Harriman Cup – Wikipedia

Der Harriman Cup war ein alpines Skirennen in Sun Valley im US-Bundesstaat Idaho, das von 1937 bis 1965 ausgetragen wurde. Es zählte in dieser Zeit zu den bedeutendsten und anspruchsvollsten Skirennen in den Vereinigten Staaten und war neben den stärksten nordamerikanischen Skirennläufern auch regelmäßig mit den besten Athleten aus Europa besetzt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Dezember 1936 wurde das Skigebiet in Sun Valley von W. Averell Harriman eröffnet. Er beschloss, dort ein Skirennen nach dem Vorbild des in Europa ausgetragenen Arlberg-Kandahar-Rennens[1] in Form einer Kombination aus Abfahrt und Slalom auszutragen. Das erste Rennen fand am 13. und 14. März 1937 unter dem Namen Sun Valley Open International Tournament am Boulder Mountain nördlich von Sun Valley statt. Von 44 Teilnehmern erreichten 39 das Ziel. Erster Sieger war der US-Amerikaner Dick Durrance. Das Rennen wurde später in Harriman Challenge Cup, verkürzt Harriman Cup umbenannt.

Ab 1938 gab es auch Damenrennen beim Harriman Cup, welche im Premierenjahr die US-Amerikanerin Grace Carter Lindley gewann. Bei den Herren waren mit dem Deutschen Ulrich Beutter in der Abfahrt und dem Schweizer Walter Prager im Slalom erstmals zwei Europäer erfolgreich, doch den eigentlichen Sieg im Harriman Cup, den Gewinn der Kombinationswertung, holte zum zweiten Mal Dick Durrance. Zwei Jahre später gelang es Durrance als erstem von insgesamt nur zwei Rennläufern, ein drittes Mal den Harriman Cup genannten Pokal für den Sieg in der Kombination zu gewinnen.

Ab 1939 wurden die Wettkämpfe nicht mehr am Boulder Mountain, sondern auf verschiedenen Pisten am Bald Mountain, dem zentralen Berg des Sun-Valley-Skigebietes, ausgetragen. Ab diesem Jahr reihten sich bei den Herren einige gebürtige Österreicher in die Siegerliste ein, die aufgrund der politischen Umstände in die USA ausgewandert und dort als Skilehrer tätig waren. Unter ihnen Friedl Pfeifer, der 1939 die Nachfolge Hans Hausers als Skischuldirektor in Sun Valley übernommen hatte. Die Damenrennen gewann 1939 die Schweizerin Erna Steuri, während 1940 die erst 15-jährige US-Amerikanerin Marilyn Shaw zur jüngsten Siegerin der Harriman-Kombination wurde. 1942 mussten die Damenrennen abgesagt werden.

Von 1943 bis 1946 konnte die Veranstaltung wegen des Zweiten Weltkrieges nicht ausgetragen werden. Die Wintersportanlagen waren geschlossen und in Sun Valley ein Krankenhaus der U.S. Navy untergebracht. Als im Dezember 1946 der Wintersportbetrieb wieder begann, wurde auch der Harriman Cup wieder veranstaltet. In den ersten Nachkriegsjahren konnten mehrere Franzosen das Rennen gewinnen: 1947 siegte Georgette Thiollière in allen drei Disziplinen, 1949 taten es ihr Henri Oreiller und Lucienne Schmith-Couttet gleich. Das Jahr 1950 sah einen Dreifachsieg der 18-jährigen US-Amerikanerin Andrea Mead. 1953 gewann sie ein zweites Mal die Abfahrt und die Kombination.

Nach einigen Siegen kanadischer Skiläufer (unter anderem gewann Ernie McCulloch die Kombinationen 1951 und 1952) gab es in den 1950er-Jahren eine Reihe österreichischer Siege im Harriman Cup, allen voran durch Christian Pravda. Er siegte 1953 in Abfahrt und Kombination und 1956 sowie 1959 in allen drei Disziplinen, womit er nach Dick Durrance der Zweite war, der den Harriman Pokal für den Kombinationssieg dreimal gewinnen konnte. Die Abfahrt des Jahres 1953 war durch besonders schlechtes Wetter geprägt. Starker Schneefall und große Neuschneemengen forderten viele Verletzte. Anderl Molterer (1955) und Toni Sailer (1957) sowie Putzi Frandl (1959) und Marianne Jahn (1960) gewannen jeweils einmal die Harriman-Kombination.

