Shanghai-Expeditionsarmee – Wikipedia

Shanghai-Expeditionsarmee


Soldaten der Shanghai-Expeditionsarmee marschieren in Nanking ein, Dezember 1937
Aktiv 1932, 1937 bis 1938
Staat JapanJapan Japanisches Kaiserreich
Streitkräfte Japan Japanische Streitkräfte
Teilstreitkraft Japan Japanisches Heer
Typ Korps
Stärke 1932: etwa 75.000
1937: etwa 70.000
1938: etwa 200.000
Unterstellung 1932: Daihon’ei
1937: Regionalarmee Zentralchina
Standort Shanghai
Schlachten Shanghai-Zwischenfall

Zweiter Chinesisch-Japanischer Krieg

Oberbefehl
Liste der Oberbefehlshaber

Die Shanghai-Expeditionsarmee (jap. 上海派遣軍, Shanhai hakengun) war 1932 und von 1937 bis 1938 ein Großverband des Kaiserlich Japanischen Heeres.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1932[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Japanische Verteidigungsstellung in der Nähe des Shanghai-Nordbahnhofs mit Crossley-Vickers-Panzerwagen.

1931 kam es zur sogenannten Mandschurei-Krise, in deren Verlauf Japan die Mandschurei besetzte und den Marionettenstaat Mandschukuo errichtete. Die Spannungen infolge der Mandschurei-Krise führten am 28. Januar 1932 zum Ausbruch von Kampfhandlungen zwischen chinesischen und japanischen Truppen in Shanghai. Um die wenigen japanischen Truppen vor Ort zu unterstützen wurde am 25. Februar 1932 die Shanghai-Expeditionsarmee (kurz SEA) aufgestellt und General Shirakawa Yoshinori zu deren Befehlshaber ernannt. Bereits vier Tage später landete Shiraka mit seinen Truppen nahe der Stadt. In der von Januar bis März andauernden ersten Schlacht von Shanghai konnten die Japaner die Chinesen letztendlich an den Verhandlungstisch zwingen. Am 29. April kam es im Shanghaier Stadtbezirk Hongkou zu einer Bombenexplosion, die General Shirakawa und weitere hochrangige Militärs teilweise schwer verletzte. Am 26. Mai erlag Shirakawa seinen Verletzungen.[1]

Am 5. Mai wurde schließlich ein Waffenstillstandsvertrag unterzeichnet und die SEA wurde im Juni 1932 aufgelöst.

1937–1938[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Japanische Soldaten in den Ruinen Shanghais. Zur Vermeidung von Eigenbeschuss ist für die Identifizierung der eigenen Truppen an einigen Gewehrläufen die japanische Flagge befestigt.

Nachdem am 7. Juli 1937 der Zweite Japanisch-Chinesische Krieg ausgebrochen war, kam es ab 13. August 1937 zur ersten größeren Schlacht, der zweiten Schlacht um Shanghai. Zu Beginn der Kämpfe verteidigten etwa 5000 Mann der Marine (Spezial-Landungskräfte der Marine und Reservisten) die Verteidigungslinie am Rande der Internationalen Sicherheitszone von Shanghai. Bereits am 15. August wurde die Shanghai-Expeditionsarmee unter dem Kommando von Generalleutnant Matsui Iwane erneut aufgestellt und bestand anfangs hauptsächlich aus der 3. und 11. Division. Im weiteren Verlauf der Kampfhandlungen wurde die SEA durch die 101., 9. und 13. Division ergänzt, wodurch sie, unter anderem mit weiteren kleineren Einheiten, auf etwa 200.000 Mann anschwoll.[2] Da der Widerstand der über 500.000 chinesischen Verteidiger hartnäckiger verlief als erwartet wurde die SEA ab 5. November 1937 durch die 10. Armee (etwa 100.000 Mann) unterstützt, die in der Hangzhou-Bucht südöstlich von Shanghai anlandete. Beide Armeen wurden am 7. November zur Regionalarmee Zentralchina zusammengefasst.[3][4] Den chinesischen Verteidigern drohte eine Einkesselung, worauf der chinesische Oberbefehlshaber Chiang Kai-shek am 8. November den Rückzug aus Shanghai anordnete.[5] Die Kämpfe um Shanghai hatten die SEA und die 10. Armee etwa 40.000 Tote und 50.000 Verwundete gekostet.

