U 507 – Wikipedia

U 507
(vorheriges/nächstesalle U-Boote)
Typ: IX C
Feldpostnummer: M 19 192
Werft: Deutsche Werft, Hamburg
Bauauftrag: 20. Oktober 1939
Baunummer: 303
Kiellegung: 11. September 1940
Stapellauf: 15. Juli 1941
Indienststellung: 8. Oktober 1941
Kommandanten:

8. Oktober 1941 – 13. Januar 1943:
Kkpt. Harro Schacht

Einsätze: 4 Unternehmungen
Versenkungen:

19 Schiffe (77.143 BRT)

Verbleib: am 13. Januar 1943 vor der brasilianischen Atlantikküste versenkt

U 507 war ein deutsches U-Boot vom Typ IX C, das von der ehemaligen deutschen Kriegsmarine während des Zweiten Weltkriegs im Nord-, West- und Südatlantik eingesetzt wurde.

Technik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Typ IX war ein Zweihüllen-Hochseeboot, dessen Entwurf von der U 81 – U 86 Serie von 1916 abgeleitet war und das in vielerlei Hinsicht dem Typ I A von 1936 ähnelte. Zwischen März 1939 und Juli 1942 wurden 54 Einheiten vom Typ IX C in den Dienst gestellt. Durch eine nochmalige Steigerung der Brennstoffmenge gegenüber den Varianten IX A und IX B wurde die Überwasserfahrstrecke um etwa 1500–1800 Seemeilen vergrößert. Zur Unterbringung der Brennstoffzellen wurde vom Raum zwischen den Hüllen größerer Gebrauch gemacht. Die U-Boote vom Typ IX eigneten sich hervorragend für Langstreckenfahrten, da sie im Vergleich zu anderen Typen der Kriegsmarine größere Reichweiten aufgrund ihrer Treibstoffbunker hatten.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Auftrag für das Boot wurde am 20. Oktober 1939 an die Deutsche Werft AG, Hamburg vergeben. Ursprünglich waren die Boote dieses Typs von der Deschimag AG Weser in Bremen gefertigt worden. Die Deutsche Werft hatte zu Beginn des Zweiten Weltkrieges den Auftrag bekommen, die U-Boote des Typs IX als Nachbau in Großserie herzustellen. Bis Kriegsende stellte die Deutsche Werft 24 U-Boote des Typs IX C für die Kriegsmarine her.[1]

Bau und Indienststellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kiellegung des Bootes mit der Baunummer 303 erfolgte am 11. September 1940 und der Stapellauf am 15. Juli 1941. Die Indienststellung unter Korvettenkapitän Harro Schacht fand schließlich am 8. Oktober 1941 statt.[2] Einer Tradition der deutschen U-Bootwaffe folgend wählte die Besatzung ein am Turm aufgemaltes Zeichen, das in vielen Fällen das Motto des Bootes ausdrückte. Die Turmbemalung von U 507 zeigte einen Hund, der Männchen macht. Die Figur war inspiriert durch den britischen Comichund Bonzo.[3]

Flottillenzugehörigkeit, Stationierungen und Kommandant[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Boot wurde nach seiner Indienststellung am 8. Oktober 1941 bis zum 28. Februar 1942 bei der 4. Flottille in Stettin als Ausbildungsboot zum Training der Besatzung eingesetzt. Vom 1. März 1942 bis zum Versenkungstag gehörte es der 2. U-Flottille im nordfranzösischen Lorient als Frontboot an.[4] Während der gesamten Dienstzeit des Bootes war Kkpt. Harro Schacht Kommandant von U 507.

Einsätze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

U 507 unternahm während seiner Dienstzeit vier Patrouillenfahrten. Allein am 16. und 17. August 1942 versenkte das Boot vor der Küste Brasiliens innerhalb von 40 Stunden fünf unter Landesflagge fahrende unbewaffnete Handelsschiffe, wobei 607 Menschen umkamen und ein Rauminhalt von 14.822 BRT verloren ging.[5] Dies war der Auslöser für die brasilianische Kriegserklärung an Deutschland am 22. August des Jahres.

