Siegkreis – Wikipedia

Wappen Deutschlandkarte
Siegkreis
Deutschlandkarte, Position des Siegkreises hervorgehoben
Basisdaten (Stand 1969)
Koordinaten: 50° 48′ N, 7° 12′ OKoordinaten: 50° 48′ N, 7° 12′ O
Bestandszeitraum: 1816–1969
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Köln
Landschaftsverband: Rheinland
Verwaltungssitz: Siegburg
Fläche: 826,94 km2
Einwohner: 293.260 (1969)
Bevölkerungsdichte: 355 Einwohner je km2
Kfz-Kennzeichen: SU
Kreisschlüssel: 05 3 37
Kreisgliederung: 45 Gemeinden
Landrat: Willi Lindlar (CDU)
Ämter und amtsfreie Gemeinden im Siegkreis (1968)
Zuerst war der Verwaltungssitz des Kreises Siegburg in der ehemaligen Abtei Michaelsberg untergebracht.
Der Heymershof war erster Sitz des Landratsamtes im vergrößerten Kreis Siegburg
Das abgerissene Landratsamt Siegburg stand an der Stelle des jetzigen Kreishauses

Der Siegkreis (bis 1825 Kreis Siegburg) war ein Landkreis im Regierungsbezirk Köln in der preußischen Rheinprovinz, der 1816 entstanden ist.[1] Er umfasste im Wesentlichen den rechtsrheinischen Teil des heutigen Rhein-Sieg-Kreises.

Nachbarkreise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Siegkreis grenzte Anfang 1969 im Uhrzeigersinn im Norden beginnend an den Rheinisch-Bergischen und den Oberbergischen Kreis (beide in Nordrhein-Westfalen), an die Landkreise Altenkirchen (Westerwald) und Neuwied (beide in Rheinland-Pfalz) sowie an den Landkreis Bonn, an die kreisfreie Stadt Bonn und an den Landkreis Köln (alle wiederum in Nordrhein-Westfalen).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch eine königliche Verordnung vom 20. April 1816 mit Wirkung zum 22. April 1816 wurden im Regierungsbezirk Köln Kreise gebildet, die von einem Landrat geführt wurden. Diese Stelle musste anfangs von einem einheimischen Rittergutbesitzer besetzt werden.

Zum Kreis gehörten die damaligen Bürgermeistereien[2]

Der erste Landratssitz war in der Abtei Michaelsberg.

1820 wurde der Kreis Uckerath aufgelöst und das Gebiet dem Kreis Siegburg zugefügt. Hinzu kamen die Bürgermeistereien[2][3]

Landrat wurde der bisherige Landrat des Kreises Uckerath, Franz Joseph Scheven. 1825 wurde der Kreis durch Namensänderung zum Siegkreis.[3] Durch die Kreisordnung vom 13. Juli 1827 wurden neben den Landräten Kreistage bestellt, denen der Landadel und Vertreter der Kommunen angehörten. Die Beschlüsse dieser Kreistage mussten bis 1873, im Siegkreis sogar bis 1887, von der Regierung genehmigt werden, hatten also nur beratende Funktion. Verwaltungssitz des vergrößerten Siegkreises war von der Zusammenlegung bis 1838 der des Landkreises Uckerath, der Heymershof in Hennef. Von 1842 bis 1848 war Schloss Allner Verwaltungssitz. Mit der Einführung der Gemeindeordnung für die Rheinprovinz von 1845 wurden die meisten Bürgermeistereien des Kreises in mehrere Gemeinden untergliedert.[4] Der Kreis war seitdem wie folgt gegliedert:

Verwaltungsgliederung 1846
Bürgermeisterei Gemeinden
Eitorf Eitorf, Merten
Hennef Blankenberg, Geistingen
Herchen Herchen
Königswinter Aegidienberg, Honnef, Ittenbach, Königswinter
Lauthausen Altenbödingen, Braschoß, Happerschoß, Lauthausen
Lohmar Altenrath, Breidt, Halberg, Inger, Lohmar, Scheiderhöhe
Menden Buisdorf, Hangelar, Holzlar, Meindorf, Niedermenden, Niederpleis, Obermenden, Siegburg-Mülldorf
Much Much
Neunkirchen Neunkirchen, Seelscheid
Niederkassel Lülsdorf, Mondorf, Niederkassel, Rheidt, Stockem, Uckendorf
Oberkassel Heisterbacherrott, Niederdollendorf, Oberdollendorf, Oberkassel
Oberpleis Oberpleis, Stieldorf
Ruppichteroth Ruppichteroth, Winterscheid
Siegburg Siegburg, Troisdorf, Wolsdorf
Sieglar Bergheim-Müllekoven, Eschmar, Kriegsdorf, Sieglar, Spich
Uckerath Uckerath
Wahlscheid Wahlscheid

Siegburg erhielt 1857 die Rheinische Städteordnung. Troisdorf und Wolsdorf schieden dadurch aus der Bürgermeisterei Siegburg aus bildeten seitdem die Bürgermeisterei Siegburg-Land. Honnef erhielt 1862 die Rheinische Städteordnung und schied aus der Bürgermeisterei Königswinter aus.[5] Königswinter erhielt 1889 ebenfalls die Rheinische Städteordnung.[6] Ägidienberg und Ittenbach bildeten seitdem die Bürgermeisterei Königswinter-Land.

Wolsdorf wurde 1899 in die Stadt Siegburg eingemeindet.[7] Gleichzeitig wurde die Bürgermeisterei Siegburg-Land aufgehoben, während die Gemeinde Troisdorf zur Bürgermeisterei Troisdorf erhoben wurde.[8] Eschmar sowie Kriegsdorf wurden 1918 und Bergheim-Müllekoven sowie Spich wurden 1927 in die Gemeinde Sieglar eingegliedert.[9] Wie in der gesamten Rheinprovinz wurden 1927 die Bürgermeistereien des Kreises in Ämter überführt. Im Jahre 1932 trat das Amt Dattenfeld mit den beiden Gemeinden Dattenfeld und Rosbach aus dem aufgelösten Kreis Waldbröl zum Siegkreis hinzu.[3] Die Gemeinden Geistingen und Blankenberg wurden 1934 zur Gemeinde Hennef zusammengeschlossen. Alle Ämter, die nur aus einer Gemeinde bestanden, wurden 1934 aufgehoben. Merten wurde 1935 in die Gemeinde Eitorf eingegliedert; gleichzeitig wurden Niedermenden und Obermenden zur Gemeinde Menden zusammengeschlossen. 1945 wurde das Kreisgebiet von Alliierten Streitkräften besetzt und Teil der Britischen Besatzungszone.

Troisdorf erhielt 1952 das Stadtrecht. Das Amt Dattenfeld wurde 1955 aufgelöst; Dattenfeld und Rosbach waren seitdem amtsfreie Gemeinden. Altenbödingen und Happerschoß wurden 1956 Teil der Gemeinde Lauthausen; gleichzeitig wurde Braschoß in die Stadt Siegburg eingemeindet. Die Stadt Honnef hieß seit 1960 Bad Honnef. Vor der Gebietsreform von 1969 war der Siegkreis zuletzt wie folgt gegliedert:

Verwaltungsgliederung 1968
Amt Gemeinden
amtsfrei Bad Honnef (Stadt), Dattenfeld, Eitorf, Hennef, Herchen, Königswinter (Stadt), Lauthausen, Much, Rosbach, Siegburg (Stadt), Sieglar, Troisdorf (Stadt), Uckerath, Wahlscheid
Königswinter-Land Aegidienberg, Ittenbach
Lohmar Altenrath, Breidt, Halberg, Inger, Lohmar, Scheiderhöhe
Menden Buisdorf, Hangelar, Holzlar, Meindorf, Menden, Niederpleis, Siegburg-Mülldorf
Neunkirchen Neunkirchen, Seelscheid
Niederkassel Lülsdorf, Mondorf, Niederkassel, Rheidt, Stockem, Uckendorf
Oberkassel Heisterbacherrott, Niederdollendorf, Oberdollendorf, Oberkassel
Oberpleis Oberpleis, Stieldorf
Ruppichteroth Ruppichteroth, Winterscheid