Nach dem Ende der Kämpfe um Shanghai Ende November 1937 stieß die SEA 300 km in Richtung Nanking, der Hauptstadt der Republik China, vor.[6] Noch vor der Schlacht um Shanghai hatte Generalleutnant Matsui, der inzwischen Oberbefehlshaber der Regionalarmee Zentralchina geworden war, seine Absicht bekannt gegeben, nach der Einnahme Shanghais unverzüglich nach Nanking vorzustoßen, um das „chinesische Problem“ zu lösen.[7] Die vorstoßenden japanischen Soldaten waren lediglich mit leichtem Marschgepäck, Waffen und Munition ausgerüstet und mussten sich während des Marsches „vom Land versorgen“.[8]

Ab 1. Dezember griff sie die Vororte der Stadt an und nahm fortan an der Schlacht um Nanking teil. Wegen Krankheit musste Generalleutnant Matsui den Oberbefehl ab 2. Dezember an Generalleutnant Prinz Asaka Yasuhiko abgeben. Dieser erließ den Befehl, sich „aller Gefangenen zu entledigen“, was den Morden während des folgenden Massaker von Nanking die Befehlsgrundlage gab.[9]

Die chinesischen Verteidiger hatten dank der 36 km langen mittelalterlichen Umwallungsmauer sowie zusätzlichen Laufgräben, Minenfelder und betonierten Verteidigungsstellungen Nanking stark befestigt.[8] Trotzdem konnten die SEA und die 10. Armee die Stadt am 13. Dezember einnehmen. Nach Einnahme der Stadt nahmen Einheiten der Armee am Massaker von Nanking teil.

Die Shanghai-Expeditionsarmee wurde am 14. Februar 1938 in Nanking aufgelöst. Die ihr unterstellten Verbände wurden zwischen der Regionalarmee Nordchina unter Terauchi Hisaichi und der aus der Regionalarmee Zentralchina neugebildeten Zentralchina-Expeditionsarmee unter Hata Shunroku aufgeteilt.

Armeeführung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oberbefehlshaber[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Name Von Bis
General Shirakawa Yoshinori 25. Februar 1932 29. April 1932
Einheit aufgelöst
Generalleutnant Matsui Iwane 15. August 1937 2. Dezember 1937
Generalleutnant Prinz Asaka Yasuhiko 2. Dezember 1937 14. Februar 1938

Stabschefs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Name Von Bis
Generalleutnant Kanichiro Tashiro 25. Februar 1932 29. April 1932
Einheit aufgelöst
Generalleutnant Iinuma Mamoru 15. August 1937 12. Februar 1938

Untergeordnete Einheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1932[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Heeres-Einheiten:
  • Heeresluftwaffe:
    • 3 × Bomber-Staffeln
    • 1 × Jagd-Staffel
    • 1 × Aufklärungs-Staffel
  • Marine-Einheiten
    • Shanghai SLKM (2000 Mann)
      • 1. Bataillon (1. Sasebo SLKM)
      • 2. Bataillon (1. Kure SLKM)
      • 3. Bataillon (2. Sasebo SLKM)
      • 4. Bataillon (3. Sasebo SLKM)
      • 5. Bataillon (1. Yokosuka SLKM)
      • 7. Bataillon (2. Yokosuka SLKM)
    • Bewaffnete Reservisten und Ronins, etwa 3000 Mann

1937–1938[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 3. Division
  • 11. Division
  • 5. Panzer-Bataillon
  • 8. Selbstständige Leichte Panzer-Kompanie
    • 17 × Typ 94 TK (später an 10. Armee abgeben)
  • 5. Selbstständige schwere Artillerie-Brigade
  • 6. Selbstständige schwere Artillerie-Brigade
    • 48 × Typ 4 15-cm-Haubitzen (später an 10. Armee abgeben)
  • 10. Selbstständiges Feldartillerie-Regiment
    • 24 × Typ 4 15-cm-Haubitzen
  • weitere kleinere Einheiten

Im weiteren Verlauf der Schlacht um Shanghai dazugestoßen:

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Victor Madej: Japanese Armed Forces Order of Battle, 1937–1945. Game Publishing, 1981, OCLC 833591372, OCLC 833591376 (englisch).
  • Bill Yenne: The Imperial Japanese Army: The Invincible Years 1941–42 Osprey Publishing, Oxford 2014, ISBN 978-1-78200-932-0 (englisch).
  • Philip Jowett: The Japanese Army 1931–45 (Part 1). Osprey Publishing, Oxford 2002, ISBN 978-1-84176-353-8 (englisch).
  • Benjamin Lai: Shanghai and Nanjing 1937. Osprey Publishing, Oxford 2017, ISBN 978-1-4728-1749-5 (englisch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Chŏng-sik Lee: The Politics of Korean Nationalism. 1963, S. 185.
  2. Lai, S. 25
  3. 第10軍. Organization of IJA, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. April 2015; abgerufen am 30. Dezember 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/homepage1.nifty.com
  4. Yenne, S. 54
  5. Lai, S. 59
  6. Marco Polo-Brücke. Quingdao Nachrichten, abgerufen am 30. Dezember 2014.
  7. Lai, S. 64
  8. a b Lai, S. 68
  9. Lai, S. 16