Sieversdorf (Jacobsdorf) – Wikipedia

Sieversdorf
Gemeinde Jacobsdorf
Koordinaten: 52° 23′ N, 14° 22′ OKoordinaten: 52° 22′ 42″ N, 14° 22′ 26″ O
Höhe: 85 m
Einwohner: 276 (30. Jun. 2017)[1]
Eingemeindung: 26. Oktober 2003
Postleitzahl: 15236
Vorwahl: 033608

Sieversdorf ist ein Ortsteil der Gemeinde Jacobsdorf (Mark)[2] südöstlich von Berlin im Landkreis Oder-Spree in Brandenburg.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeindegliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sieversdorf ist rechtswirksam mit dem 26. Oktober 2003 Ortsteil von Jacobsdorf (Mark). Der Ort hat einen eigenen Ortsbürgermeister.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gutshaus Sieversdorf

Der Name „sifridstorff“ findet sich bereits in einer Urkunde vom 3. Juli 1353, als „Claus sifridstorff“ neben anderen Mitgliedern der Schlächtergilde zu Frankfurt (Oder) erwähnt wurde.[3] Im Jahre 1393 wurde der Ort „Syuerstorp“ in einer Urkunde erwähnt, welche Heinrich von Strantz auf Sieversdorf belehnte. Die Familie von Strantz war ebenfalls zu Petersdorf und Petershagen begütert. Sieversdorf, später auch Sifritzdorf[4] genannt, war ein Dorf mit Rittersitz, Kirche, Pfarre und Schule, und hatte ursprünglich vierundsechzig Hufen. Es blieb in Familienbesitz bis 1777, dann verkaufte der Königliche Major Bogislaw Ehrentreich Wilhelm von Strantz, mangels Erben, Sieversdorf an den Königlichen Geheimen Rath Ludwig von la Motte. Dieser behielt das Dorf nur kurz, 1782 erwarb die Familie von Rohr den Ort und nach dem Tode des Herrn von Rohr gelangte er 1789 in den Besitz des Königlichen Oberamtmanns Philipp Heinrich Karbe (1743–1799), Pächter der Königlichen Domänen Chorin und Gramzow. Nach dem Tod des Oberamtmanns 1799 wurde vormundschaftlich verwaltet, 1809 wurde sein Sohn Friedrich Ernst Leopold Karbe Erbherr auf Sieversdorf. Nach seinem Tod 1857 erbte sein ältester Sohn Carl Friedrich Ferdinand Leopold Karbe, ihm sind vermutlich die Umbauten im Schloss und die Neugestaltung des Parks zuzuschreiben. Nach dem 1879 erstmals publizierten Generaladressbuch der Rittergutsbesitzer von Preußen besaß Karbe eine Fläche von 786,25 ha. Man betrieb auch eine Brennerei.[5]

Karl Julius Wilhelm Ewald von Stünzner-Karbe auf Sieversdorf (1872–1934) war seit 1894[6] der Rittergutsbesitzer, da sein Onkel, der Abgeordnete für den Preußischen Landtag,[7] Ferdinand Karbe (* 22. Februar 1825 in Clauswalde; † 11. März 1891 in Berlin), Besitzer der Rittergüter Clauswalde und Sieversdorf, unverheiratet und kinderlos starb. Als Erben wurden die Kinder seines Schwagers Benno Karl Ewald von Stünzner eingesetzt,[8] bis hin zum Enkel Peter von Stünzner-Karbe, verheiratet mit Brigitta Schulz von Heinersdorf.[9] Im Zeitraum der großen Wirtschaftskrise 1929/1930 beinhaltete das Rittergut Sieversdorf des Ritterschaftsrates und Rittmeisters d. R. a. D. Carl von Stünzner-Karbe genau 926 ha, davon 320 ha Wald. Betrieben wurde eine sehr große Schafsviehwirtschaft, Gesamtverwalter war Hans Splinter.[10]

