Stefanie Zweig – Wikipedia

Stefanie Zweig (2012)

Stefanie Zweig (* 19. September 1932 in Leobschütz, Provinz Oberschlesien; † 25. April 2014 in Frankfurt am Main) war eine deutsche Schriftstellerin.[1]

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1938 floh Zweigs jüdische Familie angesichts der nationalsozialistischen Verfolgung nach Kenia, wo Stefanie Zweig ihre Kindheit auf einer Farm verbrachte und das Land für sich entdeckte. Später besuchte sie eine englische Internatsschule in der damaligen britischen Kolonie. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte die Familie 1947 nach Deutschland zurück. Stefanie Zweig besuchte dort die Schillerschule in Frankfurt am Main bis zum Abitur 1953. Ab 1959 arbeitete sie als Kulturredakteurin der Abendpost/Nachtausgabe in Frankfurt, deren Feuilleton sie von 1963 bis 1988 leitete. Da sie jedoch in Deutschland das Land ihrer Kindheit vermisste, begann sie, ihre Erlebnisse und Eindrücke in mehreren autobiographischen Romanen festzuhalten. Mit ihren Afrikaromanen wurde Stefanie Zweig zu einer Bestsellerautorin.

Ihr erster Afrikaroman Ein Mundvoll Erde erschien 1980, eine Neubearbeitung mit dem Titel Vivian und ein Mund voll Erde folgte 2001. Der Roman mit autobiographischen Zügen schildert die erste Liebe der Hauptfigur Vivian zu einem Kikuyu-Jungen. Vivian ist während des Zweiten Weltkrieges mit ihrem Vater nach Afrika geflohen, kann sich kaum noch an Deutschland erinnern und sieht die kenianische Farm Ol'Joro Orok als ihre Heimat an. Sie ist gut vertraut mit den Sitten des Volkes der Kikuyu und spricht mit acht Jahren bereits drei verschiedene Sprachen: Kikuyu, Swahili und Deutsch. Der Leser wächst mit Vivian auf der Farm heran, lernt ihre Freunde, ihre Feinde und ihre Familie kennen. Man erfährt viel über afrikanische Sitten und Gebräuche. Als Vivian am Ende nach Deutschland zurückkehren muss, versteht man ihre Unsicherheit und ihr Gefühl der Entwurzelung. Das Buch kam auf die Auswahlliste zum deutschen Jugendbuchpreis. Im Jahr 1995 wurde es mit dem Gläsernen Globus der Royal Dutch Geographical Society (Königlich Niederländische Geographische Gesellschaft) ausgezeichnet.

Ihr autobiographischer Roman Nirgendwo in Afrika erschien 1995. Den Personen in der Geschichte gab sie andere Namen als in der Wirklichkeit. Der Roman wurde sechs Jahre später von Caroline Link verfilmt, der Film wurde im Jahr 2003 mit einem Oscar in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ ausgezeichnet.

Ihr Roman Irgendwo in Deutschland, die Fortsetzung von Nirgendwo in Afrika, beschreibt das Leben nach der Rückkehr nach Deutschland.

In ihrer Autobiographie: Nirgendwo war Heimat: Mein Leben auf zwei Kontinenten aus dem Jahr 2012 belegte die Autorin in Briefen und eigenen Tagebuchnotizen ihre ganze Familiengeschichte seit ihrer Geburt in Oberschlesien bis in die Gegenwart.

Stefanie Zweig lebte als freie Schriftstellerin in Frankfurt am Main und schrieb regelmäßig Beiträge für die Frankfurter Neue Presse. Ihre Bücher erreichten eine Auflage von über 7,5 Millionen Exemplaren.[2]

Stefanie Zweig starb 2014 im Alter von 81 Jahren. Das Grab befindet sich auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in Frankfurt am Main.[3]

„Ihre Liebe und Güte bleiben unvergessen, auch wenn ihr Leben vom Verlust geprägt war. Ihre Geschichten bleiben uns als ewiges Geschenk“

Inschrift auf dem Grabstein

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stefanie Zweig erhielt im Jahr 1993 die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christine Arendt: Transkulturalität in Stefanie Zweigs fiktionalen Afrikaromanen. In: Auteri, Laura; Barrale, Natascha; Di Bella, Arianna; Hoffmann, Sabine (Hrsg.): Jahrbuch für Internationale Germanistik. Wege der Germanistik in transkultureller Perspektive. Akten des IV. Kongresses der Internationalen Vereinigung für Germanistik (IVG) (Bd. 9). Bern: Peter Lang 2022, 153–162.
  • Christine Arendt: Zwischen Autobiographie, Biographie und Fiktion. Von jüdischen Identitätskonstruktionen und dem Verhältnis zwischen Juden und anderen Deutschen im Werk Stefanie Zweigs. In: Wirkendes Wort, 1/2021, 79–97.
  • Christine Arendt: Varianten autobiographischen Schreibens bei Stefanie Zweig. Vom Erlebnis Afrikas zur Darstellung und Dokumentation des Exils. Zeitschrift für interkulturelle Germanistik 11, 2020, H1, 65–81.
  • Christine Arendt: Darstellung des Exils in „Nirgendwo in Afrika“ von Stefanie Zweig. In: Zhu, Jianhua; Zhao, Jin & Szurawitzki, Michael (Hrsg.), unter Mitarbeit von Bischoff, Doerte u. a., Akten des XIII. Internationalen Germanistenkongresses Shanghai 2015. Germanistik zwischen Tradition und Innovation. Bd. 9. Frankfurt am Main: Peter Lang 2017, 197–201.
  • Stefanie Zweig in: Internationales Biographisches Archiv 32/2003 vom 28. Juli 2003, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Stefanie Zweig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Stefanie Zweig. In: Kürschners Deutscher Literatur-Kalender. Band II: P-Z. Walter De Gruyter Incorporated, 2015, ISBN 978-3-11-033720-4, S. 1193.
  2. Angaben zur Autorin auf der Website ihres Verlags, abgerufen am 21. Oktober 2021.
  3. knerger.de: Das Grab von Stefanie Zweig