Zu Beginn der 1960er-Jahre war der Harriman Cup mit Kombinationssiegen von Jimmy Heuga und Barbara Ferries (1961) sowie Bud Werner und Jean Saubert (1963) wieder fest in US-amerikanischer Hand. Den letzten „klassischen“ Harriman Cup im Jahr 1965 gewannen der Österreicher Karl Schranz und die Französin Marielle Goitschel. In den Jahren 1975 und 1977 wurde nochmals ein Kombinationswettkampf unter dem Namen Harriman Cup am Bald Mountain veranstaltet, welcher diesmal allerdings aus einem Riesenslalom und einem Slalom bestand. Die Sieger waren Ingemar Stenmark (1975 und 1977) sowie Hanni Wenzel (1975) und Lise-Marie Morerod (1977). Die einzelnen Rennen, nicht aber die Kombinationswertung, zählten in beiden Jahren zum 1967 eingeführten Weltcup.

Siegerliste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Disziplin Herren Damen
1937 Abfahrt Vereinigte Staaten 48 Dick Durrance
Slalom Vereinigte Staaten 48 Dick Durrance
Kombination Vereinigte Staaten 48 Dick Durrance
1938 Abfahrt Deutsches Reich NS Ulrich Beutter Vereinigte Staaten 48 Grace Carter Lindley
Slalom Schweiz Walter Prager Vereinigte Staaten 48 Grace Carter Lindley
Kombination Vereinigte Staaten 48 Dick Durrance Vereinigte Staaten 48 Grace Carter Lindley
1939 Abfahrt Vereinigte Staaten 48 Toni Matt Schweiz Erna Steuri
Slalom Vereinigte Staaten 48 Friedl Pfeifer Schweiz Erna Steuri
Kombination Vereinigte Staaten 48 Peter Radacher Schweiz Erna Steuri
1940 Abfahrt Vereinigte Staaten 48 Dick Durrance Vereinigte Staaten 48 Grace Carter Lindley
Slalom Vereinigte Staaten 48 Friedl Pfeifer Vereinigte Staaten 48 Nancy Reynolds
Kombination Vereinigte Staaten 48 Dick Durrance Vereinigte Staaten 48 Marilyn Shaw
1941 Abfahrt Vereinigte Staaten 48 Siegfried Engl Vereinigte Staaten 48 Gretchen Fraser
Slalom Vereinigte Staaten 48 Friedl Pfeifer Vereinigte Staaten 48 Nancy Reynolds
Kombination Vereinigte Staaten 48 Friedl Pfeifer Vereinigte Staaten 48 Gretchen Fraser
1942 Abfahrt Vereinigte Staaten 48 Barney McLean
Slalom Vereinigte Staaten 48 Gordon Wren
Kombination Vereinigte Staaten 48 Barney McLean
1947 Abfahrt Schweiz Edi Rominger Frankreich 1946 Georgette Thiollière
Slalom Vereinigte Staaten 48 Barney McLean Frankreich 1946 Georgette Thiollière
Kombination Schweiz Edi Rominger Frankreich 1946 Georgette Thiollière
1948 Abfahrt Vereinigte Staaten 48 Jack Reddish Vereinigte Staaten 48 Jannette Burr
Slalom Vereinigte Staaten 48 Jack Reddish Vereinigte Staaten 48 Anne Winn
Kombination Vereinigte Staaten 48 Jack Reddish Vereinigte Staaten 48 Suzanne Harris
1949 Abfahrt Frankreich Henri Oreiller Frankreich Lucienne Schmith-Couttet
Slalom Frankreich 1946 Henri Oreiller Frankreich 1946 Lucienne Schmith-Couttet
Kombination Frankreich 1946 Henri Oreiller Frankreich 1946 Lucienne Schmith-Couttet
1950 Abfahrt Osterreich Hans Nogler Vereinigte Staaten 48 Andrea Mead
Slalom Frankreich 1946 François Baud Vereinigte Staaten 48 Andrea Mead
Kombination Osterreich Hans Nogler Vereinigte Staaten 48 Andrea Mead
1951 Abfahrt Vereinigte Staaten 48 Verne Goodwin Kanada 1921 Rhona Wurtele
Slalom Vereinigte Staaten 48 Jack Reddish Kanada 1921 Sandra Tomlinson