Zum 1. August 1969 wurde der Raum Bonn/Siegkreis durch das Bonn-Gesetz grundlegend neu gegliedert:

  • Der Siegkreis wurde um Teile des Landkreises Bonn erweitert und in Rhein-Sieg-Kreis umbenannt. Siegburg blieb Kreisstadt des Rhein-Sieg-Kreises.
  • Alle Ämter wurden aufgelöst.
  • Ägidienberg wurde in die Stadt Bad Honnef eingemeindet.
  • Holzlar und Oberkassel wurden in die kreisfreie Stadt Bonn eingemeindet.
  • Lauthausen und Uckerath wurden in die Gemeinde Hennef eingegliedert.
  • Heisterbacherrott, Ittenbach, Niederdollendorf, Oberdollendorf, Oberpleis und Stieldorf wurden in die Stadt Königswinter eingemeindet.
  • Die Gemeinden Breidt, Halberg, Inger, Lohmar, Scheiderhöhe und Wahlscheid wurden zur vergrößerten Gemeinde Lohmar zusammengeschlossen.
  • Neunkirchen und Seelscheid wurden zur Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid zusammengeschlossen.
  • Lülsdorf, Mondorf, Niederkassel, Rheidt, Stockem und Uckendorf wurden zur vergrößerten Gemeinde Niederkassel zusammengeschlossen.
  • Ruppichteroth und Winterscheid wurden zur vergrößerten Gemeinde Ruppichteroth zusammengeschlossen.
  • Aus Buisdorf, Hangelar, Meindorf, Menden, Niederpleis und Siegburg-Mülldorf wurde die neue Gemeinde Sankt Augustin gebildet.
  • Altenrath und Sieglar wurden in die Stadt Troisdorf eingemeindet.
  • Dattenfeld, Herchen und Rosbach wurden zur Gemeinde Windeck zusammengeschlossen.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1900 hatte der Siegkreis eine Fläche von 766,13 km². 1932 wurde das Amt Dattenfeld aus dem aufgelösten Kreis Waldbröl dem Siegkreis zugeschlagen. 1969 hatte der Kreis eine Fläche von 826,94 km³ und 45 Gemeinden.[3]

Jahr Einwohner Katholiken Evangelische and. Christ. Juden
1828 063.648 056.924 06.181 543
1852 072.340
1880 089.663
1890 091.850 080.490 10.602 697
1900 107.343 093.577 12.981
1910 119.802 103.967 14.993
1925 137.080 117.414 18.361 033 641
1933 148.696 124.285 23.138 027 568
1939 153.141 126.723 23.678 249 342
1950 201.839
1960 230.100
1969 [0]293.260[3]

Bis 1955 waren etwa 40.000 Flüchtlinge und Heimatvertriebene aus den deutschen Ostgebieten im Siegkreis sesshaft geworden. Ihr Anteil an der Bevölkerung im Kreisgebiet betrug damals 19 %.[10]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zeit des Nationalsozialismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1933 bis 1945 gehörte der Siegkreis zum Gau Köln-Aachen. Bei den Reichstagswahlen am 5. März 1933 beteiligten sich 88,2 Prozent der Wahlberechtigten.

Partei Stimmen
gesamt 87.448
Zentrum 40.170
NSDAP 25.908
SPD 08.276
KPD 07.468
DNVP 04.521
DVP 00.610
andere 00.495

Ergebnisse der Kreistagswahlen ab 1946[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Liste werden nur Parteien und Wählergemeinschaften aufgeführt, die mindestens zwei Prozent der Stimmen bei der jeweiligen Wahl erhalten haben.[11]

Stimmenanteile der Parteien in Prozent

Jahr CDU SPD FDP DZP BHE KPD
1946 42,8 17,0 08,2 27,5 4,3
1948 30,1 25,2 11,3 28,1 4,2
1952 32,8 23,5 13,8 21,2 6,8
1956 41,6 30,1 009,99 12,1 6,2
1961 53,5 28,6 09,9 03,6 4,4
1964 51,4 34,4 010,04 03,6

Landräte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Siegkreis amtierten folgende Landräte:[12]

Oberkreisdirektoren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1946–1959 Josef Clarenz
  • 1959–1969 Paul Kieras (CDU, ab 1. August 1969 Oberkreisdirektor des Rhein-Sieg-Kreises)

Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1832 bis 1852 verlief durch den Siegkreis der preußische Optische Telegraf von Köln nach Koblenz mit Stationen in Troisdorf und Söven.

