Sinop – Wikipedia

Sinop
Sinop (Türkei)
Sinop (Türkei)

Sinop von oben
Basisdaten
Provinz (il): Sinop
Koordinaten: 42° 2′ N, 35° 9′ OKoordinaten: 42° 1′ 30″ N, 35° 8′ 50″ O
Höhe: 27 m
Einwohner: 53.813[1] (2020)
Telefonvorwahl: (+90) 368
Postleitzahl: 57 000
Kfz-Kennzeichen: 57
Struktur und Verwaltung (Stand: 2024)
Gliederung: 13 Mahalle
Bürgermeister: Metin Gürbüz (CHP)
Postanschrift: Meydankapı Mahallesi,
Atatürk Cd. No:8
57000 Sinop
Website:
Landkreis Sinop
Einwohner: 65.489[1] (2020)
Fläche: 442 km²
Bevölkerungsdichte: 148 Einwohner je km²

Sinop (altgriechisch Σινώπη Sinópē, historisch Sinope), Hafenstadt und Badeort am Schwarzen Meer, ist die Hauptstadt der gleichnamigen türkischen Provinz Sinop im Norden Anatoliens. Sinop ist zugleich Zentrum eines direkt dem Gouverneur unterstellten Kreises, dem zentralen Landkreis (Merkez).

Sinop ist die nördlichste Kreisstadt Anatoliens und liegt ca. 300 Kilometer (Luftlinie) nordöstlich von Ankara. Die Stadt wird von der Schwarzmeerküstenstraße (D 10) tangiert und besitzt einen eigenen Flughafen.

Der zentrale Landkreis (Merkez) ist zugleich der nördlichste Landkreis Anatoliens grenzt an den Kreis Erfelek im Westen, den Kreis Boyabat im Süden und den Kreis Gerze im Südosten. Er ist der bevölkerungsreichste der Provinz und besteht neben der Kreisstadt aus 38 Dörfern (Köy) mit durchschnittlich 307 Bewohnern. Abalı (1004), Dibekli (807), Demirci (666) und Çiftlik (602) sind die größten, 14 Dörfer haben mehr Einwohner als der Durchschnitt. Vier ehemalige Dörfer (Bostancılı, Korucuk, Ordu und Osmaniye) wurden 2018 als eigene Stadtviertel (Mahalle) in die Stadt Sinop eingegliedert.

Mit einer Bevölkerungsdichte von 148,2 Einw. je km² liegt der Kreis beim fast Vierfachen des Provinzwertes, der urbane Bevölkerungsanteil beträgt 82,17 Prozent.

Sinop
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
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5
 
 
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84
 
12
7
_ Temperatur (°C)   _ Niederschlag (mm)
Quelle: Staatliches Meteorologisches Amt der Türkischen Republik, Normalperiode 1981–2010
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Sinop
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Temperatur (°C) 7,0 6,3 7,5 10,6 14,9 19,9 23,0 23,4 20,1 16,3 12,1 9,0 14,2
Mittl. Tagesmax. (°C) 9,7 9,4 10,7 14,2 18,4 23,3 26,2 26,8 23,5 19,5 15,2 11,8 17,4
Mittl. Tagesmin. (°C) 4,7 3,9 5,1 8,0 12,2 16,9 20,0 20,6 17,5 13,9 9,5 6,6 11,6
Niederschlag (mm) 72,6 52,0 51,7 37,3 33,9 36,7 39,6 42,3 65,3 98,2 91,8 83,9 Σ 705,3
Sonnenstunden (h/d) 2,2 3,0 4,0 5,3 6,6 8,3 9,1 8,5 6,6 4,6 3,1 2,1 5,3
Regentage (d) 15,1 12,8 13,1 11,4 9,9 8,5 5,9 6,5 8,7 12,7 13,0 15,6 Σ 133,2

Bevölkerungsentwicklung

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Nachfolgende Tabelle zeigt den vergleichenden Bevölkerungsstand am Jahresende für die Provinz, den zentralen Landkreis und die Stadt Sinop sowie den jeweiligen Anteil an der übergeordneten Verwaltungsebene. Die Zahlen basieren auf dem 2007 eingeführten adressbasierten Einwohnerregister (ADNKS).[2]

Jahr Provinz Landkreis Stadt
absolut anteilig (%) absolut anteilig (%) absolut
2020 216.460 30,25 65.489 82,17 53.813
2019 218.243 30,17 65.845 82,41 54.260
2018 219.733 29,37 64.544 81,86 52.837
2017 207.427 30,47 63.205 66,83 42.242
2016 205.478 30,03 61.708 67,07 41.386
2015 204.133 29,82 60.880 66,80 40.667
2014 204.526 29,13 59.571 65,87 39.239
2013 204.568 28,35 58.005 66,30 38.459
2012 201.311 28,51 57.399 67,20 38.571
2011 203.027 27,93 56.711 68,25 38.705
2010 202.740 27,47 55.686 67,72 37.708
2009 201.134 27,37 55.056 66,72 36.734
2008 200.791 26,69 53.584 66,05 35.393
2007 198.412 26,54 52.667 65,99 34.755