Eine weitere Umgestaltung des Gartens wurde 1944 von den Nachkommen angestrebt und der Gärtner Georg Potente am 10. März 1944 zur Gartenberatung eingeladen, zum Aufmaß Ende November und zur Entwurfszeichnung Anfang Dezember 1944 kam es noch,[11] die Ausführung wurde durch die Umstände des Zweiten Weltkrieges und die folgende Enteignung verhindert.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gutshaus
Der rechteckige, zweigeschossige Putzbau mit Mittelrisalit und neun Achsen, erbaut 1689, war 250 Jahre lang Mittelpunkt des Gutsbetriebes. Ausgestattet mit barocken Stuckdecken, welche der Familie Simonetti zugeschrieben werden, Saal im ersten Stock und barockem Kaminaufsatz, wurde es im 19. Jahrhundert unter Friedrich Ernst Leopold Karbe teilweise um- und ausgebaut. Das große Halbmondfenster in der Mitte des Gebäudes ist Folge des Zeitgeschmacks Gillys, des Vorgängers von Schinkel. Ein Flügel des Hauses enthielt die Schwarze Küche, darüber Gästezimmer und einen Alterssitz der Familie. Seit 1894 im Besitz des Neffen von Ferdinand Karbe (1825–1891), Karl von Stünzner-Karbe, wurde der Betrieb 1945 im Zuge der Bodenreform enteignet und das Gutshaus 1947/1948 zur Hälfte abgetragen. 1993 konnte die Familie von Stünzner-Karbe das Objekt zurück erwerben und sanieren. Die abgerissenen drei Achsen wurden wieder errichtet sowie Dach, Barocksaal und Treppenaufgang renoviert. Bereits seit 1994 finden im Barocksaal regelmäßig Konzerte mit bekannten Künstlern, veranstaltet vom Verein der Kunst- und Denkmalpflege, statt. 2006/2007 war die alte Form, unter Verwendung von EU-Fördermitteln, wiederhergestellt und beherbergt eine Bed & Breakfast Pension. In der alten Hofanlage findet sich die Orgelwerkstatt Scheffler und die Kunst- und Baukeramik Golem, angrenzend ein kleiner Park.[19]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Ort es gibt diverse Firmen, die international bekannt sind, unter anderem die GOLEM GmbH Kunst- und Baukeramik, welche kunsthandwerklich und restauratorisch tätig ist und die Orgelwerkstatt Scheffler. Die Pension an der Orgelwerkstatt nimmt Pilger des Jakobsweges auf.

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Grundschule befindet sich in Briesen (Mark), des Weiteren besteht die Möglichkeit zum Schulbesuch in Müllrose. Weiterführende Schulen gibt es in Frankfurt (Oder) und Fürstenwalde/Spree.

Vereine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Verein „Kunst und Denkmalpflege auf Gut Sieversdorf e. V.“, Träger der Veranstaltungsreihe „Sieversdorfer Konzerte“
  • Verein „Alte Schule“ zur Pflege dörflicher Tradition
  • Sieversdorfer Dorfchor
  • Verein „Feuerwehrverein Sieversdorf e. V.“

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sieversdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Einwohnermeldeamt Amt Odervorland. In: amt-odervorland.de. Amt Odervorland, abgerufen am 23. Februar 2019.
  2. Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2003. StBA.
  3. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis, Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Geschichtsquellen für die Geschichte der Mark Brandenburg und ihrer Regenten, erster Hauptteil, 23. Band. G. Reimer Berlin 1862, S. 60.
  4. Cornelia Willich: Brandenburgisches Namenbuch. VIII. Die Ortsnamen des Landes Lebus. Boehlaus Herrmann Nachf., 1998, ISBN 3-7400-0918-7, S. 131.
  5. P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S. 62–63, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de).
  6. Klaus Gerbet: Carl-Hans Graf von Hardenberg. Edition Hentrich 1993, S. 57 (= Reihe deutsche Vergangenheit, Band 79).
  7. A. Plate: Handbuch für das preußische Haus der Abgeordneten. Ausgabe Januar 1886. W. Moeser Berlin, S. 228.
  8. Wilhelm Freier: Das Land Sternberg, brandenburgische Geschichte mit besonderer Berücksichtigung der Neumark. Verlag der Rosenzweig’schen Buchhandlung, Zielenzig 1892, S. 98.
  9. Kurt Winckelsesser unter Mitwirkung von Harald Richert: Deutsches Geschlechterbuch 1969. Brandenburger Band 2. In: Gesamtreihe DGB. Brandenburger Band 2, DGB Schulz 3 Einzeldruck der Stammfolge. C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1969, DNB 456432728, S. 39–40.
  10. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht: Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg. 1929. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe über 20 ha. Nach amtlichen Angaben. In: Niekammer (Hrsg.): Standardwerk der Land-und Forstwirtschaft. 4. Auflage. Band VII. Niekammer’s Adressbücher-Verlag, Leipzig 1929, S. 242 (martin-opitz-bibliothek.de).
  11. Jörg Wacker: Georg Potente (1876–1945). Akademie-Verlag, 2003, ISBN 3-05-003677-X, S. 14 [Anmerkung: hier fälschlich „Stützner-Karbe“, Sieversdorf]
  12. Lilien, Klatschmohn und Seerosen in Stein gebrannt. In: Lausitzer Rundschau, 11. August 2005.
  13. Neuanfertigung von Terrakotten 2005. steinrestaurierung-hoferick.com
  14. Hans-Georg Wackwitz:: Bei Golem schnurrt der Motor. In: Märkische Oderzeitung. 9. Juli 2009 (moz.de).
  15. Steffen Goettmann: Förderverein saniert Ringofen. In: Märkische Oderzeitung. 22. Juni 2010 (moz.de).
  16. Neuanfertigung dreier Maßwerke 2005
  17. Steine im Klosterformat samt Spenderbrief. In: Märkische Oderzeitung. 20. Dezember 2008 (moz.de).
  18. Tag des offenen Denkmals am 12. September 2010. (PDF; 1,2 MB) kuwi.europa-uni.de
  19. Pausenbeitrag zum Konzert der Reihe GRUNDTON D des Deutschlandfunk vom 21. September 2008 im Gutshaus Sieversdorf