Großer Preis von Brasilien 1976 – Wikipedia

 Großer Preis von Brasilien 1976
Renndaten
1. von 16 Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1976
Streckenprofil
Name: V Grande Prêmio do Brasil
Datum: 25. Januar 1976
Ort: São Paulo
Kurs: Interlagos
Länge: 318,4 km in 40 Runden à 7,96 km

Wetter: sonnig und heiß
Pole-Position
Fahrer: Vereinigtes Konigreich James Hunt Vereinigtes Konigreich McLaren-Ford
Zeit: 2:32,50 min
Schnellste Runde
Fahrer: Frankreich Jean-Pierre Jarier Vereinigtes Konigreich Shadow-Ford
Zeit: 2:35,07 min
Podium
Erster: Osterreich Niki Lauda Italien Ferrari
Zweiter: Frankreich Patrick Depailler Vereinigtes Konigreich Tyrrell-Ford
Dritter: Vereinigtes Konigreich Tom Pryce Vereinigtes Konigreich Shadow-Ford

Der Große Preis von Brasilien 1976 fand am 25. Januar in São Paulo statt und war das erste Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1976.

Berichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ende November 1975 hatte sich ein Flugzeugabsturz ereignet, bei dem neben Graham Hill unter anderem auch Tony Brise, der Stammfahrer des von Hill geleiteten Teams, ums Leben gekommen war. Dies bedeutete auch das Ende des Teams Embassy Hill.

Eine der größten Überraschungen im Vorfeld der Saison 1976 war die Ankündigung des zweimaligen Weltmeisters Emerson Fittipaldi, seinen Vertrag mit dem etablierten Team McLaren nicht zu verlängern und stattdessen in das bislang wenig erfolgreiche Copersucar-Team seines Bruders Wilson Fittipaldi einzusteigen. Den dadurch freigewordenen Platz im Spitzenteam McLaren besetzte Teamchef Teddy Mayer daraufhin mit James Hunt, der aufgrund des aus finanziellen Gründen stark reduzierten Engagements des Hesketh-Teams auf der Suche nach einem neuen Vertrag als Stammfahrer war und somit nun Teamkollege von Jochen Mass wurde.

In finanziellen Schwierigkeiten befand sich vor Saisonbeginn auch das Team Shadow, da sich dessen Hauptsponsor zurückgezogen hatte. Frank Williams fand hingegen nach mehreren Jahren der Unterfinanzierung in Walter Wolf einen zuverlässigen Geldgeber für sein Team. Jacky Ickx wurde daraufhin als Stammfahrer unter Vertrag genommen. Der Stammfahrer des Vorjahres, Jacques Laffite, unterschrieb unterdessen beim Team Ligier, welches sein Landsmann Guy Ligier ins Leben gerufen hatte.

Das Team Lotus startete mit Ronnie Peterson und Mario Andretti in die neue Saison. Große Hoffnungen ruhten auf dem neuen Wagen des Typs 77, der nun endgültig den inzwischen völlig veralteten Typ 72 ablöste.

Die Teams Ferrari und Tyrrell behielten ihre jeweiligen Fahrerpaarungen des Vorjahres bei und verzichteten zu Saisonbeginn auf den Einsatz eines neuen Wagens. Bei Brabham hingegen hatte man mit dem BT45 einen komplett neues Fahrzeug entwickelt und zudem entschieden, mit 12-Zylinder-Motoren von Alfa Romeo anzutreten. Chefentwickler Gordon Murray hoffte, durch die flache Form des Motors ähnliche aerodynamische Vorteile erzielen zu können, wie sie dem Ferrari 312T zugeschrieben wurden, der in der vorangegangenen Saison das beste Auto im Feld gewesen war. Die Fahrerbesetzung des Vorjahres wurde auch bei Brabham zunächst beibehalten, ebenso wie bei March, Shadow und Penske.

Ian Ashley ging für das B.R.M.-Werksteam an den Start und als einziger Neuling wurde zur Saisoneröffnung der einheimische Ingo Hoffmann als zweiter Fahrer des Copersucar-Teams engagiert.