Volkszählungsergebnisse

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Zu den Volkszählungen liegen folgende Bevölkerungsangaben über die Stadt, den Kreis, die Provinz und das Land vor:[3] Ein Teil der Werte (1960 und davor sowie 1997) wurden PDF-Dokumenten entnommen, die über die Bibliothek des TÜIK abruf- und downloadbar sind[4].

Region 1945 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1997 2000
Stadt (Şehir) 4.995 5.780 7.307 10.214 13.354 15.096 16.098 18.328 23.148 25.537 28.257 30.502
zentraler Kreis (Merkez)00 40.721 45.064 50.677 33.751 38.663 37.979 39.056 42.745 47.437 49.844 37.259 49.839
Provinz (İl) 205.276 225.621 239.027 249.730 266.069 265.655 267.605 276.242 280.140 265.153 214.925 225.574
Türkei 018.790.174 020.947.188 024.064.763 027.754.820 031.391.421 035.605.176 040.347.719 044.736.957 050.664.458 056.473.035 062.865.574 067.803.927

Sinope hat über mehrere Jahrtausende eine bedeutende Rolle als Kultur- und Handelszentrum am Schwarzen Meer gespielt. Die ältesten Spuren menschlicher Besiedlung stammen aus der Bronzezeit. Sinope war eine frühe Schwarzmeerkolonie der an der Westküste Kleinasiens gelegenen griechischen Stadt Milet. Die ältesten archäologischen Zeugnisse griechischer Besiedlung stammen aus dem späten 7. Jahrhundert v. Chr., was zu dem von Eusebius überlieferten Gründungsjahr 631 v. Chr. passt.[5] Die Historizität einer noch deutlich früheren ersten Gründung vor der Mitte des 8. Jahrhunderts v. Chr., die einige antike Autoren erwähnen (Pseudo-Skymnos[6], indirekt Strabon), ist in der modernen Forschung umstritten.

Sinop vom Hafen aus gesehen
Drachme aus Sinope, Adler über Delphin, ca. 365-322 v. Chr. geprägt

Nach diesen Berichten hätten sich die Thessalier Autolykos, Deileon und Phlogios dort niedergelassen, nachdem sie sich an einem Feldzug gegen die Amazonen beteiligt hatten. Wenig später, noch vor Eintreffen der Kimmerer, sei es zu einer Neugründung durch den Milesier Abrondas gekommen. Eine sehr frühe erste Gründung könnte aus einer Stelle bei Strabon erschlossen werden, in der es heißt, dass in Sinope Autolykos als Stadtgründer verehrt worden sei und erst später eine Neugründung durch Milet erfolgte.[7] Träfe das frühe erste Gründungsdatum zu, wäre Sinope die älteste griechische Kolonie im Schwarzmeergebiet.[8] Im 7. Jahrhundert v. Chr. ließen sich Kimmerer, die um 700 v. Chr. in Kleinasien eingefallen waren, unter anderem „in der Gegend um Sinope“ nieder.[9] Dabei sollen sie die frühen griechischen Kolonisten vertrieben haben. Ein kimmerisches Grab, das die Anwesenheit der Kimmerier in dieser Gegend belegt, wurde vor einigen Jahren südlich von Sinop entdeckt. Nach der Vertreibung der Kimmerer durch die Lyder im letzten Drittel des 7. Jahrhunderts wäre es dann zur Besiedlung durch Milesier gekommen.

Sinope wurde zu einer der bedeutendsten Kolonien, und es wurden viele weitere Kolonien entlang der Schwarzmeerküste – so namentlich Amisos (das heutige Samsun), Kerasous (Giresun) und Trapezous (Trabzon) – von Sinope aus gegründet, die es selbst zu großer Bedeutung brachten. Sinope prägte auf seinen Münzen häufig die Nymphe Sinope auf der Vorderseite und einen Seeadler über einem Delphin auf der Rückseite.

