Bundesratswahl 1982 – Wikipedia

Die Bundesratswahl 1982 fand am 8. Dezember 1982 statt. Sie wurde nötig, weil die beiden Bundesräte Hans Hürlimann (CVP) und Fritz Honegger (FDP) ihren Rücktritt erklärt hatten.

Ausgangslage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hans Hürlimann, zurückgetretener Bundesrat

Hans Hürlimann wurde am 5. Dezember 1973 als Nachfolger von Roger Bonvin in den Bundesrat gewählt. Er stand dem Eidgenössischen Departement des Innern (EDI) vor.[1] Am 25. August 1982 erklärte er seinen Rücktritt per Ende Jahr.[2]

Fritz Honegger wurde am 7. Dezember 1977 als Nachfolger Ernst Bruggers in den Bundesrat gewählt. Er stand während seiner Amtszeit dem Volkswirtschaftsdepartement vor.[3] Auf den 31. Dezember 1982 trat er zurück.[4]

Kandidatenkür[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachfolge von Hans Hürlimann (CVP)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Hürlimanns Nachfolge bewarben sich in der CVP neben dem schliesslich gewählten Luzerner Ständerat Alphons Egli die Ständeräte Julius Binder (Aargau) und Franz Muheim (Uri) und die beiden Staatsräte und ehemaligen Nationalräte Guy Fontanet (Genf) und Hans Wyer (Wallis). Bei der Kandidatenkür der CVP-Fraktion setzte sich Egli im fünften Wahlgang mit 34 zu 23 Stimmen gegen Wyer durch. Eglis Kandidatur wurde von vielen zeitgenössischen Beobachtern zurückhaltend aufgenommen. Seine Kantonalpartei sah allerdings mit Begeisterung die Chance, dem Kanton Luzern nach 70 Jahren Abwesenheit wieder einen Sitz im Bundesrat zu verschaffen. Egli galt als intelligent, aber auch als konservativ und rechts – dies im Gegensatz zu den eher christlichsozialen Kandidaten Binder und Wyer.[5]

Nachfolge von Fritz Honegger (FDP)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fritz Honegger, zurückgetretener Bundesrat

Der Zürcher Freisinn war seit der Gründung des Bundesstaates fast ununterbrochen im Bundesrat vertreten. Zur Verteidigung dieses Anspruchs kamen für die Zürcher FDP der Unternehmer Ulrich Bremi und der Anwalt und Vizepräsident der FDP-Fraktion in der Bundesversammlung, Rudolf Friedrich, infrage. Friedrich konnte sich in der Zürcher FDP gegen Bremi durchsetzen. Andere Kantonalparteien nominierten ebenfalls einflussreiche Persönlichkeiten. Die FDP Bern trat mit Jean-Pierre Bonny an, dem Direktor des Bundesamts für Industrie, Gewerbe und Arbeit (BIGA). Aus dem Aargau kandidierte der Nationalrat und ehemalige Regierungsrat Bruno Hunziker, aus dem Tessin Ständerat Luigi Generali und aus Basel Paul Wyss, Nationalrat und Direktor der Basler Handelskammer. In der Bundeshausfraktion gestaltete sich die Entscheidungsfindung schwierig. Von den Medien wurde Friedrich eher kritisch beurteilt. Er galt zudem als «Kalter Krieger».[6]

Wahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da sowohl Egli wie auch Friedrich als konservativ und rechts galten, befürchteten manche Beobachter einen Rechtsrutsch. Die SP unterstützte keinen der beiden Kandidaten und beschloss Stimmfreigabe. FDP, CVP, SVP und LPS unterstützten hingegen die Kandidaten der Fraktionen. Am Wahltag sorgte der Zürcher POCH-Nationalrat Andreas Herczog für Aufsehen, der im Namen der PdA/PSA/POCH-Fraktion Stellung gegen beide Kandidaten bezog.[7]