Training[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Abstände zwischen den Rundenzeiten der 22 Teilnehmer des Trainings waren größtenteils gering, sodass sich der Kampf um die Pole-Position spannend gestaltete. Am Ende sicherte sich erstmals James Hunt den besten Startplatz, indem er Niki Laudas Rundenbestzeit um lediglich zwei Hundertstelsekunden unterbot. Die zweite Reihe bildeten Jean-Pierre Jarier und Clay Regazzoni vor Emerson Fittipaldi, der mit dem eigentlich unterlegenen Copersucar eine sehr gute Trainingsleistung zeigte. Neben ihm qualifizierte sich Jochen Mass für die dritte Reihe vor Vittorio Brambilla, John Watson, Patrick Depailler und Carlos Pace.

Vielversprechend verlief auch das Trainingsdebüt des Ligier JS5, mit dem sich Jacques Laffite den elften Startplatz sicherte, während die beiden Lotus-Piloten mit den Plätzen 16 und 18 deutlich hinter den Erwartungen zurückblieben.[1]

Rennen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der durch eine Ampelanlage anstelle der bis dato meist üblichen Flagge freigegebene Start gelang Regazzoni am besten. Er übernahm die Führung vor Lauda, Hunt, Brambilla, Jarier, Mass, Watson und dem schlecht gestarteten Fittipaldi.

Im Verlauf der ersten Runden verloren Mass, Watson und Fittipaldi den Anschluss an die Spitzengruppe, während Pryce den sechsten Rang einnahm und somit gemeinsam mit Jarier, der Brambilla überholte, die ungebrochene Konkurrenzfähigkeit des Vorjahres-Shadow unter Beweis stellte.

In der neunten Runde übernahm Lauda die Spitzenposition vor Regazzoni. Hunt und Jarier überholten den Schweizer ebenfalls. Im Zuge dessen kam es zu leichten Berührungen der Fahrzeuge, die für Regazzoni einen Reparaturstopp erforderlich machten. Als Brambilla wegen eines Problems mit dem Öldruck ausfiel, gelangte Hans-Joachim Stuck auf den sechsten Rang und somit in die Punkteränge.

In den folgenden zwölf Runden blieb die Reihenfolge konstant, obwohl Jarier hartnäckig versuchte, Hunt zu überholen. Dieser fiel schließlich aufgrund von technischen Problemen zurück und schied nach 33. Runden aus. Im folgenden Umlauf geriet Jarier auf Öl, welches Hunts Wagen verloren hatte und drehte sich ins Aus. Beinahe wäre seinem Teamkollegen Pryce Selbiges widerfahren, dieser konnte sich jedoch auf der Strecke halten und verlor lediglich den zweiten Platz an Depailler. Stuck wurde letztendlich Vierter vor Jody Scheckter und Jochen Mass, der aufgrund einer schlechten Anfangsphase in der dritten Runde auf dem 19. Rang gelegen hatte.[2]

Meldeliste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Team Nr. Fahrer Chassis Motor Reifen
Italien Scuderia Ferrari SpA SEFAC 1 Osterreich Niki Lauda Ferrari 312T Ferrari 015 3.0 F12 G
2 Schweiz Clay Regazzoni
Vereinigtes Konigreich Elf Team Tyrrell 3 Sudafrika 1961 Jody Scheckter Tyrrell 007 Ford Cosworth DFV 3.0 V8 G
4 Frankreich Patrick Depailler
Vereinigtes Konigreich John Player Team Lotus 5 Schweden Ronnie Peterson Lotus 77 G
6 Vereinigte Staaten Mario Andretti
Vereinigtes Konigreich Martini Racing 7 Argentinien Carlos Reutemann Brabham BT45 Alfa Romeo 115-12 3.0 F12 G
8 Brasilien 1968 Carlos Pace
Vereinigtes Konigreich Beta Team March 9 Italien Vittorio Brambilla March 761 Ford Cosworth DFV 3.0 V8 G
Vereinigtes Konigreich Lavazza March 10 Italien Lella Lombardi G
Vereinigtes Konigreich March Engineering 34 Deutschland Hans-Joachim Stuck G
Vereinigtes Konigreich Marlboro Team McLaren 11 Vereinigtes Konigreich James Hunt McLaren M23 G
12 Deutschland Jochen Mass
Vereinigtes Konigreich Stanley B.R.M. 14 Vereinigtes Konigreich Ian Ashley BRM P201B BRM P200 3.0 V12 G
Vereinigtes Konigreich Shadow Racing Team 16 Vereinigtes Konigreich Tom Pryce Shadow DN5B Ford Cosworth DFV 3.0 V8 G
17 Frankreich Jean-Pierre Jarier
Vereinigtes Konigreich Frank Williams Racing Cars 20 Belgien Jacky Ickx Williams FW05 G
21 Italien Renzo Zorzi Williams FW04
Frankreich Ligier Gitanes 26 Frankreich Jacques Laffite Ligier JS5 Matra MS73 3.0 V12 G
Vereinigte Staaten Citibank Team Penske 28 Vereinigtes Konigreich John Watson Penske PC3 Ford Cosworth DFV 3.0 V8 G
Brasilien 1968 Copersucar-Fittipaldi 30 Brasilien 1968 Emerson Fittipaldi Copersucar FD04 G
31 Brasilien 1968 Ingo Hoffmann Copersucar FD03

Klassifikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Startaufstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pos. Fahrer Konstrukteur Zeit Ø-Geschwindigkeit Start
01 Vereinigtes Konigreich James Hunt Vereinigtes Konigreich McLaren-Ford 2:32,50 187,908 km/h 01
02 Osterreich Niki Lauda Italien Ferrari 2:32,52 187,884 km/h 02
03 Frankreich Jean-Pierre Jarier Vereinigtes Konigreich Shadow-Ford 2:32,66 187,711 km/h 03
04 Schweiz Clay Regazzoni Italien Ferrari 2:33,17 187,086 km/h 04
05 Brasilien 1968 Emerson Fittipaldi Brasilien 1968 Copersucar-Ford 2:33,33 186,891 km/h 05
06 Deutschland Jochen Mass Vereinigtes Konigreich McLaren-Ford 2:33,59 186,575 km/h 06
07 Italien Vittorio Brambilla Vereinigtes Konigreich March-Ford 2:33,63 186,526 km/h 07
08 Vereinigtes Konigreich John Watson Vereinigte Staaten Penske-Ford 2:33,87 186,235 km/h 08
09 Frankreich Patrick Depailler Vereinigtes Konigreich Tyrrell-Ford 2:34,49 185,488 km/h 09
10 Brasilien 1968 Carlos Pace Vereinigtes Konigreich Brabham-Alfa Romeo 2:34,54 185,428 km/h 10
11 Frankreich Jacques Laffite Frankreich Ligier-Matra 2:34,67 185,272 km/h 11
12 Vereinigtes Konigreich Tom Pryce Vereinigtes Konigreich Shadow-Ford 2:34,84 185,068 km/h 12
13 Sudafrika 1961 Jody Scheckter Vereinigtes Konigreich Tyrrell-Ford 2:35,02 184,854 km/h 13
14 Deutschland Hans-Joachim Stuck Vereinigtes Konigreich March-Ford 2:35,38 184,425 km/h 14
15 Argentinien Carlos Reutemann Vereinigtes Konigreich Brabham-Alfa Romeo 2:35,97 183,728 km/h 15
16 Vereinigte Staaten Mario Andretti Vereinigtes Konigreich Lotus-Ford 2:36,01 183,681 km/h 16
17 Italien Renzo Zorzi Vereinigtes Konigreich Williams-Ford 2:37,07 182,441 km/h 17
18 Schweden Ronnie Peterson Vereinigtes Konigreich Lotus-Ford 2:37,19 182,302 km/h 18
19 Belgien Jacky Ickx Vereinigtes Konigreich Williams-Ford 2:37,62 181,804 km/h 19
20 Brasilien 1968 Ingo Hoffmann Brasilien 1968 Copersucar-Ford 2:40,25 178,821 km/h 20
21 Vereinigtes Konigreich Ian Ashley Vereinigtes Konigreich B.R.M. 2:40,94 178,054 km/h 21
22 Italien Lella Lombardi Vereinigtes Konigreich March-Ford 2:40,95 178,043 km/h 22