183 v. Chr. eroberte Pharnakes I. Sinope und machte es zur Hauptstadt des Königreichs Pontos. Nach der Niederlage des pontischen Königs Mithridates VI. 64 v. Chr. gegen den römischen Feldherrn Gnaeus Pompeius Magnus verleibten die Römer Pontos in ihr Reich ein, und der Einfluss Sinopes nahm ab. Gaius Iulius Caesar ernannte Sinope um das Jahr 45 v. Chr. zur Colonia, was mit der Ansiedlung römischer Bürger einherging.[10]

Die Schlacht bei Sinope. Ölgemälde von Iwan Aiwasowskij im Stil der Romantik, 1853

Nachdem die Seldschuken die Stadt im Jahre 1214 eingenommen hatten, gewann die Stadt wieder an Bedeutung und gehörte seit 1458 zum Osmanischen Reich. Nach der vernichtenden Seeschlacht von Lepanto im Jahre 1571 ließ der osmanische Sultan Selim II. in Sinope mehrere hundert Schiffe für die Flotte des Reiches bauen. Dafür wurden Arbeiter aus dem gesamten Osmanischen Reich nach Sinope gebracht, von denen sich viele in der Region ansiedelten. Sie trugen, wie auch Griechen (Pontosgriechen), Tscherkessen, Georgier, Bulgaren und Türken, zur kulturellen Vielfalt bei.

Am 30. November 1853, kurz nach Ausbruch des Krimkrieges, griff die russische Schwarzmeerflotte unter Vizeadmiral Nachimow den osmanischen Hafen Sinope mit Sprenggranaten an und schoss sämtliche dort liegenden Schiffe in Brand. Dabei brannten große Teile der Stadt nieder. Das Geschehen ist als Seeschlacht bei Sinope bekannt geworden.

Bedeutung für die Kunstgeschichte

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Die Kreideproduktion aus der Gegend um Sinope war für Vorzeichnungen in der Malerei, besonders für die Freskenmalerei der italienischen Renaissance von großer Bedeutung. Aus Sinope bezogen die Maler eine besondere ockerfarbene Kreide, mit der sie Skizzen und Vorzeichnungen anfertigten. Das Pigment und die damit hergestellten Zeichnungen werden Sinopia oder Sinopie genannt (vgl. das Sinopienmuseum in Pisa).

In Sinop befindet sich die Balatlar-Kirche aus dem 7. Jahrhundert.

Persönlichkeiten

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  • David H. French (Hrsg.): The Inscriptions of Sinope. Part I: Inscriptions (= Inschriften griechischer Städte aus Kleinasien. Band 64). Habelt, Bonn 2004, ISBN 978-3-7749-3036-0.
  • Askold I. Ivantchik: Die Gründung von Sinope und die Probleme der Anfangsphase der griechischen Kolonisation des Schwarzmeergebietes. In: Gocha R. Tsetskhladze (Hrsg.): The Greek Colonisation of the Black Sea Area. Historical Interpretation of Archaeology (= Historia. Einzelschriften. Bd. 121). Steiner, Stuttgart 1998, ISBN 3-515-07302-7, S. 297–330.
  • Dominique Kassab Tezgör (Hrsg.): Sinope: The Results of Fifteen Years of Research. Proceedings of the International Symposium, 7–9 May 2009. Brill, Leiden 2011.
  • Christian Marek: Sinope. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 11, Metzler, Stuttgart 2001, ISBN 3-476-01481-9, Sp. 585–586.
Commons: Sinop – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Sinop – Reiseführer

Einzelnachweise

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  1. a b Merkez Nüfusu Sinop, abgerufen am 13. August 2021
  2. Central Dissemination System/Merkezi Dağıtım Sistemi (MEDAS) des TÜIK, abgerufen am 13. August 2021
  3. Genel Nüfus Sayımları (Volkszählungsergebnisse 1965 bis 2000), abgerufen am 11. August 2021
  4. Bücherei des Türkischen Statistikinstituts TÜIK, abrufbar nach Suchdateneingabe
  5. Ekrem AkurgalLudwig Budde: Vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen in Sinope. Türk Tarih Kurumu Basımevi, Ankara 1956.
  6. Skymnos 941–952.
  7. Strabon, Geographie 12,3,11.
  8. Ablehnend gegenüber einer Gründung vor dem späten 7. Jahrhundert v. Chr. u. a. Askold I. Ivantchik: Die Gründung von Sinope und die Probleme der Anfangsphase der griechischen Kolonisation des Schwarzmeergebietes. In: Gocha R. Tsetskhladze (Hrsg.): The Greek colonisation of the Black Sea area. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1998, S. 299–330 (mit vielen Gegenargumenten und weiteren Belegen).
  9. Herodot, Historien 4,12,2.
  10. Zur Koloniegründung Axel Filges: Münzbild und Gemeinschaft. Die Prägungen der römischen Kolonien in Kleinasien (= Frankfurter Archäologische Schriften. Band 29). Habelt, Bonn 2015, ISBN 3-7749-3947-0, S. 30.