Kfz-Kennzeichen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zunächst war für den Siegkreis das Kfz-Kennzeichen SB (nach der Kreisstadt Siegburg) vorgesehen. Als bekannt wurde, dass das Saarland im zum 1. Januar 1957 der Bundesrepublik Deutschland beitritt (Saarabkommen) wurde die Zuordnung jedoch kurzfristig zugunsten des größeren Saarbrücken geändert (siehe Erweiterung des Kfz-Kennzeichensystems auf das Saarland). Am 1. Juli 1956 wurde dem Siegkreis daher bei der Einführung der bis heute gültigen Kfz-Kennzeichen das Unterscheidungskennzeichen SU zugewiesen. Es wird durchgängig bis heute im Rhein-Sieg-Kreis ausgegeben.

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Schauspielschule Siegburg (Berufsfachschule für darstellende Bühnenkunst) in Siegburg
  • Berufskolleg des Rhein-Sieg-Kreises in Siegburg
  • Volkshochschule Rhein-Sieg in Siegburg
  • Engelbert-Humperdinck-Musikschule in Siegburg

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Edmund Renard: Die Kunstdenkmäler des Siegkreises. Im Auftrage des Provinzialverbandes der Rheinprovinz bearbeitet von Edmund Renard. Verlag L. Schwann, Düsseldorf 1907.
  • Quellen zur Geschichte des Rhein-Sieg-Kreises, Bd. 14: Die medizinische Topographie von Dr. Anton Lohmann (Der Siegkreis um 1825), Rheinlandia Verlag, Siegburg 1997.
  • Karl Künster, S. Schneider: Der Siegkreis. Bonn 1959 (Die deutschen Landkreise. Die Landkreise in Nordrhein-Westfalen, Reihe A Nordrhein, Band 4).
  • Die Aktenüberlieferung des ehemaligen Siegkreises befindet sich im Archiv des Rhein-Sieg-Kreises und im Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Siegkreis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hans Luhmer: Von der Bürgermeisterei Menden zur Gemeinde Sankt Augustin. In: Beiträge zur Stadtgeschichte, herausgegeben vom Stadtarchiv Sankt Augustin. Heft 20, 1994, ISSN 0936-3483, S. 7.
  2. a b Wilhelm Butte: Provinzial-Blätter für die Preussischen Länder am Rhein und in Westphalen, Erster Band, 1817, S. 70 (Digitale Ausgabe).
  3. a b c d e Statistische Rundschau für den Rhein-Sieg-Kreis, herausgegeben vom Statistischen Landesamt NRW 1972
  4. Gemeindeordnung für die Rheinprovinz 1845, § 1.
  5. Amtsblatt für den Regierungsbezirk Köln 1862, S. 261
  6. Landschaftsverband Rheinland: Portal Rheinische Geschichte (Memento des Originals vom 15. Oktober 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rheinische-geschichte.lvr.de
  7. Stadt Siegburg: Geschichte der Stadtteile
  8. Stadt Troisdorf: Stadtgeschichte
  9. Heimat- und Geschichtsverein Troisdorf: Geschichte bis 1932@1@2Vorlage:Toter Link/www.geschichtsverein-troisdorf.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  10. Theodor Rutt: Land an Sieg und Rhein. Geschichte – Kultur – Wirtschaft. Wissenschaftliches Archiv, Urkunde-Bild-Chronic GmbH, Bonn 1960.
  11. Quelle: Jeweiliges Heft des Statistischen Landesamtes (LDS NRW), Mauerstr. 51, Düsseldorf, mit den Wahlergebnissen auf der Kreisebene.
  12. Landesarchiv NRW Rheinland, Landratsamt Siegkreis (Memento des Originals vom 24. Januar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.archive.nrw.de