Kombination Kanada 1921 Ernie McCulloch Kanada 1921 Rhona Wurtele
1952 Abfahrt Kanada 1921 Ernie McCulloch Kanada 1921 Rhona Wurtele-Gillis
Slalom Osterreich Hans Nogler
Schweiz Otto von Allmen
Vereinigte Staaten 48 Mary Jane Marin
Kombination Kanada 1921 Ernie McCulloch Vereinigte Staaten 48 Lois Woodworth
1953 Abfahrt Osterreich Christian Pravda Vereinigte Staaten 48 Andrea Mead-Lawrence
Slalom Norwegen Stein Eriksen Vereinigte Staaten 48 Sally Neidlinger
Kombination Osterreich Christian Pravda Vereinigte Staaten 48 Andrea Mead-Lawrence
1954 Abfahrt Vereinigte Staaten 48 Jack Reddish Vereinigte Staaten 48 Jannette Burr
Slalom Vereinigte Staaten 48 Tom Corcoran Vereinigte Staaten 48 Jannette Burr
Kombination Vereinigte Staaten 48 Tom Corcoran Vereinigte Staaten 48 Jannette Burr
1955 Abfahrt Osterreich Martin Strolz Schweiz Madeleine Berthod
Slalom Schweiz Martin Julen Osterreich Thea Hochleitner
Kombination Osterreich Anderl Molterer Schweiz Madeleine Berthod
1956 Abfahrt Osterreich Christian Pravda Vereinigte Staaten 48 Sally Deaver
Slalom Osterreich Christian Pravda Vereinigte Staaten 48 Sally Deaver
Kombination Osterreich Christian Pravda Vereinigte Staaten 48 Sally Deaver
1957 Abfahrt Osterreich Toni Sailer Schweiz Frieda Dänzer
Slalom Osterreich Toni Sailer Norwegen Inger Bjørnbakken
Kombination Osterreich Toni Sailer Frankreich Thérèse Leduc
1959 Abfahrt Osterreich Christian Pravda Osterreich Putzi Frandl
Slalom Osterreich Christian Pravda Vereinigte Staaten 48 Linda Meyers
Kombination Osterreich Christian Pravda Osterreich Putzi Frandl
1960 Abfahrt Schweiz Willi Forrer Osterreich Putzi Frandl
Slalom Osterreich Mathias Leitner Osterreich Traudl Hecher
Kombination Frankreich Adrien Duvillard Osterreich Marianne Jahn
1961 Abfahrt Vereinigte Staaten Bud Werner Vereinigte Staaten Barbara Ferries
Slalom Vereinigte Staaten Billy Kidd Vereinigte Staaten Barbara Ferries
Kombination Vereinigte Staaten Jimmy Heuga Vereinigte Staaten Barbara Ferries
1963 Abfahrt Vereinigte Staaten Bud Werner Vereinigte Staaten Jean Saubert
Slalom Vereinigte Staaten Bud Werner Vereinigte Staaten Jean Saubert
Kombination Vereinigte Staaten Bud Werner Vereinigte Staaten Jean Saubert
1965 Abfahrt Osterreich Karl Schranz Frankreich Marielle Goitschel
Slalom Osterreich Karl Schranz Frankreich Marielle Goitschel
Kombination Osterreich Karl Schranz Frankreich Marielle Goitschel

In den 1970er-Jahren gab es erneut Rennen in Sun Valley unter dem Namen Harriman Cup, die diesmal aus Riesenslalom und Slalom bestanden:

Jahr Disziplin Herren Damen
1975 Riesenslalom Schweden Ingemar Stenmark Schweiz Lise-Marie Morerod
Slalom Italien Gustav Thöni Liechtenstein 1937 Hanni Wenzel
Kombination Schweden Ingemar Stenmark Liechtenstein 1937 Hanni Wenzel
1977 Riesenslalom Schweden Ingemar Stenmark Schweiz Lise-Marie Morerod
Slalom Vereinigte Staaten Phil Mahre Frankreich Perrine Pelen
Kombination Schweden Ingemar Stenmark Schweiz Lise-Marie Morerod

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Luanne Pfeifer and the Skiing Heritage Editorial Board: The One And Only Gretchen. In: Skiing Heritage. Vol. 6, No. 2, Fall 1994, S. 8 (online bei Google Books)