Bob-Europameisterschaft 1994 – Wikipedia

Bob-Europameisterschaft 1994
Männer Frauen
Sieger
Zweierbob Deutschland Christoph Langen
Peer Joechel
Viererbob ItalienItalien Günther Huber
Antonio Tartaglia
Stefano Ticci
Mirko Ruggiero
1993
1995

Die Bob-Europameisterschaft 1994 wurde am 19. Januar im Zweierbob und am 22. Januar 1994 im Viererbob zum ersten Mal auf der Kunsteisbahn im französischen La Plagne ausgetragen. Der Wettbewerb am Austragungsort der Olympischen Bobwettbewerbe von 1992 war neben den Bobwettbewerben bei den Olympischen Winterspielen in Lillehammer der Saisonhöhepunkt. Da zwischen der Europameisterschaft und Olympia mit St. Moritz nur noch nur noch eine Weltcupveranstaltung auf Natureis stattfand, war die Beteiligung der europäischen Bobelite recht ansprechend.

Der Schweizer Verband entsandte Olympiasieger Gustav Weder, den frischgebackenen Schweizer Meister Reto Götschi sowie Christian Meili zur EM. Aus Österreich trat mit Hubert Schösser der Bronzemedaillengewinner des Vorjahres an und bei dem Italiener Günther Huber war unter dem neuen Trainer Meinhard Nehmer ein deutlicher Leistungsanstieg zu vermelden. Außenseiterchancen wurden dem Briten Mark Tout eingeräumt. Nur Bundestrainer Raimund Bethge hielt sich angesichts seiner komfortablen Situation bedeckt. Streng nach einem internen Punktesystem wertend hatten sich Sepp Dostthaler und Rudi Lochner im Zweierbob sowie Wolfgang Hoppe und Harald Czudaj mit ihren Besatzungen im Viererbob für Olympia qualifiziert. Auf der Strecke blieb dabei vor allem Christoph Langen, immerhin Bronzemedaillengewinner von Albertville und zweifacher Weltmeister. Aber auch der Winterberger Dirk Wiese, immerhin Vizeeuropameister des Vorjahres, löste kein Olympiaticket und trat so in La Plagne an.

Zweierbob[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Abwesenheit der deutschen Olympiastarter Rudi Lochner und Sepp Dostthaler konnte Christoph Langen auf der schwer zu fahrenden und schnell abbauenden Bahn in La Plagne mit der Startnummer 1 auf der noch unbenutzten Bahn eine nach eigenen Worten Traumfahrt absolvieren und fuhr 22 Hundertstel Vorsprung vor dem Italiener Huber heraus. Der Olympiasieger, fünffache Europameister und Titelverteidiger Gustav Weder zog sich gleich im ersten Lauf eine Adduktorenzerrung im rechten Bein zu und konnte so schon beim Start nicht richtig sprinten. Hinzukommende Fahrfehler führten zu einem Rückstand von 28 Hundertstel auf Langen. Vor dem zweiten Lauf erwog Weder zunächst einen Startverzicht, trat dann aber an. Mit der drittbesten Zeit sicherte er sich so eben noch Bronze vor dem Tschechen Dzmura, der nach einem guten zweiten Lauf das Edelmetall um ganze zwei Hundertstel verpasste. Im Kampf um den Europameistertitel reichte Langen die fünftbeste Zeit, um Huber mit sechs Hundertstel Vorsprung auf den Silberrang zu verweisen. Für Langen war es der erste Europameistertitel. EM-Debütant Peter Hinz aus Winterberg erreichte einen respektablen sechsten Platz. Angesichts der Verletzung bei Gustav Weder verzichtete dieser auf einen Start bei Europameisterschaft im Viererbob.[1][2]

