Vignette – Wikipedia

Vignette aus Von Münsterischen Widertauffern (1589)
Vignette aus Ladies’ Home Companion (1901)

Das Wort Vignette [vɪnˈjɛtə] (aus dem Französischen für „Randverzierung“, „Abzeichen“; von vigneWeinrebe“) bezeichnet ursprünglich eine Kennzeichnung der Rebsorte am Rand eines Weinbergs und das Etikett einer Weinflasche. Später wurde das Wort auf Randverzierungen im Druckwesen übertragen. Inzwischen wird es auch als Synonym für Aufkleber oder Siegel gebraucht.

Arten und Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Buchschmuck[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Buchschmuck bezeichnet es ein ornamentales Zierstück, meist einen Kupferstich oder Holzschnitt[1], oft mit bildlicher Darstellung, auf dem Titelblatt eines Buches (Titelvignette). Auch kleinere Zeichnungen oder Bilder, die einem gedruckten Text zu Beginn oder am Ende eines Kapitels begleitend beigestellt werden, werden als Vignetten bezeichnet.[2] Diese Vignetten wurden von Schriftgießereien oft auch als Bleilettern hergestellt und konnten so problemlos in den Satz integriert werden, da sie im Gegensatz zu Kupferstichen, Klischees etc. bereits auf Normalschrifthöhe (62 2/3 Didot-Punkt/23,566 mm) gegossen wurden.

Malerei[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Vignette wird auch eine Variante der Porträt-Malerei bezeichnet, die besonders im 19. Jahrhundert beliebt war. Dabei werden (oft ovale) Miniaturgemälde angefertigt, die in einem Schmuckstück, beispielsweise einem Amulett, getragen werden können. Besonderes Kennzeichnen der Vignette ist dabei, dass das Bild zu den Rändern hin unschärfer wird und allmählich im Hintergrund verschwindet.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Literatur wird ein kurzer (impressionistischer) Text, der sich auf einen Moment, eine Person, einen Ort, ein Objekt oder eine Idee bezieht, als Vignette bezeichnet.[3] Die Analogie zur Malerei besteht darin, dass die Vignette durch die visuelle Beschreibung – und nicht etwa durch eine Handlung – wirkt.[4][5]

Fotografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Fotografie bezeichnet Vignette eine Maske mit bestimmten Ausschnitten vor einem Objektiv und dient des Weiteren zur Verdeckung bestimmter Stellen eines Negativs beim Kopieren.[6]

Fotografische Postkarten und Porträts weisen häufig einen ähnlichen Effekt auf, der teilweise aus der Beschaffenheit der verwendeten Linsen oder Objektive herrührt, teilweise aber gezielt durch den Einsatz von Filtern erreicht wird.

Neben der Maske beim Fotografieren auf Film oder Herstellen des Bildes auf Papier wird mitunter das vignettiert angefertigte Abbild selbst als Vignette bezeichnet. Vignetten von Personen sind dabei häufig hochoval vignettiert; das Abbild hat dann einen elliptischen Rand, der selbst eine scharfe Kontur haben kann oder aber in einer schmalen Zone mit Dichteverlauf ausläuft; dabei kann hier auch die Schärfe des Abbilds abnehmen. Solche Vignetten sind häufig auf weißem Papier gedruckt, benötigen kein Passe-partout und können zu Gruppenbildern oder Stammbäumen versammelt werden. Auf älteren Grabsteinen sind sie häufig auf gewölbten ovalen Porzellanscheiben zu finden. Querovale Vignetten sind von Landschaften, Ansichten von Städten oder einer Fabrik üblich. Eine Nachtansicht wird typisch vor schwarzem Hintergrund abgebildet.

Film und Video[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erzeugung zweier Vignetten durch Nachbelichten

Bei Filmwerken versteht man unter einer Vignette eine bewusst unbelichtete oder stark verdunkelte Stelle im Bild. Beim Aufzeichnen von bewegten Bildern wurde schon sehr früh versucht, die aus der Fotografie von unbewegten Bildern bekannten Hilfsgegenstände wie zum Beispiel Masken oder Filter zu übernehmen und damit künstlerische Effekte zu erzeugen. Bei der Entwicklung eines Films können mit gezieltem Nachbelichten besondere Vignetten erzeugt werden, die nur als sanfter Schatten über dem Bild liegen und somit keinen Teil vollständig zudecken. Mit entsprechendem Aufwand können Vignetten auch animiert werden.

