Matthias Creutziger – Wikipedia

Matthias Creutziger (* 1951 in Härtensdorf) ist ein deutscher Fotograf, der vor allem in den Bereichen Jazz, Klassische Musik, Theater und Bildende Kunst tätig ist.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Sächsische Staatskapelle Dresden mit ihrem Chefdirigenten Christian Thielemann, Semperoper 2018, Fotografie von Matthias Creutziger

Creutziger absolvierte nach Ende der Schulzeit eine Lehre als Maurer[1] und legte 1970 sein Abitur an der Volkshochschule in Zwickau nach. Es folgte ein Hochbaustudium in Cottbus und Dresden[2] und anschließend bis 1983 die Arbeit als Projektant in Dresden.[3]

Im Jahr 1988 reiste Creutziger mit seiner Familie aus der DDR aus[2] und ließ sich zunächst in Hannover, später in Rheinland-Pfalz nieder. Seit 2003 lebt er wieder in Dresden.[4]

Anfang April 2020 erkrankte Creutziger schwer an COVID-19. Er lag fast fünf Wochen im Koma.[5]

Künstlerischer Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits früh kam Creutziger mit der Musik in Kontakt und gründete zu Schulzeiten eine Band; zwischen 1967 und 1977 spielte er in verschiedenen Rock- und Bluesbands Schlagzeug.[6][7] Im Jahr 1976 veröffentlichte Creutziger in der Zeitung Die Union seinen ersten Artikel zum Thema Jazz.[2] Weitere Beiträge folgten; ab 1979 entstanden erste Fotos von Jazzkonzerten. Als Fotograf ist er Autodidakt.[6] Ab 1983 arbeitete Creutziger als freiberuflicher Fotograf und war von 1982 bis 1984[3] Herausgeber des DDR-Jazzkalenders.[8] Über die „Arbeitsgruppe Theaterplakat“, eine zum Dresdner Staatsschauspiel gehörende freie Künstlergruppe, fand Creutziger Mitte der 1980er-Jahre auch zur Opernfotografie.[9]

Zwischen 1989 und 1991 war er Jazzreferent des Landesmusikrates Niedersachsen. Im Jahr 1989 wurde er in die Deutsche Gesellschaft für Photographie berufen.[1]

Ab 1990 arbeitete Creutziger als Auftragsfotograf unter anderen für des Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester, die Schwetzinger Festspiele und für das Theater der Stadt Heidelberg.[10] Daneben war er auch als Jazzkritiker und Organisator von Konzerten insbesondere in Dresden und in Ludwigshafen aktiv. Zwischen 1992 und 2008 arbeitete er als Hausfotograf des Dresdner Zentrums für zeitgenössische Musik, war von 1994 bis 2004 Hausfotograf des Theaters im Pfalzbau (Ludwigshafen). Von 2003 bis 2016[9] war Creutziger offizieller Theaterfotograf an der Semperoper in Dresden. Ebenfalls arbeitet Creutziger als ständiger Fotograf für die Sächsische Staatskapelle Dresden und seit 2004 als Hausfotograf des Jazzclubs Tonne. Creutziger ist gelegentlich auch journalistisch tätig, so für die Tageszeitung Dresdner Neueste Nachrichten und die Zeitschrift Sax.

Creutziger stellt seine Fotografien seit den 1980er-Jahren auch außerhalb Deutschlands in Einzel- und Gruppenausstellungen aus, so war beispielsweise die Ausstellung Jazz Photography 1998 in Ljubljana zu sehen.[11] Er war unter anderem mit Fotos an der Wanderausstellung Freejazz in der DDR. Weltniveau im Überwachungsstaat der Bundeszentrale für politische Bildung über den Jazz in der DDR beteiligt, die von 2013 bis 2014 in verschiedenen Städten Deutschlands gezeigt wurde.[12] Creutziger legte mehrere Bildbände mit eigenen Jazzfotos vor; zudem konnte er Fotografien zu zahlreichen Büchern beisteuern. Eine intensive Zusammenarbeit erfolgte ab den 1980er-Jahren mit dem Grafiker Jürgen Haufe, der Creutzigers Fotografien „collagiert, übermalt, fragmentiert“[13] als Grundlage für Musikplakate nutzte. Haufe verstarb 1999; die Ausstellung Faszination Jazz. Spuren einer Freundschaft zeigte 2002 Arbeiten von Creutziger und Haufe;[14] 2014 folgte die Ausstellung Jürgen Haufe – Grafik; Matthias Creutziger – Fotografie in Freital.