Trotz der Kritik im Vorfeld wurde Egli bereits im ersten Wahlgang gewählt, wenn auch ohne die Stimmen der Linken.[8] Auch Friedrich erreichte das absolute Mehr bereits im ersten Wahlgang. Egli übernahm nach seiner Wahl vom abtretenden Hürlimann das EDI. Friedrich übernahm von Kurt Furgler das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement (EJPD).[9]

Detailergebnisse der Ersatzwahl von Hans Hürlimann[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alphons Egli, neu gewählter Bundesrat
1. Wahlgang
ausgeteilte Wahlzettel 245[10]
eingegangene Wahlzettel 245
leer/ungültig 1/0
gültig Total 244
absolutes Mehr 123
Alphons Egli 125
Julius Binder (CVP) 60
Hans Wyer (CVP) 31
Verschiedene (darunter auch Guy Fontanet (CVP)) 28

Detailergebnisse der Ersatzwahl von Fritz Honegger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rudolf Friedrich, neu gewählter Bundesrat
1. Wahlgang
ausgeteilte Wahlzettel 245
eingegangene Wahlzettel 245
leer/ungültig 0/0
gültig Total 245
absolutes Mehr 123
Rudolf Friedrich 130
Jean-Pierre Bonny (FDP) 47
Luigi Generali (FDP) 36
Paul Wyss (FDP) 15
Verschiedene 17

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Urs Altermatt; Urs C. Reinhardt: Hans Hürlimann. In: Urs Altermatt (Hrsg.): Das Bundesratslexikon. NZZ Libro, Zürich 2019, ISBN 978-3-03810-218-2, S. 529–535, hier S. 530 f.
  2. Hans Moos: Alphons Egli. In: Urs Altermatt (Hrsg.): Das Bundesratslexikon. NZZ Libro, Zürich 2019, ISBN 978-3-03810-218-2, S. 563–569, hier S. 564.
  3. Felix E. Müller, Sigmund Widmer: Fritz Honegger. In: Urs Altermatt (Hrsg.): Das Bundesratslexikon. NZZ Libro, Zürich 2019, ISBN 978-3-03810-218-2, S. 543–549, hier S. 544 f.
  4. Felix E. Müller: Rudolf Friedrich. In: Urs Altermatt (Hrsg.): Das Bundesratslexikon. NZZ Libro, Zürich 2019, ISBN 978-3-03810-218-2, S. 570–577, hier S. 571.
  5. Hans Moos: Alphons Egli. In: Urs Altermatt (Hrsg.): Das Bundesratslexikon. NZZ Libro, Zürich 2019, ISBN 978-3-03810-218-2, S. 563–569, hier S. 564 f.
  6. Felix E. Müller: Rudolf Friedrich. In: Urs Altermatt (Hrsg.): Das Bundesratslexikon. NZZ Libro, Zürich 2019, ISBN 978-3-03810-218-2, S. 570–577, hier S. 571 f.
  7. Hans Moos: Alphons Egli. In: Urs Altermatt (Hrsg.): Das Bundesratslexikon. NZZ Libro, Zürich 2019, ISBN 978-3-03810-218-2, S. 563–569, hier S. 564 f.
  8. Hans Moos: Alphons Egli. In: Urs Altermatt (Hrsg.): Das Bundesratslexikon. NZZ Libro, Zürich 2019, ISBN 978-3-03810-218-2, S. 563–569, hier S. 565.
  9. Felix E. Müller: Rudolf Friedrich. In: Urs Altermatt (Hrsg.): Das Bundesratslexikon. NZZ Libro, Zürich 2019, ISBN 978-3-03810-218-2, S. 570–577, hier S. 572.
  10. Die Zahlen im gesamten Artikel folgen: Parlamentsdienste: Resultate der Wahlen des Bundesrats, der Bundeskanzler und des Generals. (PDF;541 kB) S. 48, abgerufen am 29. Februar 2020.