkeit. So wurde 1987 das Containerschiff Jean Bossler von der Werft an den Unternehmer Werner Boßler abgeliefert. Es war das modernste Containerschiff, das 1987 auf der Werft gebaut wurde.[9] Das Binnenschiff wurde 2007 als Excelsior unter der Flagge der Reederei Götz bekannt, als es auf dem Rhein in einen Unfall verwickelt war, bei dem es 32 Container verlor und es in der Folge zu einer längeren Sperrung des Rheins kam. Auf die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Werften am Neckar in den 70er Jahren reagierte die Philipp Ebert & Söhne GmbH dadurch, dass neu Partner aus Osteuropa für den Schiffskasko gesucht und gefunden wurden.[3] In der Zeit zwischen 1994 und 2010 wurden 40 Schiffskörper im Auftrag der Werft in Rumänien und der Ukraine gebaut und nach Westeuropa verkauft.

Heute werden Binnenschiffe gebaut sowie Servicearbeiten und Reparaturen durchgeführt. Dazu gehören Umbauarbeiten, Ummotorisierungen, das Einbauen von Bugstrahlrudern sowie hydraulischer Liftanlagen für Schiffssteuerhäuser.[7] Außerdem wird ein Winterlager für Sportboote angeboten.

Die 2014 in Haßmersheim ausgemusterte Fähre des Orts wurde auf der Werft Philipp Ebert und Söhne für die Bundesgartenschau in Heilbronn umgebaut.[10]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Schiffswerft Philipp Ebert und Söhne, Neckarsteinach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Herbert Komarek: Neckarsteinach 850 Jahre Schiffahrt im Wandel der Zeit. Hrsg.: Schifferverein Neckarsteinach e. V. 1. Auflage. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2003, ISBN 3-8313-1321-0, S. 64.
  2. August Staub: Vierburgenstadt Neckarsteinach – das Schifferstädtchen und seine Bewohner in alten Aufnahmen. 1. Auflage. Geiger Verlag, Horb am Neckar 1986, ISBN 3-924932-91-3, S. 8.
  3. a b c d Werner Reuters: Schiffswerft Philipp Ebert und Söhne, Neckarsteinach – 275 Jahre Schiffsbau am Neckar. In: Schifffahrts-Magazin – Fachzeitschrift für Binnenschifffahrt, Wasserstraßen, Häfen und Schiffstechnik. Nr. 7. F. Barg Verlag, 2012, ISSN 1867-8831, S. 21 (huskyteam.eu [PDF; 4,9 MB]).
  4. Elisabeth Hinz: Neckarsteinach gestern und heute. Hrsg.: Heimat- und Verkehrsverein Neckarsteinach e. V. Heidelberger Verlagsanstalt, Heidelberg 1992, ISBN 3-89426-031-9, Jahrhundertealte Schiffahrt, S. 43.
  5. Elisabeth Hinz: Neckarsteinach gestern und heute. Hrsg.: Heimat- und Verkehrsverein Neckarsteinach e. V. Heidelberger Verlagsanstalt, Heidelberg 1992, ISBN 3-89426-031-9, Jahrhundertealte Schiffahrt, S. 47.
  6. Hanns Heiman: Die Lage der Neckarschiffer seit Einführung der Schleppschiffahrt. Band 2. C. Winter's Universitätsbuchhandlung, Heidelberg 1907, OCLC 491090143, S. 112 (Digitalisat).
    Willi Zimmermann: Heilbronn – der Neckar, Schicksalsfluss der Stadt. Heilbronner Stimme Druckerei und Verlagsanstalt, 1985, ISBN 3-921923-02-6, S. 142.
  7. a b Herbert Komarek: Neckarsteinach 850 Jahre Schiffahrt im Wandel der Zeit. Hrsg.: Schifferverein Neckarsteinach e. V. 1. Auflage. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2003, ISBN 3-8313-1321-0, S. 61.
  8. Martin Krauß: Stadt, Land, Heimat – Beiträge zur Geschichte der Metropolregion Rhein-Neckar im Industriezeitalter. Hrsg.: Martin Krauß, Ulrich Nieß. Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2011, ISBN 978-3-89735-667-2, S. 397, 403.
  9. Herbert Komarek: Neckarsteinach 850 Jahre Schiffahrt im Wandel der Zeit. Hrsg.: Schifferverein Neckarsteinach e. V. 1. Auflage. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2003, ISBN 3-8313-1321-0, S. 63.
  10. Brigitte Fritz-Kador: Eine Fähre bekommt eine Zukunft als Bühne. In: Stuttgarter Nachrichten. 17. Oktober 2017, abgerufen am 14. Juli 2019.

Koordinaten: 49° 23′ 48,8″ N, 8° 50′ 53,2″ O