Im Jahr 2000 wurde Creutziger auf der 5. Porträtfotoschau Deutschlands für seine Porträtfotografie Noch sieben Schritte bis zum Universum: Der Jazzpianist Michel Petrucciani mit dem ersten Preis der Gesellschaft für Fotografie ausgezeichnet.[10][15] Im Jahr 2018 erhielt sein Kuba-Kalender Que bolá Cuba? einen Gregor Photo Calendar Award.[16] Im März 2019 gewann Creutziger für seinen Kalender Souks Inside über Märkte in Marokko eine Bronzemedaille beim Japan Award[17] sowie den Gregor Calender Award in Bronze.[18] Für den Kalender Macropolis 2020 – Die Zeit existiert nicht wurde Creutziger im Januar 2020 mit dem Grand Prix des Gregor Calendar Award ausgezeichnet.[18] Diesen Preis erhielt er auch 2021 für den Kalender Sehsucht mit großformatigen Schaufensterpuppen aus der Art-Deco-Zeit.

Matthias Creutzigers beeindruckende Porträts von Musikerinnen und Musikern in Schwarzweiß zeichnen sich durch eine besondere Intensität aus. Nah dran und meist mit auf der Bühne, weiß er die Konzert- oder Probensituation so in Szene zu setzen, dass seine Fotografien das eigentlich Unmögliche leisten: Musik in ihrem je eigenen Charakter tatsächlich empfinden zu lassen, obgleich die Bilder stumm sind. Bewegung wird in Unschärfe übersetzt, die geschlossenen Augen zeigen konzentrierte Versunkenheit. Neben diesem ausdrucksstarken Werkkomplex stehen andere Serien, die teils auf seine weltweiten Reisen zurückgehen. In Kuba fotografierte er das Straßenleben, in Ländern Südeuropas das Spiel von Licht und Schatten. Die Graffiti in der Dresdner Neustadt als urbane Kunst interessieren ihn ebenso wie die bizarren Verfremdungen, die Bakterien auf im Elbehochwasser 2013 beschädigten Diapositiven verschiedener Reisen hervorriefen.[19]

Werkbestand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schon in den 1980er Jahren erwarb die Deutsche Fotothek ein größeres Konvolut an Abzügen im Format 18 × 24 cm, das durch die Übernahme weiterer Prints von der Musikabteilung der Sächsischen Landesbibliothek ergänzt wurde. Seit der Aufnahme von Matthias Creutziger in das Archiv der Fotografen 2021 wird der Bestand sukzessive ausgebaut und umfasst rund 1.200 Aufnahmen aus einem Zeitraum, der von den späten 1970er Jahren bis in die Gegenwart reicht. Thematische Schwerpunkte sind Porträts von Musikerinnen und Musikern, Künstlerinnen und Künstlern, Dokumentationen von Live-Konzerten aus dem Bereich Jazz, Impressionen aus Südeuropa und New York sowie eher der Foto-Grafik zuzuordnende Kompositionen.[19][20]

Weitere Fotoarbeiten von Creutziger befinden sich unter anderem in den Sammlungen der Kupferstichkabinette Dresden, Leipzig und Berlin, der Staatlichen Museen Berlin und Chemnitz, der Kestnergesellschaft Hannover, des Jazzinstituts Darmstadt und des Lippmann+Rau-Musikarchives Eisenach.