Zeitpunkt Name Schiffstyp Tonnage Reederei Opfer Überlebende
16. August 1942, 02.03 Uhr Araraquara Passagier- und Frachtschiff 4872 BRT Lloyd Nacional 131 11
16. August 1942, 09.13 Uhr Annibal Benévolo Passagier- und Frachtschiff 1905 BRT Companhia de Navegação Lloyd Brasileiro 150 4
16. August 1942, 19.10 Uhr Baependy Passagier- und Frachtschiff 4801 BRT Companhia de Navegação Lloyd Brasileiro 270 36
17. August 1942, 15.49 Uhr Itagiba Passagier- und Frachtschiff 2169 BRT Companhia de Navegação Costeira 36 145
17. August 1942, 18.03 Uhr Arará Passagier- und Frachtschiff 1075 BRT Companhia Serras de Navegação e Comércio 20 16

Laconia-Nachspiel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 12. September 1942 um 22.07 Uhr torpedierte U 156 die Laconia (19.695 BRT) auf der Position 4° 34′ S, 11° 25′ W im Marinequadrat FF 7721 mit zwei Torpedos. An Bord der Laconia befanden sich 2.732 Personen darunter etwa 1.800 italienische Kriegsgefangene. Der Kommandant vom U 156 erkannte, dass durch die Torpedierung Verbündete in Seenot geraten waren und leitete eine in der Seekriegsführung beispiellose Rettungsaktion ein. Gemäß Befehls durch den BdU, Admiral Karl Dönitz, machte sich U 507 auf den Weg von seinem Einsatzort in den brasilianischen Gewässern zum Versenkungsort an die afrikanische Küste. Dort traf U 507 am 15. September einige Stunden nach U 506 an der Versenkungsstelle ein und sammelte Schiffbrüchige aus Rettungsbooten und nahm weitere Rettungsboote in Schlepp. Am 18. September waren 129 Italiener, 15 Frauen, 16 Kinder und ein britischer Offizier an Bord. Sieben Rettungsboote mit 330 Menschen, darunter 35 Italiener, befanden sich am Schlepptau. Beide eingetroffenen deutschen Boote meldeten den Vollzug der Rettungsmaßnahmen an Karl Dönitz. Während Würdemann, Kommandant von U 506 wohlweislich nur die Anzahl der bei ihm an Bord und in seinem Schlepp befindlichen Schiffbrüchigen meldete und darauf verzichtete, deren Nationalitäten zu nennen, berichtete Schacht seinem Befehlshaber, dass er Boote mit 95 Briten und Polen im Schlepp habe. Dönitz befahl ihm daraufhin, die jeweiligen Taue zu kappen, während Würdemann keinen derartigen Befehl bekam.[6] Die aufgefischten Italiener wurden kurze Zeit später der Annamite, einem französischen Avisoschiff, übergeben, das ebenfalls nach Anweisung des BdU zur Hilfe herbeigeeilt war. Danach marschierte U 507 auf Befehl des BdU nach Lorient zur Versorgung. Als Kommandant Schacht nach Abschluss der Rettungsaktion in langen Funksprüchen seine Handlungen beschrieb und auch schilderte, welche Hilfestellung er britischen und polnischen Schiffbrüchigen hatte zuteilwerden lassen, erhielt er von Dönitz einen scharfen Tadel.[6][7]

Angriffe auf U 507[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Angriff auf U 507

Die Alliierten führten zwei nachweislich aufgezeichnete Angriffe auf U 507 aus. Am 9. Mai 1942 wurde das U-Boot von einem Flugboot der US Navy vom Typ PBY Catalina 225 Meilen südlich von dessen Basis Pensacola attackiert. Am 10. Mai 1942 wurde das U-Boot erneut von einer PBY Catalina 56 Meilen süd-südwestlich von seiner Basis Pensacola bombardiert.

Versenkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

U 507 wurde während eines Folgeunternehmens zum Unternehmen Paukenschlag von einem Seefernaufklärer vom Flugzeugtyp Catalina des Geschwaders VP-83 der US Navy am 13. Januar 1943 auf der Position 1° 38′ S, 39° 52′ W vor der brasilianischen Atlantikküste knapp südlich des Äquators versenkt. Dabei kamen alle Besatzungsmitglieder des U-Bootes und ein Überlebender des Handelsschiffes Baron Dechmont, das zehn Tage zuvor auf der Position 3° 11′ S, 38° 41′ W vom U 507 torpediert und versenkt wurde, ums Leben.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erminio Bagnasco: U-Boote im 2. Weltkrieg. (Technik – Klassen – Typen. Eine umfassende Enzyklopädie). 5. Auflage. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1996, ISBN 3-613-01252-9.
  • Paul Kemp: Die deutschen und österreichischen U-Boot-Verluste in beiden Weltkriegen. Urbes Verlag, Gräfelfing vor München 1998, ISBN 3-924896-43-7.
  • Léonce Peillard: Affäre Laconia (= Bastei Lübbe 63022 Sachbuch). Lizenzausgabe. Lübbe, Bergisch Gladbach 1978, ISBN 3-404-00709-3.
  • Eberhard Rössler: Geschichte des deutschen U-Bootbaus. Band 1: Entwicklung, Bau und Eigenschaften der deutschen U-Boote von den Anfängen bis 1943. Lizenzausgabe der 2. Auflage. Bechtermünzverlag, Augsburg 1996, ISBN 3-86047-153-8.

Anmerkungen und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Rainer Busch, Hans-Joachim Röll: Der U-Boot-Krieg 1939–1945. Band 2: Der U-Boot-Bau auf deutschen Werften. E. S. Mittler und Sohn, Hamburg u. a. 1997, ISBN 3-8132-0512-6, S. 229–232.
  2. Rainer Busch, Hans-Joachim Röll: Der U-Boot-Krieg 1939–1945. Band 2: Der U-Boot-Bau auf deutschen Werften. E. S. Mittler und Sohn, Hamburg u. a. 1997, ISBN 3-8132-0512-6, S. 56–57.
  3. Georg Högel: Embleme, Wappen, Malings deutscher U-Boote 1939–1945. 5. Auflage. Koehlers Verlagsgesellschaft mbH, Hamburg 2009, ISBN 978-3-7822-1002-7, S. 114.
  4. Rainer Busch, Hans-Joachim Röll: Der U-Boot-Krieg 1939–1945. Band 2: Der U-Boot-Bau auf deutschen Werften. E. S. Mittler und Sohn, Hamburg u. a. 1997, ISBN 3-8132-0512-6, S. 368.
  5. Rainer Busch, Hans-Joachim Röll: Der U-Boot-Krieg 1939–1945. Band 3: Deutsche U-Boot-Erfolge von September 1939 bis Mai 1945. E. S. Mittler und Sohn, Hamburg u. a. 2001, ISBN 3-8132-0513-4, S. 215.
  6. a b Clay Blair: Der U-Boot-Krieg. Band 2: Die Gejagten, 1942–1945. Heyne, München 1998, ISBN 3-453-16059-2, S. 97.
  7. „Handlungsweise [ … ] war falsch, Boot war abgestellt, um italienischen Bundesgenossen zu retten, nicht zur Rettung von Engländern und Polen.“ Dönitz, zitiert nach: Clay Blair: Der U-Boot-Krieg. Band 2: Die Gejagten, 1942–1945. Heyne, München 1998, ISBN 3-453-16059-2, S. 101.

Koordinaten: 1° 38′ 0″ S, 39° 52′ 0″ W