Rang Bob 1. Lauf 2. Lauf Gesamtzeit Rückstand
1 Deutschland Deutschland I
Christoph Langen
Peer Joechel
0:59,64 min 1:00,81 min 2:00,45 min
2 Italien Italien I
Günther Huber
Stefano Ticci
0:59,86 min 1:00,65 min 2:00,51 min +0.06
3 Schweiz Schweiz I
Gustav Weder
Donat Acklin
0:59,92 min 1:00,77 min 2:00,69 min +0.24
4 Tschechien Tschechien I
Jiří Džmura
Pavel Polomský
0:59,99 min 1:00,72 min 2:00,71 min +0.26
5 Schweiz Schweiz II
Reto Götschi
Guido Acklin
1:00,28 min 1:00,77 min 2:01,05 min +0.60
6 Deutschland Deutschland II
Peter Hinz
Michael Liekmeier
1:00,24 min 1:00,90 min 2:01,14 min +0,69
7 Osterreich Österreich II
Gerhard Rainer
Thomas Schroll
1:00,44 min 1:00,84 min 2:01,28 min +0,83
8 Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich II
Sean Olsson
Paul Field
2:01,36 min +0.91
9 Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich I
Mark Tout
Lenny Paul
2:01,45 min +1.00
10 Osterreich Österreich I
Hubert Schösser
Martin Kerbler
2:01,58 min +1.13

Viererbob[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie schon bei der Entscheidung im Zweierbob spielte eine ein niedrige Startnummer auf der schnell abbauenden Bahn in La Plagne eine entscheidende Rolle. In Abwesenheit des verletzten Schweizer Titelverteidigers Gustav Weder und der deutschen Olympiafahrer Wolfgang Hoppe und Harald Czudaj war es zunächst der Brite Mark Tout, der nach dem ersten Lauf mit 4 Hundertsteln Vorsprung knapp vor dem Italiener Huber lag. Im zweiten Lauf drehte Huber den Spieß um und nahm Tout 23 Hundertstel ab, so dass er nach Silber im Zweierbob nun seinen ersten internationalen Titel feiern konnte. Die Silbermedaille für Mark Tout bedeutete die erste internationale Medaille seit 1968 für einen britischen Bob. Nach einer enormen Steigerung im zweiten Durchgang mit Laufbestzeit konnte der Winterberger Dirk Wiese eine kaum noch für mögliche gehaltene Bronzemedaille feiern. Er verwies dabei den Österreicher Hubert Schösser um genau eine Hundertstel Sekunde auf den undankbaren vierten Platz.[3]

Rang Bob 1. Lauf[4] 2. Lauf[4] Gesamtzeit Rückstand
1 Italien Italien I
Günther Huber
Antonio Tartaglia
Stefano Ticci
Mirko Ruggiero
0:58,55 min 0:59,37 min 1:57,92 min
2 Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich I
Mark Tout
George Farrell
Jason Wing
Lenox Paul
0:58,51 min 0:59,60 min 1:58,11 min +0,19
3 Deutschland Deutschland I
Dirk Wiese
Christoph Bartsch
Michael Liekmeier
Wolfgang Haupt
0:59,02 min 0:59,17 min 1:58,19 min +0.27
4 Osterreich Österreich I
Hubert Schösser
Gerhard Redl
Gerhard Haidacher
Thomas Schroll
1:58,20 min +0.28
5 Frankreich Frankreich I
Christoph Flacher
Thierry Tribondeau
Claude Dasse
Max Robert
1:58,32 min +0.40
6 Schweiz Schweiz III
Reto Götschi
Guido Acklin
Robert Grau
Beat Seitz
1:58,34 min +0.42
7 Deutschland Deutschland III
Christoph Langen
Günther Eger
Peer Joechel
Jörg Huber
1:58,56 min +0.64
8 Tschechoslowakei Tschechoslowakei I
Jiří Džmura
Pavel Puškár
Pavel Polomský
Jan Kobián
1:58,70 min +0.78
9 Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich II
Sean Olsson
Dean Ward
John Herbert
Paul Field
1:58,78 min +0.86
10 Schweiz Schweiz I
Christian Meili
René Schmidheiny
Gerold Löffler
Christian Reich
1:58,84 min +0.92
Deutschland Deutschland II
Stephan Bosch
Oliver Felsen
Frank Schnabel
Thomas Platzer

Medaillenspiegel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Nation Gold Silber Bronze
1 Italien Italien 1 1 0
2 Deutschland Deutschland 1 0 1
3 Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 0 1 0
4 Schweiz Schweiz 0 0 1

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Freiburger Nachrichten vom 20. Januar 1994 S.25
  2. Neue Zeit vom 20. Januar 1994 S. 16
  3. Thuner Tagblatt vom 24. Januar 1994 S.13
  4. a b Neue Zeit vom 24. Januar 1994 S. 16