Einzel- und Doppelausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jazzphotographie, Wolke-Verlag, Hofheim 1996
  • Klangvoll, LJO Rheinland-Pfalz, Konz 1998
  • Faszination Jazz, Koenig & Bauer AG, Radebeul 2001 (mit Jürgen Haufe)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Biographie auf www.creutziger.de (Stand 22. Februar 2020)
  2. a b c Christian Ruf: „Kunst darf keine Grenzen kennen“. In: Sächsische Zeitung, 14. März 2012, S. 9.
  3. a b Matthias Creutziger (Kurzbiografie). In: Matthias Creutziger: Jazzphotographie. Wolke Verlag, Hofheim 1996, S. 2.
  4. Mathias Bäumel: Jazz-Fotos: Sichtbare Psychogramme einer abenteuerlichen Musik. In: Matthias Creutziger: Jazzphotographie. Wolke Verlag, Hofheim 1996, S. 10.
  5. Jörg Schurig: Dresdner Fotograf hat Corona besiegt. In: Sächsische Zeitung. 13. August 2020 (kostenpflichtig online [abgerufen am 13. August 2020]).
  6. a b Kurzporträt (Jazzpages)
  7. a b Michael Ernst: Aus dem Geist der Musik heraus. Fotografische Themen-Trilogie von Matthias Creutziger in der Galerie Beyer. In: Dresdner Neueste Nachrichten, 31. Januar 2012, S. 11.
  8. Biografie von Matthias Creutziger auf jazzclubtonne.de
  9. a b Florian Zinnecker: Wie im Rausch (Porträt Matthias Creutziger). In: Opernwelt, April 2017, S. 58.
  10. a b Kultur Südwest (SWR) vom 1. März 2000
  11. Mathias Bäumel: Sensible Porträts schöpferischer Musik. In: Dresdner Neueste Nachrichten, 2. Juli 1998.
  12. Hinweis zur Ausstellung auf erinnerungslabor.de
  13. Mathias Bäumel: Solo: Jazz visuell. In: Andrea Wolter, Heinz Weise (Hrsg.): Dresdner Musikführer. Verlags- und Publikzistikhaus, Dresden 2007, S. 335.
  14. Wolfgang Zimmermann: Von zwei Sachsen, die die Seele des Jazz eingefangen haben. In: Sächsische Zeitung, 25. September 2002, S. 9.
  15. 5. Porträtfotoschau Deutschlands auf www.gff-foto.de (Stand 23. Dezember 2018)
  16. Preisträger 2018 auf www.graphischer-klub-stuttgart.de (Stand 23. Dezember 2018)
  17. Dresdner Fotograf mit Kalender in Japan erfolgreich. www.welt.de, 13. März 2019, abgerufen am 13. März 2019.
  18. a b Kunst mit Schimmel: Dresdner und Meißner erhalten Preis für Kalender. dnn.de, 25. Januar 2020.
  19. a b Kerstin Delang & Agnes Matthias: Creutziger, Matthias. Deutsche Fotothek, abgerufen am 29. März 2023.
  20. Deutsche Fotothek übernimmt Werk des Dresdner Fotografen Matthias Creutziger. Sächsische Landesbibliothek — Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, 12. April 2023, abgerufen am 12. April 2023.
  21. Notiz zur Ausstellung von Bernd Reznicek in Hochschulzeitung, Pädagogische Hochschule Karl Friedrich Wilhelm Wander, 16. September 1985.
  22. Axel Schöne: Dynamik – Konzentration – Authentizität. Zur Ausstellung „Jazzporträts – Fotos von Matthias Creutziger“. In: Hochschulzeitung, Pädagogische Hochschule Karl Friedrich Wilhelm Wander, 12. Juni 1985, S. 8.
  23. Mathias Bäumel: Sensible Porträts schöpferischer Musik. In: Dresdner Neueste Nachrichten, 2. Juli 1998.
  24. Thomas Seifert: Ein Augenblick Jazz. In: Thüringer Allgemeine, 2. Januar 2002.
  25. Wolfgang Zimmermann: Von zwei Sachsen, die die Seele des Jazz eingefangen haben. In: Sächsische Zeitung, 25. September 2002, S. 9.
  26. Michael Ernst: Theaterfotograf mit Liebe zum Jazz. musik-in-dresden.de, 13. Juni 2010.
  27. Mathias Bäumel: Magie und Irritation – Fotoausstellung historischer Perückenköpfe. musik-in-dresden.de, 7. Juni 2010.
  28. Kunstparkplatz 2010 – Matthias Creutziger. parkplaetze-dresden.de, abgerufen am 23. Dezember 2018.
  29. „Magie und Irritation“ – Porträts historischer Schaufensterpuppen, kunstportal-pfalz.de, abgerufen am 23. Dezember 2018.
  30. Matthias Creutziger: „Jazz“ Andere Welten, kunstportal-pfalz.de, abgerufen am 23. Dezember 2018.
  31. Klaus Ehring: Ausstellung mit Fotos von Matthias Creutziger in Arnstädter Kunsthalle. In: Thüringer Allgemeine, via kunsthalle-arnstadt.de, 9. November 2011.
  32. Karin Weber: Ausstellung erinnert an den Dresdner Maler Jürgen Haufe. dnn.de, 9. September 2015.
  33. Aldo Lindhorst: Klangwerkstatt mit Günter Baby Sommer und Sommer-Konzert in Dresdner Frühjahrsschau. dnn.de, 5. April 2016.
  34. „Jazzblut“ – Fotografien von Matthias Creutzinger im Kulturforum Schleswig-Holstein-Haus zu sehen. schwerin.de, 26. November 2019.
  35. DTzM – Fotografien von Matthias Creutziger. Abgerufen am 13. April 2023 (deutsch).