Seitdem die Aufzeichnung und Bearbeitung von bewegten Bildern hauptsächlich digital abläuft, werden solche Effekte fast ausschließlich durch Compositing erzeugt.

Darüber hinaus gibt es in Werbespots den sogenannten Vignettenfilm, der sich dadurch auszeichnet, dass kurze unzusammenhängende Einstellungen oder Szenen hintereinander geschnitten werden, die in keinem direkten Zusammenhang stehen und dadurch keinen klassischen Storyverlauf erzählen, sondern den Fokus auf ein allgemeines Lebensgefühl legen und offenen Gedanken sowie Assoziationen evozieren soll (siehe auch Abschnitt Erzählung).

Erzählung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Erzählkunst ist eine Vignette ein Fallbeispiel, ein anekdotisch berichtetes Detail oder ein Bericht zu einem volkstümlich feststehenden, szenischen Berichtsmotiv. Kennzeichnend für eine Vignette ist die Detailtreue des Berichts, mit der Bekanntes ausdrücklich benannt und Unbekanntes ebenso ausdrücklich gekennzeichnet wird. Insgesamt will eine Vignette etwas ausdrücklich in seiner Lückenhaftigkeit, Widersprüchlichkeit oder Unverständlichkeit mitteilen. Eine Vignette soll dazu anregen, dass Erzähler und Zuhörer miteinander ins Gespräch kommen. Die Teilnehmer des Gesprächs sollen sich klar werden über das zu Ergänzende, über die Auflösung des nur scheinbar Widersprüchlichen oder über die Konsequenz daraus, dass das Erzählte unauflösbar widersprüchlich bleibt. In der psychologischen und sozialpädagogischen Supervisionsarbeit wird der Begriff ähnlich verwandt.

Straßenverkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Häufig wird mittels einer Vignette angezeigt, dass Maut entrichtet wurde. Die Autobahnvignette ist in diesem Fall ein Aufkleber, der von innen auf die Windschutzscheibe geklebt wird und von außen sichtbar den Gültigkeitszeitraum angibt. Bei einer Kontrolle kann somit schnell festgestellt werden, ob die Maut bezahlt wurde oder nicht. So werden Vignetten für die Maut auf den Autobahnen in Österreich und der Schweiz verwendet, des Weiteren in Slowenien und Rumänien. In der Schweiz wurde bis Ende 2011 die Velovignette als Nachweis für die obligatorische Haftpflichtversicherung für Fahrräder angewendet, ein kleiner Aufkleber mit Jahreszahl auf eine scheckkartengroße Alutafel mit roter Reflexfolie, montiert am hinteren Kotblech oder hinter der Sattelstütze.

Forschung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der qualitativen Forschung bezieht sich der Terminus auch auf kurze, in sich abgeschlossene Szenen in Beobachtungsprotokollen.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Martin Hürlimann (Hrsg.): Das Atlantisbuch der Kunst. Eine Enzyklopädie der bildenden Künste. Zürich 1953
  2. Redaktion für Kunst des Bibliographischen Instituts (Hrsg.): Meyers kleines Lexikon. Kunst. Meyers Lexikonverlag, Mannheim/ Wien/ Zürich 1986, ISBN 3-411-02655-3
  3. 100 Movies, 100 Theaters: Top 10 Interwoven Vignettes. In: 100movies100theaters.blogspot.ca. Abgerufen am 18. April 2016.
  4. The House on Mango Street Writing Style. In: www.shmoop.com. Abgerufen am 18. April 2016.
  5. vignette Meaning in the Cambridge English Dictionary. In: dictionary.cambridge.org. Abgerufen am 18. April 2016.
  6. Redaktion für Kunst des Bibliographischen Instituts (Hrsg.): Meyers kleines Lexikon. Kunst. Meyers Lexikonverlag, Mannheim/ Wien/ Zürich 1986

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Vignette – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Vignette – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Straßenverkehr