Rennen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pos. Fahrer Konstrukteur Runden Stopps Zeit Start Schnellste Runde Ausfallgrund
01 Osterreich Niki Lauda Italien Ferrari 40 0 1:45:16,78 02
02 Frankreich Patrick Depailler Vereinigtes Konigreich Tyrrell-Ford 40 0 + 21,47 09
03 Vereinigtes Konigreich Tom Pryce Vereinigtes Konigreich Shadow-Ford 40 0 + 23,84 12
04 Deutschland Hans-Joachim Stuck Vereinigtes Konigreich March-Ford 40 0 + 1:28,17 14
05 Sudafrika 1961 Jody Scheckter Vereinigtes Konigreich Tyrrell-Ford 40 0 + 1:56,46 13
06 Deutschland Jochen Mass Vereinigtes Konigreich McLaren-Ford 40 1 + 1:58,27 06
07 Schweiz Clay Regazzoni Italien Ferrari 40 1 + 2:15,24 04
08 Belgien Jacky Ickx Vereinigtes Konigreich Williams-Ford 39 0 + 1 Runde 19
09 Italien Renzo Zorzi Vereinigtes Konigreich Williams-Ford 39 0 + 1 Runde 17
10 Brasilien 1968 Carlos Pace Vereinigtes Konigreich Brabham-Alfa Romeo 39 0 + 1 Runde 10
11 Brasilien 1968 Ingo Hoffmann Brasilien 1968 Copersucar-Ford 39 0 + 1 Runde 20
12 Argentinien Carlos Reutemann Vereinigtes Konigreich Brabham-Alfa Romeo 37 0 DNF 15 Kraftstoffmangel
13 Brasilien 1968 Emerson Fittipaldi Brasilien 1968 Copersucar-Ford 37 0 + 3 Runden 05
14 Italien Lella Lombardi Vereinigtes Konigreich March-Ford 36 1 + 4 Runden 22
Frankreich Jean-Pierre Jarier Vereinigtes Konigreich Shadow-Ford 33 0 DNF 03 2:35,07 Unfall
Vereinigtes Konigreich James Hunt Vereinigtes Konigreich McLaren-Ford 32 0 DNF 01 Unfall
Italien Vittorio Brambilla Vereinigtes Konigreich March-Ford 15 1 DNF 07 Öldruckverlust
Frankreich Jacques Laffite Frankreich Ligier-Matra 14 0 DNF 11 gebrochenes Schaltgestänge
Schweden Ronnie Peterson Vereinigtes Konigreich Lotus-Ford 10 0 DNF 18 Unfall
Vereinigte Staaten Mario Andretti Vereinigtes Konigreich Lotus-Ford 06 0 DNF 16 Kollision
Vereinigtes Konigreich John Watson Vereinigte Staaten Penske-Ford 02 0 DNF 08 gebrochene Kraftstoffleitung
Vereinigtes Konigreich Ian Ashley Vereinigtes Konigreich B.R.M. 02 0 DNF 21 defekte Ölpumpe

WM-Stände nach dem Rennen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ersten sechs des Rennens bekamen 9, 6, 4, 3, 2 bzw. 1 Punkt(e).[3]

Fahrerwertung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pos. Fahrer Konstrukteur Punkte
01 Osterreich Niki Lauda Ferrari 9
02 Frankreich Patrick Depailler Tyrrell 6
03 Vereinigtes Konigreich Tom Pryce Shadow 4
Pos. Fahrer Konstrukteur Punkte
04 Deutschland Hans-Joachim Stuck March 3
05 Sudafrika 1961 Jody Scheckter Tyrrell 2
06 Deutschland Jochen Mass McLaren 1

Konstrukteurswertung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pos. Konstrukteur Punkte
01 Italien Ferrari 9
02 Vereinigtes Konigreich Tyrrell 6
03 Vereinigtes Konigreich Shadow 4
Pos. Konstrukteur Punkte
04 Vereinigtes Konigreich March 3
05 Vereinigtes Konigreich McLaren 1

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. „Training“ (Memento vom 16. März 2014 im Internet Archive) (Motorsportarchiv.de; abgerufen am 18. Februar 2012)
  2. „Bericht“ (abgerufen am 18. Februar 2012)
  3. „WM-Stände“ (Memento vom 11. Mai 2005 im Internet Archive) (Motorsportarchiv.de; abgerufen am 18. Februar 2012)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]